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Das noch relativ junge Turnierformat Modern ist eine Art Kompromiss aus den beliebten Standard- (T2) und Legacy-(T1,5) Formaten. Während im T2 viel Abwechslung durch die beständige Rotation an neuen Karten besteht, glänzt T1,5 durch die schiere Power eines fast offenen Kartenpools und dem Zugriff auf machtvolle Glanzstücke der Magic: The Gathering-Geschichte. Beide Formate haben ihre Vor- und Nachteile. Modern etabliert sich immer mehr zum Bindeglied. Ständige Kartenrotationen muss hier niemand befürchten.

Ähnlich wird hier Zugriff auf einen großen Kartenpool erlaubt, der durch den steten Zufluss neuer Editionen erweitert wird. Im Gegensatz zum Legacy sind jedoch die ältesten Editionen und damit auch einige der mächtigsten Spielkarten nicht erlaubt. Wizards of the Coast nimmt zudem mehr Einfluss auf den jüngsten Vertreter der Turnierbranche und so wird die Liste der im Modern-Format gebannten, sprich zu starken, Karten aktiv geführt. Insbesondere die im Legacy gefährlichen Combo-Decks werden in Modern ausgebremst.

Hierdurch sollen jedem Spieler zumindest einige interaktive Spielzüge ermöglicht werden.

Ausführliche Informationen zu erlaubten Editionen, sowie gebannten Karten, findet ihr direkt bei Wizards.

Das Modern Event Deck

Die Box ist randvoll und liefert somit alles, was man für erste Turnierausflüge gebrauchen kann:

  • ein konstruiertes Deck mit 60 Karten, sowie ein Sideboard mit 15 Karten
  • ein 20-seitiger Würfel für die Anzeige der Lebenspunkte
  • 80 Kartenhüllen
  • Deckbox
  • Strategiehilfe
  • 5 Spielstein-Karten

Das schicke Design der Produktbox setzt sich auch auf der Deckbox sowie den Kartenhüllen fort. Insbesondere die mitgelieferten Kartenhüllen sind eine sehr sinnvolle Ergänzung, gehören schützende Hüllen doch zur Grundausstattung der wertvollen Turnierdecks.

Spielsteine in Kartenform.
Spielsteine in Kartenform.

Deckstrategie

Die Deckliste offenbart schnell das Konzept des Modern Event Decks: Spielsteine! Diese Mechanik findet sich auf zahlreichen Magic: The Gathering-Karten. Spielsteine (engl. Token) sind zumeist namenlose Kreaturen, welche nur auf dem Spielfeld existieren. Die passenden Spielstein-Karten kann man benutzen, muss man aber nicht, womit sich neben der Darstellung über Würfel manchmal auch kreative Spielerideen (z.B. Gummibärchen) auf Turnieren finden lassen. Das Maindeck ist voll von Zaubersprüchen, die gleich mehrere Spielsteine auf einmal erzeugen. Einzeln betrachtet, sind sie herkömmlichen Kreaturen-Zaubern unterlegen, wiegen diesen Nachteil jedoch mit ihrer Masse auf. Durch ihre Anzahl sind sie im Vergleich zu einzelnen mächtigen Kreaturen auch nur schwer auszuschalten, da die typischen, gezielten Zaubersprüche zur Kreaturenabwehr selten wirkungsvoll eingesetzt werden können.

Die Quantität der Spielsteine wird durch zahlreiche, permanente Verstärkungseffekte unterstützt. Das Deck wirft somit nicht nur immer mehr Spielsteine aufs Feld, sondern lässt diese auch immer stärker werden.

Die Hauptfarbe des Decks ist weiß, als Ergänzung wurde schwarz gewählt. Diese ist nicht nur für die Rückblende-Eigenschaft der spielstarken Karte Lingering Souls, sondern hauptsächlich für die zahlreichen Möglichkeiten der Unterbrechung gegnerischer Strategien gedacht. Insbesondere das gezielte Abwerfen gegnerischer Handkarten erlaubt Spielern dieses Decks die notwendige Interaktion mit gefährlichen Combo-Karten oder machtvollen Kontroll-Strategien des Gegners.

Analyse einzelner Karten

Der Blick auf das unspektakuläre Außendesign.
Der Blick auf das unspektakuläre Außendesign.

