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Rollenspiel wird eher selten in Film und Fernsehen thematisiert. Nachdem sich aber in den letzten Monaten mehr und mehr Reportagen dem deutschsprachigen LARP zugewandt haben und auch The Gamers als fangemachte Komödie sich großer Beliebtheit erfreut, verwundert es nicht, dass nun eine LARP-Komödie auf der heimischen Leinwand flimmern darf.

Knights of Badassdom von Joe Lynch jedoch hat mehr Anteile von B-Movies und Horrorfilmen. Dass dabei der zu Ruhm gekommene Peter Dinklage (u.a. Game of Thrones, X-Men Zukunft ist Vergangenheit) eine geringere Bedeutung als im Trailer spielt, überrascht und enttäuscht zugleich.

Story

Joe (Ryan Kwanten), Mechaniker, studierter Medienwissenschaftler und Sänger einer Doom-Metal-Band, wird von seiner Freundin Beth verlassen – diese will nur „erfolgreiche“ Menschen in ihrer Nähe haben. Frustriert fährt er nach Hause und trifft dort seine Freunde Eric (Steve Zahn) und Hung (Peter Dinklage), die sich gerade auf das kommende LARP am Wochenende vorbereiten.

Nach einem frustbereinigenden Exzess in Marihuana und Whiskey findet sich Joe im Transporter seiner Freunde wieder und trägt Kürass, Arm- und Beinschienen. Er, der früher Tischrollenspieler mit Dungeons und Dragons war, wird von seinen Freunden mit etwas Überredungsarbeit dazu gebracht, bei dem LARP „Die Schlacht von Evermore“ teilzunehmen. Dies soll ihn ablenken.

Ronnie Kwok (Jimmi Simpson), der oberste SL – hier übrigens fälschlicherweise mit „Spielmeister“ betitelt, vermutlich von „Gamemaster“ -, will jedoch ein Ritual gespielt haben, bei dem Joe mit seinem Charakter in den Leib eines toten Kriegers fährt und somit seinen alten Charakter wieder spielen kann. Eric, der Hexerspieler der Freunde, lässt sich nicht lumpen und beginnt ein entsprechendes Ritual. Dass er dabei jedoch ein auf Enochisch geschriebenes Buch von John Dee benutzt, was er auf Ebay erstanden hat, hat Folgen.

Sexy sind die Fishnets ja - aber hätte nicht wenigstens sie eine ordentliche Gewandung tragen können
Sexy sind die Fishnets ja – aber hätte nicht wenigstens sie eine ordentliche Gewandung tragen können?

Die Anrufung war echt und statt einer Seele steigt ein Dämon aus der Unterwelt herauf und beginnt nach einer kurzen Pause, systematisch alle Teilnehmer des LARPs abzuschlachten. Dabei ist ein späterer Bannversuch von Eric auch nicht sonderlich hilfreich.

In weiteren Rollen tauchen auf:

  • Summer Glau (Firefly) als LARPerin Gwen, die nur dabei ist, um ihren Cousin, der nicht mehr zwischen Realität und Spiel unterscheiden kann, halbwegs von dummen Taten abzuhalten.

  • Margarita Levieva als Beth, Ex-Freundin von Joe und Erscheinungsbild der Succubus.

  • Eine Horde von verrückt gewordenen Paintball-Spielern, deren Spaß darin besteht, LARPs zu sprengen

Amerikanisches LARP scheint anders zu sein als deutsches. Das hier gezeigte erinnerte eher an eine Tischrollenspielrunde, die gewandet und von einem SL begleitet, durch die Wildnis zieht. Dementsprechend hoch ist der Anteil an Telling (Dinge durch das Ansagen selbiger in das Spiel einzubringen und sie eben nicht auszuspielen). Hoch ist auch der Anteil von wirklich schrägen Zeitgenossen, selbst aus der Sicht eines LARPers. Dazu gehört die Truppe Feen mit kleinen Glitzerflügelchen, der gealterte König einer Fraktion im Rollstuhl (umgebaut zum Streitwagen) und auch der Krieger in Vollplatte mit Sonnenbrille. Deutsche LARPer würden von einem hohen Pappnasen-Faktor sprechen.

