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Das Mega-Event zur Serie Infinity verknüpft sich untrennbar mit der Storyline rund um die Avengers. Eine Serie ohne die andere zu besprechen, macht wenig bis keinen Sinn. Allerdings kamen bereits in Infinity #2 neue Aspekte hinzu, die nicht direkt mit den Rächern in Verbindung standen. Dennoch stellen wir die beiden neuesten Bände Avengers #12 und Infinity #3 in einer Besprechung vor. Welche Rolle nehmen die Gardener ein? Wie wird der intergalaktische Bund vieler Rassen gegen die Builder bestehen können? Welche Funktion haben die Schulen und Trainingscentren für Mutanten und besondere Menschen auf der Erde?

Handlung

Infinity #3

Der Kampf eskaliert und die Allianz der intergalaktischen Völker und derAvengers agiert mit einer List. Diese hat tatsächlich Erfolg und fügt den Buildern erheblichen Schaden zu. Starbrand entdeckt endlich das wahre Potential seiner Kräfte. Auf der Erde hingegen ist die Invasion von Thanos im vollen Gang. „Alles zerfällt“ heißt es in den Panels, während die Illuminati den Sohn des Thanos suchen. Thanos selbst ist auf Attilan und stellt Black Bolt ein Ultimatum – doch dessen Reaktion ist nicht das, was sich der violette Hüne vom Titan wohl erhofft hat.

In der Weiterführung von „The Hunt“ wird der Leser nach Latveria gelenkt, wo Dr. Doom seine eigene Schule für besondere Menschen gegründet hat. Was wir dort treffen, entspringt Mythen und Legenden und wäre wie für ein Crossover mit Hellboy geschaffen. Satyre, Vampire und Dämonen werden dort trainiert. Durch eine Konferenzschaltung werden sie Zeugen des Angriffes von Thanos‚ Truppen gegen die anderen Schulen und werden, nachdem auch ihre Schule angegriffen wird, selbst aktiv.

Avengers #12

Die Avengers-Serie folgt den Ereignissen auf der großen Skala. Wie könnten die Rächer ihre von den Buildern gefangenen Kollegen nicht befreien? Mit furiosen Actionszenen geht es auf die Schiffe der Feinde. Dort kommt es auch zu einer Offenbarung und einem möglicherweise storyweisenden Hinweis: Sucht die Gardener! Über dem eroberten Hala kommt es dann zur Konfrontation mit den überheblichen Buildern, die sich diese Überheblichkeit aber wegen ihrer erfolgreichen Kriegszüge, deren Chance auf Sieg statistisch errechnet werden, auch leisten können. Der Krieg ist mitnichten gewonnen. Lange nicht.

Der zweite Teil mag den geneigten Leser irritieren, hat er doch so gar nichts mit der bisherigen Storyline zu tun. Der zwölfte Teil von Avengers + X-Men findet sich als zweiter Teil des deutschen Comics in der Ausgabe. Beast und Wonder Man, ein ungewöhnliches Duo, stellen fest, dass sie lange nicht mehr zusammen trinken waren und holen dieses nach. Dabei mischen sie so einige Superschurken auf und Wonder Man will immer wieder Vernunft walten lassen, doch Beast sagt nur: „Schaff ich“. Humorvoll, wirr und einfach erheiternd zu lesen. In der folgenden kurzen Erzählungen gehen Captain America und Jubilee zusammen auf Tauchfahrt und öffnen ein Nazi-U-Boot voll mit Nazi-Vampiren. Ja, in der Tat, breitester Pulp! Damit soll eigentlich eine tiefere Lektion für die pyrokinetische Vampirin einhergehen, aber ob sie diese begriffen hat? Es bleibt unklar.

Charaktere

In Infinity #3 liegt der Fokus nach wie vor auf den größeren Zusammenhängen mit vielen Prota- und Antagonisten. Viel Raum wird dem Einzelnen hierbei nicht eingeräumt. Nichtsdestotrotz schaffen es Zeichner und Autor in wenigen Panels eine ungewohnt starke Intensität aufzubauen. Diese geht einher mit den dramatischen Ereignissen der Serie. In diesem Teil wird den Buildern viel Platz eingeräumt. So kann der Leser besser ihre Motivationen und Entschlüsse verstehen – eine sehr hilfreiche Storywendung. Black Bolt hingegen schafft es, in wenigen Panels wirklich eindrucksvoll zu wirken. Die jungen Helden aus Latverias Akademie wirken noch etwas farblos – optional auch aufgesetzt plakativ – ich bin gespannt, welche Rolle sie einnehmen werden.

Avengers #12 konzentriert sich auf die Gardener und zeigt neue Wesensmerkmale an ihnen. Hinter der chaotischen Macht der Schöpfung liegt offenbar mehr, als zuerst zu vermuten war. Besonders die ihnen innewohnende Melancholie hat mich angesprochen. Der zweite Teil der Ausgabe wirft einige interessante Wesenszüge von Beast, Wonder Man, Captain America und Jubilee auf, vertieft diese aber nicht genug.

