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Nach unserer Vorstellung des Spielsystems, widmet sich dieser Artikel konkret Zweien der erwerbbaren Starterboxen und gibt eine Kurzrezension des Regelbuches.

Die Boxen

Megalith Games verpackt seine Miniaturen in schön gestaltete Boxen, mit sauberen Fotos und einem praktischen Klappdeckel. Die Pappe ist doppelt gelegt und daher sehr stabil. Der einzige Haken ist ein fehlender Verschlussmechanismus, um die Box wieder zu verschließen, nachdem man sie einmal geöffnet hat.

Innen finden sich mehrere Lagen Schaumstoff, zwischen denen sich die Miniaturen, Karten und ein Heft mit den Schnellstarterregeln befinden. Beginnen wir mit den Papierinhalten, um uns bis zu den Miniaturen durchzuarbeiten.

Halodynen auf einen Blick
Halodynen auf einen Blick

 

Wyldfolkbox in voller Pracht
Wyldfolkbox in voller Pracht

Schnellstarterregeln

Zum Inhalt jeder Box gehört ein zehnseitiges Heft, das die Grundregeln enthält. Die Schnellstarterregeln sind eine abgespeckte Variante der eigentlichen Regeln. Daher sind sie weniger komplex und somit zugänglicher für Einsteiger. Die Abweichungen sind gering genug und ermöglichen den späteren Wechsel auf das umfassende Regelsystem. Von dieser Seite gesehen erfüllen die Schnellstarterregeln ihre Aufgabe mit Bravour.

Die Aufmachung des Heftes selbst ist sehr stylisch. Mit farblich unterlegten Seiten und gut lesbarer Schrift, bietet es ein rundum gelungenes Paket. Daumen hoch von unserer Seite.

Karten

Jede Einheit wird mit den zugehörigen Spielkarten und Markern geliefert. Die Spielkarten enthalten sämtliche relevanten Werte und Fähigkeiten der entsprechenden Einheit. Somit hat man die benötigten Werte während des Spiels greifbar. Die Marker wiederum werden verwendet, um verschiedene Effekte im Spiel darzustellen. Diese mit in den Lieferumfang aufzunehmen ist daher eine gute Sache. Die Marker kommen in Kartenform und müssen noch ausgeschnitten werden, aber anders wäre eine Lieferung auch kaum umsetzbar – zumindest nicht ohne große Mehrkosten für Megalith.

Die Qualität der Karten ist recht hoch. Das Papier ist dick genug, um regelmäßige Nutzung auszuhalten und sogar leicht versiegelt. Wenn man möchte, kann man sogar mit einem Folienstift direkt auf die Karten schreiben. Es empfiehlt sich aber, sie für Spielzwecke in Schutzhüllen zu tun, um sie nicht zu versauen. Bleibt festzuhalten, dass die Karten definitiv ein Pluspunkt sind.

Karten der Halodynen
Karten der Halodynen

 

Spielkarten des Wyldfolk
Spielkarten des Wyldfolk

Die Miniaturen – Allgemeines

Die Modelle innerhalb der Boxen sind in einzelnen Tüten verpackt. Dabei enthält jede Tüte immer sämtliche Teile einer Miniatur. Das erleichtert die Zuordnung aller Einzelteile. Zudem bietet es einen gewissen Extraschutz während des Transportes. Dieser ist aber auch bitter nötig!

Denn Megalith verwendet nämlich ein Metall mit sehr hohem Bleigehalt. Dadurch sind die Miniaturen sehr weich. Zwar ist diese Weichheit von Vorteil, wenn man Körperteile in Form biegen will, jedoch sind dünne Teile oft verbogen und müssen zurück in Form gebracht werden. Die seperate Verpackung betreibt hier zumindest Schadensbegrenzung.

Die Menge der Gussgrate ist in den meisten Fällen leider recht groß. Zudem befinden sie sich teilweise an sehr schwer zugänglichen Stellen, z.B.: mitten durch das Gesicht. Das erhöht den Arbeitsaufwand, bevor man eine Figur zusammenkleben kann, sehr.

Hat man sich durch die Gussgrate gekämpft, so wird man aber mit liebevoll gestalteten Miniaturen belohnt. Die Modelle der Starterboxen sind mit vielen Details versehen und verfügen deshalb häufig über eine scharfe Detailabbildung. Mit anderen Worten: sie sind den Aufwand durchaus wert.

