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Die Anfahrt über 250 km von Offenbach nach Ulm war schon ein Abenteuer für sich. Vor allem aber für meine Freunde, die mich auf ihrem Weg aufgegabelt hatten, denn Sie kamen aus Kassel und mussten insgesamt das Dreifache dieser Entfernung zurücklegen. Wir hatten uns allerdings jahrelang nicht mehr gesehen und  die letzte CatCon lag für uns ebenfalls lange zurück. Deswegen fielen das Wiedersehen und die Con an diesem Wochenende zusammen.

Endlich gefunden!
Endlich gefunden!

Als wir in Ulm ankamen, hatten wir noch ein paar Schwierigkeiten den richtigen Parkplatz zu finden, und mussten noch etwas laufen, um von dort zum Sauschdall zu gelangen.

Der Sauschdall - Nomen es Omen?
Der Sauschdall – Nomen es Omen?

Am Eingang zur Con konnte man links bereits das Grillteam arbeiten sehen, und das war bei dem fantastischen Wetter sicher kein unangenehmer Job. Das alte Gemäuer, das dieses Wochenende wieder einige Rollenspieler beheimaten sollte, war aber angenehm kühl und hatte ein gutes Ambiente, das durchaus auch für ein LARP getaugt hätte.

Angekommen

Drinnen gab es auch schon die nächste, schöne Überraschung für mich: Da ich mich im Forum zuvor als Spielleiter angeboten hatte, durfte ich nicht nur kostenfrei eintreten, sondern bekam auch einen Essensgutschein drei Euro. Ohne Voranmeldung hätte ich allerdings auch nur fünf Euro gezahlt, es treibt also niemanden in den Ruin, der nicht gerne leiten möchte. Aushänge gab es reichlich, da wir aber knapp drei Stunden nach Eröffnung eintrafen, war natürlich das Meiste bereits ausgebucht. Also galt es zunächst zu erkunden, und sich ein Plätzchen zu sichern. Wir schrieben uns für einige Abendrunden ein, ich hängte meine Runde aus, und wir begaben uns eine kleine Wendeltreppe hinab in Richtung Grill.

Viel los am Rundenbrett!
Viel los am Rundenbrett!

Unten im Café Cat gab es dann eine lustige Speisekarte zu bewundern und nachdem für das leibliche Wohl gesorgt war, wurde noch die obligatorische Kaffee-Flatrate eingekauft. Dieses Mal gab es für fünfzehn Euro obendrein noch einige Losung Lose für die abgefahrene Tombola und fünf CatCon-Würfel mit je sechs Seiten dazu.

Für das leibliche Wohl war gesorgt.
Für das leibliche Wohl war gesorgt.

In den unteren Räumlichkeiten gab es dann allerhand Bierzeltgarnituren und auch einige andere Holzmöbel, auf denen auch bereits einige Spieler dem lieben Hobby frönten, und die Würfel rollen ließen. Eine Bierbank wurde sogleich annektiert, und wir trafen uns dort immer wieder. Praktischerweise waren am Nachbartisch einige Magic-Spieler am Werke, die zwar nicht viel älter als meine Kinder waren, sich aber besser auf das Spiel verstanden, als ich es wahrscheinlich je tun werde. Da meine aktuelle Magic-Sucht zur Zeit wieder im Wachstum befindlich ist, war es eine Super-Gelegenheit zu tauschen und sich über gewisse Decks auszutauschen. Magic sollte an diesem Wochenende noch für so einigen Schlafentzug sorgen.

Die erste Runde

Nachdem einige Runden gespielt waren, wurden die Kiddies dann auch von ihren Eltern abgeholt und ich erhielt Gelegenheit an einer Finsterland-Spielrunde teilzunehmen. Ein Kurzabenteuer für Einsteiger mit vorgefertigten Charakteren stand also an. Geleitet wurde das Abenteuer von einem älteren Typ mit Biker-Bandana und grauem Bart™(Coolnessfaktor: 1000). Eine Dame in einem sehr schicken Steampunk-Reifrock sorgte für Ambiente und spielte ebenfalls mit. Leider war ich trotz meiner Fotowut zu vergesslich, um sie um ein Bild zu bitten.

