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Getreu der alten Weisheit: „Niemand ist jemals wirklich tot im Marvel-Universum!“ geht es im Auftakt der neuen X-Men-Comic-Reihe darum, dem unlängst verstorbenen Kurt „Nightcrawler“ Wagner unter die Arme zu greifen. Dieser ist im Himmel auf üble, dämonische Machenschaften gestoßen und bedarf der Hilfe seiner alten, auf Erden verbliebenen, Freunde, um ihrer Herr zu werden. Werden sie ihn mit heimnehmen, wenn die Gefahr gebannt ist?

Handlung

Ein in Weiß gehüllter Mann mit blauem Schwanz und ebensolcher Haut sitzt an einem Abgrund und sinnt über sein Leben nach, das er einst auf Erden führte. Jenes, welches er mit Freunden teilte und das er selbst hier, im Paradies, vermisst. Nightcrawler ist des ewigen Friedens überdrüssig. Er sehnt sich nach den Abenteuern, die er zusammen mit den X-Men dereinst bestritt. Und wie gerufen, kommen tatsächlich einige dämonische Piraten daher, überfallen die himmlischen Gefilde und entführen unschuldige Seelen. Das kann der Held natürlich nicht einfach geschehen lassen und so wirft er sich mit Feuereifer ins Gefecht. Als er sich jedoch mit dem Anführer der Piratenbande konfrontiert sieht, bekommt selbst er es mit der Angst zu tun. Denn es ist niemand anderer, als sein Vater. Der Dämon Azazel. Und dieser hat wahrhaft Großes vor.

Einige Zeit später in Westchester-County, USA, an der Jean-Grey-Schule-für-höhere-Bildung:

Angelica Jones alias Firestar tritt zu ihrem neuen Job als Lehrerin an und wird alsbald mit dem recht ungewöhnlichen Schulalttag der Ausbildungsstätte der X-Men konfrontiert. Es kommen ihr erste Zweifel, ob es tatsächlich eine so gute Idee war, den Job anzunehmen. Dann entwenden auch noch einige Bamfs Henry „Beast“ McCoys geliebte Kaffeemaschine Eleanor. Die kleinen, frechen, blauen Nightcrawler-Kopien aus einer anderen Dimension leben in den Zwischenwänden der Schule und galten bisher als harmlos. Doch was zu weit geht, geht zu weit. Der fellige Mutant rekrutiert die frisch eingetroffene Lehrerin zur Rettung des unverzichtbaren Gerätes und Firestar beginnt langsam an ihrem Verstand zu zweifeln. Denn die Bamfs haben etwas in den Eingeweiden der Schule gebaut …

Es folgt ein Abenteuer zwischen Himmel und Hölle, darin und darüber hinaus, das den X-Men alles abverlangt. Bobby „Iceman“ Drake lässt buchstäblich die Hölle zufrieren, um seinen Freunden zu helfen. James „Wolverine“ Howlet sieht sich mit einem Gegner aus dem Dunkel der Zeit konfrontiert, der ihm echte Probleme bereitet. Azazel scheint für jeden X-Men ein geeignetes „Gegenmittel“ gefunden zu haben beziehungsweise versteht er es, die Umstände von Himmel, Hölle und Fegefeuer geschickt auszunutzen, um deren Kräfte zu neutralisieren. Das macht den Kampf nicht grade einfacher.

Charaktere

Die tragisch-melancholische Lebensgeschichte des vom Glauben durchdrungenen Kurt Wagner, dessen Zweifel an der ewigen Glückseligkeit und sein überbordender Heldenmut bilden den Hintergrund für ein Abenteuer, das die X-Men auf eine extrem harte Probe stellt.

Jeder, der sich mit auf die Suche nach dem Halbdämon macht, wird mit etwas konfrontiert, das seine Kräfte überfordert, oder zumindest lahmlegt. So müssen die Helden ihre menschliche Seite beweisen und in Himmel oder Hölle zeigen, dass sie mehr sind als nur die Summe ihrer Fähigkeiten. Hank „Beast“ McCoy sorgt dabei am Ende für einen wirklich wilden Cliffhanger.

