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Der Großcon-Sommer kommt nicht nur, wir stecken schon alle mittendrin. Wenn ihr das hier lest, stehen die Chancen sehr gut, dass ihr euch fragt, was ihr alles einpackt und wie ihr den ganzen Kram am besten transportieren könnt. Während diese Frage bei den Spielern meist in Richtung Gewandung, Waffen und Ambiente-Kram geht, betrachten Großcon-Spielleitungen (SL) dies meist unter ganz anderen Gesichtspunkten.

Dieser Artikel soll gleich zwei Dinge beinhalten. Zum einen soll er den Spielern unter euch ein paar Einblicke gewähren, was hinter den Kulissen und im Kopf einer Spielleitung so alles vorgeht. Zum anderen möchte ich zumindest einigen Spielleitungen ein wenig beim Packen behilflich sein. Daher findet ihr hier eine rudimentäre Packliste mit kurzen Erläuterungen, was ich warum mitnehme. Diese Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, oder darauf, eingehalten zu werden. Sie ist eine reine Empfehlung meinerseits.

Außerdem kann sie erweitert und/oder modifiziert werden; um den Ansprüchen eines jeden gerecht zu werden. Ich bitte euch ausdrücklich darum, diese Liste zu kommentieren und zu erweitern, um sie möglichst nah an ein Optimum bringen zu können. Erwartet auch bitte weder von einer anderen SL noch von mir, dass wir die genannten Dinge alle dabei haben. Es ist keine Pflicht, sondern freier Wille, die uns dahin führt, enorme Strapazen und nicht unerheblichen Aufwand auf uns zu nehmen, um den Spielern eine schöne Con zu ermöglichen.

Am Anfang kam die Kleidung

  • festes Schuhwerk
  • ausreichend Socken
  • ausreichend (Cargo-)Hosen
  • Wechselshirts
  • etwas Dickes/Warmes für die Nacht
  • Regenfeste Kleidung (Regenponcho)
  • Arbeitshandschuhe
  • Tactical Vest

 

SLs können auch schick!
SLs können auch schick!

Als SL hat man den Vorteil, dass man sein Outfit rein funktional zusammenstellen kann. Das heißt, dass man über Dinge wie IT-Schuhe, schöne aber unpraktische Gewandungsteile, etc. gar nicht erst nachdenken muss. Es geht bei Kleidung vor allem darum, gut damit agieren zu können.

Auf Großcons ist man viel draußen unterwegs. Stell dich darauf ein, dass du etwa 20 Stunden am Tag draußen unterwegs bist und viel laufen wirst. Vor allen Dingen in (Groß-)Schlachten wirst du auf die Sicherheit achten und mitten im Getümmel stehen. Daher ist festes Schuhwerk ein Muss, deine Füße werden es dir danken. Ich selbst nutze hierbei Springerstiefel mit Stahlkappen, da ich so auch vor Leuten geschützt bin, die mir auf die Füße treten oder auch mal fallen. Gerade bei kräftigen Menschen in Rüstung kann da ein zusätzlicher Schutz durchaus praktisch sein. Alternativ gehen natürlich auch Arbeitssicherheitsschuhe, die einen entsprechenden Schutz bieten und für den Dauereinsatz eventuell sogar angenehmer zu tragen sind.

Womit wir auch direkt bei den Handschuhen wären. In Schlachtsituationen sind diese weitaus praktischer, als man sich das auf den ersten Moment vorstellen kann. Einen Großteil der Arbeit (neben der Übersicht, die es zu behalten gilt) ist das Helfen beim Aufstehen von gefallenen Kämpfern, damit sie nicht von unachtsamen Mitspielern plattgetreten werden. Wenn du auch nur ein einziges Mal versucht hast, einen 90 kg schweren Mann in Ketten-/Plattenrüstung und Gambeson unter den verschwitzten Achseln nach oben zu ziehen, wirst du sofort wissen, warum Arbeitshandschuhe hier einen enormen Vorteil bieten.

Auf den meisten Großcons kriegst du ein bis zwei SL-Shirts ausgegeben. Da man aber durch viel Bewegung (und oftmals auch Wärme) viel schwitzt und eine Großcon in der Regel eine Woche geht, sind zwei Shirts schnell verbraucht. Ein Tipp von mir (besonders wenn die „Lasersonne“ nicht ganz so sticht), zieh dein SL-Shirt über ein mitgebrachtes Shirt. So wird das SL-Shirt geschützt, hält länger und die Shirts darunter können beliebig oft gewechselt werden.

