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Die Neuverfilmung des Science-Fiction-Klassikers aus den 80er Jahren legte die Maßlatte für viele Erzählungen, die sich um den Verbund Mensch-Maschine zentrieren, sehr hoch. Wenn auch aus heutiger Sicht sehr trashig, war die sozialkritische Note auch damals schon stark. Regisseur José Padilha hat sich dankenswerterweise diese Botschaft an den Zuschauer auch zu Herzen genommen und sie in moderne Gewänder verpackt.

Moderne Gewänder heißt auch hier: Eine neue Rüstung für den Roboter-Polizisten. Nicht mehr grau/weiß/silber und zugleich klobig, sondern schwarz, ergonomisch und dynamisch. Folgt man der Fanbase des Originals, wurde besonders diese Frage heiß diskutiert und wurde dort Sinnbild für mehr. Würde der neue Regisseur einen Aufguss nach Hollywood’scher Machart der sehr kompromisslosen Geschichte aus den 80er wagen, der weichgespült und massentauglich ist? Ich meine, dass es ihm sehr gut gelungen ist, die Vorlage in die Moderne zu transportieren. Dabei achtet Padilha sowohl auf die Vorlage als auch die Erwartungen moderner Zuschauer.

Bei einer öffentlichen Zurschaustellung identifiziert RoboCop einen Verbrecher.
Bei einer öffentlichen Zurschaustellung identifiziert RoboCop einen Verbrecher.

Story

Im Jahr 2028 hat der Megakonzern OmniCorp die absolute Vormachtsstellung, was militärische und sicherheitstechnologische Roboter angeht. Deren Programmierung ist leider jedoch nicht perfekt und so kommt es zu einem hässlichen Zwischenfall im Nahen Osten. Dieser und andere Zwischenfälle sorgen für einen gesellschaftlichen Aufschrei, der darin mündet, dass der Einsatz dieser Maschinen in den USA verboten werden soll.

OmniCorp-Chef Raymond Sellars (Michael Keaton) versucht die Sympathien wieder auf Seite des Konzerns zu bekommen. Er beauftragt seinen Entwicklungsleiter Dr. Dennett Norton (Gary Oldman), einen geeigneten Kandidaten für die Fusion von Mensch und Maschine zu suchen. Er will beweisen, dass die OmniCorp-Technologie jeden Menschen besser macht und ihm neue Chancen einräumt.

Wie gelegen kommt da doch Alex Murphy, ein Cop aus Detroit, der gegen Waffenhändler und korrupte Kollegen vorgeht. Diese wollen ihn natürlich aus dem Weg haben und so wird er bei einem Bombenattentat an seinem eigenen Wagen vor seiner Haustür schwer verletzt. Mittels OmniCorp-Technologie wird der noch überlebensfähige Teil seines Leibes um Kybernetik erweitert.

Folgende Tests haben jedoch ein Manko – Murphys Trauma des Attentats erzeugt Emotionen, die ihn in der Effektivität seines Handelns als Cyborg-Polizist bremsen. Die Effektivität wird jedoch nur in Sekunden bis Reaktion gemessen und nicht in den abstrakten Verhaltensmustern eines Menschen. Dieser wiegt Für und Wider ab und entscheidet sich möglicherweise, aus einem Bauchgefühl, doch gänzlich anders. Was ein Glück, dass sich das Dopamin-Level des nur noch rudimentär vorhandenen menschlichen Körpers steuern lässt und RoboCop somit zu einer geistlosen, auf Effektivität getrimmten, Kampfmaschine wird.

Da aber der menschliche Geist sich nicht ohne weiteres unterdrücken lässt, erwacht dieser wieder nach Intervention von Murphys Frau. Die Geschichte um die Sühne eines Attentats und korrupte Polizisten, die mit Waffenhändlern agieren, nimmt Fahrt auf.

In meinen Augen braucht die Geschichte nicht zu lange, um den Spannungsbogen aufzubauen. Im Gegenteil, sie nimmt sich Zeit für wenige philosophische Momente, wenn es um die Frage geht, was es heißt, ein Mensch zu sein. Sie bewegt die Originalhandlung auch auf eine globale, weltpolitische Ebene und thematisiert ganz nebenbei die Drohnenproblematik und auch überzogene, pro-wirtschaftliche Nachrichten. Und ein wenig unverhohlene Kritik an der Politik der US-Regierung zur Zeit der Dreharbeiten fehlt auch nicht.

Die beiden Schlüsselrollen stehen sich gegenüber im Labor.
Die beiden Schlüsselrollen stehen sich gegenüber im Labor.

Darsteller

Joel Kinnaman, der Darsteller von RoboCop, überzeugt vor allem durch Emotionslosigkeit. Dieses Nichtvorhandsein emotionaler Regungen wird zum Leitmotiv des Films, sieht man doch schon recht früh im Film einen Gitarristen, der eine künstliche Hand hat. So lange dieser die Akkorde ohne Gefühl spielt, spielt er sie perfekt. Kommen Gefühle auf, macht er Fehler. Beklemmend werden die Momente, wenn Kinnaman ohne jegliche Regung des Gesichts im Labor Fragen nach der eigentlichen Bedeutung von Menschlichkeit stellt, nur um sie selbst durch seine maschinelle Entfremdung zu beantworten.

