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Montagmorgen. Nach fünf Tagen Con. Vor einigen Jahren prägte Roger für den Zustand, in dem ich mich momentan befinde, den Begriff „Auswurfschock“. Mein Gehirn muss erst einmal wieder vollständig in der Realität ankommen. Aber ich denke, das ist der beste Zustand, um euch von der Con zu berichten.

Die Zufriedenheits-Umfrage zum Jenseits der Siegel 2014

Jenseits der was?!

Wer bereits weiß, was Mythodea, das ConQuest und das Jenseits der Siegel sind, kann diesen Abschnitt getrost überspringen. Für alle anderen ein paar kurze Fakten:

Das ConQuest ist das, laut Veranstalter Live Adventure, größte LARP-Ereignis der Welt. Die Spielerzahlen des ConQuest, was die Hauptveranstaltung der Reihe ist, lagen in den letzten Jahren irgendwo im Bereich von 7.000. Und da kommen dann noch die NSC und SL und Orga dazu. Insgesamt mehr als 9.000 Menschen. Bis zum letzten Jahr ging es darum, den Kontinent Mythodea, der vor nunmehr 10 Jahren von Paolo Armatio entdeckt wurde, zu entdecken und zu erobern. Ab dem kommenden Jahr beginnt ein neuer Kampagnenabschnitt mit einer neuen Welt, die es zu ergründen geben wird.

Das Jenseits der Siegel ist mit etwas weniger als 1.000 Teilnehmern wesentlich kleiner als das ConQuest, hat aber auch einen ganz anderen Fokus. Während auf dem ConQuest der Feldzug gegen die großen Feinde ausgespielt wird, geht es auf dem Jenseits der Siegel um Diplomatie, Wissensaustausch und die Vorbereitung des nächsten Feldzuges. Und um den Jahrmarkt, auf dem das Ganze stattfindet.

Der Name der Veranstaltung rührt daher, dass es auf vielen ConQuests darum ging, die so genannten Siegel zu öffnen, die die Herrschaft über das Land Mythodea erst ermöglichen.

Neben diesen beiden Veranstaltungen von Live Adventure wird die Welt Mythodea auch noch auf dutzenden kleineren Cons verschiedener Orgas, den so genannten Siedlercons, bespielt.

Wenn ihr wissen wollt, was auf den letzten ConQuests und Jenseits der Siegel so passierte, dürft ihr natürlich auch gerne meine Berichte zu diesen lesen:

 

Weitere Informationen über Mythodea und alles, was damit zu tun hat, finden sich auf der Homepage des Veranstalters Live-Adventure.

Realwelt

Aber genug der Vorrede, kommen wir zum eigentlichen Bericht. Das Jenseits der Siegel fand, wie schon letztes Jahr, in Immenhausen bei Kassel statt. Dieses Jahr hatten wir allerdings weit mehr Glück mit dem Wetter, so dass die Wege nicht so verschlammten.

Das Gelände an sich ist relativ unspektakulär, aber es zählt ja, was daraus gemacht wird. Sanitäre Anlagen waren ausreichend vorhanden, und es kam, zumindest nach meiner Erfahrung, wenn überhaupt nur zu kurzen Wartezeiten vor Toilette und Dusche.

Bei der OT-Ansprache. Ganz rechts im Bild unser Redakteur.
Bei der OT-Ansprache. Ganz rechts im Bild unser Redakteur.

Das Wetter war zwar besser als im Vorjahr, aber Anfang Mai ist es doch noch etwas kühl in der Nacht. Die Formulierung „zwischen Sonnenbrand und Gefrierbrand“, die ich von einer Freundin dazu las, ist durchaus passend. Gerade am Samstag gab es von tagsüber 20+ Grad und strahlendem Sonnenschein einen rapiden Temparatursturz auf niedrige, einstellige Temparaturen in der sternenklaren Nacht. Eine Zeltheizung ist also bei Cons so früh im Jahr durchaus empfehlenswert. Sollte ich mir wohl auch mal zulegen.

Das Konvent

Spieltechnisch stellt das Jenseits der Siegel das Konvent der Elemente dar, ein Treffen der Führungskräfte Mythodeas und interessierter Bürger. Damit keine Langeweile aufkommt, findet parallel dazu ein Jahrmarkt statt.

Gemüsegolf in der Stadt.
Gemüsegolf in der Stadt.

Durch diese konzeptuelle Zweiteilung kommt es natürlich auch zu völlig unterschiedlichen Spielszenen. Das sorgt zum einen dafür, dass für viele unterschiedliche Spielertypen etwas dabei ist, zum anderen aber auch für eine gewisse Zusammenhanglosigkeit einzelner Ereignisse. Ich hatte dieses Jahr, mehr als in den letzten Jahren, das Gefühl, dass hier zwei völlig verschiedene Veranstaltungen aneinander vorbeiexistierten.

Einige Führungskräfte des östlichen Siegels bei einer Besprechung.
Einige Führungskräfte des östlichen Siegels bei einer Besprechung.

Auf der einen Seite gab es viele Besprechungen und Sitzungen, bei denen es um Politik und die Planung des nächsten Feldzuges ging (von denen sind in der Galerie unten nur wenige Bilder, da sie optisch einfach wenig spektakulär wirkten), auf der anderen Seite einen Jahrmarkt mit Gladiatorenarena, allerlei Händlern, Gilden etc.