Dabei gibt es doch einige Scherze, die man auch als deutscher LARPer zum Lachen finden kann. Unter anderem gibt es ein minutiös initiiertes Ritual, welches durch den Willen des SL schlicht nicht klappt, zum anderen gibt es die gehassten Stakkatoschläge mit kleinen Waffen („1! 1! 1! 1! 2! Todesstoß!“) und viele kleine andere Einlagen. Spätestens nach dem ersten Drittel jedoch sinkt der LARP- und steigt der Splatter-Faktor.

Huzzah - der Kampfschrei des Teams
Huzzah – der Kampfschrei des Teams!

Darsteller

Fans der US-Serie Game of Thrones sind sicherlich vom Auftauchen von Peter Dinklage im Trailer angelockt worden. Man muss jedoch wissen, dass bereits vor Game of Thrones begonnen wurde, Knights of Badassdom zu produzieren. Dinklage spielt hier keinesfalls eine Rolle, die mit Tyrion Lannister vergleichbar wäre. Viel eher wirkt er blass und konturlos und stellenweise hat man das Gefühl, er wäre nur wegen seines Kleinwuchses in den Film geholt worden. Quasi, als ob der Regisseur den nach außen hin wirkenden „Freak“-Faktor erhöhen wollte, den er ohnehin schon durch die Art der Zurschaustellung des LARP anbringt.

Summer Glau, bekannt aus der leider abgesetzten Serie Firefly, wirkt eher flach. Die junge Frau von damals hat sich zu einer attraktiven Darstellerin gemausert, deren Freude an der Rolle man ihr als Zuschauer gut abnimmt. Außer zwei Spotlights jedoch erhält sie keine tiefergehende Aufmerksamkeit. Negativ ist mir hier das Anreißen einer Romanze aufgefallen, die komplett deplatziert wirkt.

Ein Glanzlicht ist Jimmi Simpson, der den realitätsfremden SL spielt, der sich auch gerne mal im Outtime ausdrückt, als wäre er Intime. Schön sind dann auch solche Anekdoten, die mit verklebten Seiten im alten DnD Monsterhandbuch bei der Darstellung der Succubus zu tun haben …

Ryan Kwanten – die unbestrittene Hauptrolle des Films – macht seine Sache hingegen sehr gut. Ihm nimmt man den aus-der-Not-geborenen-LARPer vollkommen ab und auch seine Einlage am Ende des Filmes, die das Problem löst, hat eine gewisse Coolness. Ohne diese hätte der Film noch mehr gelitten als ohnehin schon.

Endlich überredet - Joe macht mit
Endlich überredet – Joe macht mit

Inszenierung

In den einleitenden Worten klassifizierte ich den Film als B-Movie. Das betrifft vor allem die Spezialeffekte, die weder ekelig noch besonders erschreckend sind. Es gibt einiges an Blut an vielen Stellen, und die Szene mit dem höchsten Ekelpotential endet, bevor man etwas sehen kann. Auch die Gestalt des finalen Gegners wirkt mehr wie eine echte Requisite aus dem LARP und nicht wie der Schrecken, der sie sein sollte.

Auch bei der inneren Logik holpert es. Die Con-Orga macht erst am Tag des Con-Starts die Geländebegehung, verfügt aber über Lautsprecher an Masten an allen Orten des Geländes? Unrealistisch. Wer einen Con mit wenn auch nur 60 Mann organisiert, weiß, welcher Aufwand in der Planung dahinter steht.

Summer Glau und Peter Dinklage hatten offenbar Schwertkampftraining vor dem Film, letzterer vermutlich erst während des Game of Thrones-Sets. Man muss hier auch wissen, dass der Film erst zu Ende gedreht wurde, als Game of Thrones schon lief. Die Choreografien kommen an zwei Punkten zum Einsatz und verfehlen ihrer Wirkung nicht.

Erzählstil

Die Geschichte wird aus der Sicht des allwissenden Erzählers aufbereitet und springt zwischen verschiedenen Fokuspunkten hin- und her. Auch eine kurze Traumsequenz ist eingebaut worden, verfehlt aber leider komplett ihre Wirkung.

