Rezension: Erzählerset für „Das Lied von Eis und Feuer“-Rollenspiel

Kurz nach der Veröffentlichung des Kernregelwerkes im Oktober 2013 bringt der Mantikore Verlag aus Frankfurt  das Erzählerset für das Lied von Eis und Feuer-Rollenspiel auf den Markt. Beinhaltet sind Karten, ein Spielleiter-Schirm und ein Abenteuer.

Inhalt

Die hohe Qualität des Spielleiter-Schirms mit einer neuen Illustration von Helge C. Balzer sticht direkt ins Auge. Kein labbriges Papier, wie es so viele Softcover-Bände umrahmt, sondern stabiler harter Karton, der so auch in Hardcover-Einbänden benutzt wird. Das sorgt für Langlebigkeit und sicheren Stand. Das Motiv des Schirmes ist die wohlbekannte Mauer im Norden von Westeros.

Die Innenseite zieren, wie von solchen Schirmen gewohnt, viele Tabellen. Diese sind direkt aus dem Regelwerk entnommen und tragen auch die dortigen Nummerierungen. Soweit, so gut, das sorgt für sofortige Wiederauffindbarkeit beim Prüfen von Passagen aus dem Regelwerk.

Viele dieser Tabellen sind nützlich, andere wiederum nicht. Rossharnische? Eher selten im Einsatz. Unschön ist auch, dass bei mindestens einer Tabelle Sternchen an den Werten andeuten, dass Seiteninformationen wichtig sind, diese aber nicht angegeben werden.

Was mir fehlt sind kurze Übersichten zur Heilung und zu Genesungszeiten. Diese Angabe fehlt aber in nahezu jedem SL-Schirm.

In Summe ein toller Schirm, aber wie so oft nicht ganz perfekt.

Über die beiliegenden Karten von Westeros (DIN A3, ohne die freien Städte), von der Burg Helmkamm (DIN A4, für das Abenteuer) und Königsmund (DIN A3, King’s Landing) lässt sich nicht allzu viel sagen. Nützlich und gut, aber ich hätte die große Karte, die es sonst nur im Schnellstarter gibt, hier gerne noch einmal vorgefunden.

Neben dem Schirm ist wohl das beiliegende Abenteuer „Der Hochzeitsritter“ der wichtigste Bestandteil des Sets. Hier wird eine für die Romanwelt sehr typische Situation aufgegriffen. Zwei verfeindete Häuser arrangieren eine Hochzeit, um ein für alle Mal ihre Diskrepanzen zur Seite zu legen. Dabei kommen verschiedene Interessen miteinander ins Gehege und eine verbotene Romanze spielt eine große Rolle.

Beteiligt sind hier die Häuser Manning und Hunt, bekannt aus den Romanen, aber dort ohne viel Informationen versehen. Das gespielte Abenteuer ist somit nicht als kanonisch zu sehen.

Im Grund genommen ist es eine Geschichte um Liebe, Verrat, möglicherweise Mord und von konkurrierenden Familien. Auch die Option, es in eine rote Hochzeit abgleiten zu lassen, ist gegeben.

Gut gefällt mir, dass das Abenteuer zwar das Setting definiert und die beteiligten NSC gut darstellt, aber die Handlung bis auf „Es soll geheiratet werden“ nicht näher festlegt. Einige Schlüsselszenen werden vorgestellt, der Rest obliegt aber komplett den Spielern. Deren Charaktere werden auf die Hochzeit eingeladen oder können sogar selbst Gastgeber als neutrales Haus sein. Es existiert auch die Option, die SC zu Braut und Bräutigam zu machen. Damit verlässt das Abenteuer aber den gelieferten Umfang, so man die Geschichte nach wie vor frei spielbar machen möchte. Möglich wäre es, zwei Spieler entsprechend vorab zu unterrichten und den Rest der Spieler uninformiert zu lassen.