Länder dienen als Manabasis und sind damit ein zwingender Bestandteil fast aller Magic-Decks. Beim Spielen des Modern Event Deck ist eure Hauptfarbe Weiß, jedoch ist es auch wichtig die Farbe Schwarz früh genug zu bedienen, da ihr damit euren Gegner entscheidend stören wollt. Aus diesem Grund hat Wizards auch etliche „Nicht-Standardländer“ eingebaut. Leider fällt sofort auf, dass hier auf die wirklichen guten Lösungen aus Kostengründen verzichtet wurde. Einsteiger müssen sich also mit Cave of Koilos und City of Brass begnügen. Diese Länder verlangen jedoch einen Tribut, für jedes farbige Mana wird ein Lebenspunkt fällig. Als solide Unterstützung kann immerhin das volle Playset (sprich vier Karten) in Form von Isolated Chapels angesehen werden. Diese haben zwar keine Synergie mit den erstgenannten Ländern, entfalten ihre Wirkung jedoch mit der einfachsten Manaproduktion durch die Standardländer. Für die Deckfarben sind hier zwar die passenden Ebenen und Sümpfe vorhanden, die Anzahl dürfte jedoch nicht immer für den reibungslosen Einsatz der Isolated Chapels ausreichen.

Natürlich gibt es im Magic-Kartenspiel auch Länder mit ganz besonderen Eigenschaften. Im Modern Event Deck finden sich volle vier Windbrisk Heights, welche mit der Deckidee der Spielstein-Horde harmonieren. Da sie getappt ins Spiel kommen, kann das Deck jedoch auch mal empfindlich ausgebremst werden, falls im schlimmsten Fall dazu noch Isolated Chapel auf der Starthand ist. Zum Abschluss gibt’s noch eine Vault of the Archangel, die zwar kein farbiges Mana produziert, aufgrund ihrer sinnvollen Eigenschaft im späteren Spielverlauf aber durchaus eine Bereicherung sein kann.

Kreaturen gibt es im Modern Event Deck nur wenige, da die Deckidee sich auf die Produktion von Spielsteinen konzentriert. Auf den ersten Blick mögen die zwei Soul Warden noch sinnvoll erscheinen, haben jedoch bei genauer Analyse als Duo zu wenig Potential und gehören in einen anderen Decktyp. Besser macht es Wizards hier bei den drei Tidehollow Scullern, welche als Kreatur nicht nur Kampfkraft aufs Feld bringen, sondern den Gegner auch noch empfindlich stören können, indem sie eine wertvolle Handkarte entfernen. Als weiß-schwarze Kreatur erfreut sich der Zombie auch an einem ebenfalls vorhandenen Verstärkungseffekt (dazu später mehr).

Spielsteine (engl. Token) stellen das Hauptthema des Modern Event Deck dar. Hier machen die Designer vieles richtig, indem sie mit Lingering Souls und Spectral Procession dem Deck jeweils das volle Playset der hier spielstarken Karten spendieren. Dadurch lassen sich recht schnell ganze Horden aufs Spielfeld zaubern. Abgerundet wird das Ganze durch den ebenfalls viermal vorhandenen Raise the Alarm-Zauber, der zugleich die aggressivere Ausrichtung des Decks unterstreicht.

Thematisch zwar irgendwie passend, jedoch viel zu spielschwach, ist der Shrine of Loyal Legions.

Der aggressive Ansatz wird jedoch etwas aufgeweicht, finden sich doch die Einzelkarten Elspeth, Knight-Errant als Planeswalker und Sword of Feast and Famine als Ausrüstung wieder. Für sich genommen keine schlechten Karten, nehmen sie jedoch einzeln nur selten Einfluss auf eine Partie und bevorzugen eher einen kontrollierten und damit langsameren Spielansatz. Der vorhandene Geldwert der beiden Karten hätte somit sicherlich an anderer Stelle mehr Wirkung erzielt.

