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2013 ist hinter uns, ebenso die Weihnachtsumfrage und die dazugehörige Verlosung. Der Winter lässt auf sich warten und auch die endgültige Auswertung hat etwas mehr Zeit gebraucht.

Wir haben die Teilnehmer-Anzahl im Vergleich zum Vorjahr um gut 27% verbessern können, was in etwa mit dem Anstieg der Leserzahlen unter unserer reinen Tischrollenspiel-Leserschaft übereinstimmt. An der Umfrage haben 257 Personen teilgenommen.

Alle Gewinne sollten nun ihre Eigentümer erreicht haben – wir mussten zwei Verlosungswellen machen, da sich nicht alle auf die Gewinnbenachrichtigung gemeldet haben. Auch bei der zweiten Welle gab es von einigen Gewinnern keine Rückmeldung. Daher haben wir noch gute sieben Produkte hier im Lager. Die gehen einfach in die nächste Jahresabschluss-Verlosung. Bei dieser anstehenden Verlosung werden wir auch an unsere LARPer und Tabletopper denken und versuchen, entsprechende Preise mit in die Auswahl zu geben.

Wir nehmen an, dass einige Mails in den Spamfiltern hängengeblieben sind, andere schlichtweg nicht ihren Gewinn wollten. Im letzteren Fall wäre eine kurze E-Mail hilfreich gewesen.

Genug der Rückschau – kommen wir zu den Ergebnissen der Fragen.

Neue ausprobierte Systeme

Hier waren wir überrascht von der schieren Menge der genannten Systeme. Besonders die noch verhältnismäßig neue Option, Rollenspiele auch über das Video-Conferencing von Google+ („Hangout“) zu spielen, hat offenbar für viele neue getestete Systeme gesorgt. Fünf Systeme konnten sich aber deutlich absetzen und eines davon ist sogar zurzeit noch in Entwicklung. Die aktive Marketingpräsenz von Splittermond scheint sich gelohnt zu haben.

Was wurde neu ausgetestet

Prozent

Star Wars : Edge of the Empire

7,78%

Savage Worlds

7,78%

Shadowrun

7,22%

Splittermond

6,67%

Fate Core / FAE

6,11%

Erwünschte Genres

Es gab einige kuriose Antworten, darunter auch DSA als eigenes Genre, für das zu wenig veröffentlicht werden würde. Bitte? Nun gut, die Massen wollen genährt werden.  Science-Fiction kommt langsam wieder in der Breite an. Knappe 24% von euch möchten hier mehr Veröffentlichungen sehen, dicht gefolgt von Steampunk (18%) und Horror (17%).

Sofort danach kommt Fantasy (12%). Ich habe mich bereits gefragt, ob der Rollenspielmarkt nicht an Fantasy übersättigt ist. Offenbar nicht. So sehr kann man irren.

Herausragende Veröffentlichung: Deutsch

Hier gab es wenig überraschende Ergebnisse. Die Spitze krönen Shadowrun 5 und Midgard 5 mit je 23%. Dicht folgte Das Lied von Eis und Feuer mit 17% und Star Wars: Am Rande des Imperiums mit 15%. Sogleich danach kommt kein Grundregelwerk, sondern eine Kampagne für Das Schwarze Auge: Die Quanionsqueste (12%).

Herausragende Veröffentlichung: International

Wenig Überraschung auch hier: Fate Core und Numenera liegen mit fast 30% jeweils weit vorne. Mit deutlichem Abstand kommen auch hier Shadowrun 5 (14%), danach Shadows of Esteren (13%) und Tenra Bansho Zero (10%).

Letzteres war dann doch eine kleine Überraschung. Das Japano-Mecha-Fantasy-Rollenspiel wurde über Kickstarter finanziert und hat einen stolzen Umfang von knapp 700 Seiten. Wir werden es nach Möglichkeit in Augenschein nehmen.

