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Stell dir vor, Aliens entführen deinen Hund und verlangen einen seltsamen Kristall als Lösegeld. Klar setzt du alles daran, deinen besten Freund zurück zu kriegen. Dass du selbst ein Sackmännchen mit Knopfaugen und Hinterkopf-Reißverschluss bist, ist Nebensache. Doch die Rettung gerät zur bizarren Reise durch eine surreale Welt, irgendwo zwischen Elm Street und Wunderland. Neugierig geworden? Willkommen bei Gomo.

Gomo ist ein Point-&-Klick-Adventure vom kleinen slowakischen Entwicklerstudio Fishcow, herausgebracht von Daedalic Entertainment. Das Computerspiel gehört fraglos ins „Indie“-Genre  mit kurzer Spielzeit und denkbar merkwürdigem Szenario um einen Protagonisten aus Jutesack. Dieser will seinen Hund Dingo aus den Klauen von Aliens befreien und ist dabei auf der Suche nach dem zu Spielbeginn geforderten roten Kristall. So jedenfalls könnte eine Interpretation lauten, denn auf Sprachausgabe oder Dialog-Texte verzichtet Gomo völlig und überlässt dabei viel der Phantasie des Spielers.

Das Spiel: Minimalismus mit dem Reißverschluss

Gomo ist in fast jeder Hinsicht minimalistisch. In der zweidimensionalen gezeichneten Spielwelt wackelt des Spielers Jutemännchen durch enge Höhlen und Räume und hat dabei recht wenig Handlungsfreiheit. Der Weg zum Ende ist linear, Zusatzspiele sind selten. Ab und zu will ein Knopf gedrückt, eine Maschine bedient oder ein aufgesammelter Gegenstand aus dem Hinterkopf-Reißverschluss-Inventar eingesetzt werden – Spieler die knifflige Rätsel à la Monkey Island gewohnt sind, finden keine Herausforderung.

Alle Schauplätze sind klar aufgebaut und die Spiellänge mit unter zwei Stunden recht kurz. Das könnte vor allem Kinder ansprechen, für die das Spiel in zahlreichen Rezensionen empfohlen wird. Doch gerade die dürften Gomo kaum wertschätzen können, entfalten sich zwischen den grauen Bildschirmen doch surreale Komik und Gänsehaut.

Die harten Fakten:

  • Ent­wick­ler: Fishcow Studio
  • Erschei­nungs­jahr: 2013
  • Spra­che: Deutsch, Englisch, etc
  • Platt­for­men: Win­dows PC, Mac OS
  • Preis: 7,99 EUR
  • Bezugs­quelleSteam

 

Leere Maschinenwelten und Sockenpuppen - Gomos Spielumgebung ist nicht Jedermanns Sache.
Leere Maschinenwelten und Sockenpuppen – Gomos Spielumgebung ist nicht Jedermanns Sache.

Das Drumherum: Von niedlich zu gruselig

Wie schon Machinarium aus dem Jahr 2009 verbindet Gomo handgezeichnete Landschaften, seltsame Figuren und eine bizarre Handlung. Fishcow treibt das Ganze noch weiter: Die Braun- und Grautöne der Umgebung wirken zuweilen klaustrophobisch, die Animationen – insbesondere die überlangen Arme des Protagonisten – befremdlich.

Auch die Umgebung überrascht mit schaurig-komischen Einfällen. So erscheint gleich zu Beginn in Gomos Haus ein Augenpaar auf dem Dachboden, den der Spieler weder betreten noch öffnen kann. Mit wem oder was hat Gomo hier zusammengelebt? Oder aber ein Wandschrank verschluckt die Spielfigur erst ganz, bevor er seine enthaltenen Gegenstände preisgibt.

Auch Landschaftsdetails, wie in der Erde wartende Skelette, gehören klar in die Ecke des schwarzen Humors. Selbst Gomos Slapstick-Einlagen können keine unbefangene Heiterkeit erzeugen. Die sich über weite Strecken ziehende Handlungsarmut, das Fehlen von Nebencharakteren zum Interagieren und das Bedienen unverständlicher Maschinen erzeugen beim Spieler viel eher ein Gefühl von Einsamkeit und Gezwungenheit.

Untermalt von einem elektronischen Soundtrack mit sich häufig wiederholenden Stücken ist es das Gesamtpaket des Spiels, das die Ebene oberflächlicher kindgerechter Niedlichkeit in subtiles Gruseln verwandelt.

Ob der makabere Humor kindlich niedlich oder verstörend befremdlich ist, muss wohl jeder selbst entscheiden.
Ob der makabere Humor kindlich niedlich oder verstörend befremdlich ist, muss wohl jeder selbst entscheiden.

Fazit

Auf den ersten Blick ist Gomo ein kurzweiliges Point-&-Klick-Adventure ohne große Herausforderungen und mit zu kurzer Spielzeit.

Als Rollenspieler jedoch lese ich es wie eine Studie zum schleichenden Gruseln in vermeintlich kindlicher Umgebung. Wer demnächst vor hat, eine Runde Little Fears zu leiten, kann getrost einen Blick riskieren.

Daumen3maennlich

Artikelbilder: Daedalic Entertainment

 

2 Kommentare

  1. Mir gefällt der merkwürdige Stil von Gomo sehr gut. Ich habe es aus reiner Neugier auf gog.com erworben, zusammen mit Deponia 3. Für einen Minipreis sehr unterhaltsam, und gerade wegen seiner mangelnden Details spielbar – die Lösung eines Raums liegt immer im selben Raum, man muss nicht mühsam backtracken.

    Ach, und da war die Sache mit der Atombombe… :P Was mich wirklich stört, ist, dass man die Bewegung nicht abkürzen kann, sondern Gomo bei jeder Bewegung von A nach B zuschauen muss. Wenn man drei mal quer über den Bildschirm ist, weil das Rätsel das eben verlangt, nervt das.

    4 von 5 wären für ein Casual Game definitiv dringewesen.

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