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Der Trailer zu Maleficent wirkt märchenhaft, fantastisch, allerdings wenig düster, obwohl der Trailer beinahe bemüht ein etwas düsteres Ambiente mitzutransportieren versucht. Allerdings, das sei vorweg genommen, entschied ich mich für die 2D-Version.

Story

Die Welt der Menschen und der Feen ist durch eine sehr alte Fehde voneinander getrennt. Keine der beiden Seiten überschreitet die Grenzen der anderen. Zumindest so lange nicht, bis der Junge Stefan das Reich der Moore betritt. Er wird von den Wächtern des Feenreiches gestellt und schließlich erfährt auch die noch junge Fee Maleficent von der Anwesenheit des Menschenjungen. Sofort begibt sie sich zur Grenze der Reiche, um einmal einen Menschen aus der Nähe zu sehen.

Die Situation lässt sich problemlos klären, aus Maleficent und Stefan werden Freunde. Nachdem sie älter geworden sind, wird aus Freundschaft mehr: Stefan küsst Maleficent und bezeichnet diesen Kuss als den Kuss der wahren Liebe.

Doch Stefans Ehrgeiz steht über seinen Gefühlen, und so lässt er sich immer seltener sehen, erscheint schließlich gar nicht mehr. Er, ein Waisenjunge aus ärmlichen Verhältnissen, will mehr – er will alles. Tatsächlich spekuliert er darauf, eines Tages Herr der Burg der Menschenwelt zu sein. Dieser Traum rückt in greifbare Nähe, als der im Sterben liegende König den Tod der vermeintlich bösen Fee fordert. Stefan verrät Maleficent, und derweil er tatsächlich zum König wird, wachsen in Maleficent Verzweiflung, Zorn und Hass ins Unermessliche. 

Als Stefan später als König Vater einer Tochter wird, macht sich Maleficent auf den Weg zum Schloss und verflucht das Mädchen, sich an ihrem sechzehnten Geburtstag an einer Spindel zu stechen. In einen todesähnlichen ewigen Schlaf soll sie dann fallen, nur erweckbar durch den Kuss der wahren Liebe. Denn die, so hat Maleficent auf grausame Art und Weise lernen müssen, gibt es nicht … 

Was sich wie eine beinahe vollständige Wiedergabe der Geschichte des Films lesen mag, ist tatsächlich nur ein geringer Teil des Ganzen. Man erhält viele Einblicke in die Entwicklung Maleficents, ihre feenhafte Umgebung, ihre Aufgaben, und schließlich auch in ihre Trauer, Wut und ihren Schmerz.

Magie lässt ganze Dornenmauern entstehen.
Magie lässt ganze Dornenmauern entstehen.

Darsteller

Die Hauptrolle der Maleficent spielt Angelina Jolie, die sich mit diesem Film zugleich aus einer mehrjährigen Drehpause zurückmeldet. Entsprechend gewöhnungsbedürftig ist ihr Anblick im Film. Zwar kennt man eine übertriebene digitale Unterstützung ihrer Schauspielkunst bereits aus Die Legende von Beowulf, dennoch hat man ihr Aussehen in diesem Film ein wenig unvorteilhaft überzogen. Die Figur wirkt sehr künstlich und zu scharf abgegrenzt in ihren Zügen, was Angelina Jolie etwas sehr hageres und verhärmtes verleiht und sie zudem in diesem Film deutlich älter wirken lässt, als sie tatsächlich ist. Schauspielerisch hingegen überzeugt Jolie in diesem Streifen absolut. Es gibt sehr viel Nonverbales in diesem Film und das Spiel mit der Mimik beherrscht die erfahrene Schauspielerin tadellos. So wirkt sie insgesamt als Fee Maleficent sehr überzeugend, ob es nun darum geht, als starke Feenherrscherin aufzutreten, als für den Kampf bereite Königin, oder in ihren immer wieder nuanciert wechselnden Emotionen für Dornröschen alias Aurora

Aurora selbst wird von Elle Fanning verkörpert, der jüngeren Schwester von Dakota Fanning. Obwohl mit ihren gerade einmal just sechzehn Jahren schon sehr schauspielerfahren, lässt sie Charaktertiefe, wie ihre Schwester sie üblicherweise zu zeigen vermag, vermissen. Möglicherweise ist dies auch vom Regisseur selbst so gewollt gewesen, doch das stetige Strahlen, das eher an eine junge Drew Barrymore erinnert, hat mich schnell gelangweilt.