Nutzt ihr Hausregeln und wenn ja, warum?

Hier haben sich die Antworten fast die Waage gehalten. 53% nutzen keine, 47% nutzen sie. Die meisten wollten kein geschlossenes System ändern („Never change a running system“) oder haben nicht die nötige Zeit für Anpassungen.

Andere – hier wurde oft DSA genannt – lieben die Welt, finden aber die Regeln fast unspielbar und lassen daher Details weg oder verändern einige Punkte. Selten eher wurde vom richtigen Bugfixing gesprochen. Die meisten lassen einfach nur sehr spezielle Regeln weg oder editieren wenige Stellen, um sie für den gewählten Spielstil anzupassen.

Spielt ihr immer nach der aktuellsten Version?

Den Verlagen wird diese Antwort nicht gefallen – fast 70% springen nicht auf den fahrenden Versionszug auf. Sie sehen neue Versionen in zu kurzen Zyklen als Geldmacherei und als Zeitspirale, bei der man nicht nachkommt, alles zu lesen. Viele spielen oft nach Regeln der vorvorletzten Version (Shadowrun, DSA, Dungeons&Dragons).

Wenn auf eine neue Version aktualisiert wird, ist es meist Konsens-Entscheid der jeweiligen Spielgruppe.

Diejenigen, welche zur neuesten Version wechseln, erklären dies meist mit der Hoffnung, dass darin Regeln und Inhalte verbessert worden sind.

Welches Regelsystem bevorzugst Du?

Die Frage konnte nicht endgültig und aussagekräftig beantwortet werden. Auch wenn 3W20 von Das schwarze Auge mit gut 25% vorne lag, kam doch der W100, wie z.B. ihn Cthulhu benutzt, direkt dahinter mit 23%. Danach wurde es sehr gestreut und keine Regel-Engine konnte viel Platz für sich beanspruchen. Lediglich Savage Worlds lag mit 6% etwas über dem Rest.

Ein Hinweis, dass es zu viele verschiedene Regelsysteme gibt?

Wie viele neue Charaktere wurden gebaut?

Der Großteil (80%) von euch hat 2-4 Charaktere erzeugt – das will jedoch nicht so recht zu der hohen Anzahl von getesteten Systemen passen. Ergo ist davon auszugehen, dass die meisten Demorunden auch im Video-Conferencing-Umfeld vorgefertigte Charaktere mitbringen.

Nur ein Bruchteil von euch hat mehr als vier Charaktere gebaut – knapp 3%.

Wie haltet ihr euch auf dem Laufenden?

Wiederum 80% nutzen das Internet, nur wenige informieren sich auf Conventions oder über Freunde. Wenn nun davon auszugehen ist, dass in Deutschland 77% der Bevölkerung das Internet nutzen, wird diese Aussage wiederum relativiert. Woher erfahren die anderen von Neuigkeiten? Wie hoch ist die Dunkelziffer der aktiven Spieler, von denen man nie etwas außerhalb ihres Freundeskreises hört? Die vielleicht einmal im Jahr auf die SPIEL in Essen fahren und sich dort informieren? Welches Spielerpotential ruht dort?

Wie viele RPG-Websites lest ihr regelmäßig?

50% lesen zwei bis vier Seiten regelmäßig, satte 30% aber auch deutlich mehr.  Leider können wir das nicht ohne weiteres in Relation zu der Rate der Gesamtnutzer des Internets umschlagen. Wie viel Prozent wirklich informiert sind, ist unklar. Gehen wir davon aus, dass unsere Umfrage repräsentativ ist, sind es genannte 80%.

Da der Großteil aber nur zwei bis vier Seiten liest, stellt sich die Frage, ob die Szene nicht auf zu viel Foren, Blogs und Webzines zersplittert ist. Sind die Informationen zu fragmentiert und würden sich nicht Synergien durch Zusammenlegung bilden lassen? Für die Blogszene geht die Plattform rsp-blogs.de genau diesen Weg. Ein richtiger Schritt in die richtige Richtung.,

Die meist genannten Foren, die regelmäßig besucht werden, sind Tanelorn, Aktion Abenteuer, Drachenzwinge und Orkenspalter.

