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Bei Star Wars: Knights of the Old Republic handelt es sich um ein Computer-Spiel, bei dem der Spieler die Rolle einer Figur übernimmt, die ohne Vorkenntnisse oder eine greifbare Vergangenheit in galaktische Ereignisse hineinstolpert. Diese sind etwa 4.000 Jahre vor den Ereignissen der bekannten Filme angesiedelt.

Dabei geht es um Jedi und Sith, Meister und Schüler, Vertrauen und Verrat. Die Hauptfigur versammelt nach und nach viele Begleiter um sich, ergattert ein Raumschiff, und entscheidet sich bei kleinen Missionen oder Episoden, die Hauptgeschichte betreffend, immer zwischen Licht und Dunkel.

Das Spiel benutzt dabei eine abgespeckte Form der D&D-Regeln, ähnlich wie bei Neverwinter Nights oder anderen D&D-PC-Rollenspielen. Es bietet dem Spieler eine Third-Person-Sicht auf die Ereignisse, eine Pause-Funktion, um die nächsten Aktionen zu planen und vor allem eine spannende und vielschichtige Hintergrundgeschichte.

Nun gibt es sicherlich schon unzählige und nicht weniger betagte Rezensionen zu dem Spiel, und das hier soll keine weitere werden. Dennoch ist das Spiel wieder aktuell – weniger durch seine MMO-Version (Star Wars: The Old Republic), sondern durch die Tatsache, dass das Spiel seit etwa einem Jahr als iOS-Version für 8,99 EUR verfügbar ist.

Ein vollwertiges PC-Rollenspiel auf einem Tablet oder Smartphone … geht das? Ja, auf jeden Fall.

Mobile PC-Rollenspiele.
Mobile PC-Rollenspiele.

Das Spiel

KotOR ist ein klassisches PC-Rollenspiel, bei dem der Spieler die Rolle einer einzelnen Figur übernimmt. Es beginnt mit einer kleinen Charaktererschaffung, bei der man Charakterklasse, Werte und auch das Aussehen bestimmen kann und dann beginnt die Geschichte auch schon in medias res. Dabei gibt es in dem Spiel eine große Hintergrundgeschichte und viele kleinere Geschichten, die wenig oder auch gar nichts mit dem großen Ganzen zu tun haben.

Die Handlung ist über eine Reihe von Planeten verteilt, die der Spielercharakter mit dem Raumschiff anreist. Dabei gibt es keine vorgeschriebene Reihenfolge und nach bestimmten Entwicklungen kommen neue Schauplätze hinzu oder stehen alte nicht mehr zur Verfügung. Die Orte sind jeweils überschaubar, an eine freie Welt wie bei anderen oder neueren Rollenspielen ist nicht zu denken. Selbst wenn der Ort nach „unendlichen Weiten“ aussieht (wie im Dünenmeer Tatooines), können die Figuren eine unsichtbare Grenze nicht überschreiten.

Während des Spieles sammelt die Spielfigur nicht nur Erfahrungspunkte und Ausrüstungsgegenstände, sondern auch Gefährten. Diese warten an jedem Schauplatz im Raumschiff auf die Rückkehr des Hauptcharakters und verlässt dieser das Raumschiff, hat der Spieler jeweils die Möglichkeit, die Konstellation der Begleitung zu wählen – maximal zwei Nebenfiguren kommen mit. Dabei sammeln auch diese Gefährten Erfahrung, steigen Stufen auf und – ein besonders schöner Aspekt des Spieles – vertiefen durch Gespräche und gemeinsame Erfahrungen die Bindung zu der Hauptfigur. Ab und an kommt es auch dazu, dass die Hauptfigur oder sogar eine der Nebenfiguren in einem Abschnitt der Geschichte vom Spieler gesteuert auf sich alleine gestellt ist.