Vor allem des Nachts wird es auch im Sommer schnell recht kühl, so dass es durchaus angebracht ist, eine Jacke/einen Pullover im Zelt liegen zu haben, damit du dir diese/n bei Bedarf überzuziehen kannst. Ebenso sieht es mit regenfester Kleidung aus. Es ist immer besser, sie zu viel dabei zu haben und nicht zu brauchen, als wortwörtlich im Regen zu stehen. Ich persönlich schwöre hier in der Regel auf Einmal-Regenponchos; die man sich bequem in die Tasche stecken kann.

Taschen sind auch ein gutes Stichwort zum letzten, und mir persönlich liebsten, Kleidungsstück meiner SL-Ausrüstung. Die Tactical Vest ist eine Weste, die fast nur aus Taschen besteht. Als SL ist es oftmals praktisch, wenn du zwar viele Dinge dabei, aber dennoch die Hände frei hast. Besonders beim Bewegen im Gelände oder in Schlachten ist es besser; wenn du dabei nicht etwas Sperriges wie eine Umhängetasche trägst, die sich leicht irgendwo verhaken kann. Zusätzlich hast du für verschiedene Dinge verschiedene Taschen und kannst so auch schnell Kleinteile und Müll zwischenlagern.

Die Gadgets – Praktisches direkt an der SL

  • Taschenmesser
  • Taschenlampe
  • Block
  • Stifte
  • Plotbuch
  • Regelwerk
  • Funkgerät
  • Notfall-Kit
  • Knicklichter (klein und groß)

 

Hier gibt es eigentlich nicht viel zu sagen. Immer wieder ist ein Messer von Vorteil. Achte hierbei jedoch darauf, dass du wirklich ein Taschenmesser, oder zumindest ein Klappmesser bei dir trägst und keines, mit einer stehenden Klinge. Eine stehende Klinge ist ein Sicherheitsrisiko, sollte sie verloren werden. Von daher ist ein klappbares Messer die bessere Alternative, am Mann zu tragen.

Das Funkgerät wird meist von der Orga gestellt. Sollte dies nicht der Fall sein, und man sich ein eigenes Funkgerät besorgen (Funkgeräte für Con-Gebrauch sind meist recht günstig, da man keine High-Tech-Varianten benötigt), solltest du dennoch darauf achten, welches Funksystem genutzt wird, um nicht später in die Leere zu funken. Ein Akku-Lader (am besten ein Schnelllader) sowie ein Ersatz-Akku sind zudem gute Ergänzungen, um einen durchgehenden Empfang zu gewährleisten.

Das Notfall-Kit ist ein kleines Paket mit einer Mullbinde, einer Wundauflage, ein paar Pflastern und eventuell noch Desinfektionsspray. So ist es noch leicht zu verstauen und dennoch für den direkten Einsatz annehmbar, der noch kein Fall für die Sanitäter ist.

Die Knicklichter haben zweierlei Einsatzgebiete. Während die großen praktisch dafür sind, nachts selbst gesehen zu werden (bei Bedarf aber auch weggesteckt werden können), sind die kleinen ideal, um potentielle Gefahrenstellen zu kennzeichnen. Seien es schlecht ausgeleuchtete Treppenstufen, Trittlöcher auf dem Feld oder Zeltschnüre, die nicht sichtbar sind. Einfach ein/zwei Knicklichter an/in die Gefahrenstelle und die Wahrscheinlichkeit, dass sich jemand verletzt, ist weitaus geringer.

Das Spieler-Set – I care for you

  • Sonnenmilch (50 bis 50+)
  • Blasenpflaster
  • Pflaster
  • Vitamine/Mineralstoffe (Vitaminkomplex/Magnesium/Zink/Calcium/etc.)
  • Magentabletten
  • Voltaren
  • Mückensschutz
  • Zeckenzange

 

Spieler vergessen gerne grundlegende Dinge, wenn sie voll im Spiel gefangen sind. Dazu gehört ausruhen, essen, trinken, kurzum: sich um sich selbst kümmern. Das fängt auch oftmals schon beim Packen an, und so werden einige ein paar der obengenannten Dinge vergessen und, bei Bedarf bei dich als Spielleitung anfragen, ob du so etwas dabeihast. Ich habe für mich eine Plastebox gekauft, in der ich alles das Oben genannte gesammelt lagere und bei Bedarf darin suchen kann.

Sonnenmilch haben viele zwar noch dabei, vergessen aber regelmäßig, sich einzucremen. Nimm daher ruhig eine oder zwei Tuben mehr mit (hoher Lichtschutzfaktor, da lange draußen und starke Sonneneinstrahlung) und frage deine Spieler, ob sie sich eingecremt haben oder drück ihnen einfach direkt die Tube in die Hand. Ähnlich verhält es sich mit Insektenschutz, während der Rest vor allem präventiv mitgenommen werden sollte, falls es benötigt wird.

