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Mary Shelleys „Frankenstein oder der moderne Prometheus“ gehört zu den bekanntesten Klassikern der fantastischen Literatur. Daher ist es nicht verwunderlich, dass Personen und Motive daraus immer wieder in fantastischen Werken auftauchen. Auch der hier vorliegende Film bedient sich munter an der Vorlage, betrachtet sie aber einfach nur als Vorgeschichte, um dann eine völlig andere Geschichte zu erzählen, in der Frankensteins Unhold eine wichtige Rolle spielt.

Story

In den ersten drei bis fünf Minuten von „I, Frankenstein“ werden die für die spätere Handlung des Filmes wichtigen Aspekte des Originalwerkes kurz zusammengefasst. Dabei wurden natürlich auch ein paar Veränderungen vorgenommen, damit es zur Geschichte passt, die die neuste Kinoadaption erzählen will.

Und dann beginnt eigentlich auch schon die Action: Bei dem Versuch, seinen Erschaffer zu beerdigen wird der Unhold (Aaron Eckhart, Batman: The Dark Knight) unerwartet von einigen Gestalten angegriffen, die ihn offenbar entführen wollen. Wie sich herausstellt, sind es Dämonen, und durch einen glücklichen Zufall und seine enorme Kraft schafft der Unhold es auch, einen von ihnen zu vernichten. Dies ruft die Gegenspieler der Dämonen, die Gargoyles, auf den Plan, welche sich dann um die restlichen Dämonen kümmern. Frankensteins Kreatur wird kurzerhand mitgenommen und erst einmal in der Festung der Gargylen angekettet.

Aaron Eckhart hat offensichtlich viel für die Rolle trainiert.
Aaron Eckhart hat offensichtlich viel für die Rolle trainiert.

Zwar weiß niemand so genau, warum der Dämonenprinz Naberius (Bill Nighy, Pirates of the Carribean) den Unhold haben wollte, aber eine Gefahr sieht Leonore, die Königin der Gargylen (Miranda Otto, Der Herr der Ringe), in dem Unhold nicht. Also wird ihm und damit auch den Zuschauern kurz erklärt, dass seit dem Verrat Luzifers die Dämonen auf der Erde wandeln. Im Auftrag des Erzengels Michael wurde der Orden der Gargylen geschaffen, um die dämonische Brut zu bekämpfen. Der Kampf findet im Geheimen statt und die Menschheit soll von all dem auch nichts erfahren.

Da die Höllenkreaturen aber offenbar Interesse an Adam – so der Name, den Leonore dem Unhold gibt – haben, wird ihm noch offenbart, dass jedes Objekt, auf dem das Symbol des Gargylenordens angebracht wird, geeignet ist, um einen Dämonen „hinabzuschicken“, also für immer von der Erde in die Hölle zu verbannen. Um sich selbst verteidigen zu können, wird ihm in der Waffenkammer des Ordens die Wahl gelassen, welche Waffe er an sich nehmen will. Er entscheidet sich für zwei massive kurze Kampfstöcke mit metallbeschlagen Enden und zieht seines Weges.

Zweihundert Jahre später wird er immer noch von den Dämonen gejagt, völlig gleich, wie abgeschieden die Orte sind, an die er sich zurückgezogen hat. Also entschließt sich Adam, dass es nun genug sei und beginnt Jagd auf seine Jäger zu machen.

Natürlich hat Prinz Naberius seine Pläne mit Adam aber auch noch nicht aufgegeben und die menschliche Wissenschaftlerin Terra (Yvonne Strahovski, Dexter) angestellt, die von den mystischen Hintergründen nichts ahnt, aber noch eine wichtige Rolle spielen wird.

Die Storyline ist sehr geradlinig, wenig überraschend, und durchweg simpel. An vielen Stellen darf man nicht zu scharf nachdenken, denn sonst offenbaren sich schnell Schwächen in der Logik und den Motivationen der Charaktere. Ein literarisches Meisterwerk nach dem Vorbild Shelleys ist das Drehbuch dieses Filmes also wahrlich nicht. Aber die Story erfüllt ihren Zweck als Bindeglied zwischen den Actionsequenzen durchaus akzeptabel.

Darsteller

Ebenso wie die Geschichte keine Meisterleistung ist, sind auch die Leistungen der Schauspieler eher mittelmäßig. Die Rollen geben aber auch insgesamt nicht sonderlich viel Tiefe her, so dass die Schauspieler auch nicht viel hatten, womit sie arbeiten konnten.

