Geschätzte Lesezeit: 6 Minuten

Mit seinem ersten Roman The Rising: Neue Hoffnung hat Felix A. Münter einen ziemlichen Überraschungserfolg hingelegt. Die im MantikoreVerlag erschienene Erstauflage ist bereits ausverkauft, nur wenige Wochen nach ihrer Veröffentlichung. Für ein Buch, das bisher fast nur über Mundpropaganda beworben wurde, ist das durchaus ungewöhnlich. Also haben auch wir The Rising gelesen – und können die Begeisterung nachvollziehen.

Story

Die vier Wegelagerer Eris, Sal, Perry und Nesthäkchen Tyler überfallen eine wirklich mies gesicherte Karawane. Allerdings sind sie dabei so ehrenhaft, die Wächter und den Händler am Leben zu lassen. Sie erbeuten nicht viel, einige Medikamente, etwas Verpflegung und ein wenig Elektroschrott, mit dem scheinbar sowieso niemand mehr etwas anfangen kann, in der „Welt DANACH“ – So bezeichnet der Autor seine Schöpfung. Es ist eben Schrott, den man höchstens einschmelzen, oder gegen etwas anderes, kaum mehr Nützliches, tauschen könnte. Mit Glück.

Womit sie allerdings nicht gerechnet haben, ist der Umstand, dass auf einem der Datenspeicher die sich in der Plastiktüte finden, überaus wichtige Informationen gespeichert sind. Für diese Daten interessieren sich mindestens zwei Organisationen. Und eine von diesen ist bereit, dafür auch über Leichen zu gehen.

Von weitem, ohne die Möglichkeit helfend einzugreifen, erleben die Freunde mit, zu was diese Gruppe fähig ist. Nach deren Verschwinden können sie dem sterbenden Händler nur bruchstückhafte Informationen entlocken. Und schon bald sehen sie sich von dessen Mördern verfolgt und beschließen sich erst einmal in einem nahegelegenen, befestigten Dorf in Sicherheit zu bringen. Dort treffen sie, wie der Zufall es will, auf den eigentlichen Empfänger der Datenspeicher.

Der etwas wirr wirkende ältere Mann schafft es, die Gruppe davon zu überzeugen, dass er und die Datenspeicher unbedingt einen bestimmten Ort erreichen müssen. Denn möglicherweise hängt das Schicksal der verbliebenen Menschheit davon ab. In den Händen der Verfolger würden sie mit großer Wahrscheinlichkeit dazu benutzt, um diese zu unterdrücken.

Es beginnt eine Hetzjagd quer durch ein von der Menschheit aufgegebenes Land, durch die letzten Überbleibsel der Zivilisation, hin zu einem Relikt „der Welt DAVOR“, welches tatsächlich in der Lage wäre, die Welt zu verändern – zum Guten, oder zum Schlechten.

Schreibstil

Felix Münter ist hier wirklich ein guter, spannender Roman gelungen. Sein Schreibstil ist flüssig und mitreißend. Schon nach den ersten 10 bis 15 Seiten hatte mich die Geschichte gepackt und ich wollte wissen, wie es weiter geht. Und am Ende steht ein spannender Cliffhanger, der mich das nächste Buch ebenfalls sehnlich erwarten lässt.

Die Geschichte an sich ist schlüssig und sehr gut durchdacht. Münter versteht es hervorragend, die „Welt DANACH“ durch die Augen der Protagonisten zu erklären, vornehmlich durch Erklärungen der Älteren gegenüber dem siebzehnjährigen Tyler. Durch seine Augen sehen wir die seltsame Welt, durch die sich die kleine Gruppe Tag für Tag schlagen muss. Dabei wird jeder Charakter mit einer eigenen, sehr detaillierten Persönlichkeit versehen, die ihn oder sie mal mehr, mal weniger sympathisch erscheinen lässt. Keiner der Charaktere ist unfehlbar, jeder hat Stärken und Schwächen. Nach einer Mary Sue sucht man hier vergeblich.

Auch die vom Autor erdachte Welt DANACH ist in sich schlüssig und an keiner Stelle übertrieben. Sie ist menschlich – typisch menschlich. Im Guten und Schlechten, sowie im Seltsamen bis Bizarren. Der Leser kann sich vorstellen, dass Menschen genau so leben würden, wie sie es in der geschilderten Welt ohne Strom und den für uns gewohnten Komfort tun. Völlig ohne Hollywood-Überzeichnung, werden Gesellschaftsformen gezeigt, die sich nachvollziehbar aus dem entwickeln könnten, was von uns, unseren Werten und unseren Organisationen einmal bleibt.

