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Bereits zum zweiten Mal lud die FedCon GmbH zur Fan-Convention zur Feier der Verfilmung des Hobbits. Wie schon 2013, fand diese am Osterwochenende im Maritim Hotel in Bonn statt und auch dieses Jahr waren namhafte Schauspieler mit dabei.

So fanden sich mit Dean O’Gorman (Fili), John Callen (Óin), Peter Hambleton (Glóin), Graham McTavish (Dwalin), Ken Stott (Balin), William Kircher(Bifur), Stephen Hunter(Bombur), Mark Hadlow (Dori), Jed Brophy (Nori) und Adam Brown (Ori) gleich zehn der dreizehn Zwerge der Filmtrilogie ein. Manu Bennett(Azog) und James Nesbitt (Bofur) mussten leider kurzfristig absagen. Dafür kamen Mark Atkin (Thorins Stunt-Double), Richard Taylor (Weta Workshops Filmdesigner) und sogar ein waschechter Tolkien, nämlich J.R.R.s Ur-Enkel Royd Tolkien. Mit diesem Aufgebot wurde die Gästeliste des Vorjahres übertroffen und die HobbitCon präsentierte sich in jeder Hinsicht größer, was man auch an den doppelten Besucherzahlen merkte. Für viele Fans war es sogar die erste Convention überhaupt.

Julia aus Sachsen: „Ich wurde von meiner Freundin überredet, hierher zu kommen. Klar bin ich ein Tolkien-Fan und finde das hier einfach toll, also Spaß in Mittelerde zu haben. Dazu mag ich es, mich zu verkleiden. Das passt perfekt!“

Nur Zwerge? Die Nebendarsteller sind auf der HobbitCon die Stars.
Nur Zwerge? Die Nebendarsteller sind auf der HobbitCon die Stars.

Workshops, Panels und Previews

Als Programm bot die HobbitCon 2014 einige interessante Veranstaltungen. So gab Richard Taylor im Workshop einen Überblick über die Arbeit mit Prothesen und Make-Up, das Stuntteam Defcon Unlimited veranstaltete mehrere gut besuchte Kampf-Workshops. In Tanzworkshops wurden den Fans die Tänze Mittelerdes näher gebracht.

Laura aus Aachen (LightningCosplay): „Ich bin hier, weil ich ein großer Fantasyfan bin. Hier treffe ich auf Leute, die ich mag und die die gleichen Interessen haben wie ich. Außerdem gebe ich heute zum ersten Mal den Rüstungsbauen-Workshop, wo man seine eigene Armschiene bauen kann. Und natürlich begeistern mich die anderen Cosplayer. Auf der Con laufen sehr professionelle und tolle Kostüme rum, die ich mir als Jury des Wettbewerbs später genau anschaue.“

Neben solchen praktischen Angeboten gab es eine Handvoll informativer Vorträge. Statt Fans aber Altbekanntes zu erzählen, waren die Referenten bemüht, neue Perspektiven auf Tolkiens Universum zu eröffnen: Betty Finke etwa verteidigte die Darstellung von Radagast in „Von Tieren und Zauberern“ und Renate Knobloch-Maas verglich mehrere Hobbit-Übersetzungen miteinander. Leider erwiesen sich die Räumlichkeiten der Salons als zu klein für den Andrang, so dass mancher Besucher ein interessantes Thema verpasste. Auch stand man öfters vor der Qual der Wahl, da vieles zur selben Zeit angesetzt war. Einzig der Große Saal des Maritim für die Schauspiel-Panels bot allen Besuchern Platz.

Denise aus Frankfurt: „Ich habe mich schon das ganze Jahr hierauf gefreut. Die Stars treffen, Freunde wiedersehen. Dazu noch die ganzen Panels und Workshops. Die HobbitCon lohnt sich eigentlich immer.“

Auf der großen Leinwand des Saals wurden Kurzfilme mit Szenen aus den Filmen gezeigt, aber auch The Hunt for Gollum (2009), der beliebte Fan-Film von Chris Bouchard. Außerdem stand, wie letztes Jahr auch, Mara und der Feuerbringer auf dem Programm. Autor Tommy Krappweis präsentierte viele Szenen aus dem kommenden deutschen Fantasy-Film. Dass dieser nicht wirklich viel mit Mittelerde zu tun hatte, war den meisten Besuchern egal. Einige waren sogar nur wegen Krappweis angereist, und auch sonst schienen die Tolkien-Fans aufgeschlossen für Neues. Mit Anime-Kostümen und LARP-Klamotten hatte die allgemeine Fantasy die HobbitCon erobert.

Auch für Autogramm-Sonderwünsche hatten die Darsteller Zeit.
Auch für Autogramm-Sonderwünsche hatten die Darsteller Zeit.

Von Fanelben und Autogrammzwergen

Die größte Attraktion der HobbitCon waren aber nicht die Panels und Vorträge, sondern die Schauspieler selbst. Auf der Bühne präsentierten sie sich alleine oder zu zweit. Statt einer bloßen Wiederholung der Hobbit-Rollen, unterhielten sie das Publikum mit Anekdoten vom Hobbit-Set, persönlichen Geschichten und beantworteten ausführlich die Fragen der Fans. Zum Schreien komisches Highlight dieses Jahr waren die Standup-Comedy-Einlagen von Jed Brophy, Adam Brown, Dean O´Gorman und Mark Ferguson. Deren spontane Sketche kamen so gut an, dass die Fans eine Wiederholung verlangten und am zweiten Tag der Convention auch bekamen.

