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Eine Einsteigerbox soll neben den grundlegenden Regeln vor allem alles enthalten, was mindestens zwei Spieler benötigen, um das Spiel zu erlernen. Besser wäre es natürlich, wenn die Box auch noch darüber hinausgehend Material enthielte, um auch Abwechslung zu bieten. So wird das Spiel spannend gehalten, ohne dass man gleich wieder in den Laden seines Vertrauens muss.

Perfekt wäre es aber wohl, wenn das didaktische Modell der Regeln passt und das Material auch später nicht nur verschämt ob seiner Qualität im Regal verstaubt.

Battletech-Einsteigerboxen sind in den letzten Jahrzehnten schon etliche rausgekommen und nach anfänglichen Pappaufstellern hielten später Plastikminiaturen von teils zweifelhafter Qualität Einzug. Aber werfen wir einen Blick auf die Einsteigerbox 2014, die zeigt, dass es viel besser geht.

Spielablauf

Das Spielkonzept von Battletech hat zwar in den letzten 25 Jahren einige Nebenentwicklungen erfahren, wie Solaris VII, Battleforce oder Alpha Strike, ist in seinem Kern aber ansonsten nahezu unverändert. In der Regel treten zwei Spieler in einer vorbestimmten Armee-Stärke gegeneinander an. Dafür gibt es derzeit allerdings gleich vier Vergleichsmöglichkeiten: Tonnage, Point Value, Battle Value und Battle Value 2. Abgesehen von der Tonnage sind aber alle Methoden etwa gleich fair. Tonnage hat den Nachteil, dass nicht die Effektivität auf dem Schlachtfeld berücksichtig wird. Leider werden die letzten drei in der Einsteigerbox nicht erwähnt. Schade!

Um ein Gefecht von ein bis zwei Stunden Länge zu spielen, empfiehlt sich je Spieler eine Lanze (vier Mechs). Die Regeln würden aber auch Kompanien (drei Lanzen) oder Bataillone (3 Kompanien) problemlos abhandeln. Da die Regeln aber nicht skalieren, könnte so ein Gefecht gut zwei Tage dauern. Hierfür entwickelte Catalyst Games das System Alpha Strike.

Gefecht auf einer Hexfeld-losen Karte.
Gefecht auf einer Hexfeld-losen Karte.

Nachdem die Kontrahenten feststehen, bestimmen 2W6 die Initiative. Der Verlierer muss den ersten Mech bewegen und dann geht es wechselweise weiter. Im Anschluss können sich die stählernen Giganten erst mit Feuerkraft, dann mit Schlägen und Tritten beharken. Hier ist das System recht kleinteilig und so spielen viele Faktoren wie Waffenreichweite, Ziel- und Eigenbewegung, Umgebung, Vorschäden und Pilotenfähigkeit mit in den Wurf hinein. Sobald man etwas Erfahrung hat, geht das aber trotzdem schnell von der Hand. Für Einsteiger bietet das Set auch stark vereinfachte Regeln an. Im Anschluss an den Treffer werden noch Trefferzone, Schäden und ggf. interne und kritische Schäden erwürfelt. Ein Mech beinhaltet zwischen 15 bis 25 einzelne Komponenten, die beschädigt werden können und so sein Verhalten beeinflussen. Ist ein Mech zerstört, bewegungsunfähig, oder der Pilot verstorben, scheidet er aus dem Spiel aus.

Viele Gefechte werden aber eher als Missionen mit Zielvorgaben gespielt und nicht nach dem Last-Man-Standing-Prinzip.

Preis-/Leistungsverhältnis

26 Miniaturen, viel Lesestoff und die wesentlich verbesserten Karten sind die 60 EUR Listenpreis auf alle Fälle wert. Einsteiger können an diesem Set eigentlich nicht vorbeigehen, ganz unabhängig davon, ob sie mit den beiliegenden Classic Battletech– oder Alpha Strike-Regeln spielen möchten. Immerhin kostet eine normale Mech-Miniatur aus Metall rund 10 EUR.

Aber auch für Veteranen lohnt es sich zuzugreifen. Zum einen wegen der erwähnten Miniaturen-Flut, zum anderen wegen der deutlich besseren Karten. Ausschließlich Enthusiasten der neusten Zeitlinien und Technologie-Stufen werden mit der Box wohl nicht glücklich werden, handelt es sich doch lediglich um zwei neuere Battlemechs.