Und auch das „Ende der Welt DAVOR“ ist vollkommen nachvollziehbar. Was genau es aber war, das die Menschheit an den Abgrund trieb, das lest selbst. Denn ich will hier niemandem die äußerst clevere Überraschung verderben.

Missfallen haben mir an dem Buch nur zwei Punkte:

  • Erstens – Wie genau wurde der bewusste Datenspeicher ausfindig gemacht? Diese Frage wird im Buch zwar angesprochen, doch für mich nicht ausreichend geklärt. Allerdings folgen ja noch weitere Teile. Somit besteht die berechtigte Hoffnung, dass diese Frage in einem der kommenden Bücher beantwortet wird.

  • Zweitens – Ein paar ärgerliche Textfehler mögen manchem Puristen den Spaß etwas verderben. Hat da das Lektorat geschlafen?

Preis-/Leistungsverhältnis

Meiner Meinung nach liegt bei einer Seitenzahl von 480 und einem Preis von 13,90 EUR ein sehr gutes Preis-/Leistungsverhältnis vor. Denn der Roman ist spannend von der ersten bis zur letzten Seite. Fans des Genres, aber auch Neuleser, kommen auf ihre Kosten.

Erscheinungsbild

The Rising Felix Muenter CoverDas Cover ist in Blautönen gehalten und zeigt einen bewaffneten, mit einer Gasmaske ausgerüsteten, etwas zerlumpten Mann umgeben von Ruinen. Der Künstler hat hier wirklich coole Arbeit abgeliefert. Und sie passt auch durchaus zum Inhalt des Buches.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Manticore
  • Autor(en): Felix A. Münter
  • Erscheinungsjahr: 2014
  • Sprache: Deutsch
  • Format: großes Taschenbuch
  • Seitenanzahl:
  • ISBN: 978-3939212911
  • Preis: 13, 99 EUR
  • Bezugsquelle: Amazon

 

Bonus/Downloadcontent

Es ist kein Bonus- oder Download-Content vorhanden.

Fazit

Ein gelungener Erstling! Das Buch The Rising: Neue Hoffnung ist spannend von der ersten bis zur letzten Seite. Die Charaktere sind allesamt glaubwürdig und agieren nie aufgesetzt oder unlogisch. Jedwede Motivation ist vollkommen nachvollziehbar und verständlich, wenngleich einer von Ihnen auch ein wenig arg in das Klischee des typischen, „gewieften Händlers“ abrutscht.

Die geschilderte Welt ist voller schöner Allegorien auf das Leben in der heutigen Welt. Und das, was die Menschen in der Welt nach der Katastrophe gemacht haben, hält dem Verhalten unserer Gesellschaft bisweilen durchaus den Spiegel vor. Denn woran würden wir uns wir uns nach einer globalen Katastrophe orientieren? Was würde in unseren Köpfen und denen der folgenden Generationen überdauern? Wie würden Kinder, die nach einer Apokalypse auf die Welt kämen, auf wundersame Erzählungen der Älteren reagieren, die von fliegenden Maschinen berichten und von der Möglichkeit, Informationen durch einen Knopfdruck zu erhalten? Von Geld und von Medikamenten?

Der Zeitpunkt der Handlung ist sehr geschickt gewählt. Denn kaum noch ein Mensch kennt die Welt vor der Katastrophe noch aus eigener Erfahrung. Die heute Ältesten waren damals noch kleine Kinder. Daher verstehen selbst sie nicht mehr alles, was es vor der Katastrophe gab.

Die Menschen überleben, indem sie sich zusammenrotten. Sie haben neue Städte und Dörfer gegründet, jedes mit seinem eigenen System, nach dem es funktioniert und seinen Bewohnern Schutz und Nahrung bietet. Manch einer trägt ein Geheimnis mit sich herum, das selbst seine engsten Freunde nicht zu erfahren brauchen. Oder doch? Ist es für das Überleben wichtig?

Wie entscheidet man das?

Ich für meinen Teil kann sagen, dass ich mich auf den zweiten Teil, der zur SPIEL 2014 in Essen erschienen ist, sehr freue. Denn einige der Protagonisten sind mir noch eine Erklärung schuldig!

Daumen4Maennlich

Artikelbilder: Mantikore Verlag

 

2 Kommentare

  1. Gute Arbeit, Sebastian. War für mich eine wichtige Entscheidungshilfe bei der Auswahl meiner kommenden Bücher!

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein