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Es macht wenig Sinn, den SpinOff Infinity zu besprechen, ohne die parallelen Ereignisse auf der Erde der Haupthandlung in Avengers zu beleuchten. Beide Ereignis-Serien sind untrennbar miteinander verknüpft und die Handlung springt immer wieder zwischen den beiden Spielorten Erde und Weltall hin und her.

In Infinity #1 kehrt Thanos zurück und sucht mit allen Mitteln nach den verbleibenden Infinity Gems. Parallel greifen die Builder an, angetrieben von dem Wunsch, die imperfekte Welt auszuradieren und sie neu zu erbauen. Avengers #10 hingegen fokussiert mehr auf die Ereignisse auf der Erde, wo Tony Stark und die Illuminati verblieben sind, um den Planeten zu verteidigen. Die anderen Avengers hingegen sind ins All aufgebrochen, um sich der Bedrohung zu stellen.

Handlung

Infinity #2

Die Horden des Titanen Thanos fallen über die Erde her, selbst die Verteidigungszentrale von S.W.O.R.D. scheint machtlos, kann sicher aber dann doch wehren. Sie attackieren den blauen Planeten, dessen Bevölkerung sich verzweifelt verteidigt und schaffen es sogar, einige wenige der Helden zu unterwandern und auszunutzen. Und so kommt es hier zu dem, was auf anderen Welten auch geschah – Thanos fordert seinen Tribut. Im All hingegen schlagen die Avengers zurück, gemeinsam mit der vereinten Flotte anderer Spezies. Und dabei – geboren aus reiner Verzweiflung – kommt es zu einer undenkbaren Tat eines Gardeners.

Der zweite Teil des Comics hingegen setzt sich drastisch ab von den vorherigen Geschehnissen. Die Avengers-Academy in Paolo Alto ruft zum Wettkampf der Champions. Dabei nehmen einige Nachwuchs-Mutanten und -Superhelden den Wettstreit um die beste Schule auf. Aus der ganzen Welt, inklusive Latveria und Atlantis, nehmen Teams teil. Amüsant sind die Kommentare der beobachtenden Moloiden, die Waldorf und Statler aus der Muppets Show nicht unähnlich sind, aber bereits früh vom kommenden Übel künden.

Auch das Auftauchen eines neuen Omega-Klasse-Mutanten bei den Wettkampf-Teilnehmern soll nicht übergangen werden. Doch dann stört der Absturz eines Raumschiffes die Eröffnungsfeiern und ein erschreckendes doppelseiten-überstreckendes Full-Width-Panel bringt eine fürchterliche Botschaft.

infinity-2-cover

Avengers #11

Das Schiff mit Captain Marvel und Hawkeye wurde von den Buildern abgeschossen und drohte, in eine nahe Singularität abzustürzen – wie zu erwarten war, sind die beiden Helden jedoch nun Gefangene der Builder. Die Überlebenden der vereinten Flotte vieler außerirdischer Spezies hingegen sammeln sich bei der Behemoth-Ringwelt erneut und besprechen ihre Taktik. Dabei kommt es zu harten Anschuldigungen gegenüber den Menschen. Auch hier frisst der Verrat sich durch die zunächst als Alliierte verstandenen Truppen. Dieser sorgt dann für weitere Komplikationen.

Eine große Offenbarung durch Black Bolt sorgt dann bei den Illuminati für ein Aufschrecken und ein Umstellen der Pläne. Thanos wartet zeitgleich über Attilan auf die Entscheidung des Königs der Inhumans. Denn er fordert Tribut – den Kopf aller Jugendlicher eines bestimmten Alters. Die Erleuchteten suchen händeringend nach dem, was auch Thanos sucht, dessen Existenz zuvor offenbart wurde.

Fakt ist, dass Szenen in der einen Serie beginnen und der anderen fortgeführt werden. Was also noch im ersten Infinity-Band parallel lief, ist bereits jetzt so eng verwoben, dass die eine Serie keinen Sinn ohne die andere macht. Fans des Mega-Events wird also nichts anderes übrig bleiben, als beiden Serien zu folgen.

Avengers 11

Charaktere

Infinity #2 legt keinen besonderen Fokus auf einen einzelnen Charakter und springt wild zwischen den verschiedenen Szenen hin und her. Da ist auch keine Zeit für besondere Tiefe und Persönlichkeitsentwicklung. Der zweite Teil, der sich mit dem Wettstreit der Champions beschäftigt, schafft es hingegen auf herrlich erfrischende Art in wenigen Panels die Persönlichkeiten der verschiedenen Wettstreit-Teilnehmer gut zu umreißen.

Avengers #11 konzentriert sich zuerst stark auf die Gardener, die Spezies, die von den Buildern gezüchtet wurde, um auf Planeten Evolution anzustoßen. Das ist auch dringend nötig, denn in Avengers #7 bis #9 war fast davon auszugehen, dass es sich bei dem Gardener auf dem Mars um ein einzigartiges Wesen handelt. Dem ist nicht so und durch die Blickwinkel auf verschiedene dieser Wesen, erhält der Leser einen recht guten Einblick in die durch die Builder verankerte Ethik. Er muss aber auch feststellen, dass jene Kreaturen überraschend eigenständig sind und keinesfalls Sklaven. Im zweiten Teil rund um die Illuminati bleiben alle Mitglieder dieses illustren Zirkels etwas blass, einzig und allein Dr. Stephen Strange sticht etwas aus der Masse heraus. T’Challa und Namor, eigentlich im Fokus des Geschehens durch den Krieg zwischen Wakanda und Atlantis wirken fast farblos, trotz aller Bemühungen des Storyboards.