Vor allem die Vitamine/Mineralstoffe können wichtig werden, sollte einer der Spieler Mangelerscheinungen zeigen. Bei Magnesium/Calcium-Mangel kann dies unter Umständen schmerzhaft werden und so hast du schnell die Lösung hierfür dabei. Sollte es nicht besser werden oder du den Eindruck haben, dass es dennoch nötig ist oder du dir unsicher sein, was zu tun ist, schick den Spieler zu den Sanitätern, dafür sind diese da.

WICHTIG! Du bis rechtlich nicht abgesichert, solltest du Medikamente verteilen. Von daher rate ich dringend davon ab, Medikamente, und seien es auch nur Schmerzmittel, an die Spieler auszugeben. Hierzu ist nur ein Arzt berechtigt. Wenn du einem Spieler Medikamente verabreichst, bist du im Zweifelsfall haftbar für eventuell auftretende Schäden – zum Beispiel aufgrund von Medikamenten-Unverträglichkeit. Daher führe ich oben nur Nahrungsergänzungsmittel auf.

Stets bereit für fast alles sollte eine SL sein
Stets bereit für fast alles sollte eine SL sein

Pro-Tipp: BUBBLES – ein bisschen Spaß muss sein

  • Seifenblasen (in allen möglichen Varianten)

 

Seifenblasen sind für mich der wichtigste Ausrüstungsgegenstand, den man als SL haben kann. Sie erfüllen gleich mehrere Funktionen, die sowohl einen selbst, das Team, als auch die Spieler betreffen. Seifenblasen entspannen. Sie reißen jeden erst einmal aus einer Situation heraus. Allein schon, weil sie so seltsam und leicht abstrus sind, kann man nicht anders, als kurz aus seinem Gedankenfluss gerissen zu werden.

Dabei ist es egal, ob man sie nun selbst macht oder zuschaut, wie ein anderer sie macht. Unwillkürlich muss man lächeln, sich an eine schönere Zeit erinnern und den Drang unterdrücken, den Blasen nachzujagen. Nicht selten habe ich seltsame Blicke geerntet, als ich meine Seifenblasen zückte. Nicht selten wurde mir gesagt, das sei doch kindisch und dämlich, nur damit dieselben Leute keine zehn Sekunden später wild mit den Armen fuchtelten, um Seifenblasen zu jagen.

Großcons sind stressig, für alle Teilnehmer. Es ist ein unglaublicher Druck, der sich im Inneren aufbaut, und die Seifenblasen sind ein wunderbares Ventil, diesen Druck abzulassen. Sei es nun, dass man sich als SL selbst etwas abseits stellt, wenn man Ruhe braucht, und Seifenblasen macht. Oder sei es ein Spieler, der gerade wegen irgendwelchen Problemen fertig mit den Nerven ist und sich selbst nicht aus diesem Kreisel befreien kann. Das etwas abwegige, schöne und fast schon meditative Gefühl beim Seifenblasen-machen hilft, ihn abzulenken, zu beruhigen und aus diesem Kreisel auszubrechen.

Vor allen Dingen, wenn mehrere Leute gleichzeitig etwas von dir als SL wollen, und du dich nicht um alle kümmern kannst, sind Seifenblasen praktisch. Reiche einfach einem von ihnen Seifenblasen und sag, du bist sofort wieder da, während du dich um die anderen kümmerst. Er wird dank des meditativen Seifenblasen-machens beruhigt werden und auf dich warten.

Und auch im Team hilft es. Das weißt du spätestens dann, wenn du die strahlenden Gesichter des Funkteams siehst, wenn du ihnen ein oder zwei Seifenblasen-Röhrchen schenkst. Ihre Augen fangen an zu leuchten allein schon beim Gedanken, auf ein wenig Abswechslung vom ewigen im Zelt hocken und Funksprüchen zuzuhören.

Rundum kann ich nur sagen, Seifenblasen sind das wichtigste Ausrüstungsstück, dass eine SL dabei haben kann und sollte daher in keiner SL-Tasche/-Ausrüstung fehlen.

Artikelbilder: Nabil Hanano, Zeit der Legenden 2014, Pfadfinderzentrum Westernohe 

 

2 Kommentare

  1. Bisher gehören die Seifenblasen noch nicht zu meiner SL-Ausrüstung, aber ich denke ich werde sie gleich mal auf der nächsten Con ausprobieren. Den Effekt, der hier beschrieben wird, kann ich nämlich sehr gut nachvollziehen. Mal sehen, ob es bei unseren Spielern auch funktioniert.

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