Was sagt uns das alles?

Wir haben unsere Umfrage unter das Oberthema „Trends und Neues“ gestellt.  Betrachten wir die Fragen nach den Systemen, kam es doch zu einigen kleinen Überraschungen. Tenra Bansho Zero und Splittermond hätten wir dort nicht erwartet. Glückwunsch dazu!

Interessant war auch der geringe Anteil der SpielerInnen, die auf neue Versionen aufspringen. Was heißt das für die Veröffentlichungspolitik? Wo stehen die Verkaufszahlen wirklich?

Zusammen aber mit der angedeuteten Fragmentierung der Szene auf Internetplattformen und auch der hohen Anzahl an verschiedenen Lieblingsregelsystemen deutet alles darauf hin, dass wir uns in einer Phase des unkontrollierten Wildwuchses befinden.

Unser Dank gilt allen Verlagen und Produzenten, die mit ihren Spenden diese Verlosung und Befragung möglich gemacht haben.

Artikelbild: ikgoru auf sxc.hu

 

8 Kommentare

  1. Die Frage nach dem beliebtesten Regelsystem gefällt mir nicht. Ich hätte nur mit einer Gegenfrage antworten können: „Mein liebstes Regelsystem wofür?“ Ich frage mich, welche Schlüsse man aus dem Ergebnis ziehen kann. Wer viele Systeme spielt, wird sich (zu Recht) schwer tun, eines als sein Lieblingssystem herauszustellen (insbesondere, wenn er wirklich nur eines wählt). Wer nur wenige Systeme spielt, dem wird es leichter fallen. Ich vermute, dass die großen drei in Deutschland klar Spieler letzterer Kategorie anziehen. Insofern ist es kein wunder, dass die kleinen Systeme weit abgeschlagen sind.

    Die Fragmentierung finde ich nur problematisch, wenn

    * es mehrere Systeme gibt, die das gleiche tun
    * die Spieler enge Präferenzen haben

    Wenn die Systeme alle unterschiedliche Arten des Spiels produzieren, sind sie gerechtfertigt. Man verliert keine Spieler, weil sie ohnehin etwas anderes Spielen wollen würden.

    Wenn die Spieler keine Probleme haben, neue Systeme zu erlernen, gibt es auch kein Problem. Immerhin kann man dann mal dies, mal jenes ausprobieren.

    Wenn allerdings viele Systeme das gleiche tun und deren Spieler keinesfalls das System wechseln wollen … dann verlieren alle massiv potenzielle Mitspieler.

  2. Die „Zahlen“ sagen doch überhaupt nichts aus, solange nicht bekannt ist, wie viele Leute überhaupt teilgenommen haben. Ich habe jedenfalls keine Angabe dazu gefunden und solange die fehlt, sind alle Prozentangaben unsinnig und unseriös, kann es gar keine Schlussfolgerungen geben. Bsp.: Bei nur 10 Teilnehmern würde ja ein begeistertes Fangirl reichen, damit Tenra Bansho Zero auf 10% kommt.

  3. Interessant. Wobei man beim „zu schnell fahrenden Versionszug“ auf seine Maßstäbe aufpassen sollte; nur, weil man in den zehn Jahren des Bestehens einer Edition nicht viel zum Spielen derselben gekommen ist, sind zehn Jahre trotzdem eine ziemlich lange Zeit… :)
    Mit SR4 hätte ich auch durchaus länger leben können (zumal die 5. wohl auch nach einer nur verschlimmbesserten 4. aussieht), für DSA5 wurde es schon länger Zeit, aber ansonsten sage ich da mal nichts dazu.

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