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Nachdem Anfang des Jahres Frankensteins Monster eine Weitererzählung seiner Geschichte erhielt, ist dieses Mal Dracula, bekanntester aller Vampire, an der Reihe. Doch anders als bei I, Frankenstein geht es hier um die Vorgeschichte.

Story

Vor einigen Jahren wurden eintausend transsilvanische Kinder von den Osmanen (im Film schlicht als „die Türken“ benannt) als Tribut eingefordert und zu Kriegern ausgebildet. Eines von ihnen tat sich dabei durch besondere Fähigkeit und Grausamkeit hervor. Schon bald erzeugte sein bloßer Name Furcht im Herzen aller Feinde: Vlad, der Pfähler (Luke Evans).

Doch schon zu Beginn des Filmes liegt all das in der Vergangenheit und Vlad ist nun ein Fürst in Transsylvanien, hat Frau (Sarah Gadon) und Sohn. Alles scheint gut. Doch als die Osmanen den üblichen Tribut abholen wollen, verkünden sie, dass es wieder an der Zeit ist, eintausend Kinder zu erhalten.

Vlad versucht dies in einem Gespräch mit seinem alten Freund, Sultan Mehmet II (Dominic Cooper), zu verhindern. Das sorgt aber nur dafür, dass sein eigener Sohn als zusätzlicher Tribut eingefordert wird.

Dies will er so nicht hinnehmen, und wendet sich an ein Grauen, das er vor Kurzem in einem nahen Gebirge entdeckt hat: An einen Vampir.

Der Vampir willigt in einen Handel ein und verleiht Vlad, vorerst nur vorübergehend, seine Macht. Drei Tage (oder besser Nächte) hat der Fürst nun Zeit, die Osmanen zurückzuschlagen, ohne dabei der Versuchung zu erliegen, Menschenblut zu trinken.

Heute nicht Howard Stark, sondern Sultan Mehmet II - Dominic Cooper.
Heute nicht Howard Stark, sondern Sultan Mehmet II – Dominic Cooper.

Wie wir alle wissen, klappt das am Ende nicht wie gewünscht, denn sonst würde Dracula ja gar nicht erst zu dem Vampir werden, den man aus den anderen Geschichten kennt. Aber bei den meisten Filmen ist das Ende ja, zumindest von der Grundsache her, vorhersehbar. Das ist also kein sonderliches Problem.

Leider krankt die Story aber an vielen anderen Stellen. So greifen die Osmanen praktischerweise offenbar nur nachts an. Und Wissen über Vampire scheint auch gar nicht so selten zu sein, denn verschiedene Figuren im Film verfügen rein zufällig über das Wissen, was sie jeweils in der entsprechenden Szene brauchen.

Keine dieser Lücken ist für sich genommen so groß, dass sie die Story völlig zerstören würde, aber in Summe fallen sie negativ ins Gewicht.

Neben diesen inhaltlichen Schwächen krankt die Geschichte daran, dass ihr zu wenig Zeit gegeben wird. Die Charaktere werden nicht sauber eingeführt und erklärt, Motivationen bleiben damit unklar oder werden in genau der Szene eingeführt, in der sie relevant werden. Etwas mehr Zeit hätte dem Film hier gut getan.

Auf die Ungenauigkeiten der Geschichte, wenn man sie mit der realen Epoche, in der er spielt, vergleicht, gehe ich hier erst gar nicht ein. Die Epoche ist nur Kulisse und wird auch nicht weiter behandelt.

Darsteller

Luke Evans (Aramis aus der 2011er Version der drei Musketiere) macht als Vlad eine sehr ordentliche Figur. Die Möglichkeiten, die ihm der eher flache Plot gibt, spielt er gut aus und erfüllt den Charakter so glaubhaft mit Leben. Seine Filmfrau Sarah Gadon (Nebenrollen in Amazing Spiderman 2 und Die Tore der Welt) hingegen wirkt den ganzen Film über recht blass. Sie hat aber auch keine wirklich brauchbare Szene, so dass es eher am Skript, als an der Schauspielerin liegt. Das gleiche gilt für Dominic Cooper (Howard Stark aus den Marvel-Filmen) als Sultan Mehmet und seine diversen Handlanger.

Insgesamt bleibt kaum eine Darstellung in Erinnerung, aber viele Möglichkeiten gab das platte Skript den Akteuren auch nicht, so dass man es ihnen kaum verdenken kann.

An sich steckt in Sarah Gadon mehr schauspielerisches Talent. In Dracula Untold wirkt sie recht blass.
An sich steckt in Sarah Gadon mehr schauspielerisches Talent. In Dracula Untold wirkt sie recht blass.

