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Gerade erst ist die BlizzCon in den USA vorbei, und erneut hat Blizzard dementiert, dass World of Warcraft auf ein Free to Play-Modell umgestellt werden könnte. Wer dennoch nicht monatlich Geld ausgeben will, um in der Welt von Warcraft seinen Spaß zu haben, dem steht bald eine Möglichkeit zur Verfügung: Mit Hearthstone – Heroes of Warcraft kommt im Frühjahr 2014 ein Sammelkartenspiel für PC und Mac heraus. Versionen für iOS und Android folgen dann im zweiten Quartal des Jahres. Aktuell befindet sich das Spiel noch in der geschlossenen Betaphase, hat aber in dieser bereits eine große Anzahl Spieler. Noch im Dezember soll die offene Beta starten. Die Termine scheinen allerdings in stetigem Fluss zu sein.

Wenn ihr euch auch zur Beta anmelden wollte, dann könnt ihr das im Battle.net.

Das Kartenspiel

Bevor wir uns die Umsetzung, Grafik, Sound etc. ansehen, schauen wir doch erst einmal, wie das Kartenspiel an sich funktioniert:

Gespielt wird immer Eins gegen Eins, entweder gegen Computergegner (Modus Üben), oder gegen andere menschliche Spieler (Modi Spielen und Arena). Jeder Spieler wählt vor Beginn des Spieles seinen Helden – von jeder Klasse gibt es dabei genau einen, der einen bekannten Charakter aus dem WoW-Universum darstellt – und sein Deck aus 30 Karten. Zu Beginn jeder Partie verfügt jeder Spieler über 30 Lebenspunkte und drei Handkarten. Es wird gelost, wer beginnt. Der andere Spieler zieht eine weitere Karte und bekommt einen einmalig einsetzbaren Manapunkt (die Karte „Die Münze“).

Wähle deinen Helden!
Wähle deinen Helden!

Dann sind die Spieler immer abwechselnd an der Reihe. Zu Beginn des eigenen Spielzuges wird eine Karte gezogen, man bekommt einen weiteren Manakristall und alle eigenen Manakristalle werden aufgefüllt. Das Maximum ist dabei 10 Manakristalle. Mit diesem Mana kann man dann beliebig viele Karten spielen oder einmalig pro Zug seine Charakterfähigkeit für 2 Mana einsetzen. Diese Fähigkeit ist je nach Klasse unterschiedlich und beinhaltet Dinge wie 1 Schaden machen, 2 Schaden heilen, 2 Rüstung bekommen und einige mehr.

Die meisten Karten, die man ausspielen kann, sind Diener, also Kreaturen, die für den Helden in den Kampf ziehen. Diese verfügen immer über einen Angriffswert, eine Anzahl an Lebenspunkten. Die meisten haben auch noch Spezialfähigkeiten. Allgemein gilt, dass ein Diener in der Runde, in der er ins Spiel kommt, noch nicht angreifen kann. In jeder weiteren Runde kann er das tun, und zwar ein beliebiges Ziel auf der gegnerischen Seite, also entweder einen anderen Diener oder den Helden selbst. Kämpfen zwei Diener gegeneinander, so richten sie ihren jeweiligen Angriffswert an Schaden an. Sinken dabei die Lebenspunkte auf 0 oder darunter, so ist der Diener zerstört. Wird der Held angegriffen, so wird der Angriffswert erst von der vorhandenen Rüstung abgezogen, der Rest dann von den Lebenspunkten des Helden. Sinken die Lebenspunkte eines Helden auf 0, so hat dieser das Spiel augenblicklich verloren.

Natürlich gibt es verschiedene Fähigkeiten, die das oben genannte verändern. So gibt es Diener mit Ansturm, die sofort in der ersten Runde angreifen dürfen, in der sie sich im Spiel befinden. Solche mit Windzorn, die ein zweites Mal angreifen dürfen. Und solche mit Spott, die verhindern, dass andere Ziele angegriffen werden können, so lange mindestens ein Diener mit Spott vorhanden ist. Und das sind nur die einfachsten der vorhandenen Fähigkeiten. Denn auch hier ist es wie in jedem anderen Sammelkartenspiel auch: Der Kartentext ist oftmals wichtiger als die stumpfen Werte an sich.