Zeichenstil

Ed McGuinnes ist mir persönlich bisher noch nicht als Zeichner untergekommen und daher bin ich angenehm überrascht von dem, was er zeigt. Sein Stil ist filigran und überaus dynamisch. Er versteht es, Action-Szenen mit Leben zu füllen und auch ruhigen Momenten eine ganz eigene Atmosphäre zu verleihen. Die Farben von Marte Garcia und die Tuschearbeiten von Dexter Vines komplementieren den hervorragenden Gesamteindruck. Marvel hat ein handwerklich sehr gutes Produkt abgeliefert.

Preis-/Leistungsverhältnis

Zwei Ausgaben der regulären, amerikanischen Heftreihe in einem Heft mit 78 vollkolorierten Seiten für nur einen Euro mehr, als ein normales Heft von Panini. Da kann sich der geneigte Fan nur bedanken. Die haptische Qualität des Heftes ist gewohnt gut und wie oben erwähnt, sind Farben und Zeichstil wirklich gut. 5,99 EUR ist ein vollkommen akzeptabler Preis.

Erscheinungsbild

AMAZINGXMEN1_Heft_412Auf dem Cover prangen einige Mitglieder der X-Men, in bester Piraten-Manier gekleidet mit Säbeln, Hüten und Kopftüchern. Im Vordergrund wirft sich der lang vermisste Nightcrawler dem Abenteuer entgegen, links hinter ihm steht Neuzugang Firestar, flankiert von Wolverine, Storm, Northstar, Beast und Iceman.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Panini
  • Autor(en): Jason Aaron
  • Zeichner(in): Ed McGuinnes
  • Erscheinungsjahr:2014
  • Sprache: Deutsch
  • Format: Comicformat
  • Seitenanzahl: 78
  • Preis: 5,99 EUR
  • Bezugsquelle: Amazon

 

Bonus/Downloadcontent

Kein Bonus oder Downloadcontent.

Fazit

Ich muss zugeben, ich bin zwiegespalten bezüglich dieser Rückkehr aus dem Jenseits. Ich mag Nightcrawler wirklich. Aber es sind schon so oft Charaktere in fortlaufenden Comicreihen einen Heldentod gestorben und wurden jedes einzelne Mal nach wenigen Monaten wiedererweckt, dass es einfach keinen Spaß mehr macht. Als ich damals die „schockierende“ Story rund um Nightcrawlers Tod las, war ich ehrlich gesagt alles andere als „geschockt“. Vielmehr dachte ich mir: „Mal sehen wie lange es dauert, bis er wieder da ist.“ Es hat nicht wirklich lange gedauert.

Ich finde es schade, das in Comics so inkonsequent mit dem Thema Tod umgegangen wird. Da wird immer wieder der Tod einer Hauptfigur als das Ereignis des Jahres oder der Serie angekündigt. Doch entlockt es mittlerweile den meisten Lesern nur mehr ein müdes Lächeln. Wissen sie doch genau: Es ist ja nur für ein paar Monate.

Ich möchte fast glauben, die einzigen bisher wirklich, wirklich toten Comic-Helden sind Barry „The Flash“ Allen und der Peter „Spiderman“ Parker des Ultimate-Universums. Und das auch nur, weil für beide jeweils ein würdiger Nachfolger gefunden wurde.

Somit bekommt die Geschichte von mir leider einen Minuspunkt für pure „Abgedroschenheit“. Allerdings macht die Art, wie Jason Aaron die Geschichte erzählt, mit viel Charme, einem herzerfrischenden Wortwitz, voller skurriler Situationen und markanten Sprüchen, das Lesen zu einem echten Vergnügen.

Das Leben als Mutant ist hart. Und so scheinen viele von ihnen diese Härte mit einer gehörigen Portion Humor zu bekämpfen. Sie nehmen die für Außenstehende überaus seltsamen Situationen, welche in einer Schule voller Superwesen von der Erde und anderen Planeten so entstehen, so dermaßen selbstverständlich, dass es eine Freude ist, ihnen dabei zuzusehen.

Türen sollten halt mehr als zwei Tritte aushalten, wenn eine liebestolle Shi’Ar ein Auge auf den Bewohner des Zimmers geworfen hat!

Daumen4MaennlichArtikelbilder: Panini Comics

 

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