Ein Fingerspiel

Als wenn das Spiel nie für eine andere Plattform geschrieben wurde, schmiegt es sich großartig mit einem iPad in die Hand und lässt sich so gemütlich auf der Couch, im Bett oder in öffentlichen Verkehrsmitteln spielen. Eine Maus wird nicht vermisst und wo bei manch anderen iOS-Umsetzungen Hilfsmittel wie Cursorfeld oder Hilfstasten notwendig sind, nutzt das Spiel nicht mehr als die vorhandenen Schaltflächen, die früher mit der Maus angesteuert werden mussten.

So wählt man den Charakter, den Weg ins Menü, die Nutzung der Ausrüstung oder Jedi-Kräfte direkt mit dem Tippen eines Fingers aus. Die Bewegung der Figuren erfolgt ganz intuitiv mit dem Berühren des Bildschirms. Weilt der Finger am unteren Bildrand, bewegt sich die Figur rückwärts und je weiter man den Finger nach oben wischt, desto schneller bewegt sich die Figur vorwärts. Dabei steuert man die Blick- oder auch Bewegungsrichtung dadurch, dass man den Finger nach links oder rechts über den Schirm wischt.

Hier kommt allerdings auch gleich ein Nachteil der modernen Touchscreen-Technologie zum Tragen: Finger und Hand verdecken in dem Moment einen Teil des Bildes und so bleibt es nicht aus, dass man den Finger immer mal wieder absetzen oder versetzen muss, um zu sehen, wohin man steuert. Auf einem iPad Mini ist das halb so wild, auf einem iPhone allerdings sehr störend. Letzteres reagiert natürlich aufgrund der geringeren Bildschirmgröße entsprechend deutlich bei Wischbewegungen, weswegen man hier bei der Steuerung deutlich sensibler vorgehen muss.

Mit dem Finger werden natürlich auch alle anderen Interaktionen im Spiel gesteuert. Die Menüführung ist dabei schnell und einfach – Antippen wählt aus, Wischen scrollt – und im Spiel selber lassen sich durch Antippen Gegner oder Objekte anvisieren. Was hier ein wenig stört, ist, dass immer nur ein Objekt jeweils im Fokus der Figur liegen kann. Entdeckt der Held beispielsweise eine Sprengfalle vor einer Tür, wird es diesem schwerfallen die Tür anzuvisieren (und diese trotz der Falle zu manipulieren), weil der „Autofokus“ im Spiel die Falle im Vordergrund hält.

Das kann auch dazu führen, dass der Finger, obwohl deutlich neben den Interaktions-Schaltflächen der Falle auf den Bildschirm tippend, dennoch die Interaktion mit dieser initiiert. War das in der PC-Version auch schon so? Und das sind die Probleme auf dem iPad Mini mit 7,9 Zoll Bildschirmdiagonale…

Optik und Haptik

Die Grafik entspricht sicherlich nicht dem Stand der Technik, aber das fällt auf dem kleinen, etwa anderthalb Jahre alten iPad Mini (1024 x 768 Bildpunkte) oder dem iPhone 5c (1136 x 640 Bildpunkte) kaum auf. Auf einem größeren iPad wird sich das optische Alter des Spieles vermutlich deutlicher zeigen. Während sich das Spiel mit dem iPad Mini spielen und genießen lässt, ist es auf dem iPhone 5c zum einen in der Bedienung schwieriger (die Knöpfe sind im Verhältnis zur Bildschirmdiagonale nicht vergrößert worden) und zum anderen sind alle Texte kleiner.

Dadurch wird das Lesen – vor allem von Ausrüstungsgegenständen oder Charakteroptionen – deutlich anstrengender und damit der Spielspaß erheblich beeinträchtigt. Interessanterweise ist das Spiel nach dem Erscheinen für iOS zuerst nur für das iPad verfügbar gewesen und erst vor wenigen Wochen eine für das Spielen auf dem iPhone angepasste Version erschienen.