Neben den Dienern gibt es Zauber, die einen einmaligen, sofortigen Effekt haben – Karten ziehen, bei einem Ziel Schaden verursachen, heilen, und vieles mehr – und Geheimnisse. Letztere werden ausgespielt und haben jeweils ein definiertes Ereignis, zu dem sie dann ausgelöst werden. Diese sind auch die einzige Möglichkeit, direkt in der Runde des Gegners auf seine Handlungen zu reagieren.

Für jeden Spielzug hat man 90 Sekunden Zeit, wobei es jedoch auch eine Karte gibt (der Drache Nozdormu), die diese Zeit für beide Spieler auf 15 Sekunden verkürzt. Eine einzelne Partie dauert meist zwischen 5 und 15 Minuten.

Im Grunde also viele bekannte Elemente, ein wenig neu gemischt und mit ein paar neuen Ideen gespickt. Aber gut, in dem Bereich wird es auch wirklich schwer und auch unnötig, das Rad neu zu erfinden.

Karten und ihre Fähigkeiten.
Karten und ihre Fähigkeiten.

Das Drumherum

Neben den Regeln für das Kartenspiel an sich lohnt es sich, auch einen Blick auf die Regeln, die darum herum existieren, zu werfen.

Es gibt die schon weiter oben genannten drei Spielmodi:

  • Üben, in dem man gegen Computergegner in zwei Schwierigkeitsgraden antreten kann

  • Spielen, der normale Modus des Spieles, in dem man gezielt gegen einen Gegner aus seiner Freundesliste antreten oder sich einen zufälligen Gegner zulosen lassen kann. Beim zufälligen Gegner hat man keinerlei Einfluss darauf, welche Klasse dieser spielt oder wie erfahren er ist. Zusätzlich kann man auch an Ligaspielen („Ranked“) teilnehmen. Dort tritt man gegen andere erfahrene Spieler an, und das System sorgt dafür, dass man gegen ähnlich gute Spieler antritt. Dieser Modus wird jeden Monat zurückgesetzt, und man kann dort besondere Ränge und goldene Avatare erlangen.

  • Arena, eine Art Draftmodus. Zu Beginn hat man die Wahl zwischen drei der insgesamt 9 Charaktere, dann sucht man sich so lange immer genau eine von drei möglichen Karten aus, bis man 30 Stück beisammen hat. Mit dem so erstellten Deck kann man dann solange spielen, bis man drei Partien verloren oder neun gewonnen hat.

Der Zugang zu den Modi Üben und Spielen ist dabei kostenfrei, der Zugang zur Arena kostet 150 Gold oder 1,79 EUR. In der Arena kann man immer nur ein Deck gleichzeitig besitzen, die Spiele mit dem Deck muss man aber nicht am Stück spielen.

Für Spielen und Üben kann man sich eigene Decks zusammenstellen, wobei hier gilt, dass alle Decks exakt 30 Karten enthalten, keine Karte mehr als zwei Mal in einem Deck vorkommen darf, legendäre Karten sogar nur einmal. Diese Karten kommen aus einem relativ großen allgemeinen Set sowie einem speziellen Set der jeweiligen Klasse.

Es gibt verschiedene Arten von Karten: Basiskarten und Profikarten. Bei den Profikarten wird weiter unterschieden zwischen gewöhnlichen, seltenen, epischen und legendären Karten. Alle Karten gibt es sowohl in der normalen Ausführung als auch der weitaus selteneren „goldenen“. Goldene Karten haben animiertes Artwork, unterscheiden sich aber im Spiel nicht im geringsten von normalen Karten.

Das Schlachtfeld.
Das Schlachtfeld.

Um an Karten zu kommen, gibt es mehrere Möglichkeiten:

  • Die Basiskarten erhält man für jede Klasse, indem man diese auf Stufe 10 bringt, was mit ein wenig Geduld im Modus Üben kein Problem darstellt.

  • Profikarten bekommt man, indem man Profipackungen zum Preis von je 100 Gold oder – je nach gekaufter Menge – etwa 1,20 EUR kauft. Jede Profipackung enthält fünf Karten, von denen mindestens eine selten oder besser ist.