Wer auf einem Turnier mitspielen will, sollte in der Lage sein, mit dem Deckplan des Gegners zu interagieren. Die Farbe Schwarz bietet dem Deck die typischen Abwerf-Zauber. Leider finden sich nur zwei Kopien von Inquisition of Kozilek im Hauptdeck, die zudem keine gefährlichen Karten wie Splinter Twin oder Birthing Pod entsorgen können. Mit Weiß hat das Deck auch Zugriff auf gute Lösungen für gegnerische Kreaturen. Path to Exile ist hier die perfekte Wahl, warum jedoch nur drei statt vier Kopien ins Deck gepackt wurden, bleibt ein Geheimnis. Zum Abschluss findet sich der flexible, zweifarbige Spruch Zealous Persecution im Deck. Hiermit lässt sich nicht nur das gegnerische Feld dezimieren, sondern auch die eigene Horde zum finalen Schlag aufpumpen. Hier geht die Entscheidung in Ordnung, lediglich drei Kopien ins Deck gelegt zu haben, sind die schon beschriebenen stattlichen sieben Verzauberungseffekte doch ebenfalls eingebaut.

Honor of the Pure.
Honor of the Pure.

Das Sideboard lässt sich zu guter Letzt nie genau festlegen. Es enthält spezielle Lösungen auf gegnerische Decks und ist somit immer vom regionalen Meta abhängig. Die Spielstein-Horde ist naturgemäß sehr resistent gegen Zaubersprüche, die nur einzelne Kreaturen als Ziel haben, gefährlich werden also nur die sogenannten Sweeper, welche gerne das ganze Spielfeld leer fegen. Aktuell sieht man häufig den roten Anger of the Gods als Antwort auf Schwarmtaktiken und somit ist es nur sinnvoll, dass dem Sideboard zwei Burrenton Forge-Tender als Schutz spendiert wurden. Die Spielsteine des Decks glänzen nicht durch Qualität, sondern durch Quantität und so finden sich im Sideboard noch zwei Dismember zur gezielten Entsorgung gefährlicher Kreaturen auf der Gegenseite. Ebenfalls als Duo im Sideboard vorhanden sind zwei Ländern, das mag auf den ersten Blick verwundern. Die Ghost Quarter sollen sich jedoch nur um spezielle Problemländer vereinzelter Decks kümmern. Ihre Anwendung hält sich somit in Grenzen und man könnte diese beiden Plätze sicherlich auch anders belegen.

In fast jedem Turnierformat treiben zuweilen gefährliche Combo-Decks ihr Unwesen. Für gewöhnlich ignorieren diese zunächst das Spielfeld und lassen sich somit auch kaum von einer Armee an Spielsteinen beeindrucken. Folgerichtig finden sich gleich drei Duress-Karten im Sideboard, um die wertvollen Handkarten des Combospielers zu erwischen. Ebenfalls als Dreierpack gibt es den Kataki, War’s Wage,welcher eine brauchbare Wahl gegen das beliebte Affinity-Deck darstellt, jedoch gegen einzelne Problem-Artefakte seine Wirkung verfehlt. Als Abschluss findet man noch drei Relic of Progenitus zur soliden Abwehr von Friedhof-Strategien.

Mögliche Updates

Wie schon angesprochen, kann man insbesondere die Manabasis aufwerten. Das Playset Godless Shrine wäre hier die erste sinnvolle Investition, ergänzt durch ein paar Fetid Heath. Teuer, aber hilfreich, ist der Einbau von Marsh Flats zur gezielten Suche benötigter Manafarben. Diese Investition ist jedoch nicht zwingend und kann auch erst abschließend erfolgen.

Als passende Kreatur zur Ergänzung der Spielstein-Strategie bieten sich der starke Brimaz, King of Oreskos an. Als legendäre Kreatur reichen auch ein bis zwei Kopien von ihm im Deck.

Wichtig wären in jedem Fall noch ein paar Störungsmöglichkeiten zur Unterbindung gegnerischer Strategien. Path to Exile kann günstig auf das volle Playset aufgestockt werden. Bei den schwarzen Abwerfsprüchen stellt Thoughtseize die beste, wenn auch teuerste, Lösung dar. Ein Playset ist dennoch zu empfehlen.

Die Karten im Sideboard sind grundsätzlich flexibel zu halten und können beliebig an die regionalen Decks angepasst werden, jedoch wären Stony Silence, Rest in Peace, Grafdigger’s Cage oder auch Auriok Champion meist sinnvolle Verbesserungen gegenüber den im Modern Event Deck enthaltenen Karten.