Zu den Abenteuern bei Knights of the Old Republic gehören auch ein paar eingebettete Minispiele wie Pazaak (eigentlich Sabacc, aber der Name durfte vermutlich aufgrund von rechtlichen Gründen nicht verwendet werden), eine Art Star Wars-Blackjack-Kartenspiel. Auf dem iPhone sind die Karten praktisch winzig, so dass sich die Werte auf diesen mit dem unbewaffneten Auge kaum erkennen lassen. Und die auf jedem Planeten verfügbaren Swoop-Rennen bedürfen zum Teil einer sehr filigranen Steuerung, die auf dem iPhone mit meinen Wurstfingern kaum möglich ist. Ähnlich unangenehm ist die Bedienung der Schiffsgeschütze bei einem Raumgefecht.

Der Sound

Musik und Geräusche sind zeitlos schön, wobei sich der Soundtrack zwar klassischer Geräusche für Raumflug oder Lichtschwerteinsatz bedient, allerdings nicht der originären Musik von John Williams, sondern daran angelehnte und nicht weniger stimmungsvolle Musik. Die in den Geräten verbauten Lautsprecher sind natürlich auch hier nur für den Notfall zu verwenden, mit den Ohrstöpseln (oder aber externen Lautsprechern) habe ich dagegen den vollen Hörgenuss.

Entgegen der ursprünglichen PC-Fassung verwendet die iOS-Version eine ausschließlich englischsprachige Tonspur für die Figuren und bietet dazu einen deutschen Untertitel. Das ist eigentlich sehr schade, da die frühere deutsche Synchronisation sehr gut war, stört mich aber im Grunde nicht. Zwar bietet das Menü die Möglichkeit, den Untertitel abzuschalten, aber da scheint noch ein Problem zu bestehen, denn ob an oder aus, der Untertitel bleibt bei mir sichtbar.

Speichern kann helfen, muss es aber nicht

Wie in der PC-Version auch, gibt es zwischen verschiedenen Spielinhalten immer mal wieder kurze Ladepausen, die zwischen 5 und 15 Sekunden dauern können. Ähnlich ist es, wenn Spielstände nach dem Start geladen oder während des Spielens gespeichert werden. Bei Letzterem kam es bei mir allerdings häufiger zu Abstürzen, worauf sich das Spiel auch nicht so ohne weiteres wieder starten ließ (oder gleich danach wieder abstürzte).

Einige Versuche haben gezeigt, dass dies vor allem auch mit dem noch auf dem iOS-Gerät verfügbaren Speicher zusammenhängt und es empfiehlt, sich ein oder zwei Gigabyte übrig zu haben. Gerade wenn das Spiel gespeichert wird und dabei abstürzt, kann es passieren, dass dabei der entsprechende Speicherstand völlig zerstört wird. Wird also beispielsweise nur Schnellspeichern benutzt (ein Knopf am oberen Spielbildschirm, eine attraktive und häufig genutzt Methode) könnte eine Menge verloren gehen, wenn der „Schnellspeicher-Spielstand“ verloren geht. Versierte PC-Rollenspieler machen es allerdings vermutlich seit Urzeiten wie ich: Sie benutzen abwechselnd unterschiedliche Speicherstände. Man weiß nie, ob man nicht noch mal zurück will, um eine andere Handlungs- oder Gesprächs-Option zu testen. Das empfiehlt sich hier auf jeden Fall mehr denn je.

Übrigens lassen sich die Spielstände trotz der ansonsten geschlossenen Art vieler iOS-Anwendungen austauschen und auf anderen Geräten verwenden. Möchte ich also mein mit dem iPhone begonnenes Spiel auf dem iPad fortführen, lade ich den KotOR-Ordner über iTunes von dem einen Gerät herunter und auf dem anderen hoch. Ob sich so auch Spielstände zwischen iOS und PC/Mac austauschen lassen, habe ich nicht testen können.

Ach ja: Wer immer mal wieder den Bildschirm beim iPad abschaltet oder das Gerät ein paar Minuten beiseitelegt und es so dazu nötigt, den Bildschirm abzuschalten, sollte vorher auf jeden Fall speichern, denn das aktuelle Spiel wird wenige Sekunden danach beendet und nach dem Aufwachen landet man wieder auf dem Startbildschirm.