Samuel L. Jackson hat zwar nicht viele Momente in dem Film, glänzt aber durch seine bekannte energiereiche Darstellung, dieses Mal in Form eines meinungsmachenden Moderators (der sicher auf der einen oder anderen Gehaltsliste steht …).

Der eigentliche, darstellerische Sieger ist aber Gary Oldman. Gekonnt spielt er den Wissenschaftler, der beruflichen Ehrgeiz auf der einen Seite, aber menschliches Mitgefühl und Empathie auf der andern Seite zeigt. Einmal mehr ist es ein Fest, ihn auf der Leinwand zu sehen.

Inszenierung

Technisch gibt es nichts auszusetzen – sei es nun die neue Rüstung von RoboCop (ohne Servomotor-Geräusch), die Actionszenen, die nicht umsonst an 3D-Shootern angelehnt sind oder auch die klinische Umgebung der OmniCorp-Laboratorien.

Der Fokus des Films liegt hier auf der Künstlichen Intelligenz und so sieht man alleine drei verschiedene Typen von Gefechtsdrohnen, humanoid, Kampfläufer und fliegend. Einzig eine Kampfszene nahe des Endes des Films lässt den Zuschauer kurz verwirrt zurück. Distanzen und Proportionen wollen nicht stimmen.

Gelungen ist auch der Soundtrack von Pedro Bromfman. Er verknüpft klassische, orchestrale Klänge mit moderner elektronischer Percussion und Elementen aus dem DubStep. Besonders gefreut hat mich, dass auch die alte Leitmelodie enthalten war.

Samuel L. Jackson gibt einen großartigen parteiischen Moderator.
Samuel L. Jackson gibt einen großartigen parteiischen Moderator.

Erzählstil

Der gesamte Film wird aus der Sicht des allwissenden Beobachters erzählt. Das nimmt zum einen etwas Spannung aus dem Selbstentdecken der Zusammenhänge, ermöglicht aber die volle Betrachtung aus vielen Blickwinkeln.

Selten wird der Zuschauer in die Sicht von Murphy versetzt, meist nur dann, wenn es um Kampfszenen oder Erinnerungen geht. Diese werden dann aber umso intensiver aufbereitet.

Hier gibt es nichts zu bemängeln oder hervorzuheben – gewohnte Erzählkunst aus Hollywood.

Trailer

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Preis-/Leistungsverhältnis

Der übliche Preis für BluRays liegt meist um die 15 EUR. Dafür erhält man natürlich den Hauptfilm, die bekannte Standardverpackung und einige Extras. Diese umfassen hier neben den geschnittenen Szenen auch Featuretten zu der Rüstung und OmniCorp. In Summe ist die Menge der Extras zufriedenstellend.

Erscheinungsbild/Umfang

RoboCop-BluRayDie Verpackung ist die übliche von BluRays. Das Cover ist dem Filmplakat entliehen und die Extras sind nett, aber nichts Bahnbrechendes.

Die harten Fakten:

  • Regie: Jose Padilha
  • Darsteller: Joel Kinnaman, Gary Oldman et al
  • Erscheinungsjahr: 2014
  • Sprache: deutsch et al
  • Format: BluRay
  • Preis: 14,99 EUR
  • Bezugsquelle: Amazon

 

Bonus/Downloadcontent

Weitere Inhalte existieren nicht, es empfiehlt sich jedoch ein Besuch der Website des fiktiven Unternehmens OmniCorp.

Fazit

Ich war skeptisch, das will ich zugeben. Das Original war auf der einen Seite sehr trashig, was aber der damaligen Filmkunst geschuldet ist und auf der anderen Seite sehr brutal und auch sozialkritisch. Der alte RoboCop war mir doch immer zu behäbig, viel zu sehr ein unaufhaltsam rollender Fels, als dass Dynamik aufkommen könnte.

Die Neuverfilmung setzt an dieser Stelle ein und erschafft einen „more tactical“-Ansatz, der durch schwache Witze nur selten relativiert wird. So sagt der afroamerikanisch-stämmige Partner von Alex Murphy „Jetzt hast Du die richtige Farbe!“, als dieser in der neuen schwarzen Rüstung aufläuft.

Die Erzählgeschwindigkeit ist in meinen Augen genau richtig – sie nimmt sich Zeit für die nötigen ethischen und philosophischen Fragen, lässt aber nicht zu lange mit knackigen Actionszenen auf sich warten.

In Summe ist das Remake ein Film, der sich nicht im Schatten seines Vorgängers verstecken muss. Es ist an einigen Bereichen anders als das Original, meist dort, wo es um die Portierung der Geschichte in die jetzige Erzählkunst geht. Diese Aufgabe erledigt das Remake sehr gut.

Zusammenfassend habe ich mich gut unterhalten gefühlt und das Gesamtergebnis lässt kleinere Schwächen vergessen.

Daumen4Maennlich

Artikelbilder: Studiocanal

 

2 Kommentare

  1. Ich habe ihn gerade das erste Mal gesehen und… Roger, bei aller Verbundenheit: Was für ein mieser Film! Die Schauspieler geben sich größte Mühe, etwas gutes abzuliefern, aber das Drehbuch macht ihnen einen gehörigen Strich durch die Rechnung. Schade. Im Zweifel dann doch lieber das Original.

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