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von Pascal Mohr

“Wie? Ich kann bei ihnen nun doch nur mit einer Kreditkarte einen Transporter mieten?“ So oder so ähnlich antwortete ich, als mir der nette Herr der Autovermietung letztes Jahr einen Abend vor der Con offenbarte, dass mich die Telefonhotline seiner Firma um 17:55 Uhr in die falsche Niederlassung geschickt hatte. Aber fangen wir lieber von vorne an.

Im Frühjahr 2013 entschloss ich mich, eine größere LARP-Con zu organisieren, welche an ein von mir geliebtes Fantasy-Universum angelehnt sein sollte. Wobei “größer“ hier eine Zahl von um die 50 Personen bedeutet. “So schwer kann das ja nicht sein”, dachte ich mir. Kurz zuvor, an Ostern, hatte ich bereits eine kleine interne Con für unsere eigene Gruppe veranstaltet und diese war relativ stressfrei vonstatten gegangen. Deshalb traute ich mir auch zu, nun etwas Größeres zu organisieren.

Das Umfangreichste – Die Vorplanung

Da ich das Konzept des Epic Empires sehr schätze, nahm ich mir vor, meine eigene Con ähnlich zu gestalten. Dies hieß, dass ich die Con nach DKWDDK mit Opfer-Regel (Die Opfer-Regel besagt, dass immer der Empfänger einer Handlung bestimmt, ob und wie sich diese auf seinen gespielten Charakter auswirkt) ausschrieb und Anmeldungen nur mit Bild zuließ, um die üblichen drei Waffen schwingenden, schwarzgewandeten Bandanaträger auszusieben. Zudem sollte das Mindestalter für eine mögliche Anmeldung 18 Jahre betragen.

Die Location war relativ schnell gefunden. Westernohe sollte es sein. Mir selbst war das Gelände durch die “Zeit der Legenden“-Conreihe bekannt und eine befreundete Orga  gab mir den Tipp, dass es gar nicht so teuer sei. Also setzte ich mich mit der Geländeverwaltung in Verbindung. Recht schnell waren der Termin und die Teilnehmerzahl abgesprochen. Danach konnte ich die Geländeverwaltung leider bis kurz vor der Con nicht mehr erreichen – aufgrund diverser Tätigkeiten, welche sie auszuführen hatte. Dies sollte sich noch als… ungünstig erweisen.

Ort und Zeit standen also fest. Nun ging es daran, das ganze Drumherum auf die Beine zu stellen. Anhand des Geländepreises wurden Con-Beiträge berechnet und gestaffelt. Da ich keine Gewinnabsicht hatte, kalkulierte ich sehr knapp. Außer in die Miete des Zeltplatzes wollte ich lediglich in ein wenig NSC-Ausrüstung und einen Transporter investieren. Nur ein kleiner Pufferbetrag sollte für unerwartete Ausgaben bleiben. So garantierte ich einen günstigen Preis.

Schnell trudelten erste Anmeldungen per E-Mail und Telefon ein. Doch mindestens genauso schnell musste ich mit der Zahlungsmoral vieler LARPer Bekanntschaft machen. Eben weil die angemeldeten Plätze schnellstmöglich bezahlt werden sollen, damit man mit den Beiträgen arbeiten kann, richten Orga’s Preisstaffeln ein. Doch viele scheint ein höherer Betrag nicht zu schrecken. Auch ich hatte Staffeln eingerichtet, um möglichst zügig nach einer Anmeldung den zugehörigen Beitrag zu erhalten. Doch auf viele Beiträge musste ich lange, teils gar vergebens warten. Nicht selten meldeten sich Leute an, nur um dann nie den Beitrag zu überweisen – geschweige denn je wieder von sich hören zu lassen. Schlussendlich waren aber wenige Tage vor der Con alle Plätze belegt und ich hatte alle Beiträge erhalten.

Soldaten formieren sich zur Verteidigung des Lagers.
Soldaten formieren sich zur Verteidigung des Lagers.