Zeichenstil

Das gemeinsame Werk von Jerome Opeña, Dustin Weaver und Steve Sanders in Infinity #2 glänzt durch verspielte Bilder mit einer Vielzahl von Details, die das Auge erst erfassen will. Die Farben sind frisch und deutlich und grenzen die wichtigen Elemente eines Panels von der dennoch betrachtenswerten Umgebung ab. Erfrischend ist der Stil von Steven Sanders im zweiten Teil des Comics. Klare Formen und der minimalistische Aufbau der Panels bewirken ein Erinnern an die schwierigen 80er Jahre von Marvel, bei denen erst Days of Future Past wieder einen Aufwind geben konnte.

Leinil F. Yu, ein alter Bekannter der Avengers-Reihe, haucht wieder einmal den Panels Leben ein. Klare Formen, definierte Linien und sauber abgesetzte optische Elemente sorgen wieder einmal für eine deutliche Linie. Hierbei gelingt es ihm besonders gut, den Fokus des Bandes auf die Gardener durch den Bildaufbau zu unterstützen. Weniger gefallen mir hingegen die Zeichnungen im zweiten Band. Die Farbgebung von Frank Marin Jr. schweift zu oft ins Rote und durch schwach-intensive Farbverläufe braucht der Leser manchmal einige Momente, um ein Bild voll zu erfassen.

Preis-/Leistungsverhältnis

Beide Bände sind für 4,99 EUR im Handel zu erstehen. Dafür erhält man je zwei amerikanische Comics zusammengefasst, einige Hintergrund-Informationen und auch Variant-Covers. Hier gibt es nichts zu bemängeln, preislich bewegt sich alles im gewohnten Rahmen.

Erscheinungsbild

AVENGERS11_Heft_859Gewohnte Panini-Qualität. Das ist die Kurzform. Es ist wie üblich – das Softcover ist beschichtet und damit resistent, wie auch in Hochglanz. Das eigentliche Papier ist zwar dünn, gibt aber die Farben gut wieder und hat auch eine angenehme Haptik. Gut gefällt im Fall Avengers #11, dass das Cover wieder ein Ausschnitt des großen Jubiläumcovers ist, anlässlich 40 Jahren Avengers-Comics in Deutschland.


Die harten Fakten – Avengers #11:

  • Verlag:Panini Comics
  • Autor(en):Jonathan Hickman
  • Zeichner(in): Leinil Yu, Mike Deodato
  • Erscheinungsjahr:2014
  • Sprache:deutsch
  • Format: Softcover
  • Seitenanzahl:52
  • Preis: 4,99 EUR
  • Bezugsquelle: Amazon

 

INFINITY228VON629_Heft_425Die harten Fakten – Infinity #2:

  • Verlag:Panini Comics
  • Autor(en):Jonathan Hickman, Matt Kindt
  • Zeichner(in): Jerome Opeña, Dustin Weaver, Steve Sanders
  • Erscheinungsjahr:2014
  • Sprache:deutsch
  • Format: Softcover
  • Seitenanzahl:60
  • Preis: 4,99 EUR
  • Bezugsquelle: Amazon

 

Bonus/Downloadcontent

Außer einigen amerikanischen Variant-Cover finden sich keine Boni.

Fazit

Unbestritten – der Infinity-Event wird das Marvel-Universum umkrempeln. Die Geschichte ist spannend erzählt, gut inszeniert und reißt den Leser mit. Fast alle Hochburgen der Superhelden sind gefallen, egal ob es nun das Sanctus Sanctorum, Atlantis oder die Jean-Grey-Schule ist. Beständig fiebert man mit, ob es nun einen der Helden dann doch umbringt oder nicht. Und natürlich will man wissen, wie es weitergeht, ob die Protagonisten es überhaupt schaffen werden, zu obsiegen.

Der komplett unerwartete Wechsel hin zu dem Wettstreit der Champions besticht durch Witz und einen Zeichenstil, der an lang vergangene Jahrzehnte erinnert. Ich habe mich gut amüsiert gefühlt von beiden Comics, aberHickman spinnt meines Befindens nach zu viele Handlungsfäden, die Handlung springt zudem zu schnell von Ort A zu Ort B. Ständig befällt einen das „Ach, stimmt, das gab es ja auch noch“-Gefühl. Stringent ist das nicht.

Dennoch kann ich denen, die Willens sind, beiden Serien zu folgen, uneingeschränkt die Lektüre empfehlen. Allerdings hoffe ich bald wieder auf mehr Abenteuer der Avengers auf Erden und nicht im All. Mit den ganzen intergalaktischen oder gar transdimensionalen Verwicklungen bin ich nie warm geworden.

Daumen4Maennlich

Artikelbilder: Panini Comics

 

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