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An allen Fronten eskalieren die Ereignisse. Neue Strömungen unter den Buildern tauchen auf, eine globale Mutationswelle auf der Erde setzt ein, Thor wird im All zum Kriegsgott und auf der Erde hadern junge Supermenschen um ihr schieres Überleben

Das Mega-Event zur Serie Infinity verknüpft sich untrennbar mit der Storyline rund um die Avengers. Ging die Handlung in den vorherigen Ausgaben kurz andere Stränge, wird sie nun wieder zusammengeführt und verbindet beide Comicserien eng miteinander. Gerade die nun hier besprochenen Ausgaben eröffnen den Weg zu Ereignissen, die möglicherweise so weltenerschütternd wie House of M werden könnten.

Handlung

Infinity #4

Dramatischerweise mit „Thors Abrechnung“ betitelt, wird in dem vierten Band der Miniserie der Grundstein für den Gegenschlag gelegt. Die Builder, eigentlich im Begriff, eine weitere Welt zu unterwerfen, werden von Thor auf drastische Art und Weise gebremst. Asgard zeigt seine Klauen! Doch auch auf der Erde gehen Dinge drunter und drüber – Black Bolt und Thanos stehen sich im tödlichen Zweikampf gegenüber und es sei so viel gesagt – einer der beiden überlebt den Kampf nicht. Unterdessen hat Black Bolt die Terrigen-Bombe gezündet und löst so weltweite Mutationen aus. Sind das die Vorwehen eines neuen M-Day oder wird Marvel die Ereignisse wieder zurechtrücken? Als ob das nicht genug wäre, erwacht Thanos‘ Sohn zu dem, was er eigentlich ist.

Auch in der Fortsetzung von „The Hunt“ – der Geschichte der jungen Supermenschen in den Schulen während Thanos‘ Invasion – verschärft sich der Tenor. Einige Vertreter der diversen Schulen treffen im Meer über dem verwüsteten Atlantis zusammen. Es wird schnell klar, dass die Differenzen zwischen ihren Mentoren sich auch schnell auf die Jugendlichen übertragen haben. Dennoch schaffen sie es kurzzeitig an einem Strang zu ziehen. Dabei wird aber auch deutlich, dass sie ihre Kräfte noch nicht wirklich unter Kontrolle haben. Und so kommt es zu Unfällen …

Avengers #13

Die Avengers–Serie folgt weiterhin den Ereignissen auf der großen Skala. Im All werden harsche Entscheidungen gefällt und so wendet sich Ronan der Ankläger gegen die zentrale KI seines Volkes. Die Schlacht gegen die Builder entbrennt, gestillt von neuer Zuversicht nach Thors Abrechnung. Überall werden kleine Siege errungen. Dennoch scheint kein Durchkommen zu sein – und man trifft eine folgenschwere und undenkbare Entscheidung. Die Verteidiger öffnen das Tor in die Negativzone und entlassen Annihilus! Aber ob selbst dieser verzweifelte Schritt den erhoffen Sieg bringen kann? Möglicherweise wird auch Captain Universe‘ Erwachen einiges verändern.

Die Ereignisse bei den Illuminati überschlagen sich und sind nur schwer zu deuten. Die Builder sind transdimensionale Wesen, die es in allen Universen gibt. Für sie ist die Erde ein Ort, der nicht sein darf. Getrieben vom Wunsch, alle Erden zu vernichten, sind sie auf ihren Kreuzzug gegangen. Klar wird jedoch nicht, ob die Builder aller Universen am gleichen Strang ziehen, viel eher scheinen sie verfeindet zu sein. Was auf den letzten Panels angedeutet wird, kann nur in Avengers #14 geklärt werden. Eine Erde ist vernichtet, es sollen andere folgen. Plant Marvel gar eine Abwendung vom Multiversum?

Charaktere

Infinity #4 legt den Fokus gar nicht so sehr auf die einzelnen Rollen, sondern viel mehr auf die dramatischen Ereignisse. Diese werden in großen Panels dargestellt, die einzelnen Charakteren wie Thor und Ronan dem Ankläger kurze, intensive Momente verleihen. Stärker kommt Captain Universe heraus, die zeigt, dass sie eine sehr zornige Mutter aller Schöpfung sein kann. Black Bolts möglicher Tod hat mich schockiert und lebt von der wütenden Darstellung von Thanos. Mimik und Körpersprache zeigen eine sehr deutliche Symbolik bei diesen Spotlights. Gut gefallen mir wiederum die jungen Supermenschen aus „The Hunt“ – oft wird hier mit „comic relief“ gearbeitet, also der Entlastung der Spannung einer Szene durch humoreske Einlagen. Gut deutlich wird, dass sie von all den Geschehnissen um sie herum überlastet sind.

Avengers #13 wird von Verzweiflung, aber auch dem unbändigen Willen zu kämpfen, beherrscht. Diese beiden Gefühle spürt man deutlich bei allen Beteiligten und sie werden gut durch Farbgebung, gewählten Ausdruck und wiederum Mimik unterstützt. Jonathan Hickman gelingt es in der Fortführung von Illuminati besonders gut, das sprichwörtliche Fragezeichen auf der Stirn der Helden an den Leser zu übertragen. Auch dieser fragt sich mehr als einmal, was denn nun plötzlich geschieht. Die Überraschung und Unschlüssigkeit der Protagonisten kommen gut zur Geltung.

