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Die in Blut und Schweiß geformten Krieger des antiken Griechenlands sind zurück auf der Kinoleinwand. Das persische Großreich und ihr Gottkönig Xerxes haben noch immer nicht genug und so folgt die neuste Verfilmung der düsteren Graphic Novel 300 von Frank Miller.

Der erste Streich sorgte im Erscheinungsjahr 2007 für Aufsehen. Die überbordende Gewaltdarstellung wurde einzigartig visuell zelebriert und schwang sich zur künstlerischen Inszenierung auf. Brutalität als Ästhetik auf der Leinwand? Das schmeckte natürlich nicht jedem, fand aber durchaus Anklang an den weltweiten Kinokassen.

Doch so einfach ist das mit der Fortsetzung nicht. Spartas markanter König Leonidas und seine tapfersten 300 Krieger sind tot. Ihr übermächtiger Gegenspieler Xerxes triumphierte. Eine Konstellation, die man selten im Kino erlebt.

Damit das ungleiche Kräftemessen zwischen den unabhängigen Stadtstaaten Griechenlands und dem damaligen persischen Weltreich in die nächste Runde gehen kann, wird einfach eine Parallelgeschichte zu den Ereignissen des ersten Filmes erzählt. Was wie ein Geniestreich anmutet, fundiert weitestgehend auf historischen Gegebenheiten.

Story

Im Jahre 490 vor Christus tobt ein gewaltiger Krieg in Griechenland. Das persische Weltreich will sich die griechischen Stadtstaaten einverleiben. Diese sind sich uneins und vermeintlich leichte Beute. Während Spartas König Leonidas mit seinen 300 besten Männern an den Thermopylen gegen den persischen Gottkönig Xerxes kämpft, entbrennt ein weiterer Kampf auf See. Athens Feldherr Themistokles sieht sich vor den Küsten seiner Heimat einer gewaltigen Übermacht der persischen Invasoren entgegen.

Die Seestreitkräfte der Angreifer werden von der gnadenlosen Artemisia befehligt. Diese sinnt auf Rache und treibt ihre Soldaten rücksichtslos in die Konfrontation mit den Griechen. Mit dem Mut der Verzweiflung und taktischer Kriegskunst trotzen die Griechen zunächst der persischen Flotte. Kann Themistokles die persische Flotte aufhalten und Griechenland geeint werden?

Spartas Königin schafft den erzählerischen Bogen.
Spartas Königin schafft den erzählerischen Bogen.

Inszenierung

Rise of an Empire setzt kompromisslos dort an, wo die Bildgewalt von 300 noch nicht gewütet hat. Der Film zeigt von der ersten Minute an, dass es hier durchaus hart zur Sache geht. Im weiteren Verlauf entbrennt ein wahres Schlachtfest auf See. Blut soweit das Auge reicht.

Im Fokus stehen diesmal die Athener um ihren Feldherren Themistokles. Die zahlreichen, halbnackten, muskelbepackten Krieger der späteren Hauptstadt greifen auf blaue statt rote Umhänge zurück und sind etwas zurückhaltender als ihre Kollegen aus Sparta, wenn es um die Aussicht auf den sicheren Tod geht. Die angreifenden Perser stellen einmal mehr eine schier endlose Masse stumpfsinniger Gegenspieler auf. Das Konzept ist hier simpel, die athletischen Griechen sind die Guten und die gesichtslosen Perser die Bösen.

Atmosphärisch bleibt der neue Regisseur Nuom Murro dem bekannten Stil treu, legt jedoch hier und da noch ein paar drastischere Szenen als der Vorgänger drauf. Bildgewalt und Brutalität ziehen einen erneut in den Bann der düsteren Comicversion antiker Schlachten. In halbdunklen Bildern wechseln Super-Zeitlupen mit beschleunigtem Schlagabtausch und atemberaubenden Kamerafahrten durch das gewaltsame Gemetzel auf hoher See. Begleitet wird die drastische, Visualisierung physischer Grausamkeiten von jeder Menge heroischem Pathos und im Hintergrund pumpendem Industrial-Score.

