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Dem Spiel und dem Regelbuch, sowie zweien der Starterboxen haben wir uns bereits gewidmet. Megalith Games liefert das Regelbuch für Godslayer aber in zwei Teilen. Reine Hintergrundbücher sind selten im Tabletop heutzutage, daher widmen wir diesem einen eigenen Artikel. Im Zentrum steht dabei die Welt Calydorn, auf der die Schlachten von Godslayer stattfinden.

Inhalt

Das Buch verfügt über neun Kapitel, die allesamt am Seitenrand farbig und mit Zahlen markiert sind, so findet man beim Aufschlagen stets schnell das richtige Kapitel. Die ersten drei Kapitel widmen sich der Welt und deren Geschichte und die letzten sechs sind für jeweils eine der Spielfraktionen zuständig.

Kapitel I– Die Welt

Neben einer Beschreibung der Kosmologie des Godslayer Universums finden sich hier allgemeine Angaben zu Topographie, sowie Flora und Fauna der Welt Calydorn. Diese ist nämlich nur eine von ursprünglich neun Welten der materiellen Ebene. Die Welten sind scheibenförmig und schweben in relativ festen Positionen zueinander. Mit entsprechenden Schiffen ist es ohne weiteres möglich, von einer Welt auf die andere zu reisen. Allerdings haben nur wenige solche Schiffe.

Das Kapitel gibt einen schönen Überblick über die Welt und deren Aufbau. Einzelne Regionalbeschreibungen, wenn sie auch nur kurz sind, zeichnen ein brauchbares Bild der verschiedenen Ecken Calydorns.

Die 18 Seiten reichen natürlich nicht für detaillierte Beschreibungen, aber man bekommt einen kurzen Überblick – nicht nur von Ghorn, sondern auch von anderen Gegenden.

Kapitel II und III – Mythologie und Geschichte

Nach zeitlichen Kriterien und der lokalen Geschichtsschreibung unterteilt, finden sich in diesen beiden Kapiteln die Entstehungsgeschichte des materiellen Universums und all die Unbill, die seitdem dort geschehen ist. Der Fixpunkt der Zeitrechnung ist das Jahr 0 SC, was für Second Covenant (das zweite Bündniss) steht. Dies beschreibt den Zeitpunkt, an dem sich die sterblichen Rassen (Menschen und Oger) erneut den Segen der Asrae – einem Göttergeschlecht – sicherten. Wobei erwähnt sein muss, dass Menschen und Oger erst spät auf den Plan treten (etwa 12.000 Jahre vor dem Second Covenant, also um das Jahr -12.000 SC herum). Das macht sie zwischen den Elementarrassen und anderen alten Völkern, die teilweise seit Beginn der Schöpfung existieren, zu echten Neuankömmlingen. Einige Völker betrachten sie auch nach wie vor als Emporkömmlinge, die ausgemerzt gehören.

Das zweite Kapitel beginnt bei -50 Millionen Jahren SC und endet bei -1200 SC. Auf den 26 Seiten des Kapitels kann eine solche Zeitspanne nur kurz dargestellt werden, und entsprechend kurz sind die Einträge zu den einzelnen Abschnitten. Vom Beginn der Schöpfung an wird Schritt für Schritt die Entstehung des Kosmos erklärt. Ebenso finden sich Beschreibungen zu alten Kulturen und Völkern. In den meisten Fällen sind diese Völker längst ausgestorben zu dem Zeitpunkt an dem Godslayer spielt, andere finden sich noch in degenerierter Form oder in Gestalt ihrer Nachkommen.

Die Geschichte variiert von einfachen Kriegen über zivilisationszerstörende Übel bis hin zu den Kosmos bedrohenden Konflikten. Die Zeiten der Ruhe und des Friedens sind meistens eher von kurzer Dauer. Die Texte sind meist angenehm geschrieben und halten an zum Weiterlesen.