Inszenierung

Maue Geschichte, flache Charaktere – also alles schlecht an dem Film? Mitnichten. Die Inszenierung ist stellenweise durchaus gelungen. Gerade die Szenen, in denen sich Vlad in Fledermäuse verwandelt oder diese als Waffe gegen die Türken einsetzt, sind durchaus sehenswert.

Schade ist jedoch, dass der Film, wie viel zu viele Actionfilme der letzten Jahre, einfach zu hektisch geschnitten ist. Es gibt einige Szenen, in denen gute Kampfchoreographien möglich gewesen wären. Schwertkämpfe laden dazu gewissermaßen ein. Aber stattdessen ist es nur eine Aneinanderreihung von schnellen Schnitten, an deren Ende eine Seite gewonnen hat. Schade.

Insbesondere mutet dies deshalb sonderbar an, da für einen der Feinde sogar besondere Klingen von der Requisite gebaut wurden. Diese sieht man immer mal wieder in dessen Händen, kann aber in den Kampfszenen gar nicht sehen, was der Mann damit eigentlich macht.

Noch sonderbarer hingegen ist, dass die Vorgeschichte von Dracula dem Vampir, die Geschichte eines Mannes mit Namen „Vlad der Pfähler“, FSK12 ist. Offenbar hat der Film auf eine entsprechende Einstufung hingearbeitet, denn die Kämpfe, ja sogar die Pfahlwälder, wirken seltsam blutleer.

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Fazit

Dracula Untold erzählt die fiktive Vorgeschichte von Vlad III. Drăculea, dem Mann, der später einmal der berühmteste Vampir der Geschichte werden soll. Dabei wird jedoch mehr Wert auf optische als auf inhaltliche Merkmale gelegt. Hier wird dann aber auch Abstand von Horror- Genre genommen und stattdessen ein blutarmes FSK12-Actionkino erzeugt.

Die Kämpfe sind zu schnell geschnitten, die Charaktere platt, die Story lückenhaft. Einzige die ein oder andere Szene kann mit opulenten Bildern und Effekten überzeugen.

So viel Negatives es zu dem Film auch zu sagen gibt, so möchte ich doch den wichtigsten positiven Punkt nicht verschweigen: Ich habe mich im Kino nicht gelangweilt. Der Film ist mit etwa über 90 Minuten nicht besonders lang und die Lücken nicht so groß, dass sie den Spaß vollends verderben würden.

Ein Meisterwerk ist der Film sicherlich in keiner Hinsicht. Wirklich schlecht ist er aber auch nicht. Wenn man mal einen Nachmittag oder Abend Langeweile hat, kann man ihn sich sicherlich anschauen. Tut man es nicht, hat man aber auch rein gar nichts verpasst.Daumen3maennlich

Die zweite Meinung

Sebastian Köppe: In vielen Punkten schließe ich mich Holgers Meinung an. Dracula Untold ist ein düsteres Fantasy-Machwerk, was trotz erzählerischer Schwächen durchaus Anschauungswert mitbringt. Trotz der rasanten Verfilmung hätten dem Film mehr Leinwandminuten für die Entwicklung der Charaktere und weniger hektisch geschnittene Actionszenen durchaus gut getan.

Punkten kann Dracula Untold aber meiner Meinung nach mit dem grundlegenden Versuch, die Vorgeschichte des ikonischen Vampirs einzufangen. Durchaus anschaulich wird dabei auf die Eigenheiten der Bestien eingegangen. Schnelligkeit, Kraft und der spezielle Blut-erkennende Jagdblick sind Balsam für die geschundene Vampirfanseele, die moderne Entgleisungen wie Twillight ertragen musste.

Bemerkenswert fand ich, dass Dracula Untold tatsächlich nicht dem Trend typischen Fantasy-Action-Kinos folgt und zwanghaft fragwürdige 3D-Unterhaltung erzwingt. Klar sind die Effekte vom Budget limitiert, aber klassisches 2D funktioniert im Kino glücklicherweise immer noch und man darf dankbar sein, als Kinobesucher nicht unnötig gemolken zu werden.

Dracula Untold hatte zwar sicherlich Potenzial für mehr, funktioniert aber als unterhaltsamer Film für Fans des Fantasy-Genre durchaus.

Artikelbilder: Universal Pictures

 

4 Kommentare

  1. War Gestern drin, habe mich gefreut das ich nur 4,50 verblasen habe. Holger meint es noch zu gut mit dem Film.

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