Fazit

Das erste Modern Event Deck ist gelungen. Geschickt wurde ein Decktyp gewählt, der preislich für Einsteiger interessant ist und unterschiedliche Spielelemente verknüpft. Während die gegnerische Strategie möglichst gezielt gestört wird, entfaltet das Deck schnell seine Wirkung und stellt eine aggressive Horde an Spielsteinen auf, welche in der Summe nur schwer zu entsorgen sein sollten. Die schiere Masse sollte ausreichen, um den ein oder anderen Gegner in die Knie zu zwingen.

Das randvolle Modern Event Deck ist für rund 75 EUR in Deutschland zu erwerben, wenngleich es nur in englischer Sprache erhältlich ist. Das Design der Box ist ansprechend und das beiliegende Material (siehe oben) wirklich gut durchdacht, insbesondere die Kartenhüllen wissen zu gefallen. Das Preis-/Leistungsverhältnis ist sehr fair, zwar fehlen Karten wie Godless Shrine, Marsh Flats, Thoughtseize oder auch Bitterblossom, der reine Kartenwert dürfte sich jedoch trotzdem über dem Einkaufspreis einpendeln. Glücklicherweise eignen sich gute, aber hier nicht unbedingt benötigte, Karten wie Sword of Feast and Famine prima als Tausch- oder Verkaufsobjekt.

Wer mit dem Deck ernsthafte Turnierambitionen hat, kommt um die eine oder andere Investition in die spielstärkeren Karten jedoch nicht herum. In der Summe glänzt das Modern Event Deck jedoch als günstige Grundlage für den Einstieg ins Format, schlagen typische Modern-Turnierdecks doch gerne mal mit über 500 EUR Kartenwert zu Buche.

Ihr habt Lust und wollt das Deck bzw. Format ebenfalls ausprobieren? Dann vergesst nicht bei unserem Gewinnspiel mitzumachen. Mit etwas Glück haltet ihr ein eigenes Exemplar des Modern Event Deck in euren Händen!

Das Modern Event Deck findet ihr auch direkt bei Amazon. Optional sucht ihr euch über den Store & Event Locator einen Laden, in dem ihr das Deck direkt auch spielen könnt und Gleichgesinnte trefft.

Gewinnspiel

Wie angekündigt, gibt es zum Artikel noch ein Gewinnspiel! Dank Wizards of the Coast können wir ein Exemplar des hier vorgestellten Modern Event Deck verlosen. Vielleicht könnt ihr also schon bald direkt damit losspielen und erste Erfahrungen im Modern-Format sammeln.

Um an der Verlosung teilzunehmen, müssen folgende drei Fragen korrekt beantwortet werden. Die Antworten werden per Email an kontakt[at]teilzeithelden[dot]de geschickt. Einsendeschluss ist der 12.07.2014 23:59 Uhr. Es zählt der Zeitpunkt des Eingangs der Mail.

1. Welche Manafarben werden im Modern Event Deck benötigt?

  • Schwarz und Grün
  • Blau und Weiß
  • Weiß und Schwarz

2. Wie viele Karten erhält das Modern Event Deck, wenn man die Karten aus Maindeck und Sideboard zusammenzählt?

  • 90
  • 75
  • 60

3. Welcher englische Begriff verdeutlicht die Spielidee des Modern Event Decks am Besten?

  • Token
  • Combo
  • Tribal

Es gelten die üblichen Teilnahmebedingungen.

Artikelbilder: Wizards of the Coast (c) 2014

 

2 Kommentare

  1. Super Artikel – sehr informativ und detailliert. Ich finde das Deck auch sehr einsteigerfreundlich aber ich denke vom Preis hätte man entweder noch etwas runtergehen können oder tatsächlich eine bessere Landbasis inkludieren können.

  2. Nettes Review ,anstatt Bitterblossom kann man seit ein paar Tagen auch WasteorNot spielen ,nicht ganz so effektive vielleicht aber dafür günstiger.
    Für weitere Magic Reviews würde ich euch folgendes WordPress Plugin empfehlen
    http://wordpress.org/plugins/wp-mtg-helper/
    Es ist angenehmer die Karte direkt angezeigt zu bekommen als immer den Link zu folgen .

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