Die Szenen greifen einige bekannte Szenen aus den Romanen auf und verwandeln sie zu einer eigenen Version für die Spieler. Das Game-of-Thrones-Gefühl kommt also richtig auf.  Das Abenteuer gibt auch Tipps zur Vorbereitung als SL für eine so große Gesellschaft und reiht zuletzt – bekannt aus den Romanen – sogar Speisen auf, die zu den Gängen serviert werden, von denen eine leckerer als die andere klingt.

Zuletzt gehören noch 9 NSC-Karten zum Lieferumfang des Erzählersets. Die kennen einige schon von der RPC 2013, wo es sie als Promo-Material in Form von Postkarten gab.  Die Karten eignen sich gut, um als SL auf die Schnelle Werte von auftretenden Rollen zur Hand zu haben. Und sie zeigen – wie ich mit einem Augenzwinkern anmerken muss – eine Stelle im Regelwerk, wo sich schnell Punkte gewinnen lassen. Vielleicht hätte nicht fast jeder NSC als Nachteil einen Makel haben sollen.

Preis-/Leistungsverhältnis

24,95 EUR finde ich zu hoch. Dafür hätte ich die DIN A1 Karte aus dem Schnellstarter als zugehörig erwartet. Mir ist klar, dass die hohe Qualität des Sichtschirms preisauslösend war.

Geld wurde auch offenbar an den beiliegenden Karten gespart, denn das Papier ist sehr dünn und erweckt keinen langlebigen Eindruck. 5 EUR weniger, und ich hätte nichts zu beanstanden gehabt.

Erscheinungsbild

Qualitativ macht der Schirm wirklich was her. Stabil, groß, schickes Artwork – was will man mehr? Auch das Abenteuer macht einen guten Eindruck, wenn auch nur mit wenigen Seiten und in schwarz/weiß gedruckt. Die Karten sind nett, aber zumindest eine (Königsmund) macht nur Sinn mit dem Abenteuer aus dem Grundregelwerk. Die NSC-Karten gefallen mir hingegen wiederum sehr – sowohl die Illustration als auch die Papierqualität lassen nichts zu wünschen übrig. Es sind übrigens die vorgeschlagenen Rollen aus dem Grundregelwerk in handlicher Form.

Die harten Fakten:

• Verlag: Mantikore Verlag
• Autor(en): Robert J. Schwalb
• Erscheinungsjahr: 2014
• Sprache: deutsch
• Format: multipel
• Seitenanzahl: multipel
• ISBN: 393921244X
• Preis: 24,95 EUR
• Bezugsquelle: Amazon, Sphärenmeisters Spiele

Bonus/Downloadcontent

Uns ist kein zusätzlicher Inhalt bekannt.

Fazit

„Erzählerset“ ist zu viel in den Mund genommen, für das, was das Paket bietet. Unter diesem Namen hätte ich Informationen und Regeln zur Spielwelt erwartet, die im Grundregelwerk nicht behandelt wurden – Magie zum Beispiel. Für ein Spiel, das über den im Grundregelwerk genannten Zeitpunkt hinaus geht, wären Regeln zur Zauberei durchaus sinnvoll und wichtig.

Dennoch ist der Schirm eine wertvolle Anschaffung, verschnellert er doch das Spiel ungemein. Lästiges Blättern entfällt größtenteils, auch wenn die Tabellen besser ausgewählt hätten sein können.

Das Abenteuer greift die Atmosphäre und Handlungsstränge aus den Romanen auf und passt so wesentlich besser in die Welt Westeros als die beiden Abenteuer aus dem Grundregelwerk. Sie lassen sich jedoch gut verbinden. So könnte die Reise nach Königsmund die Reise zur Hochzeit sein und Gefahr in Königsmund findet erst weit später statt.

Mir wird der Schirm als Spielleiter stark helfen und auch das Abenteuer wird seinen Weg in meine Spielrunde finden. In Summe ein gutes Produkt mit kleinen Schwächen.

Artikelbilder: Mantikore Verlag, Helge C. Balzer