Besonders unterdurchschnittlich fiel Eckharts lakonische, fast schon lethargische, Darstellung von Adam aus, der eigentlich immer wortkarg bleibt und keine Gefühlsregungen zu kennen scheint. Vielleicht war das aber auch Absicht, da er ja ein seelenloses Wesen darstellt.

Darstellerische Highlights gibt es leider wenige.
Darstellerische Highlights gibt es leider wenige.

Inszenierung

Was bei Handlung und Charakteren verschenkt wurde, wird jedoch durch eine durchaus gekonnte Actioninszenierung fast wieder gut gemacht.

Der gesamte Film ist in gedeckten Farbtönen gehalten. In den finsteren, menschenleeren Gassen kommt eine bedrückende, dystopische Stimmung auf. Die Musik ist dazu passend und untermalt die Szenerie gekonnt.

Sehr schön kommt durch die sonstige Farbwahl der Kontrast zustande, der entsteht, wenn eine der Gargylen in einer gleißend blauen Lichtsäule gen Himmel fährt, oder einer der Dämonen in einem Flammenstrahl in die Hölle geschickt wird. Hier gibt es einige Szenen, die ein wirklicher Augenschmaus sind.

Man merkt auch, dass Eckhart lange für den Film trainiert hat. Nicht nur ist er weit muskulöser als zuletzt, auch seine Kampfeinlagen zeugen von Können. Für mich als Schüler dieser Kampfkunst war besonders der Arnis-Stockkampf zwischen ihm und Zuriel (Socratis Otto, Matrix: Reloaded) ein wahrer Augenschmaus.

Leider reiht sich der Film aber in die lange Reihe der Filme ein, die zwar in 3D ins Kino kommen, wo der Effekt aber nur in wenigen Szenen sinnvoll eingesetzt wird. Die einzigen Male, wo es auffällt, sind Momente, wo völlig willkürlich Dinge aus dem Bild herausragen und vor der eigentlichen Handlung platziert werden. Aber es gibt dann eben doch die ein oder andere Szene, in der 3D mit den sonstigen Effekten gut harmoniert und großartige Bilder erschafft.

Erzählstil

Erzählt wird die gesamte Geschichte aus dem Blickwinkel von Adam, und es gibt nur wenige Szenen, in denen er nicht anwesend ist. Diese sind auch nur dann nötig und eingestreut, wenn sie Begebenheiten erklären, mit denen Adam es dann später zu tun bekommt.

Auf diese Weise weiß der Zuschauer stets genauso viel oder wenig wie Adam über seine Widersacher. Durch diese Wissenslücken ist es dann auch nicht möglich, den eigentlichen Plan, den  der Dämonenprinz Naderius hat, wesentlich vor Adam zu durchschauen, denn eine ganz essentielle Information dafür fehlt bis zu dem Zeitpunkt, an dem der Plan offenbart wird, einfach völlig.

Preis-/Leistungsverhältnis

Der Film ist in 3D, wodurch das Kinovergnügen je nach Kino zwischen 10 und 15 EUR kosten wird. Dafür bekommt man knapp über 90 Minuten Action vor dystopischer Urban-Fantasy-Kulisse. Sicherlich kein Schnäppchen, aber auch noch lange keine Geldverschwendung.

Trailer

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Fazit

Das schon bei der Underworld-Saga funktionierende Story- und Farbschema wurde für diesen Film recycelt. Die Vampire und Lykaner wurden kurzerhand durch Gargylen und Dämonen ersetzt. Eine Heroine in sexy Lederoutfit fehlt, dafür gibt es bessere Todeseffekte der verschiedenen Kreaturen.

Von der Story sollte man nicht zu viel erwarten und am besten auch nicht zu genau darüber nachdenken. Die Schauspieler haben alle ebenfalls schon bessere Leistungen abgeliefert. Für einen netten Abend mit Freunden des Actionkinos ist dieser Film sicherlich trotzdem geeignet.

Muss man den Film gesehen haben? Sicherlich nicht. Aber genauso wird man es als Action-/Fantasyfan sicherlich nicht bereuen, ihn sich angesehen zu haben.

Daumen3maennlich

Artikelbilder: Lions Gate Entertainment Corporation 

 

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