Das Finsterland-Alter Ego
Das Finsterland-Alter Ego

Als Jean-Jaques de Briére machte ich mich dann also auf, um ein Abenteuer in der Steampunk-Welt zu durchleben. Als ausgebildeter Amtsmagier wurde ich von einem kleinen Vertrauten in Form einer Schwalbe und meinem treuen Dienstrevolver begleitet. Die Gruppe war mit acht Spielern sehr groß, aber trotz allem gelang es dem Spielleiter eine gute Runde zu meistern und alle zu beteiligen. Dies lag nicht zuletzt an dem herrlich simplen System und den schönen Charakteren, samt kleiner Hintergrundgeschichte. Eine gemeinsame Freundin hatte uns aufs Land geladen, um sie dort bei einem Bericht über ein jährliches Ritual zu unterstützen. Dieses sollte angeblich eine Art völkischer Zauber für eine gute Ernte sein, und sie hatte geplant, mit ihrer sündhaft teuren Kamera einige gute Bilder davon zu schießen. Am Ort des Geschehens kam jedoch alles anders als geplant. Eine finstere Magie herrschte dort vor, und bald sahen wir uns einem Mob beherrschter Dorfbewohner entgegen. Der Urheber der Magie war jedoch bald ausgemacht und unser übereifriger Elementarist steckte den Kerl sogleich in Flammen. Das befreite zwar die Dorfbewohner, kostete uns jedoch die Chance, je zu erfahren, warum das alles überhaupt geschah. In einer Höhle in der Nähe war nämlich eine Person in einer Art Schutzfeld gefangen, und Blutrunen klebten an der Wand. Wer weiß, vielleicht beim nächsten Mal.

Die Verlosung

Die Spielrunde wurde auch einmal unterbrochen, um den Spielern die Gelegenheit zu geben an der Tombola teilzunehmen. Die Verlosung war eine langwierige aber einzigartige Sache! Moderiert wurde das ganz vom „ehrlichen Abe“ samt Anzug und Zylinder. Die Gegenstände der Verlosung waren in Zeitungspapier und Plastiktüten gewickelt und wurden auf unterschiedlichste Art und Weise beworben.

Der "ehrliche Abe"
Der „ehrliche Abe“

Ganz besonders ein Dauerbrenner, der offensichtlich jedes Jahr verlost wird, sorgte für einiges Gelächter. Es ging um ein offensichtlich geflopptes Kartenspiel namens: Powershot Fußball, bei dem man sich, sollte das eigene Los gezogen werden, eine Mannschaft aussuchen durfte. Abe versprach feierlich, dass er davon nach dieser Verlosung keine mehr anbieten wolle. Auch kurios war eine riesige Konservendose, auf der mit Filzstift etwas gekritzelt war. „Freds köstlicher Eintopf“ oder so ähnlich war darauf zu lesen und da man weder wusste, was drin war, noch wie lange es haltbar war, gab es doch einige neugierige Menschen und unter lautem Jubel des Publikums nahm tatsächlich jemand das Ding mit.

Der Glücklichste unter den Gewinnern war jedoch eindeutig derjenige, der sich für 29 EUR 290 Lose gekauft hatte. Jeder zweite Gewinn ging an ihn, und es war schnell klar, dass die Plastiktüten die richtig guten Gewinne, nämlich Rollenspielbücher, enthielten. Der Gegenwert für ihn betrug also ziemlich sicher mehr als das Doppelte.

[gewinnertyp]

Der glückliche Gewinner
Der glückliche Gewinner

Da die Losnummern mit einigen eigenartigen Würfeln bestimmt wurden, ergab sich an einem Punkt die Gelegenheit, für nur einen Euro im Nachhinein noch ein Los von der Trommel zu kaufen, das dann automatisch gewann. Diese Gelegenheit nahm ich sofort wahr und ging unter Buh-Rufen und allgemeinem Unmut nach vorne, um mir einen Preis auszusuchen. Die schlechte Laune schlug allerdings in Jubel um, als ich mir den Spaß machte und den Powershot Fußball-Preis auswählte.

Für den Gewinner des Hauptpreises hatte man dann nur noch Mitleid übrig, denn der „Hauptpreis“ war ein Schuhkarton mit den liegen gebliebenen Dingen von der letzten Con. Mir wurde nebenbei berichtet, dass auch schon mal eine alte Unterhose und ähnliches enthalten war. Der diesjährige Gewinner durfte sich vor allem über alte Flyer, eine Tasse ohne Henkel und eine ausgestopfte Möwe mit X anstelle von Augen freuen.

Auftritt als Spielleiter

Nach dem Ende der Finsterland-Runde war es auch an der Zeit, meine Shadowrun-Runde zu leiten. (Natürlich auf lockerer FATE-Basis) Es gab sieben Mitspieler, von denen zwei sogar schon mit FATE vertraut waren und einen anderen, der aber nicht einmal Shadowrun kannte. Da die Runde erst um 22:00 Uhr begann, spielten wir nicht sehr lange, aber dafür sehr intensiv.