Abzüge in der B-Note gibt es allerdings nochmal für die Passgenauigkeit. An mehreren Stellen bleiben nach dem Kleben Lücken. Diese mit Modelliermasse zu füllen ist zwar nur wenig Aufwand, aber teilweise auch unerlässlich. Hier ist deutlich Platz für Verbesserungen.

Schulterlücke
Schulterlücke

Halodynen: Minaturen und Einheiten

Es finden sich acht Modelle der Halodynen in der Box. Eine Einheit (sechs Hopliten), ein Charaktermodel (Syntarch) und einen Kriegsherr (Demarchon).

Streiter in Einzelteilen
Streiter in Einzelteilen

Die Hoplitenmilizen sind die Standardinfanterie der Halodynen. Bewaffnet mit Schild, Speer und leichter Rüstung bilden sie einen beweglichen Schildwall, an dem sich der Gegner brechen soll. Ihre Taktiken lassen sie entweder eine schwer gepanzerte Phalanx bilden oder ihre Angriffe gegen einzelne Gegner kombinieren. Sie sind also eine taktisch flexibel einsetzbare Einheit, verfügen aber nicht über starke Panzerung oder viele Lebenspunkte. Das Design fängt das klassische Vorbild recht gut ein.

Hoplit
Hoplit

Es gibt vier verschiedene Modelle in der Box. Einen Anführer, einen Musiker und zwei Varianten normaler Hopliten. Die Doppelung der Hopliten kann mit einem einfachen Armtausch umgangen werden. Die Arme des stehenden Modells passen etwas besser an das kniende, als umgekehrt. Aber mit ein wenig Arbeit hat man so vier verschiedene Hopliten.

Der Musiker sollte nochmal hervorgehoben werden, da seine klar modellierten Gesichtszüge deutlich das Vorbild, des einzigen Überlebenden der dreihundert Spartaner, erkennen lassen. Echte Gesichter als Modelliervorlage zu benutzen ist sehr schwierig, aber hier ist es gut gelungen.

Hoplitenmusiker
Hoplitenmusiker

Der Syntarch ist ein professioneller Soldat, der sich durch seine Verdienste das Privileg erstritten hat, außerhalb der Phalanx zu kämpfen. Bewaffnet mit zwei Schwertern und erfüllt von starker Überzeugung, stürzt er sich furchtlos auf alle Gegner, welche die Phalanx bedrohen. Er ist in der Lage Gegenangriffe zu führen und so gegnerischen Modellen zu schaden, bevor diese selber angreifen können. Sein Beispiel inspiriert auch benachbarte Truppen ihm in den Kampf zu folgen. Dadurch stärkt und schützt er die Phalanx zur gleichen Zeit.

Das Modell ist mit einer stärker verzierten Rüstung ausgestattet, als die gewöhnlichen Hopliten. Auch hier finden wir eine klare Detailabbildung der Ausrüstung.

Der Demarchon ist die Verkörperung des idealen Halodynen. Ein Veteran vieler Schlachten, versierter Taktiker, charismatischer Führer sowie Gelehrter und Philosoph in einer Person. Er repräsentiert dadurch alle guten Seiten der halodynischen Kultur und genießt die fast schon religiöse Verehrung seiner Soldaten. Ein Demarchon ist ein mächtiger Kämpfer, der sich zum Schutz auch einer Phalanx anschließen kann. Seine wahre Stärke aber liegt in der Fähigkeit seine Soldaten öfter und effektiver handeln zu lassen.

Syntarch und Demarchon
Syntarch und Demarchon

Von allen Modellen der Box ist der Demarchon sowohl die detaillierteste als auch die komplexeste Figur. Zusammengebaut aus sieben Teilen besteht hier viel Raum für Fehler, jedoch weist gerade dieses Modell die beste Passform auf. Die Vorlage von König Leonidas findet Ausdruck in einer hochdetaillierten, dynamischen Miniatur. Ohne Frage das Prachtstück der Armee. So wie es sein sollte.

Wyldfolk of Annyr: Miniaturen und Einheiten

In der Starterbox des Wyldfolks befinden sich ebenfalls acht Modelle des Wyldfolk of Annyr. Eine Einheit Bladeslinger (sechs Modelle), ein Charaktermodell (Bard of Aynnsing) und ein Kriegsherr (Pendragon).

Wyldvolk
Wyldfolk

Der Titel Pendragon bezeichnet den Anführer eines Dorfes, der in Zeiten des Krieges die Führung im Kampf übernimmt. Beim Wyldfolk kommt es mehr als bei den anderen Völkern auf die richtige Aufstellung, das Timing und die Zusammenarbeit an.