Die Idee des Plots hatte ich schon recht früh gehabt. Er sollte unaufdringlich sein, um einen Lösungszwang zu verhindern, aber dennoch die Plotjäger beschäftigen können und der ganzen Handlung einen ordentlichen Rahmen geben. Es entsponn sich eine Geschichte um eine böse Dunkelelfen-Hexe auf der Suche nach alten Artefakten, welche es aufzuhalten galt. Sicherlich nichts wirklich Innovatives, ähnliche Geschichten hat man schon gefühlte tausend Male gelesen (oder im LARP gespielt). Auf diese Art konnte ich jedoch den Spielern die Wahl lassen, ob sie sich dem Plot nun widmen mochten oder nicht. Quasi als “roten Faden“ etablierte ich die magisch versiegelten Aufzeichnungen eines Magiers, mit deren Hilfe ein alter Magiefokus wieder aufgeladen werden konnte, welcher wiederum die böse Hexe und ihre Schergen aus der näheren Umgebung vertreiben sollte. Auch dies war sicher nichts Neues, den Spielern war allerdings völlig freigestellt, wie sie diese Dinge lösen würden – falls sie sich dazu entscheiden sollten, es überhaupt zu tun.

Das Schlimmste – die bösen Überraschungen

Es schien alles geregelt, so dass ich nun den Termin auf mich zukommen ließ. Einige Tage zuvor buchte ich noch einen Transporter bei einer Mietwagenkette. Bei der Hotline fragte ich mehrfach nach, ob wirklich vor Ort zur Bezahlung keine Kreditkarte nötig sei, da dies scheinbar mittlerweile bei vielen Anbietern der Fall ist. Die Angestellte verneinte und es wurde ein Transporter reserviert. Als ich jedoch einen Abend vor der Con den Wagen abholen wollte, eröffnete mir der Mitarbeiter an der Kasse, dass ich doch eine Kreditkarte benötigen würde. Die Filiale, in der eine Bar- oder normale Bankkarten-Zahlung möglich sei, wäre am anderen Ende der Stadt. Unerreichbar in weniger als 15 Minuten vor Ladenschluss. Der absolute Worst Case schien eingetreten zu sein.

Ein mutierter Diener des Chaos.
Ein mutierter Diener des Chaos.

Wieder daheim kontaktierte ich schnellstmöglich meine eigene Gruppe, welche natürlich auch zur Con kommen sollte. Glücklicherweise besaß jedoch der Vater eines Gruppenmitgliedes einen Sprinter, welcher genutzt werden konnte. So konnten wir doch noch sämtliche NSC-Ausstattung, unseren Fundus und die benötigten Plot-Gegenstände auf das Gelände schaffen.

Am Tag der Con überraschte mich der Stau, welcher mich das Gelände später erreichen ließ als einige Teilnehmer, auch nicht mehr wirklich. Meine beiden sehr kompetenten SL’s (Spielleiter) waren jedoch schon vor Ort und kümmerten sich um die Eingetroffenen. Als ich dann endlich selbst am Gelände ankam, gab ich schnell Anweisungen zum Aufbau der Lager und begab mich danach zur Geländeverwaltung, um die Zahlung abzuwickeln.

Es stellte sich bei der Abwicklung jedoch heraus, das noch ein Aufschlag gezahlt werden musste, den ich übersehen und dementsprechend nicht einkalkuliert hatte. Aufgrund von Barzahlung und gegen das Versprechen, dem Gelände auch für zukünftige Termine treu zu bleiben, kam man mir zwar noch etwas entgegen, dennoch blieb leider noch ein nicht kleiner Betrag, den ich wohl oder übel aus eigener Tasche begleichen musste.

Davon ließ ich mir jedoch auch nicht mehr die Stimmung vermiesen. Es war nur mittlerweile leider zu spät geworden, um mich noch als In-Time-SL für die NSC zu gewanden, weshalb ich mich den ersten Abend auf normale OT-SL-Tätigkeiten beschränkte.

Nun galt es, die Orga-Ansprache zu halten. Schon Wochen vorher hatte ich extra begonnen, mir für diesen Moment Stichpunkte zu notieren. Es sollten Dinge zu den Regeln des Geländes, zu mir, meinem Team und zu meinen Wünschen für die Con angesprochen werden. Doch als ich dann vor versammelten 50 Menschen stand, alle in der Erwartung das kommende Wochenende durch meine Planung gut unterhalten zu werden, wurde ich doch nervös. Erneut halfen mir meine Gruppenmitglieder sowie meine SL durch gutes Stichwort geben und Anmerken aus. Nach der Ansprache ging es direkt zu IT-Anreise und Time-In.

Das Entspannteste – Die Con

Mit Feuerwaffen versuchten die Staatstruppen, der Bedrohung Herr zu werden
Mit Feuerwaffen versuchten die Staatstruppen, der Bedrohung Herr zu werden

Nach den stressigen Vorbereitungen an sich, ging die Con selbst recht unkompliziert vonstatten. Am ersten Abend galt es, einige Spieler und NSC aus dem Verkehr zu ziehen, welche bereits seit dem Aufbau etwas zu tief ins Glas geschaut hatten. Einige Plot-Hungrige konnten bereits den ersten Teil desselben lösen, während der Rest von NSC beschäftigt wurde oder im Lager feierte.