Nachtrag: Inzwischen habe ich eine Option gefunden, nachdem man den Spielstand via iCloud von Gerät zu Gerät halbautomatisch übertragen lassen kann. Dabei wählt man in den Einstellungen des iOS-Gerätes unter der Dokumente & Datensynchronisation via iCloud das Spiel aus. Ab dem Moment kann man den Spielstand in die Cloud übertragen und mit anderen Geräten von dort laden (und ggf. wieder lokal speichern).

Speicherstand übertragen unter iOS.
Speicherstand übertragen unter iOS.

 

iOS Mitteilungen

Es gibt einen kleinen Bonus bei der Verwendung des Spieles auf iOS. So man dem Spiel Push-Mitteilungen über iOS gestattet, gibt die Anwendung dann und wann tatsächlich Meldungen über die Mitteilungszentrale aus, die auch auf dem gesperrten Bildschirm sichtbar sind. Das können Informationen sein wie „Figur X ist noch 500 Erfahrungspunkte von einer neuen Stufe entfernt“ oder „Deine aktuelle Quest Y ist in Bearbeitung“ aber auch ansonsten nicht anderweitig zu erhaltende Erkenntnisse wie „Du hast Z% des Abenteuers abgeschlossen“.

Für meinen Geschmack ein angenehmer Anreiz das Spiel mal wieder anzugehen (wenn ich dem nicht sowieso aktuell ununterbrochen erlegen wäre).

Information oder Teaser?
Information oder Teaser?

 

Die harten Fakten:

  • Entwickler: Aspyr Media
  • Erscheinungsjahr: Mai 2013
  • Sprache: englisch (mit deutschen Untertiteln)
  • Plattformen: iOS 6 oder neuer (auch Mac, Windows, Xbox)
  • Preis: 9,99 USD, 8,99 EUR
  • Bezugsquelle: iTunes App Store

 

Fazit

Die Ritter der alten Republik sind noch lange nicht zu alt für ein umfassendes Spielvergnügen. Die Geschichte ist zeitlos spannend und schön, die Grafik noch nicht zu alt und die haptische Umsetzung unter iOS einfach großartig. Einzig auf dem iPhone ist auf 4 Zoll einfach zu wenig Platz für Spielinhalt und Kontrollen gleichzeitig, und es empfiehlt sich mindestens ein iPad Mini.

Das Spiel gehört mit 2 GB Größe vermutlich zu den umfangreichsten iOS-Spielen und benötigt dazu noch mindestens einen Gigabyte freien Speicher. Wer mit dem Speicher an seinem Gerät immer mal wieder an die Grenzen stößt (aufrüsten lassen sich die Apple-Geräte nun mal nicht), wird spätestens beim Speichern eine böse Überraschung erleben, sollte sein Nutzungsverhalten also anpassen.

Wenn man die wenigen Probleme der iOS-Umsetzung also berücksichtigt, wird man sich nach einigen Stunden dann irgendwann fragen, wie man das Spiel früher überhaupt auf einer großen Kiste am Schreibtisch hat spielen können. Bleibt nur zu hoffen, dass noch weitere Titel dieser Art für iOS oder vergleichbare, mobile Betriebssysteme umgesetzt werden.

Wer eine umfassende Rezension des Spieles selber lesen will, könnte dies z.B. bei Gamestar (Oktober 2003) machen

Artikelbilder: Aspyr Media.
iPad-Mini Logo: Apple Inc.

 

3 Kommentare

  1. Schade, daß es das nur fürs iPad gibt. Ist auch en Android-Version geplant, wie bei Baldur’s Gate?

  2. Ich hab das Spiel GELIEBT! Nie wieder so ein geniales Star Wars und Prä-Imperium-Gefühl erlebt wie da *.* Schade, dass der zweite Teil nicht so ganz der Bringer war.

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