Zeichenstil

Die filigranen und detailreichen Bilder in Infinity #4 überzeugen ein weiteres Mal. Lediglich die Mimik von Black Bolt im Moment des Kampfes gegen Thanos will mir nicht zusagen. Hier stimmt die perspektivische Tiefe nicht. Jerome Opeña und Dustin Weaver haben aber dennoch wieder gute Arbeit abgeliefert. Brachial, kräftig in Farbe und Ausdruck, also genau zur Stimmung des Bandes passend. Steve Sanders, der „The Hunt“ zeichnet, bedient sich hier eines gänzlich anderen Stils. Seine Formen sind viel plakativer und ärmer an Details in der Umgebung, sprechen aber eine eigene Sprache von Stärke in Form und Farbe. Menschliche Proportionen wollen nicht immer stimmen, stellenweise erinnern sie gar an den japanischen Chibi-Stil durch übergroße Köpfe. Ich unterstelle hier jedoch Absicht.

Leinil F. Yu, Veteran der Avengers–Reihe, schafft es wiederum, den Panels unvergleichliches Leben einzuhauchen. In den Zeichnungen stecken so viel Dynamik und Geschwindigkeit, dass sie auch beim Leser die Lesegeschwindigkeit erhöhen. Klare Formen, definierte Linien und sauber abgesetzte optische Elemente sorgen für eine deutliche Linie. Besonders gut wird auch die vernichtende Wut der Mutter aller Schöpfung gezeigt. Hier sorgen klare, harte Kontraste für ein Wiederspiegeln der scharfen Linie zwischen Leben und Tod. Mike Deodato und Frank Martin haben sich in Illuminati vor allem von einer Farbe tragen lassen – Rot. Rot wie das dunkle, warnende, pulsierende Aufblinken einer Alarmleuchte. Rot wie die Gefahr, die allen Universen droht. Ein überaus passendes Stilelement, wie ich finde.

Preis-/Leistungsverhältnis

Auf der Preisseite gibt es nichts zu bemängeln. Der auf dem Markt etablierte Preis von 4,99 EUR je Comic wird auch hier eingehalten. Für diesen Preis habe ich mich für 45 Minuten gut unterhalten gefühlt. Aufgrund der eingeleiteten drastischen Ereignisse besteht akuter Anreiz, die Bände mehrfach zu lesen.

Erscheinungsbild

AVENGERS13_Heft_238Wiederum gilt, dass der Leser hier gewohnte Panini-Qualität vorfindet. Stabile Seiten, gute Haptik und verstärkte Cover. Der Einband von Infinity #4 ist sogar noch zusätzlich verstärkt und hat eine geriffelte Oberfläche auf der Innenseite. Avengers #13 ziert wiederum ein Ausschnitt des großen Jubiläumscovers anlässlich von 40 Jahren Avengers-Comics in Deutschland.


Die harten Fakten – Avengers #13:

  • Verlag: Panini Comics
  • Autor(en): Jonathan Hickman
  • Zeichner(in): Leinil Yu
  • Erscheinungsjahr: 2014
  • Sprache: Deutsch
  • Format: Comic-Softcover
  • Seitenanzahl: 52
  • Preis: 4,99 EUR
  • Bezugsquelle: Amazon

 

INFINITY428VON629_Heft_639Die harten Fakten – Infinity #3:

  • Verlag: Panini Comics
  • Autor(en): Jonathan Hickman, Matt Kindt
  • Zeichner(in): Jerome Opeña, Dustin Weaver, Steve Sanders
  • Erscheinungsjahr: 2014
  • Sprache: Deutsch
  • Format: Comic-Softcover
  • Seitenanzahl: 60
  • Preis: 4,99 EUR
  • Bezugsquelle: Amazon

 

Bonus/Downloadcontent

Außer einigen amerikanischen Variant-Covern finden sich keine Boni.

Fazit

Gleich mehrfach geschockt, aber von einer begeisterten Grundnote! Das wäre die einzeilige Zusammenfassung meiner Meinung. Was Marvel da treibt, hat das Potential, sich in eine Reihe mit großartigen Events wie House of M, Annihilation oder Days of future past einzureihen.

Black Bolt mit hoher Chance tot? Angriffe auf das gesamte irdische Multiversum? Verzweifelte Öffnung der Portale in die Negativzone? Das ist ganz großes Kino. Nur eines ist klar: Verfilmen lässt sich das noch nicht.

Ich bin hin- und hergerissen zwischen „Nein, das tun sie nicht?!“ und „Das kann doch alles nicht wahr sein!“ und kann, offen gesagt, die nächsten Teile nicht abwarten.

Bemängelte ich zuvor die vielen Handlungsfäden, die Hickman eröffnet hat, sehe ich nun den roten Faden, der alle bedient. Nur eines ist mir nicht klar bislang: Von welcher Unendlichkeit spricht der Name der Serie Infinity? Denn offenbar spielen die Juwelen nur eine sehr untergeordnete Rolle.

Muss man Infinity und die dazugehörigen Avengers-Teile gelesen haben als Marvel-Fan? Ein eindeutiges Ja! Man braucht auch nicht viel Vorwissen aus den vorherigen Serien und Events – und sollte man doch mal etwas nicht verstehen, dann helfen Wikipedia und Marvel-Wikia schnell weiter.

Daumen5maennlich

Artikelbilder: Marvel | Panini Comics

 

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