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Viel war es nicht, was sich einem LARPer auf der SPIEL 2014 bot dieses Jahr. Ganze vier Stände, an denen man sich mit verschiedenem LARP-Equipment ausrüsten konnte, gab es. Dort fand man beispielsweise hochqualitative Gewandung von Narsillion und ein bunt durchmischtes, aber doch sehr überschaubares und günstiges Sortiment verschiedenster Ausrüstung (zumeist jedoch Schwerter und Rüstzeug) von Dein Larp-Shop.

Dazu gab es noch das breitgefächerte Angebot an Gewandung, LARP-Waffen und Rüstzeug von Mytholon sowie einen gemeinsamen Stand von Bankcroft und Blasterparts mit Nerfblastern und Modding-Zubehör in Hülle und Fülle. Doch war es das schon, und solange man sich auf LARP als Themengebiet spezialisiert, wird man dann von der Messe doch etwas enttäuscht sein. Natürlich, man kann sich bei den vielen Fantasy-Händlern LARP-taugliche Accessoires wie Bücher oder handgefertigten Schmuck kaufen. Oder man konnte sich am Stand der Vier Winde, bei der Metwabe oder beim Unlicht-Stand durch allerlei Metsorten durchprobieren und teilweise eindecken; doch all das sehe ich schon quasi als Sekundär-Beschäftigung.

Früher war alles besser …

Fragt man heute ein paar LARP-begeisterte SPIEL-Besucher, wie die Messe vor etwa sechs Jahren aussah, so bekommen einige von ihnen mit Sicherheit glasige Augen. Dabei geht es gar nicht mal so sehr um die größere Anzahl an Hallen, die damals genutzt wurden, denn wenn man einmal nachrechnet, ist insgesamt gar nicht so viel Platz verschwunden. Die jetzt genutzten Hallen sind einfach größer als die alten, gefühlt ist der Platz allerdings geschrumpft, und sei es nur, weil man sagt, man hätte früher sechs anstatt nur dreieinhalb Hallen zur Verfügung gehabt. Nein, früher war die SPIEL eine Plattform für alle möglichen Teilgebiete des LARPs.

Viele verschiedene kleinere wie größere Händler waren vertreten, und die Orgas der Großcons hatten es sich ebenfalls nicht nehmen lassen, einen Stand aufzubauen. LARPer und Cosplayer liefen in Massen freudig in ihren verschiedenen – mal mehr, mal weniger kreativen – Outfits durch die Hallen. Doch über die Jahre verschwand das LARP von der SPIEL. Zuerst gingen die kleinen Händler, dann die Orgas und auch wenn letztes Jahr neben Narsillion sogar noch ein weiterer Händler aus Italien, Fucina del Drago, einen Stand aufgebaut hatte, war dieser dieses Jahr wieder unauffindbar.

Man fühlte sich in einer Abwärtsspirale gefangen, aus der man scheinbar nie herauskommen konnte. Zeitgleich wurde dafür die RPC als Standbein der LARPer immer wichtiger. Hier war alles, was nach und nach bei der SPIEL verloren ging, scheinbar von Anfang an fester Bestandteil des Konzepts.

Können die Biersorten über die Misere hinwegtrösten?
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Großer Unmut ? kleine Zukunft

Auch ein Großteil der verschiedenen Standbetreiber der noch vorhandenen LARP-Stände auf der Messe war unzufrieden. Die Stand-Preise seien zu hoch, wurde mir mehrfach gesagt, dafür, dass das Zielpublikum nicht in ausreichendem Maße da wäre. Zeitgleich beklagte man sich, dass viele der Besucher, welche mit LARP gar nichts anfangen konnten, mit einer Selbstverständlichkeit und ohne Sorgfalt die LARP-Waffen nutzen, die sie in der Regel nicht einmal kaufen wollten.

Man habe ja Eintritt bezahlt, daher müsse einem ja auch was geboten werden, seien einige Aussagen der Messebesucher gewesen, wenn man sie auf ihr Fehlverhalten hinwies. Die Nerfhändler von Bankcroft und Blasterparts sehen das ganze etwas gelassener. Natürlich sei es sehr schade, dass die LARP-Community nicht mehr auf der Messe adäquat vertreten würde. Vom rein Geschäftlichen her haben sie allerdings nicht nur auf diese gesetzt. Natürlich ist Zombie-/Endzeit-LARP mittlerweile in Deutschland eine der Triebfedern, wenn es um das Thema NERF geht.

Doch auch die Themen „Office-War“ und Fun-Sport, die in den USA stark zum Erfolg der bunten Dart-Blaster beigetragen haben, sind in Deutschland immer mehr im Kommen, wenn man den Jungs von Bankcroft Glauben schenken darf. Nichtsdestotrotz kann man davon ausgehen, dass LARP in Zukunft immer weniger vertreten sein wird. Narsillion verkündete, wenn sich die Messe nicht stark ändern würde, das letzte Mal auf der SPIEL gewesen zu sein. Doch bieten sie ihre Waren ja weiterhin auch über das Internet, auf der RPC oder bei verschiedenen Großcons an, so dass geneigte deutsche LARPer nicht gezwungen sind, auf ihre Gewandungen zu verzichten. Die Vermutung liegt nahe, dass sich dann auch die letzten LARP-spezifischen Händler stark überlegen werden, wie ihre Zukunft in Sachen Spielemesse Essen aussieht.

Einer der wenigen Lichtblicke - ein Steampunk-Austatter
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Fazit: Beziehungsende

Und doch bleibt bei all dieser grauen Aussicht zu sagen, dass das Ganze gar nicht so schlimm ist. Die SPIEL bot abseits des geringen LARP-Angebotes viele andere Möglichkeiten sich zu beschäftigen und für das, was die SPIEL nun einst für das Rollenspiel war, ist nun die RPC nachgewachsen. Natürlich schauen die LARPer ihrer guten Vergangenheit auf der SPIEL mit einem trauernden Auge hinterher, doch sollte eine Beziehung, die sich totgelaufen hat, nun einmal beendet werden, damit beide Parteien ihrer Wege ziehen können.

Die SPIEL wird auch ohne LARP sehr gut, wenn nicht sogar für sie besser funktionieren, da man sich dann auf all die anderen Arten von Spielen konzentrieren kann. LARP wiederum hat mit der RPC in Deutschland eine Partnerin gefunden, die weitaus besser auf seine Bedürfnisse eingehen kann.

Auf Wiedersehen SPIEL, es waren nicht immer leichte Zeiten mit dir, aber es gab sehr schöne.

Fotografien: Roger Lewin

 

8 Kommentare

  1. Ich bin auch Larper aber ich ging noch nie wirklich zur Spiel für Larp-Sachen. Eben weil die RPC und die Großcons für Klamotten vollkommen ausreichen.

    Ich habe mich natürlich gefreut die besagten Stände anzutreffen. Weil ich diese Händler zum Teil sehr gut kennen und gerne zu einem schwätzchen dort bleibe.

    Aber das Hauptaugenmerk der Spiel sind die Brettspiele (die ich auch sehr gerne spiele) und das sind den meisten Larper auch klar. Köln ist auch nicht so weit weg ;-)

  2. Dem Bericht kann ich, leider, nur voll und ganz zustimmen. Als Gewandeter kam sich fast wie ein Fremdkörper vor …

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