  • Wenn man mindestens ein Exemplar einer Karte hat, dann kann man diese Karte selber herstellen. Dies kostet, je nach Karte, eine unterschiedliche Menge Arkanstaub – neben Gold die zweite Währung in Hearthstone. Diesen bekommt man, indem man Profi-Karten zerstört oder als Belohnung in der Arena.

Gold erhält man über das Erfüllen von Questen, von denen es pro Tag eine neue gibt. Maximal drei Stück davon kann man gleichzeitig offen haben. Die Questen erfordern einige Siege mit einer von zwei Klassen oder interessantere wie „Zerstöre 30 Diener“, „Spiele 40 Zaubersprüche“. Je nach Queste erhält man 40-100 Gold. Des Weiteren bekommt man für je drei gewonnene Spiele im Modus Spielen 10 Gold. In der Arena bekommt man, je nachdem, wie gut man sich mit einem Deck geschlagen hat, ebenfalls Belohnungen. Immer dabei ist eine Packung Profikarten, dazu gibt es dann Karten, Gold und Arkanstaub.

Interaktion mit anderen Spielern findet im gesamten Spiel nur sehr begrenzt statt. Wenn der Gegner nicht auf der Freundesliste steht, hat man die Wahl zwischen acht verschiedenen Sprachsamples, um mit ihm oder ihr zu kommunizieren. Mit Battle.Net-Freunden kann man auch chatten. Karten mit anderen zu tauschen ist nicht möglich.

Grafik

Das Spiel verwendet optisch ganz klar den üblichen World of Warcraft-Comicstil. Die Helden haben alle große Bilder, die Karten ebenfalls, der Rest ist Makulatur. Insgesamt würde ich die Grafik als zweckmäßig, aber weder besonders gut, noch besonders schlecht bezeichnen.

Positiv ist dabei, dass die Grafik auch eine Onboardgrafikkarte (gestetet mit Intel HD4000) nicht überlastet, also nicht unbedingt ein Hochleichstungsrechner benötigt wird.

Negativ finde ich den Versuch, „lustige“ Dinge in der Grafik unterzubringen. So wird zum Beispiel jedes Mal eine Art Spule gedreht, um einen Zufallsgegner zu finden. Natürlich landet sie immer auf „würdiger Gegner“, aber die paar lesbaren Einträge darunter sollen vermutlich lustig sein und zeigen Einträge wie „Heldenhorst“, „Dein Gildenleiter“, „Penibler Paladin“, „Pöser Pursche“ oder „Star Craft Profi“.

Zweckmäßige Grafik mit humorvollen Elementen.
Zweckmäßige Grafik mit humorvollen Elementen.

Sound

Leider ist der Ton nicht ganz so zweckmäßig. Die Musik ist in Ordnung, aber schon nach wenigen Spielen nervt sie so sehr, dass man sie lieber ausschaltet und einfach MP3s im Hintergrund laufen lässt.

Die restlichen Töne sind teilweise gut und auch sinnvoll, damit das Spiel akustisch nicht zu langweilig wird. Leider kann man nicht die Töne eingeschaltet lassen, ohne auch die Sprachsamples dabei weiterhin zu hören. Und diese sind wirklich nervig. Denn zu jeder Karte gibt es genau einen Spruch, der jedes einzelne Mal gesagt wird, wenn diese Karte gespielt wird. Ebenso werden beide Kontrahenten jedes Mal mit dem gleichen Text angekündigt, was eigentlich auch nur Zeit verschwendet und nach kurzer Zeit recht nervig wird.