Ausstattung

Diagramm zur Mechbewegung.
Diagramm zur Mechbewegung.

Schon von außen macht die Box einen guten und stabilen Eindruck. Viele Battletech-Miniaturen zieren die Seiten und die Rückseite. Warum man hier ausschließlich Mechs zeigt, die eben nicht in der Box sind, ist mir aber schleierhaft.

Neben den insgesamt 26 Miniaturen liegen der Box insgesamt vier Heft bei: „Die Einsteiger-Regeln“, „Die Schnellstart-Regeln“, „Die Inneren Sphäre auf einen Blick“ und „Bemalanleitung und Taktiktipps“.

Die Herangehensweise über ein zweistufiges System von Schnellstart-Regeln zu schon sehr detaillierten Einsteiger-Regeln ist, wie schon in der 2012er Edition, sehr gut gelungen. Die Regeln sind verständlich und mit vielen farbigen Beispielen hinterlegt. Letztere Regeln beinhalten bereits alles, was man für ein Gefecht nach Technologie-Stufe I benötigt. Regeln für Clan-Mechs, Infanterie oder Fahrzeuge werden wenigstens kurz angerissen.

Innere Sphäre und Taktiktipps

Grundlegend ist Hintergrundwissen natürlich nicht notwendig, um Battletech spielen zu können. In den 80ern kamen wir auch gut ohne aus. Mit der „Innere Sphäre (IS) auf einen Blick“ erhält der Einsteiger und auch so mancher im Jahre 3025 stehengebliebene Veteran einen sehr guten Überblick über die Ereignisse bis in das Jahr 3066. Zusätzlich werden die wichtigsten Fraktionen und Häuser der frühen Jahre vorgestellt, alles vollfarbig und mit vielen Karten und Illustrationen hinterlegt. Insgesamt erhält der Leser einen guten Eindruck über die Zeit der beigelegten IS-Mechs. Die Clan-Invasion von 3050 und ihre Bautypen spielt dagegen kaum eine Rolle. Am Ende des Buches werden noch mal alle 24 Mechs kurz mit ihrer Entwicklungsgeschichte vorgestellt. Und auch wenn das Inhaltsverzeichnis noch von den beiden Clan-Mechs der Vorgängerversion (Loki / Thor) spricht, werden hier wirklich Battlemaster und Mad Cat (Timberwolf) erläutert.

Zu guter Letzt einen kurzen Blick in die Bemalanleitung und Taktiktipps: Dieses eher dünne Heft von 16 Seiten erklärt Einsteigern in wenigen Schritten, wie man einen Mech anmalen kann. Diese ist verständlich erklärt, auch wenn hier und da etwas zu viel des Guten vielleicht irritiert. Lobend muss man erwähnen, dass diese Anleitung, anders als die Version in Total Warfare, auch nachvollziehbar ist, wenn man nicht im µ-Bereich malen kann. Zusätzlich werden noch die typischen Farbkombinationen der fünf großen Häuser und Blakes Wort vorgestellt.

Voraussichtlich interessanter für Battletech-Einsteiger ist wohl der Taktikteil. Natürlich werden hier keine wirklich tiefgreifenden und bislang unbekannten Super-Siegstrategien vermittelt, sondern es geht um die Basics, die jeder Veteran schon verinnerlicht hat, wie z. B. „Springe nicht, wenn du rennen kannst“ oder „Bewege dich nicht 2 Felder, wenn du auch 3 weit kommst.“ Alle Strategien sind verständlich erklärt, das ist gut gelungen. Abschließend werden noch alle 24 Standard-Mechs mit ihrer üblichen Verwendung und Taktik vorgestellt.

Selbstverständlich beinhaltet auch die aktuelle Box wieder zwei doppelseitig bedruckte Karten. Diese sind aber erstmal aus wirklich fester und sehr stabiler Pappe gefertigt und liegen in einer Sechsfach-Faltung in der Box. Das ist Welten von den alten Karten aus Hochglanz-Papier entfernt. Keine Falten und Knicke auf denen die Mechs bestenfalls halbgar stehen können. Es handelt sich um vier der bekannten Battletech-Kartendesigns. Leider wurde die Chance verpasst, diese endlich mal farblich anzugleichen.