Zeichenstil

Infinity #3 besticht wiederum durch das Gesamtwerk von Jerome Opeña und Dus­tin Wea­ver. Die Bilder sind detailreich, kräftig in Farbe und Ausdruck und bringen auch kleine Details am Rande ein, die das Erlebnis der Lektüre interessanter machen. Steve San­ders, der „The Hunt“ zeichnet, bedient sich hier eines gänzlich anderen Stils. Seine Formen sind viel plakativer und ärmer an Details in der Umgebung, sprechen aber eine eigene Sprache von Stärke in Form und Farbe.

Lei­nil F. Yu, Veteran der Aven­gers–Reihe, schafft es, den Panels unvergleichliches Leben einzuhauchen. Klare For­men, defi­nierte Linien und sau­ber abge­setzte opti­sche Ele­mente sor­gen für eine deut­li­che Linie. Die Gardener, noch mehr im Fokus des Bandes Avengers #12 als zuvor, bekommen hier besondere Aufmerksamkeit, wenn es um die Übertragung von Emotionalität an den Leser geht. David Williams und Angel Unzueta haben einen gänzlich anderen Stil. Avengers + X-Men #12 (US) besticht durch sehr klare Formen und Panels mit wenig Umgebungsunruhe. Die Protagonisten sind stets deutlich in Szene gerückt, alles andere verblasst. Das macht sie eingängiger, aber auch monodimensionaler.

Preis-/Leistungsverhältnis

Auf der Preisseite gibt es nichts zu bemängeln. Der auf dem Markt etablierte Preis von 4,99 EUR je Comic wird auch hier eingehalten. Für diesen Preis habe ich mich für 45 Minuten gut unterhalten gefühlt.

Erscheinungsbild

AVENGERS12_Heft_996Wiederum gilt, dass der Leser hier gewohnte Panini-Qualität vorfindet. Stabile Seiten, gute Haptik und verstärkte Cover. Der Einband von Infinity #3 ist sogar noch zusätzlich verstärkt und hat eine geriffelte Oberfläche auf der Innenseite. Avengers #12 ziert wiederum ein Ausschnitt des großen Jubiläumscovers anläss­lich von 40 Jah­ren Aven­gers-Comics in Deutschland.

Die harten Fakten – Avengers #12:

  • Verlag: Panini Comics
  • Autor(en): Jonathan Hickman
  • Zeichner(in): Leinil Yu
  • Erscheinungsjahr: 2014
  • Sprache: deutsch
  • Format: Comic-Softcover
  • Seitenanzahl: 52
  • Preis: 4,99 EUR
  • Bezugsquelle: Amazon

 

INFINITY428VON629_Heft_639Die harten Fakten – Infinity #3:

  • Verlag: Panini Comics
  • Autor(en): Jonathan Hickman, Matt Kindt
  • Zeichner(in): Jerome Opeña, Dustin Weaver, Steve Sanders
  • Erscheinungsjahr: 2014
  • Sprache: deutsch
  • Format: Comic-Softcover
  • Seitenanzahl: 60
  • Preis: 4,99 EUR
  • Bezugsquelle: Amazon

 

Bonus/Downloadcontent

Außer eini­gen ame­ri­ka­ni­schen Variant-Cover fin­den sich keine Boni.

Fazit

Die sehr starke Storyline des Infinity-Events wird konsequent weitergeführt. Jedoch eröffnet sich mir ein weiteres Mal der Eindruck, dass sich Hickman zusehends in seinen Handlungsfäden verliert. Wo kommt denn nun der Knackpunkt, den der Leser angesichts des Titel des Events mit den Infinity Gems verbindet? Dennoch ist es ein wahres Fest, zu verfolgen, wie der galaktische Krieg hin- und her tobt. Der Cliffhanger rund um die Reaktion von Black Bolt auf Thanos‚ Ultimatum ist einer der besten in den letzten Jahren der Comic-Lektüre. Offen gesagt fesselt mich diese Serie wie wenige in früheren Tagen. Die Seitenhandlung rund um die Schüler der verschiedenen Schulen für besonders Begabte gibt das nötige Salz hinzu, um die Verwicklungen wahrhaft episch und persönlich zugleich werden zu lassen.

Irritiert wurde ich zurückgelassen von dem kurzen A+X-Exkurs, der zwar nett und witzig zu betrachten ist, aber an sich keinerlei Bezug zur Rahmenhandlung hat. Schade ist wiederum, dass man keine Serie für sich alleine lesen kann – aber das ist dem Gesamtkonstrukt geschadet.

Daumen4Maennlich

Artikelbilder: Panini Comics

 

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