Am Sonntag fand die dreistündige Autogrammstunde statt, eine Pflichtveranstaltung für viele Gäste. In der Praxis bedeutete dies: Über eine Stunde anstehen und zusätzlich zum Eintrittspreis 20 EUR bezahlen, wenn man nicht gleich ein teures Silber- oder Gold-Ticket erworben hatte. Manchen Fans war das einfach zu viel Geld, die meisten gingen aber mit seligem Lächeln davon, wenn die Darsteller sich eben doch Zeit für ein paar Worte oder eine persönliche Widmung genommen hatten.

Charlotte aus Hameln: „HobbitCon war eine Spontanentscheidung. Ich bin eigentlich nicht ein typischer Fan, aber ich liebe einige Charaktere aus dem Hobbit. Deshalb ist die Autogrammstunde einfach Pflicht. Ich hoffe die Schauspieler kriegen heute keine Sehnenscheidenentzündung.“

Wer die Autogrammstunde verpasste, hatte aber das ganze Wochenende die Möglichkeit, die Stars persönlich zu treffen: Ob beim Frühstück, im Aufzug oder am Ausstellungsstand mischten sich Dean O’Gorman, John Callen und Co. ganz selbstverständlich unter die Besucher. Mancher merkte erst nach einem Treffen, wer ihm da gerade zum Cosplay gratuliert, einen Scherz gemacht oder eine Cola ausgegeben hatte. Und genau hierin liegt die Stärke der HobbitCon. So ungezwungen und nah erlebt man Hollywood-Schauspieler nur selten. Das gilt vor allem für die Partys, den Abschluss jedes einzelnen der drei Contage. Dort wurde getanzt, getrunken und bis tief in die Nacht gequatscht, mit oder ohne die zehn Zwerge.

Abendprogramm: Ausgelassene Feier mit Tanz.
Abendprogramm: Ausgelassene Feier mit Tanz.

Preise und das Drumherum

Das Maritim in Bonn war mit den etwa 2.500 Besuchern an den drei Tagen gut gefüllt. Nur wenige reguläre Hotelgäste wunderten sich über die umherwandelnden Elfen, Orks und Zwerge. Genug Gelegenheit also, um als „Fans unter sich“ ins Gespräch zu kommen und selbst kreativ zu werden. So wurden spontan Musiksessions abgehalten und ein Mitbring-Hobbit-Picknick ausgerufen. An dieser Stelle muss auch das Engagement der Hotelmitarbeiter erwähnt werden, die selbstständig Hilfe bei Platzproblemen anboten („Wir finden schon einen Sitzplatz für Sie. Keine Sorge!“), stets für Fragen zur Verfügung standen („Ich kenne mich zwar mit Fantasy nicht gut aus, aber ich frage mal nach.“) und als Osterpräsent sogar kleine Überraschungen auf dem Hotelgelände und in den Gästefluren versteckt hatten. Als Verpflegung gab es ein kleines Buffet, das über Bons bezahlt werden musste. Umgerechnet kam ein Stück Pizza, eine frische Crêpe oder eine Schale Nudeln knapp drei Euro, als Con-Preis durchaus moderat. Sogar für vegetarische Alternativen war gesorgt.

Trotzdem ist die HobbitCon mit 99 EUR für das günstigste Wochenend-Ticket ohne Autogramme und Essen keine Veranstaltung für den kleinen Geldbeutel. Ein Tagesticket kostete immer noch 40 EUR, Kinder unter sechs Jahren hatten immerhin freien Eintritt. Doch den meisten Besuchern war das Gebotene den Preis wert und so ist eine HobbitCon 2015 mehr als wahrscheinlich.

Thorsten aus Göttingen: „Eigentlich komme ich aus der Mittelalter-Szene und lerne gerade durch meine Freundin einen Blick für diese Fantasy-Welt. Dabei ist es faszinierend, wie viel Einsatz und Liebe hier hineingesteckt wird. Man muss sich einfach ein bisschen locker machen und die Fantasie fliegen lassen. Ich jedenfalls bin angefixt und die HobbitCon 2014 war sicher nicht meine letzte.“

Spontane Gäste: Hella von Sinnen ist ein Hobbit-Fan.
Spontane Gäste: Hella von Sinnen ist ein Hobbit-Fan.

Das Fazit

Für mich hat die HobbitCon dieses Jahr genau das richtige Maß zwischen ungezwungenem Schauspielertreff und gut besuchter Convention erreicht. Bei mehr Besuchern dürften die Räumlichkeiten des Maritim an Grenzen stoßen und der einzigartige Charme der Veranstaltung könnte verlorengehen. So aber war es eine private Veranstaltung, bei dem für mich nicht etwa die Stars, sondern die Fans im Mittelpunkt standen. Deren Kreativität, Kostüme und Begeisterung trugen die Convention zum Erfolg.

Einziger Wermutstropfen für mich war das Fehlen des Themas Rollenspiel. An nur einem Stand fand sich ein uraltes Regelwerk, wo doch gerade Fantasy-Begeisterte die Zielgruppe dieses Hobbys ausmachen. Einige Besucher erzählten mir davon, sich eigene Rollen für ihre Kostüme ausgedacht zu haben, seien aber keine Rollenspieler. Warum fehlt hier der Berührungspunkt? Sind nicht LARP und Pen & Paper, also das Ausspielen einer Rolle im geliebten Fantasy-Universum, ein logischer nächster Schritt, den Helden und Ereignissen Mittelerdes näher zu kommen? Wo waren die Spielrunden und Panels zu Der eine Ring, dem Rollenspiel über Abenteuer in Wilderland, eben jener Region, die die Zwerge im Hobbit bereisen? Hier haben die Verlage im nächsten Jahr auf jeden Fall Nachholbedarf.

 

Artikelbilder: teilzeithelden.de, FedCon GmbH (Fotograf: Marko Krenz)

 

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