Hearthstone und Warcraft

Der Bezug zur tatsächlichen Spielwelt von Warcraft ist schwierig. Die einzelnen Helden sind aus allen Zeitebenen genommen. Garrosh (Krieger) ist etwa der aktuelle Endboss der jüngsten Erweiterung Mists of Pandaria. Gul’Dan (Hexer) existiert seit langer Zeit nicht mehr. Valeera (Schurkin) ist fast nur aus Comics bekannt. Außerdem fehlen Todesritter und Mönch als Klassen – die kommen erst mit der ersten Erweiterung. Die Drachen wie Alexstraza und Nozdormu haben mit Cataclysm ihre Macht verloren, dürften also eigentlich keine Effekte mehr haben. Und Ragnaros und Drachendame Onyxia sind schon längst besiegt und dürften schon gar nicht als Diener anderer Charaktere auftauchen. Blizzard bedient sich hier wild aus dem ganzen WoW-Hintergrund. Das ist zwar cool, aber Lore-technisch nicht gerade stimmig. Wer Hearthstone aber als Sammlung von Anspielungen betrachtet, kann darüber leicht hinwegsehen und sogar häufig schmunzeln. Direkte Verbindungen zwischen Hearthstone und World of Warcraft gibt es bisher nicht, wären aber für die Zukunft denkbar. Haustiere als Belohnung für Hearthstone-Erfolge? Promo-Karten in WoW-Schlachtzügen? Möglichkeiten gibt es genug.

Karten gibt es viele!
Karten gibt es viele!

Kritische Betrachtung

Das Kartenspiel an sich ist solide. Es eröffnet taktische Möglichkeiten, ist aber dennoch relativ simpel zu spielen. Für Fans von Magic und ähnlichen Spielen ist es aber etwas zu seicht. Es gibt keine Möglichkeit, den Gegner zu unterbrechen, die Geheimnisse sind dafür einfach zu ungenau.

Nach meiner (Holgers) – zugegebener Maßen bisher begrenzten – Erfahrung, ist es durch die Tatsache, dass eine Karte maximal zwei Mal pro Deck vorkommen kann, auch schwierig, zielgerichtete Deckstrategien aufzubauen. Dirk, der schon weit mehr als meine bisher etwa 100 Spiele hinter sich hat, versichert aber, dass sich das auf höherem Spielniveau durchaus anders darstellt. Tutoren, also Karten mit denen man gezielt Karten aus dem eigenen Deck suchen kann, sind kaum vorhanden. Die Spiele, die ich bisher hatte, fielen fast alle in eine von zwei Kategorien:

  1. Ein Spieler dominiert das Spiel ab spätestens Runde 3, nach etwa 6-8 Runden ist das Spiel vorbei

  2. Das Spiel ist von Anfang an relativ ausgeglichen, irgendwann sind bei beiden die Handkarten und Diener ausgegangen und es gewinnt der, der als erster eine wirklich gute Karte zieht.

Dabei ist die erste der beiden Möglichkeiten die erheblich wahrscheinlichere. Erst wenige Male habe ich es erlebt, dass ein scheinbar klar gewonnenes Spiel noch knapp wurde und noch seltener, dass dann doch der ursprünglich Unterlegene gewonnen hat – und zwar durch eine einzige extrem starke Karte.

Gut, Partien dauern auch nicht lange. Aber ich finde es recht unspannend weiterzuspielen, wenn der Sieger schon feststeht. Egal, auf welcher Seite man steht. Ein paar mehr Karten, die eine bestehende Dominanz aufbrechen können, wären schön gewesen.

Div Karten (c) Blizzard

Sehr schade finde ich auch, dass es keine Möglichkeit gibt, in die Arena zu kommen, ohne dafür so viel Gold zu bezahlen. Zumal die Belohnungen der Arena für die Arena selbst völlig egal sind: Karten der eigenen Sammlung sind dort nicht einsetzbar. Damit sind sowohl die Packung Profikarten als auch der Arkanstaub nutzlos. Einzig seinen Einsatz kann man, wenn man wirklich gut ist, wieder herausbekommen. Da für mich die Arena aber der spannendste Modus ist, ist das etwas unbefriedigend.

Man kommt natürlich auch mit Geduld an die Karten, aber mit Geld geht es eben sehr viel schneller. Insbesondere, da man ja nicht unbegrenzt viele Questen bekommen kann, und somit viel zu spielen auch nicht unbedingt viel bringt. Pay to Win ist das Spiel deshalb aber noch lange nicht. Zumindest nicht auf dem Level, auf dem ich es bisher gespielt habe. Laut Dirk ist es am oberen Ende der Skala, also in den hohen Rängen der Liga, nur unwesentlich anders: Die wirklich seltenen Karten (also die epischen und legendären) sind meist nicht spielentscheidend oder zu speziell. Mit ein wenig Arkanstaub kann man sich die benötigten anderen Karten zusammenstellen. Um an die benötigte Menge ohne Geldeinsatz zu kommen, braucht es aber schon etwas Geduld, so dass die Abkürzung über Geld naheliegt. Auch ist es mit etwas Glück möglich, auch starke Profidecks nur mit Basiskarten zu besiegen.