Im dritten Kapitel, das 21 Seiten umfasst und von den Jahren -1200 SC bis etwa 3000 SC (Gegenwart) handelt, wird die Beschreibung etwas dichter und die sechs Fraktionen rücken näher in den Fokus der Betrachtung. Einzelne Helden und deren Einfluss auf die Geschichte werden hier herausgehoben und man bekommt einen mehr alltagsnahen Eindruck der Welt.

Auch hier sind die Geschichten schön gemacht und das Lesen gestaltet sich angenehm. Das Kapitel endet mit einer Beschreibung des derzeitigen Status quo auf Calydorn. In beiden Kapiteln finden sich regelmäßig Karten um die beschriebene politische Situation darzustellen. Hier floss viel Liebe ins Detail.

Kapitel IV – IX Die Fraktionen

Alle derzeit spielbaren Armeen bekommen ein eigenes Kapitel im Buch gewidmet. Die Reihenfolge ist dabei alphabetisch (Banebrood, Halodynen, Mortaner, Nordgaard, Troglodyten, Wyldfolk of Annyr). Hierbei wurden jeder Fraktion zwischen 14 und 16 Seiten gewidmet.

Jedes Kapitel folgt derselben Struktur. Zunächst wird über die Herkunft des Volkes oder der Nation berichtet, woran sich eine Beschreibung der Sitten und Gebräuche anschließt. Als Nächstes bekommt jede Unterfraktion der Armee einen eigenen Abschnitt. In diesen wird auf die Lebensweise, abweichende Sitten oder körperliche Andersartigkeiten eingegangen. Ebenfalls finden sich Regionalbeschreibungen der Lebensräume. Die Detailmenge dieser Beschreibungen muss sich nicht vor ähnlichen Texten in Rollenspielbüchern verstecken.

In diesen Kapiteln finden wir auch die einzigen Textstellen, die einen Regelbezug haben. In den Abschnitten der Unterfraktionen gibt es immer einen Kasten, der die jeweilige Sonderregel beschreibt. Diese Regeln dienen im Tabletop dazu, den unterschiedlichen Charakter der Unterfraktionen zu betonen. Hier findet sich die hintergrundtechnische Erklärung dieser Fähigkeiten. Dabei wird sorgsam vermieden, die Regeln selber zu erwähnen. Megalith bleibt sich hier treu und hält dieses Buch konsequent regelfrei.

Die Texte hier sind wie im restlichen Buch angenehm zu lesen und laden zum Verweilen ein. Hier sind nun einige der Illustrationen um die Stimmung des Buches nachzuzeichnen.

Preis-/Leistungsverhältnis

Für 30 Euro bekommt man zwei schön gestaltete Bücher. Eins zum spielen und eins zum lesen. Angesichts der dichten Beschreibung und aufwendigen Gestaltung ist der Preis mehr als nur fair. Besonders wenn man in Betracht zieht, dass bei anderen Herstellern Regelbücher mit weniger Seiten soviel kosten wie hier beide zusammen.

Erscheinungsbild

Das HintergrundbuchIm gemeinsamen Pappschuber kommen die Bücher gewöhnlich unversehrt ins Haus. Leider ist der Schuber aus eher dünner Pappe und dadurch anfällig für Beschädigungen. Hier hätte ein bisschen mehr gut getan. Bücher und Schuber sind mit atmosphärischem Artwork verziert, was direkt die richtige Stimmung anklingen lässt.

Nun zum Hintergrundbuch. Die 175 vollfarbigen Seiten sind in einem Softcovereinband mit angenehm sanfter Oberfläche gebunden. Die Seiten selber sind ebenfalls mit einer solchen versehen, hier hat man auf Qualität gesetzt. Leider ist der Einband, ähnlich wie der Schuber, anfällig für Beschädigungen. Hier wurde Form über Funktion gesetzt.

Der Farbdruck ist sehr kräftig und der eingefärbte Seitenhintergrund bietet gemeinsam mit dem scharfen Buchstabendruck eine gute Lesbarkeit. Einzige Ausnahme sind die Textstellen, die in Blau statt in Schwarz gedruckt sind. Auf dem hellen Untergrund werden lange Abschnitte dadurch beim Lesen leicht unangenehm.

