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Deadpool, zuerst erschienen 1991, zählt zu den erfolgreichsten der „neueren“ Comicfiguren. Ursprünglich als Schurke und Parodie auf DCs Deathstroke angelegt, wurde er schon bald zu einem Helden der etwas anderen Art. Vorlaut, brutal, ein totales A-Loch und sich vollauf bewusst, eine Comicfigur zu sein. In den USA hat er bereits mehrere eigene Comicreihen hinter sich, mal alleine, mal mit anderen Helden gemeinsam. In Deutschland ist von diesen nur ein Bruchteil erschienen. Aber spätestens seit er in „X-Men Origins: Wolverine“ in völlig verkorkster und schlechter Art und Weise auf der großen Leinwand zu sehen war, erscheinen auch hierzulande immer mehr Geschichten. So auch der vorliegende erste eigene Sammelband „Deadpool – Die Wette“, der die Geschichte „Suicide Kings“ von 2009 deutschen Lesern zugänglich macht.

Handlung

Die erzählte Geschichte beginnt damit, dass Deadpool eine Einladung zu einer Ausschreibung findet, bei der es um einen Söldnerkontrakt geht. Preisgeld: eine Million Dollar (auch wenn auf der Ausschreibung nur 200.000 Dollar standen, was etwas verwirrend ist). Dort angekommen, muss er sich erst einmal mit einigen anderen Söldnern auseinandersetzen. Nachdem das und diese erledigt sind, erfährt er von der höheren Summe, nimmt den Auftrag an und tappt damit in eine extra für ihn ausgelegte Falle. Kurze Zeit später wird er als Terrorist gejagt, und zwar unter anderem vom Punisher, Daredevil und Spiderman. Natürlich versucht er, herauszufinden, wer hinter der ganzen Sache steckt und Rache zu üben.

Insgesamt ist die Geschichte keine typische Superheldengeschichte. Schon von Anfang an geht es nicht darum, irgendjemanden oder etwas zu retten, sondern um einen bezahlten Auftrag. Nachdem die Falle zugeschnappt ist, geht es danach eigentlich nur noch um Rache. Aber Deadpool ist eben nicht Captain America, sondern immer noch ein Söldner, auch wenn er in manchen Fällen auch ein Held ist. Diese Geschichte ist keiner dieser Fälle. Auch ist die eigentliche Handlung eher schlicht gehalten und nicht sonderlich spannend, da dem Leser relativ schnell gezeigt wird, wer eigentlich hinter allem steckt. Wichtiger als die Handlung sind bei Deadpool aber schon immer Humor und Action gewesen. Beides ist reichlich vorhanden.

Während die Action die ganze Zeit sehr blutig und übertrieben ist, schwankt der Humor hierbei stark. Auf der einen Seite gibt es, gerade in den inneren Dialogen von Deadpool, einige sehr lustige Szenen, auf der anderen Seite gibt es dann Fäkalhumor und Sprüche über große Brüste. Aber auch diese Vulgarität ist Teil von Deadpools besonderem Charme. Mein Lieblingsspruch: Der Punisher feuert eine Schallwaffe auf Daredevil und Deadpool ab, die Daredevil völlig lahmlegt. Deadpool erwidert nur: „Mir ist der Krach egal. Ich bin Metallica-Fan.“

Zeitlich ist es ziemlich egal, wann die Handlung spielt, da fast keine Bezüge zur sonstigen Handlung oder Welt existieren. Einzig, dass der Punisher kurz vor der Geschichte offenbar einen riesigen Vorrat an Waffen von Superschurken erbeutet hat ist von Relevanz, da ein ganzer Schwung von diesem zum Einsatz kommt. Aber auch hier ist das warum nicht wichtig, lediglich die Tatsache selbst.

Da es sich um eine Geschichte handelt, die im Original bereits 2009 erschienen ist, gehört sie jedoch nicht zur aktuellen „Marvel Now!“-Kontinuität.

Charaktere

Alle vorkommenden Charaktere sind bereits lange etablierte Figuren aus dem MarvelUniversum. Entsprechend wurde vollständig darauf verzichtet, irgendwen näher vorzustellen. Sie verhalten sich auch weitestgehend so, wie man es von ihnen gewohnt ist. Überraschungen gibt es hier kaum.

Gerade für einen ersten Sammelband einer Figur hätte ich eine kurze Einführung, wer Deadpool eigentlich ist, gut gefunden. Und wenn es nur eine Seite Text am Anfang des Bandes gewesen wäre.

Zeichenstil

Die Zeichnungen sind der Action des Bandes sehr gut angepasst. Blutig, rasant, mitunter ragen Dinge (meist Waffen) von einem Frame in den nächsten. Solide Arbeit ohne große Stärken oder Schwächen. Einzig die Farben hätten etwas heller sein können. Dann wäre das viele Blut besser zur Geltung gekommen und die Figuren besser zu unterscheiden. Es gibt einige Frames, in denen Deadpool (schwarz-rot), Daredevil (schwarz-rot) und Spiderman (rot-(dunkel)blau) zu sehen sind, und wo man ein zweites Mal hinsehen muss, um zu wissen, wer wer ist.

Preis-/Leistungsverhältnis

Für knapp 13 EUR bekommt man 124 Seiten Comic und eine völlig in sich abgeschlossene Handlung. Das reicht für einen Abend oder einen halben Nachmittag. Der Preis ist angemessen.

Deadpool Die Wette CoverErscheinungsbild

Hochglanzcover, durchgängig farbig, gutes Papier, klare und gut lesbare Schrift. Bis auf die bereits oben erwähnte etwas blasse Farbgebung gibt es hier nichts auszusetzen. Gewohnt solide Qualität aus dem Hause Panini.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Panini
  • Autor(en): Mike Benson, Adam Glass
  • Zeichner(in): Carlo Barberi
  • Erscheinungsjahr: 18.02.2014
  • Sprache: Deutsch
  • Format: 25,6 x 16,8 x 1 cm
  • Seitenanzahl: 124
  • ISBN: 978-3862-01873-4
  • Preis: 12,99 EUR
  • Bezugsquelle: Amazon

 

Fazit

Dem Söldner mit dem losen Mundwerk wurde auch in Deutschland endlich mal ein Sammelband gewidmet. Wurde aber auch Zeit. Jedoch ist der vorliegende Sammelband keine seiner Glanzstunden und die Geschichte eher uninteressant. Dennoch bekommt man eine Menge Humor und Action geliefert, und einige prominente Gaststars gleich dazu.

Die Geschichte stammt aus der alten Marvel-Kontinuität, gehört also nicht zu den aktuell erscheinenden Bänden der Marvel Now-Reihe, in denen Deadpool zusammen mit Wolverine in einem Heft zu finden ist. Aber bis auf Kleinigkeiten ist die Geschichte auch nicht fest mit irgendwelchen anderen Ereignissen verknüpft, so dass das kein großes Manko ist.

In diesem handwerklich grundsoliden Comicband stehen sich gute Sprüche und gute Action hier einer seichten Geschichte und einigen unpassend schlechten Sprüchen gegenüber. Man kann hiermit durchaus seinen Spaß haben. Aber so wirklich vom Hocker reißen wird es nicht.

Daumen4Maennlich

Artikelbilder: Panini Comics

 

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