Das Sterben auf See wird in Rise of an Empire stets von dunklen Wolken, ausleuchtenden Blitzen und stürmischen Wellen begleitet. Atmosphärisch funktioniert das zwar durchaus, lässt aber das Filmbild, samt Blutspritzern, zu stark in Schwarztönen versinken. Farbakzente werden hier lediglich vom maritimen Blau der Athener Umhänge und eingestreuten Spezialeffekten gesetzt. Die heutzutage für einen Actionstreifen scheinbar unumgängliche 3D-Konvertierung verbessert diese Farbkombination nicht gerade. Die von mir betrachtete Version zeigte zudem unschöne Unschärfen und teils fehlerhafte Überlappungen des 3D Bildes im Hintergrund. In der Summe konnte der erste Teil mit wärmeren Lichteffekten und roten Umhängen der Spartiaten ein deutlich angenehmeres Sehvergnügen erzeugen.

Kritisch darf man jedoch bei all dem „Mehr“ an Gewalt- und Visualisierungsexzessen auch das treibende Motiv des Hasses betrachten. Zu einfach werden hier die Charaktere in ihrer Moral und Motivation gleichgeschaltet und der ideologische Schlagabtausch zwischen griechischer und persischer Weltanschauung abgetan.

Tödlich und schön - leider aber auch etwas platt: Artemisia.
Tödlich und schön – leider aber auch etwas platt: Artemisia.

Darsteller

Da das Schicksal von Leonidas und seinen besten Kriegern schon fest steht, braucht es einen neuen Anführer. Der Auserkorene ist der Athener Feldherr Themistokles (Sullivan Stapleton). Wie es sich für jemanden aus einer Stadt voller Dichter, Philosophen und verkappter Politiker gehört, enthalten seine Schlachtansprachen auch stets eine Kombination der Schlagwörter Freiheit und Demokratie. Im Kampf gegen die Übermacht erweist er sich als recht kluger Kopf und gemeiner Stratege. Ansonsten geht er mit handfester Zurschaustellung seines gelernten Mordhandwerks stets voran. Doch so richtig will das weder bei seinen Soldaten – es sind halt keine Spartiaten – noch beim Zuschauer fruchten. Sullivan Stapleton vermag zwar durchaus ansehnlich seine Kampfkunst zu zeigen, steht aber ansonsten im übermächtigen Schatten seines Vorgängers Gerard Butler. Dieser ist als Leonidas über jeden Zweifel erhaben, wenn es um die Zurschaustellung einer griechischen Heldenikone geht.

Es mag zum historischen Vorbild passen, dass die Konfrontation nun auch nicht mehr vordergründig von Xerxes (Rodrigo Santoro), sondern der gepeinigten persischen Befehlshaberin Artemisia (Eva Green) ausgetragen wird. Tödlich wie schön sinnt diese auf Rache, was anfangs als Motiv auch gut funktioniert. Leider wirft Sie aber ihre geschundene Vergangenheit über Bord, als das Drehbuch eine äußerst fragwürdige Sexszene vorsieht. Spätestens hier versinkt die Figur im verbrauchten Bild der fleischgewordenen, schwertschwingenden Gothic-Amazone aus lüsternen Männerträumen.

Erfreulicherweise sind auch viele bekannte Gesichter aus dem ersten Teil wieder dabei und geben dem ganzen Stoff um Blut, Schweiß und Eisen etwas Bindung in den Actionpausen. Viel Mehrwert darf vom Schauspielerensemble jedoch nicht erwartet werden. Die blutleeren Dialoge fungieren eher als Überleitung bis zum nächsten Gemetzel.