Die neuen Miniaturen

Bedenkt man, dass ein Spiel gewöhnlich aus zwei konkurrierenden Lanzen (acht Mechs) besteht, so sind 24 Miniaturen schon eine gewaltige Menge. Jeder der vorgestellten Standard-Mechs aus der 3039er-Zeitlinie ist einmal vorhanden. Dazu gibt es als Dreingabe zwei Premium-Mechs: Den ikonischen Clan-Mech Mad Cat / Timberwolf und den Reseen Battlemaster. Reseen bedeutet, dass dieser Mech bereits in der 3025er Zeitlinie vorkam, aber auf Grund von Lizenzproblemen mit Harmony Gold, dem Hersteller von Robotech, nicht mehr in dieser Form produziert werden darf. Etwas umgestaltet ist aber wieder erhältlich.

Zusammengebaute Mad Cat
Zusammengebaute Mad Cat

Die 24 Standard-Miniaturen bestehen jeweils aus Plastik und sind aus einem Stück gegossen. Anders als die Versionen der Vorgängerbox sind sie von hervorragender Qualität und nahezu frei von Gussgraten. Hier kann man fast ohne weitere Vorarbeiten mit dem Grundieren oder Spielen loslegen. Dagegen erfordern die zwei Premium-Mechs deutlich mehr Arbeit. In Einzelteilen aus dem Gussrahmen, müssen erst deutliche Grate entfernt werden und die Teile natürlich zusammengeklebt werden. Eine Base ist jeweils vorhanden und beinhaltet bereits Vertiefungen, die anzeigen, wo die Füße stehen müssen. Der Battlemaster lässt sich problemlos und auch recht frei zusammenbauen, auch wenn die steif wirkenden Arme und Beine kaum eine dynamische Pose erlauben. Der Mad Cat hingegen hat Nuten, die die Glieder in eine vorgegebene Position zwingen, lediglich die Torsodrehung lässt sich frei verändern. Auch die Position der Beine auf der Base wirkt zu eng und leicht x-beinig. Mit etwas Geschick an Cutter und Kleber kann man aber leicht Abhilfe schaffen.

Unglaublich aber wahr: In dieser Box kommen die normalen Miniaturen besser weg, als die „Premium“-Modelle. Schade, dass man voraussichtlich auch diesmal die Miniaturen nicht einzeln oder in Boxen kaufen können wird.

Enthaltene Miniaturen:

  • COM-2D Commando
  • SDR-5V Spider
  • JR7-D Jenner
  • PNT-9R Panther
  • ASN-21 Assassin
  • CDA-2A Cicada
  • CLNT-2-3T Clint
  • HER-2S Hermes
  • WTH-1 Whitworth
  • VND-1R Vindicator
  • ENF-4R Enforcer
  • HBK-4G Hunchback
  • TBT-5N Trebuchet
  • DV-6M Dervish
  • DRG-1N Dragon
  • QKD-4G Quickdraw
  • CPLT-C1 Catapult
  • JM6-S JagerMech
  • GHR-5H Grasshopper
  • AWS-8Q Awesome
  • ZEU-6S Zeus
  • CP-10-Z Cyclops
  • BNC-3E Banshee
  • AS7-D Atlas

 

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Die harten Fakten:

  • Verlag: Ulisses Medien und Spiel Distribution GmbH
  • Autor(en): diverse
  • Erscheinungsjahr: 2014
  • Sprache: Deutsch
  • Format: Print
  • ISBN/EAN: 978-3868893113
  • Preis: 59,95 EUR
  • Bezugsquelle: Amazon (Box)

 

Bonus/Downloadcontent

Ulisses bietet in seinem Downloadbereich einiges zum kostenlosen Herunterladen an:

 

Fazit

Die Box bietet Einsteigern, Wiedereinsteigern und Veteranen mehr als genug Material, um den Preis von 50 – 60 EUR zu rechtfertigen.

Das mitgelieferte Material ist Lichtjahre von der Qualität der Vorgängerbox entfernt. Hier muss man Catalyst Games / Ulisses wirklich ein Lob aussprechen. Die Hinführung zum vollständigen Spiel ist mit den Einsteigerregeln gut gelungen und auch wenn alle Details wieder den Kauf von Total Warfare erfordern, so reicht der Detailgrad doch aus, um lange seinen Spaß an der Platte zu haben.

Zurückkommend auf meine Einleitung, gehört die Box wirklich in die Kategorie: Perfekt!

Daumen5maennlichArtikelbilder: Ulisses Spiele, Catalyst Game Labs

 

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