Sehr viel prägnanter fällt Isobelle Molloys Rolle als junge Maleficent ins Gewicht. In nur wenigen Szenen präsentiert sich die gerade einmal Vierzehnjährige derart stark – und dies wie später Jolie durchaus auch hinsichtlich Mimik und Gestik -, dass es ihr gelingt, den Zuschauer rasch in den Bann zu schlagen und für den Film, und damit für die Geschichte von Maleficent als Protagonistin, zu begeistern.

Das Königshaus ist wohl insgesamt nicht allzu gut bei mir angekommen, denn Sharlto Copley, der den erwachsenen Stefan verkörpert, bleibt in meinen Augen in seiner Rolle erstaunlich blass. Weder die Liebe zur Tochter noch die vorherigen Gefühle für Maleficent sind glaubhaft, und auf der Seite des wahnsinnigen und von Rache beseelten Königs sieht es leider nicht anders aus.

Auch hier sind es wieder eher die männlichen Nebendarsteller, die punkten können. Vor allem Sam Riley in seiner Rolle als Diaval sticht hierbei deutlich hervor. Neben dem markanten Äußeren des Schauspielers, den man schon in Filmen wie Byzantium und Franklyn sehen konnte, besticht sein ebenso markantes und auf Akzentuierung setzendes Spiel.

Hager erscheint Angelina Jolie in ihrer düsteren Rolle.
Hager erscheint Angelina Jolie in ihrer düsteren Rolle.

Inszenierung

Die Stimmung des durch Effekte stark aufpolierten Films passt mit seinem vor allem märchenhaften Wesen eher in den Winter als in den Hochsommer, weshalb die Datierung des Kinostarts ein wenig verwundert.

Teilweise wird ein bisschen zu dick aufgetragen, was die digitalen Effekte betrifft; gerade bei Angelina Jolies Inszenierung wäre hier weniger mehr gewesen, doch ansonsten treffen die ganzen Feenwesen genau den richtigen Ton: Ein bisschen niedlich und kitschig, ohne über die Stränge zu schlagen, ein wenig lustig, ohne ins Alberne abzugleiten, etwas imposant, ohne gruselig zu wirken.

Bei den Bildern aus dem Feenreich hätte ich persönlich mir noch deutlich mehr gewünscht. Vor allem der Wandel vom freundlichen Feenmoor hin zur düsteren Feenfestung hätte hier mehr verdient als die wenigen Bilder, die dem Wandel gegönnt wurden.

Entschädigt wird man dafür durch einen effekttechnisch ziemlich aufwändigen Showdown mit einem geradezu klassischen Endkampf.

Atmosphärisch wirkt der Film fast überfrachtet.
Atmosphärisch wirkt der Film fast überfrachtet.

Erzählstil

Ist der Geschichte grundsätzlich leicht zu folgen und wurde sie kindgerecht aufbereitet, sind es zugleich Nuancen, die unterschiedliche Altersgruppen ansprechen: Der pompöse Einsatz von Farben und Effekten, von verschiedenen Feenarten und ihrem Auftreten spricht hierbei wohl vor allem das junge Publikum an, doch die sprachlichen Finessen richten sich hingegen an die Älteren. Denn wer ein wenig über Feen, Dschinne und derlei weiß, dem ist bekannt, dass der Teufel oftmals im Detail steckt. Und so verhält es sich auch bei diesem Fluch …

Trailer

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Fazit

Maleficent ist ein empfehlenswerter Film für Jung und Alt, der den Kinobesuch in 2D auf jeden Fall lohnt, nach meiner Einschätzung im Nachhinein vermutlich auch in der 3D-Variante. Die Geschichte der bösen Fee aus Dornröschen wird hier auf eine frische Art neu erzählt, die durchaus ans Herz geht, sowohl emotional als auch im Hinblick auf die Effekte.

Ein wenig lässt der Film an Tiefe vermissen und hätte sicherlich von einer um eine halbe Stunde verlängerten Laufzeit profitiert, dennoch wird für Zuschauer jeder Altersklasse genug geboten, um sich für die Dauer von 97 Minuten von einer märchenhaften Geschichte mit verschiedenen Facetten und besonders hervorzuhebendem nonverbalen Spiel in den Bann schlagen zu lassen.

Daumen4weiblich

Artikelbilder: Walt Disney Company

 

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