Die Gruppe fand in London 2073 zusammen, um einen Mr. Johnson zu finden, der eine andere Runnergruppe verraten und entsorgen lassen hatte. Eindeutig schlechter Stil und neu im Geschäft, war es nicht leicht ihn aufzuspüren. Einige der Charaktere waren persönlicher betroffen, da ein paar Chummer von ihnen durch diesen Verrat das Zeitliche gesegnet hatten. Über verschiedene Spuren fand die Gruppe zusammen, und der Troll-Ganger der Gruppe hatte von einem sterbenden Mann im Anzug einen Ring überreicht bekommen.

Der Ring war jedoch ein Prototyp einer Nanotechnologie zur Magieabwehr und gehörte der Proteus AG. Mr. Johnson hatte den Ring von einer Runnergruppe stehlen lassen, um danach alle Zeugen zu beseitigen. Johnson war nämlich selbst aus dem mittleren Management von Proteus und hatte ein Chance gewittert, aufzusteigen.

Alles in allem gingen die Spieler den Spuren nach, wehrten sich gegen die Proteus-Konzerntruppen und fanden heraus, dass sich alles um den Ring drehte. Den Ring wurden sie dann gerade noch bei einem Juwelier los, und einer der Charaktere sorgte dafür, dass Alle bei Proteus von der Abschussliste genommen wurden. Die betreffende Elfe war nämlich Schülerin eines Drachen und konnte daher einige Strippen ziehen. Die Gefühle waren gemischt, als am Ende klar wurde, dass der Tote in der Gasse, ganz zu Beginn, Mr. Johnson war und die Gruppe die ganze Zeit einer Leiche nachlief, die sie selbst in einen städtischen Müllcontainer geschmissen hatten. Spaß hatten aber dennoch alle, auch wenn der Lacher am Ende auf Seiten des Meisters war.

Nur noch eine Runde

Obwohl es bereits um 03:00 Uhr herum war, hatten einige Leute nochmal Lust auf ein paar Runden Magic. Also setzten wir uns zu viert zusammen, um ein Teamspiel „Two-headed-giant“ zu starten. Ein überraschendes Elfendeck machte einmal allen Ländern den Gar aus und besiegte uns dank ansteigender Handgröße mit einem Multani Maro-Zauberer!

Irgendwann gegen 06:30 Uhr (Danke, Zeitumstellung!!) fand ich dann auch eine Ecke mit dem Schlafsack und ließ mich nieder. Am nächsten Morgen genoss ich ein köstliches Frühstück und schöpfte die Kaffee-Flatrate weiter aus, bevor wir dann für eine letzte Runde Shadowrun zusammenfanden. Dieses Mal war es allerdings nach den klassischen 3.01D Regeln, und ich war ein Spieler. Ich hatte endlich Gelegenheit meinen verchippten Agenten mit den Talentleitungen zu spielen, und es verschlug uns nach Sibirien in eine Geheimbasis, verseucht von erwachten Mutantenwesen. Es war unsere Aufgabe einen Chip zu bergen, aber leider mussten wir abbrechen, da wir um 16:00 Uhr aus dem Veranstaltungsort rausgekehrt wurden und ohnehin noch eine lange Fahrt vor uns hatten.

Fazit

Alles in allem war es eine gelungene Con, auf der auch neben Rollenspiel einige andere Dinge geboten wurden. Es waren einige Endzeitlarper vor Ort, die zeigten, wie man eine NERF-Kanone für höhere Reichweite modifiziert oder das Aussehen anpasst. Außerdem gab es noch einen Raum mit Tabletops und auch zwei oder drei Händler mit ihrem Bücherschatz. Die CatCon kann ich uneingeschränkt empfehlen, selbst wenn man nur hinkommt, um die Location zu genießen und beim Grillen über Rollenspiel zu quatschen. Fazit: Wenn möglich, nächstes Jahr wieder!

Fotografien: Javeed Hussain, Cat Con, Ulm

 

2 Kommentare

  1. Hi Javeed, hab’s jetzt erst gelesen, ja so ein schöner Con wirkt auch ein bisschen nach und muss sich auch bei mir erstmal wieder setzen ;-)
    Danke für die vortreffliche Beschreibung, die schicken Bilder und den ausgezeichneten Stimmungsbericht… wowwww, das kann man richtig schön als Werbematerial für unseren Haus-Con in Ulm verwenden.
    Bis bald wieder zur nächsten Catcon und wenn du Glück (oder auch Pech) hast, je nachdem wie man das so sieht, leitet der „ehrliche Abe“ sicher auch gern mal eine Runde „Powershot Football“ zwischendurch, mal sehen wie aufgeschlossen er für diese wunderbare Idee ist, grins… vielleicht sehen wir dann auch den Überlebenden der 5-Liter-Konservendose-Küche wieder, wer weiß ;-) Kultige Grüße aus Ulm, Kai

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