Trailer

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Preis-/Leistungsverhältnis

Für den Listenpreis von 16,99 EUR erhält man auf der BluRay den Film, wenige Extras (darunter übliche Making Ofs und ein Panel der San Diego Comic Con) und ein paar Trailer. Da geht mehr, meine ich, zudem der Film keinen hohen Wiedersehwert besitzt. Selbst die Gags wirken beim zweiten Anschauen aufgesetzt.

Erscheinungsbild/Umfang

Die BluRay folgt dem üblichen Verpackungsstandard und hat einige wenige Extras. Das Cover zeigt das Filmplakat und somit die versammelten Protagonisten. Auch hier wird wieder mit Peter Dinklage geworben.

Die harten Fakten:

  • Regie: Joe Lynch
  • Darsteller: Peter Dinklage, Summer Glau et al
  • Erscheinungsjahr: 2014
  • Sprache: Deutsch (et al)
  • Format: BluRay
  • Preis: 16,99 EUR
  • Bezugsquelle: Amazon
Beth oder Succubus?
Beth oder Succubus?

Bonus/Downloadcontent

Auf der offiziellen Website zu Knights of Badassdom finden sich viele Informationen zum Film, einige Bilder und auch der Trailer.

Fazit

Offen gesagt bin ich enttäuscht. Ich habe eine spritzige LARP-Komödie mit einigen netten Horror-/Grusel-Effekten erwartet. Was ich bekam, ist aufgesetzter Humor, der auch oft gegen die LARP-Szene schießt und schlechte Spezialeffekte in einem B-Movie.

Offenkundig ist amerikanisches LARP sehr abweichend vom dem, was in Europa auf Großcons wie ConQuest, Drachenfest und anderen praktiziert wird. Die Toleranz gegenüber dem, was von LARPern „Pappnasen“ genannt wird, scheint in den USA deutlich höher zu sein. Da sehen wir Realitätsflucht, schlecht inszenierte Rituale, schlechte Gewandungen (Wieso muss Summer Glau eine Fishnets-Strumpfhose tragen? Wieso?) und so schräge SLs und Co-SLs, dass ich selbst einen solchen Con wieder panisch verlassen hätte. Und zwar lange, bevor die Succubus auftaucht.

Der Film macht aber trotzdem Spaß, wenn man den eigenen Anspruch an LARP fallen lässt und ihm die Chance zur Entfaltung gibt. Da gibt es dann Seitenschläge auf Vampire Live, markante Sprüche („Na klar, der Inder muss wieder als erster sterben!“) und eine wirklich charmante Lösung des Problems, die auch geschickt inszeniert wird. Auf schauspielerischer Seite überzeugen Steve Zahn und Ryan Kwanten am ehesten.

In Summe ist Knights of Badassdom ein Film, den man gut vor Halloween mit Freunden schauen kann und dem auch sicher der Genuss des einen oder anderen Bieres nicht schlecht tut. Mich hat er vor allem dazu gebracht, den eigenen Anspruch an LARPs zu überdenken.

Daumen3maennlich

Artikelbilder: Pandastorm Pictures

 

3 Kommentare

  1. Hab ihn auch gesehen. War selbst nur auf einem einzigem LARP (war nicht so mein Ding), aber wenn die Amis wirklich SO larpen, dann bestätigt das wieder nur mein (Vor-)Urteil über die Primitivlinge auf der anderen Seite des Atlantiks.
    Mein Fazit:
    Als Rollenspieler fand ich die Gags leider weniger zum mitlachen als vielmehr zum ärgern.
    Als Kuttenträger wurde ich zumindest vom Ende des Films versöhnt.
    Macht vielleicht (wie viele flache Komödien) mit Freunden und einigen hochgeistigen Getränken mehr Spass als allein.

  2. Also, der Bericht über diesen Film ist ja bald schon obligatorisch für Blogs mit Larp-Bezug…. Ich finde euren Artikel aber wirklich gut gut verfasst! Ich bin selbst Larper, aber werde mir den Film nicht ansehen, obwohl mir da sicherlich ein Beitrag zu meiner Meinungsbildung entgeht… Larp ist für mich ein besonderes Hobby und zu viel Popularität ist dem Hobby meines Erachtens nicht unbedingt zuträglich… Filme wie dieser, Berichte übers Exodus auf Gamestar oder entsprechende Großcons sind zwar populär, bilden meiner Meining jedoch eher die Ausnahme, was das Hobby Liverollenspiel betrifft….

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