Als Anführer muss der Pendragon nicht nur seine Einheiten führen, sondern auch mögliche Lücken schließen. Der Pendragon ist ein guter Allrounder. Er schützt und stärkt seine Einheiten und bringt sie vor der Schlacht in vorteilhafte Positionen. Wenn er seine Kämpfe sorgfältig wählt, kann er diese durch seine Verteidigung und seine Kampftechniken bestehen. Doch gegen starke Gegner kann er nicht lange standhalten. Durch die Wahl eines Bogens kann er auch aus der Distanz großen Schaden anrichten.

Der Pendragon ist das komplexeste Modell der Box. Aus sechs Teilen setzt man den feingearbeiteten Anführer zusammen. Er ist recht filigran gearbeitet, deshalb sind einige Stücke wirklich klein und detailreich.

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Pendragon
Pendragon

Der Barde von Aynnsing ist der Bewahrer der Geschichte und der Legenden des Wyldfolks. In Zeiten des Krieges greift er zu seinen Instrumenten und lässt seine Verbündeten mit mehr Begeisterung und Mut streiten. Ebenso vermag er es die Moral der Feinde zu untergraben, was ihn zu einem vielseitigen Kämpfer macht. Sollten die Feinde ihm zu nahe kommen, so kämpft er mit dem Breitschwert.

Der Barde ist das grobschlächtigste Modell der Box. Obwohl er aus zwei Teilen besteht, weist er dennoch einen hohen Detailgrad auf. Das fällt besonders auf, wenn man auf die Instrumente achtet. Der Dudelsack springt sofort ins Auge und hinten am Gürtel trägt er noch eine Handharfe.

Barde
Barde

Die Bladeslinger sind die Soldaten des Wyldfolks, aber abseits der Kriegsschauplätze sind sie „nur“ Bauern. Ziehen sie in den Kampf, greifen sie zu Speerschlingen, das sind Speere an deren Ende Schleudern angebracht sind.

Diese Einheit agiert als Plänkler und bringt die notwendigen Eigenschaften mit. Sie sind sehr offensiv und greifen aus recht großer Entfernung an. Zunächst mit den Schleudern und dann durch einen weiten Ansturm. Doch auch die Bladeslinger suchen sich ihre Kämpfe mit Bedacht aus. Trotz ihrer großen Offensivkraft fallen sie in langen Kämpfen leicht.

Die Bladeslinger werden als ein Anführer und fünf Soldaten (in drei unterschiedlichen Modellen) geliefert.

Es gibt insgesamt vier unterschiedliche Modelle der Bladeslinger – ein Anführer, ein einzelner Soldat und zwei Soldaten, die jeweils doppelt vorkommen. Die Figuren sind sehr feingliedrig, weshalb besonders die Speere zum Verbiegen neigen. Um das zu verhindern, muss man sehr vorsichtig sein.

Bladeslingers
Bladeslingers

Fazit Starterboxen

Die Boxen erfüllen ihre Aufgabe, den Einstieg in die jeweilige Armee zu liefern, hervorragend. Alle Miniaturenteile sind klar zuzuordnen und Dank der Karten sind sämtliche spielrelevanten Werte sofort greifbar. Die enthaltenen Schnellstarterregeln wiederum erlauben einen schnellen Einstieg ins Spiel.

Durch die mitgelieferten Marker entfällt auch das Erstellen derselben. Das ist zwar sehr positiv, aber nicht konsequent zu Ende gedacht. Denn es gibt keine vorgefertigten Schablonen für Flächeneffekte, sondern deren Vorlagen finden sich im eigentlichen Regelbuch. Somit sind die Schablonen aus den Starterboxen heraus völlig unzugänglich. Das ist jedoch nur ein kleines Manko.

Man kann auf jeden Fall sagen, dass die Starterboxen den Erwartungen gerecht werden und einen guten Einstieg für Godslayer bieten.

Regelbuch

Das Regelbuch für Godslayer besteht aus zwei separaten Teilen, verpackt in einem Pappschuber. Dieser enthält das Regelbuch und ein Hintergrundbuch, die zusammen 30 EUR kosten. Das ist für insgesamt über vierhundert vollfarbige Seiten, ein mehr als fairer Preis. Dem Hintergrundbuch werden wir uns ein andermal einzeln widmen.

