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Es ist die Versammlung der Versammlungen. In der majestätischen Halle in den Tiefen des Blauen Gebirges haben sie sich nach vierhundert Sonnenzyklen wieder zusammengefunden, die Nachfahren der ersten Gründer der Zwergenstämme des Geborgenen Landes.“

So beginnt die Geschichte um die dritte Expedition der Söhne des Schmiedes – der Zwerge. Diese Geschichte von Autor Markus Heitz ist allerdings keine klassische Fortsetzung der Romane um die Zwerge, sondern ein Abenteuerspielbuch, das bereits 2005 als gedruckte Ausgabe bei Pegasus erschien und nun seit dem 1. Oktober laut Herstellerangaben als App für Android, iOS und FirefoxOS erhältlich ist. Bei Amazon findet man inzwischen auch eine Version für KindleFire. Für diesen Beitrag wurde ausschließlich die iOS-Version getestet.

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Handlung

Es geht um ein legendäres Artefakt, genauer gesagt um die Axt Feuerklinge, die die Bedrohung durch den bösen Widersacher Magus Nôd’onn beenden soll. Um dieses Artefakt zu bergen, brechen zwei Gruppen von Zwergen auf. Dazwischen steht ein junger Held, dem eigentlich nur die Ehre zuteil wurde, bei den Vorbereitungen für diesen Wettstreit zu helfen und den nun das Abenteuerfieber packt. Dieser Held entscheidet sich dann, sich einer der beiden Gruppen anzuschließen, und schon nimmt das Abenteuer seinen Lauf.

Beide Gruppen weisen ihn leider ab Vielmehr bleibt dem verhinderten Helden keine andere Wahl, als einer der beiden Gruppen heimlich zu folgen. Und bevor er diesen seinen Wert wirklich beweisen kann, wird er von der Gruppe getrennt und muss nicht nur seinen Weg durch die Finsternis unter Tage bahnen, sondern dabei auch eine Vielzahl von Entscheidungen treffen und Gefahren überstehen. Und am Ende haben die Taten dieses Zwerges das Zeug dazu, das Schicksal seines ganzen Volkes zu beeinflussen.

Wie aus anderen Abenteuerbüchern oder von Soloabenteuern gewohnt, erschafft der Leser, der hier gleichfalls Spieler ist, eine Figur nach einem einfachen Muster, um diese dann durch das Abenteuer zu lenken. Nach einem etwas umfassenderen Einstieg entblättert sich das Abenteuer dann in kurzen Absätzen, an dessen Ende eine Entscheidung steht, die den weiteren Verlauf der Geschichte beeinflusst. Diese Entscheidung kann eine einfache Wahl, aber auch eine Würfelprobe oder das Ergebnis dieser sein.

Regeln

Wie sicherlich für die meisten Spielbücher üblich, sind die Regeln schnell und einfach und für das Szenario maßgeschneidert. Es gibt im Grunde fünf Werte, die einen Einfluss auf das Spiel nehmen können: Geschicklichkeit, Konstitution, Karma, Lebensenergie und Rationen.

  • Geschicklichkeit wird dazu verwendet, im Kampf Hiebe auszuteilen oder denen des Gegners auszuweichen. Dazu kann Geschicklichkeit ab und an auch als Wert für körperliche Proben verwendet werden, wenn es auf das individuelle Geschick ankommt
  • Die Konstitution des Helden wird ausschließlich für körperliche Proben verwendet
  • Karma wird nur bei einigen wenigen Proben im Spiel verwendet, wenn es mit spirituellen oder Wissensdingen zu tun hat
  • Die Lebensenergie ist klassischerweise ein Maß für die Gesundheit und kann während des Abenteuers (oft) fallen oder (selten) steigen
  • Rationen werden mitunter während des Spieles benötigt und können verbraucht werden oder auch verloren gehen. Ohne sie kann man natürlich nicht lange überleben …

 

Darüber hinaus besitzt der Held der Geschichte auch etwas Ausrüstung in Form von einer Rüstung, einer Waffe, Fackeln und ähnlichem, begrenzt durch eine festgelegte Tragfähigkeit, an deren Grenzen ich allerdings während der verschiedenen Spielsitzungen nicht gestoßen bin. Außerdem spielt es keine Rolle, welcher Art genau Waffe und Rüstung sind, da der ausgeteilte oder einzusteckende Schaden während des Abenteuers konstant bleibt.