Erzählstil

Wie schon erwähnt, ist Rise of an Empire keine klassische Fortsetzung. Die Ereignisse finden, gemäß dem historischen Vorbild, weitestgehend parallel statt. Das Drehbuch springt zwischen den einzelnen Handlungssträngen. Wie schon im ersten Teil, werden die unterschiedlichen Szenen von Spartas Königin (Lena Headey) erzählerisch verbunden. Im Fokus liegt klar die mehrstufige Auseinandersetzung auf See und damit auch der Schlagabtausch zwischen den Flottenbefehlshabern Themistokles und Artemisia.

Kurze Verschnaufpausen vor dem nächsten Gemetzel gibt es in Form zahlreicher Rückblenden. Die Rahmenhandlung wird um Details wie den Tod des früheren persischen Königs und die folgende Verwandlung seines Sohnes in den übermächtigen Gottkönig Xerxes erweitert. Die Motive für die Rachegelüste der persischen Befehlshaberin Artemisia werden kurz aber nachvollziehbar eingeblendet. Auch die Uneinigkeit der griechischen Stadtstaaten wird mit dem schon verfilmten kriegerischen Einzelgang Spartas noch einmal aufgegriffen.

Trailer

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Fazit

Rise of an Empire knüpft nahtlos an die Sogkraft der brutalen Visualisierung von Frank Millers Graphic Novel „300“ an. Geschickt wird nicht einfach nur eine Fortsetzung erzählt sondern vielmehr die parallel stattfindenden Ereignisse des griechisch-persischen Krieges aufgezeigt. Damit umgeht man teilweise das Probleme, dass man eben nur bedingt auf die Erfolgselemente des Vorgängers zurückgreifen kann. Schwächen offenbart Rise of an Empire jedoch vor allem im Detail: Der neue Titelheld ist nur Feldherr statt Kriegerkönig, die Figur Themistokles ist längst kein Leonidas und die Kämpfer aus Athen sind eben keine heroischen Spartiaten.

Punkten kann die Fortsetzung vor allem mit den zahlreichen, kompromisslosen Actionszenen, die nichts für schwache Gemüter sind. Ohne große Pausen geht der blutige Schlagabtausch von der ersten bis zur letzten Minute und bietet ordentlich Schauwert. Erfrischend ist die furiose Darstellung der antiken Auseinandersetzung auf hoher See. Der daraus resultierende einheitliche schwarz-blaue Farbmix des rustikalen Treibens hätte jedoch abwechslungsreicher gestaltet werden können.

Rise of an Empire kann trotz zahlreicher Parallelen nicht an das Flair des ersten Teiles anknüpfen. Vielleicht war das vom Filmteam auch gar nicht beabsichtigt, unterstreicht die Fortsetzung doch die besondere Stellung von Leonidas und Sparta – sowohl in der griechischen Antike, als auch auf der Filmleinwand.

Die zweite Meinung

von Holger Christiansen

300 – Rise of an Empire versucht, den Geist von „Spartacus – Blood and Sand“ zu channeln. Sogar einer der Schauspieler (Peter Mensah alias Doctore/Oenomaus) ist in einer eher unwichtigen Nebenrolle als Lehrer der jungen Artimisia zu sehen. Aber die Pathosreden von Themistokles treffen nicht so richtig, und die gesamte Schauspielleistung des Ensembles liegt unter dem Niveau einer durchschnittlichen Fernsehserie.

Hätte man die plötzliche Koitalszene und die darauf Bezug nehmende Verbalentgleisung im Endkampf weggelassen, wäre nach dem Film ein fader Beigeschmack weniger verblieben. So wurde Artemisia, einer der wenigen interessanten Charaktere des Films, durch diese Szene irgendwie unglaubwürdiger.

Technisch war 3D wie fast immer völlig überflüssig, der Soundtrack aber durchaus eingängig und brauchbar. Über die Farbgebung hat Sebastian ja schon alles gesagt.

Insgesamt ein Actionfilm mit einigen guten bis sehr guten Schwertkampfszenen, hölzernen Schauspielern und einer Story, die in den Details wenig glaubwürdig wirkt. Kann man sich als Actionfan mal ansehen. Muss man aber nicht.

Daumen3maennlich 

Artikelbilder: Warner Bros.

 

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