Im Buch verteilt sind hin und wieder einzelne Kästen mit Zusatzerklärungen oder Aufzählungen. Diese verwenden teilweise eine kleinere Schriftart als der Haupttext. An manchen Stellen wird der Text dadurch sehr klein und schwer lesbar. Hier wären vielleicht ein paar Seiten Buch mehr und dafür größere Kästen angebracht gewesen.

Aufgelockert wird das Buch zudem durch beinahe hundert Artworks, zu denen sich noch über ein Dutzend Karten gesellen. Die Artworks sind in Grau-, Blau-, Grün- oder Rotschattierungen gehalten und geben einen Einblick in die Welt von Godslayer. Qualität und Stil variieren bei einem Dutzend Illustratoren naturgemäß, die Abweichung bleibt aber in einem Rahmen, der die gemeinsame, grundlegende Bildsprache von Godslayer erkennen lässt. Auf jeden Fall wird so ein schöner atmosphärischer Rahmen geschaffen.

"Diskussion" unter Banebroods
„Diskussion“ unter Banebroods

Die Karten sind in Vollfarbe gehalten, da sie stets den Einflussbereich der verschiedenen benannten Kulturen zeigen. Hier findet man genug Informationen über alle Ecken Calydorns. Die detailliertesten Karten gibt es aber von Ghorn, dem zentralen Kontinent, wo sich die Handlung konzentriert.

Ghorn – Calydorns Zentralkontinent
Ghorn – Calydorns Zentralkontinent

Die harten Fakten:

  • Verlag: Megalith Games
  • Autor(en): David Saunders & André Schillo
  • Erscheinungsjahr: 2012
  • Sprache: Englisch
  • Format: Medium Quarto
  • Seitenanzahl: 175
  • ISBN: 4-250787-100028
  • Preis: 30 EUR (für beide Bücher)
  • Bezugsquelle: Fachhandel, als Teil des Regelschubers

 

Fazit

Das Buch liefert einen tiefen Einblick in Gestaltung und Atmosphäre des Godslayer Universums. Das Gefühl der einzelnen Fraktionen wird gut eingefangen und befriedigt den Wissensdurst aller nach Hintergrund dürstenden Spieler.

Die Betonung muss hier auf derzeit spielbaren Fraktionen liegen, denn im Buch finden sich dutzende Erwähnungen anderer Völker oder Nationen. Jede von diesen könnte ohne weiteres in eine spielbare Armee umgesetzt werden. Bei einer ist sogar aus einem Forumsbeitrag abzulesen, dass dies geplant ist. Ebenso kann man viele noch ausstehende Truppentypen aus den Beschreibungen ableiten. So gibt es in den derzeitigen Regeln Werte für die Söhne des Krieges der Halodynen. Diese sind rituelle Kämpfer einer Gottheit, nun hat dieses Pantheon 12 Götter und alle haben sie heilige Krieger…

Auf diese Weise liefert das Buch nicht nur die Geschichte, sondern erlaubt es den Spielern auch sich auszumalen, was noch Schönes für die eigene Armee herauskommen mag.

Noch zu erwähnen seien auch hier, wie im Regelbuch, einige merkwürdig klingende Sätze, die aus dem Deutschen ins Englische übertragen wurden. Das mildert das Vergnügen aber nur sehr gering.

Sicherlich wird nicht jeder Spieler dieses Buch lesen und viele interessiert es vielleicht auch nicht. Für Spieler, die nur die Regeln haben wollen, gibt es das Regelbuch kostenlos zum Download (Deutsch und Englisch). Für alle anderen ist ein Kauf zu empfehlen. Megalith Games bietet hier ein echtes Schmuckstück.

Ich für meinen Teil überlege schon, eine Pen&Paper Runde in der Welt von Godslayer zu spielen, allein weil die Welt so schön beschrieben ist.  

Hört man auf die Gerüchteküche, arbeitet Megalith an einem Savage Wolds-basierten Regelwerk

Daumen5maennlich

Artikelbilder: Megalith Games

 

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