Größtes Manko des Spieles ist für mich, dass es keine Interaktion mit dem Gegner gibt. Ein Chat wäre da wirklich sinnvoll gewesen. Natürlich würde das dann auch wieder dazu führen, dass bestimmte Spielertypen in dem Chat nerven, beleidigen und ähnliches. Aber wenn man den Chat ausblendbar machen würde, wäre auch das kein Problem und würde erwachsenen Menschen eine Möglichkeit zum Kommunikation mit anderen Spielern geben. Wenn man dann bedenkt, dass der Name des Gegners irgendwo links oben in der Ecke versteckt steht, „sein“ Charakter aber mit großem Bild zentral im Bild ist, so gewinnt das Spiel ein wenig den Eindruck eines Einzelspielerspieles mit variabler KI.

Auch die zweite große soziale Komponente normaler Sammelkartenspiele, die nicht umsonst auch Tauschkartenspiele heißen, fehlt leider: Karten mit anderen Spielern zu tauschen ist nicht möglich.

Fazit

Mit 5-15 Minuten für eine Partie ist das Spiel für Gelegenheitsspieler – und ich muss mich wohl mittlerweile zu diesen zählen – recht gut geeignet. Wäre es dabei etwas komplexer, böte es mehr Möglichkeiten in der Interaktion – sowohl ein einfacher Chat als auch Karten, mit denen ich direkt auf den Gegner reagieren kann – wäre es aber ein gutes Stück besser gewesen.

Das Spiel ist kostenlos und wenn man nicht will, muss man auch kein Geld ausgeben. Alles, was das Spiel bietet, ist auch komplett so zu erreichen. Natürlich geht es mit Geld schneller. Aber das ist auch ok so, Blizzard ist kein Verein, sondern ein Unternehmen.

Die Grafik ist angemessen, ruft aber keine Begeisterung hervor. Der Ton sollte bitte tunlichst nachgebessert werden. Oder eine Option eingebaut, mit der man den Sprecher abschalten kann.

Insgesamt ein solides Spiel. Aber eben auch nicht mehr.

Daumen3maennlich

Die zweite Meinung – Dirk

Nach über dreihundert Spielen bin ich anderer Meinung als Holger. Mit Hearthstone gelingt Blizzard der große Wurf im virtuellen Sammelkarten-Genre. Was zu Beginn noch einseitig oder willkürlich erscheint, wird mit mehr Spielerfahrung, spätestens auf der höchsten Ranked-Stufe, zu einem komplexen Gerangel um gefährliche Kartenkombinationen, Druckaufbau, Spielfeldkontrolle und gekonntem Bluffen. Die Vereinfachungen gegenüber Magic sorgen für ein schnelles und klares Spiel – einfach zu lernen, schwer zu meistern.

Der Verlauf der aktuellen Beta spricht dabei für sich: Innerhalb von drei Monaten gewann Hearthstone zahllose Fans (100.000 Zuschauer des ersten Turniers auf der BlizzCon) und erzeugte ein sich ständig wandelndes, sehr gut balanciertes Metaspiel.

Für Gelegenheitsspieler ist Hearthstone nett für zwischendurch (und wird durch die angekündigten Features wie dem Abenteuermodus gegen starke Computer-Bossmonster oder den Multiplayermodus noch interessanter werden). Für ambitionierte Spieler ist Hearthstone aber jetzt schon der nächste E-Sport-Hit, dürfte die dünne Konkurrenz von Scrolls bis SolForge locker ausstechen und, wie von Blizzard-Spielen gewohnt, auf Jahre hinweg das Genre als Platzhirsch prägen. Nur die comichaften Bilder, Humor und Soundeffekte muss man halt mögen.

Daumen4Maennlich

Artikelbilder: Blizzard Entertainment

5 Kommentare

  1. Ich bin sehr angetan von dem Spiel. Die taktische Tiefe kommt erst nach einiger Zeit, wenn man verschiedene Spielweisen und die Karten kennen gelernt hat, und bis dahin fand ich es sehr kurzweilig, auch wenn man noch nicht genau wusste, warum man jetzt gewonnen oder verloren hatte.