Samstagmorgen begann direkt mit einem Großangriff auf das Lager der SC, wodurch diese sogar zeitweise aus ihrer provisorischen Heimstatt vertrieben werden konnten. Hierdurch wurde eine so starke Bedrohung aufgebaut, dass etwa ab Mittag der Tenor herrschte, IT abzureisen. Dass ein Großteil der SC aus Söldner-Charakteren bestand, welche keine Bezahlung erhielten und deshalb keinen Grund sahen, Leib und Leben aufs Spiel zu setzen, dürfte sehr zu diesem Umstand beigetragen haben.

Dem Tenor entsprechend begann ich meine SL und NSC zu briefen, so dass alles auf ein Rückzugsgefecht hinauslaufen sollte. Allerdings entschieden sich die Spieler jedoch kurz vor Einsetzen der Dämmerung doch noch dazu, einen letzten verzweifelten Versuch zu unternehmen, den magischen Fokus aufzuladen. In aller Eile doch noch organisiert, begann also die obligatorische Endschlacht, welche knapp von den lichten Kräften entschieden werden konnte.

Das Nachgeplänkel – Die Erleichterung

Nach der Schlacht ging es recht schnell in ein entspanntes OT-Feiern über. Auch ich ließ den Abend locker ausklingen und nutzte ihn, um mir in gemütlicher Runde erstes Feedback einzuholen. Eine unheimliche Last fiel von mir ab, als sich ein positives Meinungsbild zeichnete – auch später, in der Anonymität des Internets, sollte es tatsächlich dabei bleiben.

Der Abbau am nächsten Tag muss kaum erwähnt werden. Er ging schnell und reibungslos über die Bühne. Nur eine Feuerstelle musste etwas aufwendiger entfernt werden. Das Gelände wurde danach ohne jegliche Beanstandung wieder abgenommen.

Glücklich und entspannt fuhr ich zurück gen Heim, im Kopf bereits die nächste Con planend…

Fazit

Eine eigene Con auf die Beine stellen ist absolut kein Zuckerschlecken! Man sollte sich vorher gut informieren und lange genug im Voraus planen. Auch immer einen Plan B in der Hinterhand zu haben, hilft ungemein. Man sollte sich zudem nicht scheuen, den Preis lieber etwas höher anzusetzen, um einen Puffer für nicht eingeplante Ausgaben zu haben. Sollte dieser nicht gebraucht werden, kann man ihn immer noch in weitere Ausrüstung für den Fundus stecken.

Schlussendlich wird man es kaum ohne Hilfe schaffen. Nicht nur ein gutes Team, sondern auch die Besucher selbst zählen dazu. Hier seien alle Besucher meiner Con lobend erwähnt – selten habe ich so sauber hinterlassene sanitäre Anlagen und Zeltplätze erlebt !

Artikelbilder: Kelly Marie Sunderson, Klingen des Schicksals I, 20-22 Sept. 2013  – Bundeszentrum der deutschen Pfadfinderschaft Westernohe

Über den Autor

Pascal Mohr ist neuer freier Redakteur für LARP bei teilzeithelden.de. Motiviert und mit frischen Gedanken wird er weitere Facetten des Liverollenspiels beleuchten. Der Twen spielt LARP seit 2011 und ist schon seit Kindheitstagen von Phantastik fasziniert.  Neben dem Tummeln auf Feld, Wald und Wiese beschäftigt sich der Elfenfreund mit League of Legends.

 

 

3 Kommentare

  1. Ersteinmal ein grosses Lob an euch alle hier bie Teilzeithelden.de!
    Ich kommentiere ja nun nicht so viel hier (eher mal auf facebook), aber ich lese sehr viele Artikel auf eurem Blog.
    Und ich finde es immer wieder schön, wie Ihr die Dinge aus einem anderem Blickwinkel beschreibt.
    Dieser Artikel ist besonders schön, weil sich viele LARP-Spieler garnicht bewusst sind wie viel Arbeit Orgas in die Veranstaltungen reinstecken. Selbst ein Tavernencon der nur einen Abend geht, kommt mit einer Arbeitslast daher die sich viele nicht ausmalen können (oder ich unterstelle mal: nicht wollen).
    Sehr schöner Artikel!

    In diesem Sinne: Gutes Gelingen für den nächsten Con!

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