Aber auch für die Freunde des actionreichen Spiels gab es etwas zu tun. Neben den Besprechungen hatte das gastgebende östliche Siegel auch zu Manövern aufgerufen, in denen man sich messen konnte. Anstatt wie im vorigen Jahr auf eine halb außerhalb des Spieles existierende Regelung der Kämpfe zu setzen, wurde dieses Mal aber entschieden, dass die anwesenden Damen als Richter fungierten. Dabei war es jedoch völlig unerheblich, welches wirkliche Geschlecht die Damen hatten. Es gab sowohl weibliche Kämpfer, als auch männliche Damen, was die Wortwahl etwas absurd erscheinen lässt.

Auch wenn es nicht immer so aussah, waren die meisten Kämpfe tatsächlich freundschaftlicher Natur.
Auch wenn es nicht immer so aussah, waren die meisten Kämpfe tatsächlich freundschaftlicher Natur.

Und, wie es auf dem Jenseits der Siegel mittlerweile Tradition ist, auch eine Sackschnappbärenplage gab es wieder. Glücklicherweise ist die Sackschnappbärenschutzhaltung den meisten Teilnehmern bekannt, so dass es nur zu wenigen ernsthaften Problemen kam. Dennoch wurde dieses Jahr sogar gezielt Jagd auf die Tiere gemacht, wobei einige Dutzend von ihnen erlegt werden konnten.

Sackschnappbärenschutzhaltung.
Sackschnappbärenschutzhaltung.

Auch der rote Kodex war wieder auf dem Konvent anwesend und sorgte zeitweilig sogar für die Sicherheit in der Stadt, wobei sie sich erstaunlich besonnen zeigten. Abseits davon gab es natürlich auch wieder einiges Konfliktspiel mit diesem sehr radikalen Orden.

Der rote Kodex klagt an.
Der rote Kodex klagt an.

Etwas richtig weltbewegendes oder wichtiges passierte dieses Jahr eher nicht. Aber dafür war umso mehr Zeit für allerhand Rituale und sonstige Vorbereitungen auf den Feldzug. Für eine Veranstaltung wie das Jenseits der Siegel eigentlich perfekt.

Nicht ganz so perfekt lief allerdings die Zeitplanung der einzelnen Veranstaltungen. Kaum eine Besprechung, die nicht verschoben werden musste. Sogar der große Ball wurde um einen kompletten Tag nach hinten versetzt. Zum Teil lag es am Wetter, aber zu großen Teilen daran, dass die vorher stattfindenden Dinge einfach länger dauerten. Da sollte dann vielleicht mal der Ausrichter (also in diesem Fall das östliche Siegel) dafür sorgen, dass so etwas nicht passiert. Oder die Zeiten von vornherein großzügiger ansetzen.

Fazit

Das Wetter war durchwachsen. Mal nass, mal sonnig, vor allem nachts fürchterlich kalt. Aber das ist auch schon der einzige Kritikpunkt, den ich anzubringen habe. Es gab allerhand zu sehen, zu tun, zu besprechen. Für jeden, der tief genug in der Kampagne drinsteckt oder tiefer eintauchen wollte, bot das Jenseits der Siegel unzählige Möglichkeiten. Auch das Ambiente war dieses Jahr so dicht wie ich es bisher selten erlebt habe. Einzig die Kämpfer kamen ein wenig zu kurz, aber das sollten sie vom JdS gewöhnt sein.

Für diese und für viele andere Spieler, die eher Abenteuer als Diplomatie und Besprechungen suchen, dafür aber nicht in die Spiegelwelt reisen wollen, hat Live Adventure aber auch noch eine Überraschung parat gehabt: Nächstes Jahr wird es neben den beiden bereits etablierten Veranstaltungen noch eine dritte große geben: Vom 30. April bis 03. Mai 2015 wird auf dem Utopion-Gelände in Bexbach das erste Chroniken von Mythodea stattfinden. Ein Abenteuercon auf Mythodea. Viel mehr als Termin, Ort und Untertitel („Argus Vermächtnis“) ist dazu allerdings bisher noch nicht bekannt. Ich bin auf jeden Fall gespannt, werde mir eine Zeltheizung besorgen, und werde euch dann berichten, wie es war. Oder ihr kommt selbst und schaut es euch an …

PS: Wenn ihr wissen wollt, was so alles passiert ist: Der Siegelstätter Bote war zwar aus Personalmangel nicht auf dem Jenseits der Siegel, aber dafür der ebenfalls sehr lesenswerte Freie Bote. Und dank freundlicher Genehmigung der entsprechenden Redaktion, können wir euch diesen hier auch zum Download anbieten. Bei Fragen an den Freien Boten könnte ihr euch gerne an derfreiebote(at)mordor.ch  wenden.

 

Download:  Der Freie Bote JdS 2014 – alle Ausgaben

Impressionen

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Alle Bilder mit freundlicher Genehmigung von Live Adventure (http://www.live-adventure.de). Die Bilder wurden geschossen von Stefan Marchhart und Ingo Turnwald.

 

 

3 Kommentare

  1. Der Ball wurde tatsächlich auf Grund des Wetters verschoben und nicht, weil es zeitlich zu knapp gewesen wäre an dem Tag. Glücklicherweise, denn im Regen hätte sicherlich keiner gerne getanzt ;).
    Ein schönes Resümee zu einem schönen Con – vielleicht hat uns das Wetter nächstes Jahr mal wieder gern, das wäre schon fein :).

  2. Kleine Anmerkung zum Manöver: die Damen, welche die Ziele für die Kämpfer ausgewählt haben, waren allesamt tatsächlich weiblich! Allerdings gab es bei den Kämpfern auch solche, die dem holden weiblichen Geschlecht angehören, das ist korrekt.

  3. Ich habe aus eigentlich recht verlässlicher Quelle gehört, dass Sir Ulrich die Dame von Leomir war. Aber gut, kann auch eine Fehlinformation gewesen sein.

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