  2. Ich muss auch sagen, ich schließe mich da Dirk an. Das Spiel hat eine ungeahnte Tiefe die man erst erkennt wenn man sich etwas länger Zeit dafür nimmt. Ich hab den Key recht früh erhalten und mit über 600 Siegen im „Spielen“ Modus und ca. 350 Siegen im „Arena“ Modus, und ehemals Meister*** (wurde ja jetzt aufs neue Ranking umgestellt), habe ich einige Erfahrung mit dem Spiel. Was mir früher noch wie reines Glück/Pech und „der Gegner hat bessere Karten“ vorkam, nehme ich mittlerweile ganz anders wahr. Holger hat damit teilweise Recht, das ein Spiel sich in den ersten 3-4 Zügen oft entscheiden kann, da man oft (vor allem ohne ein gutes Deck / gute Bluffs) nicht mehr aus dem Hintertreffen herauskommt. Aber Ich habe schon viele Spiele mit wirklich miesem Start und unter 10 Lebenspunkten am Ende wenden können, und das nicht durch Legendarys oder ähnlichem (die werden mMn. sogar stark überbewertet, mit wenigen Ausnahmen). Meine beiden erfolgreichsten Decks haben statistisch 75-85% Winchance erreicht und haben nicht eine Legendary. Was man bei dem Spiel bemängeln könnte, wenn es nicht noch eine Beta wäre, wäre die Kartenvielfalt. Mit 372 (war mein letzter Stand) versch. Karten ist natürlich schnell jede bekannt. Das hat den Vorteil das man sehr schnell einen Überblick hat und sich auf bestimmte Karten „gefasst“ machen kann. Aber auch den Nachteil das vor allem hinsichtlich des Meta-Spiels die meisten Decks sehr ähnliche Karten beeinhalten (Klassenabhängig). Mein Fazit, bzw. meine Schulnote wäre für die Beta auf jeden Fall eine 2 bis 2+.

    Btw. eine kleine Anmerkung, man kann Karten auch craften wenn man nicht bereits ein Exemplar besitzt. Generell kann man sich, wenn man sich auf ein Deck spezialisiert, recht flott ein kompetitives Deck zusammenstellen. Und das Gold was man Ingame verdienen kann reicht mMn. gut aus um erfolgreich seine Arena-Zugänge zu finanzieren. Viele Spieler sitzen auf mehreren 100/1000 Gold und gehen täglich mehrere Male Arena ohne ein absehbares Ende. Nur für Anfänger ist es oft nötig entweder zu warten oder mit Echtgeld nachzuhelfen.

    Achja, mit dem aktuellen Patch hat man nun die Möglichkeit den zuletzt Duellierten auf die FL zu setzen um mit ihm zu plaudern. Was ich sehr nett finde. Einen richtigen Chat würde ich, wenn ich an League of Legends denke, eher mit gemischten Gefühlen betrachten. Wobei ein paar mehr Emotes nicht schaden würden!

    LG
    Tony

  3. Wenn ich das richtig verstanden habe wurde wegen Hearthstone nicht mehr die Lizenz für das Trading Card Game verlängert , kann mir jemand sagen der das TCG gespielt hat in wie fern sich Hearthstone und das TCG ähneln ?

  4. Hallo Schwarzewolke,

    Ich habe das TCG zwar nie gespielt, mir aber gerade mal den Wikipedia-Artikel durchgelesen. Nach dessen Lektüre bin ich mir sicher, das die beiden Spiele herzlich wenig gemein haben.
    In Hearthstone gibt es keine Fraktionen (Horde/Allianz), sondern nur Professionen, abgesehen von Waffen keine Ausrüstung für die Helden, die Heldenpowers sind nicht einmal pro Spiel, sondern einmal pro Runde, es gibt keine Questen, keine Orte, keine Abilities, die man im Zug des Gegners spielen kann. Ressourcen bauen sich automatisch auf,

    Gemeinsamkeiten: Schaden akkumuliert sich über die Zeit, Angriffe gehen immer gezielt gegen eine Kreatur oder einen Helden.

    Klingt also nicht, als hätten die viel gemein…

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