Hintergrundbuch, Regelbuch und Schuber
Hintergrundbuch, Regelbuch und Schuber

Der Schuber und die beiden Bücher werden jeweils von einem anderen farbigen Artwork geschmückt. In für Tabletops typischer Tradition, zeigen die Einbände Kampfszenen zwischen den verschiedenen Völkern. Dabei sind auf den drei Covern, alle sechs Fraktionen je einmal zu sehen. Hier verzeichnen wir Bonuspunkte in der B-Note für die Vollständigkeit der Darstellung. Leider ist der Schuber nicht sonderlich stabil und knickt schon bei leichter unsachgemäßer Beanspruchung. Das ist ein wenig Schade, da Megalith sich schon die Mühe gemacht hat, solch ein schönes Paket zu schnüren. An dieser Stelle hätte man nicht unbedingt sparen müssen.

Das Regelbuch ist ein vollfarbiges Softcover, die Seiten sind allesamt farblich unterlegt und haben eine ansprechende Oberfläche. Die Schrift ist gut zu lesen und das Buch ist durchzogen von vielen atmosphärischen Artworks, die das Buch deutlich aufwerten.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Megalith Games
  • Autor(en): André Schillo & David Saunders
  • Erscheinungsjahr: 2012
  • Sprache: Englisch
  • Format: Medium Quarto
  • Seitenanzahl: 240
  • ISBN: 4-250787-100011
  • Preis: 30 EUR (für beide Bücher)
  • Bezugsquelle: Fachhändler des Vertrauens

 

Der eigentliche Regelteil nimmt etwa die Hälfte der zweihundertvierzig Buchseiten ein. Unterstützt durch viele Diagramme und hervorgehobenen Notizen, ist der Großteil der Regeln leicht verständlich. Jedoch ist der Aufbau an einigen Stellen nicht linear, weshalb es zur Verwirrung kommen kann, welche Regel wo steht.

Regelseiten
Regelseiten

Das umfangreiche Inhaltsverzeichnis und ein Index der spielbedeutenden Ausdrücke inklusive Seitenzahl, schaffen hier allerdings Abhilfe. Den Abschluss des Regelteils machen acht verschiedene Szenarien, um für Varianz bei den Spielen zu sorgen.

Die zweite Hälfte des Buches enthält die Spielwerte für die je zwölf verschiedenen Einheiten jeder Fraktion. Zusammen mit der Liste der Ausrüstungen und Zaubersprüche sowie einigen wenigen Seiten Hintergrundtexten, kommt jede Fraktion auf ungefähr achtzehn Seiten. Die Einheitenbeschreibung weist auch jeweils das Artwork für die beschriebene Einheit auf.

Eintrag des Gorelord, Kriegsherr der Banebrood
Eintrag des Gorelord, Kriegsherr der Banebrood

Die Abschnitte über Geländebau und Bemalung fallen allerdings sehr kurz aus. Hier hat man ein wenig den Eindruck, als hätte man diese bloß ins Buch aufgenommen, weil sich das nun mal so gehört. Megalith verweist für beide Themenbereiche auf die Tutorials auf ihrer Homepage. Jedoch haben sich dort bis heute noch keine entsprechenden Videos materialisiert. Auch hier sollte Megalith noch nachliefern.

Die Texte selbst sind zumeist atmosphärisch geschrieben und angenehm zu lesen. Jedoch merkt man an manchen Stellen, dass es aus dem Deutschen übersetzte Texte sind. Dies führt stellenweise zu komisch klingenden englischen Sätzen. Dieser Umstand ist für eine deutsch-englische Firma schon etwas irritierend.

Auch sind einige kleine Tippfehler sowie Setzfehler dem Lektorat entgangen. So fehlt schon mal ein Buchstabe oder Beschreibungstexte wiederholen sich. Letzteres ist besonders ärgerlich, da auf diese Weise sogar Regeltexte fehlen, weil sie vom wiederholten Text überschrieben sind. Das Problem ist bekannt und kommt nur im Buch vor, aber nicht auf den bei den Modellen gelieferten Karten. So hält sich der Schaden in Grenzen. Letztlich sind es aber nur recht wenige derartige Fehler, die allesamt für die zweite Auflage leicht zu beheben sind.

Die kleinen Mängel des Buches sollten aber niemanden abhalten, der sich dem Spiel ernsthaft widmen will. Die guten Seiten des Werkes überwiegen deutlich.  

Daumen4Maennlich

Artikelbilder: Megalith Games, Fotografien: Thorsten Dasbach & Michael Mattner

 

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