Bei der Charakterschaffung verteilt man 5 Punkte auf die ersten vier Werte, die ohne einen Zusatzpunkt bereits einen Wert von 15 haben, wobei einem Wert maximal zwei Punkte zugewiesen werden können. Die Lebensenergie wird dann zu Spielbeginn verdoppelt, so dass man dort Anfangs einen Wert von 30 bis 34 hat.

Die Regeln sind denkbar einfach. Zu dem Eigenschaftswert addiert man das Ergebnis eines W6-Wurfes und vergleicht das Gesamtergebnis mit einem Mindestwurf. Das gilt für Geschicklichkeit, Konstitution und Karma und die Mindestwürfe liegen dabei in etwa zwischen 18 und 22. Liegt der Mindestwurf in einem Bereich, den man gar nicht erreichen kann oder aber, den man selbst mit dem Würfeln einer 1 schon erreicht, wird einem dies auch sofort angezeigt, die Probe also entsprechend gewertet und das dazu passende Ereignis tritt ein.

Der Kampf verläuft ebenfalls auf Basis dieser Regeln. Der Angreifer macht eine Geschicklichkeitsprobe und der Verteidiger versucht das Ergebnis zu übertreffen. Schafft er das nicht, bekommt er 3 Punkte von seiner Lebensenergie abgezogen, ansonsten passiert nichts. Dann greift derjenige an, der gerade verteidigt hat und so weiter. Es kann dabei vorkommen, dass der Held auf mehrere Gegner trifft. Diese sind dann allerdings sehr zuvorkommend und warten ab, bis sie an der Reihe sind – einer nach dem anderen.

Schreibstil

Der Schreibstil ist angemessen und kurzweilig. Es sind immer nur wenige Sätze lange Absätze, durch die man schnell durch ist und sich dann Gedanken über den weiteren Weg und die zu treffende Entscheidung macht. Der Genuss kommt hier also hauptsächlich durch die Beteiligung zustande. Doch der Stil von Autor Heitz kommt dem sehr entgegen und zeichnet in diesen kurzen Abschnitten ein stimmungsvolles Bild der jeweiligen Situation.

Erscheinungsbild und Handling

Die App ist einfach und funktional gestaltet. Die Darstellung erfolgt in einem Sepia-Look mit Alterungsspuren, hier und da unterbrochen durch kleine Zeichnungen. Das während des Spiels schnell einzublendende Menü hat eine Holz-Optik. Die Links und Knöpfe sind groß und lassen sich von einem kleineren Smartphone wie auch einem Tablet leicht bedienen. Zum Blättern wird der Rand berührt oder auch eine der Ecken der Seiten.

Die App bietet eine schriftliche Anleitung über die Verwendung des Spielbuches sowie die Möglichkeit, Schriftbild und Schriftgröße anzupassen. Außerdem kann man Spielstände speichern und laden und so jederzeit leicht pausieren oder andere Optionen testen. Tatsächlich gibt es auch eine automatische Speicherung, die nach jeder Wahl über die weitere Entwicklung aktualisiert wird. Was mir an der Stelle gefehlt hat, ist eine Möglichkeit, jederzeit zu einem früheren Spielstand zurückzukehren. Dazu muss ich die App schließen und neu öffnen und dann den Spielstand auswählen. Die dadurch erfahrene Einschränkung ist allerdings nur minimal, da sich das Spiel zügig durchspielen und sich auch gut mehrfach hintereinander spielen lässt.

Die wesentliche Erweiterung gegenüber dem gedruckten Werk ist die Musik, die das Spiel stimmungsvoll begleitet, allerdings auch jederzeit abgeschaltet werden kann.

Das Blättern, die Knöpfe und auch das Würfeln wirken alles in allem ziemlich hölzern. Es mag ausreichen, es funktioniert auf jeden Fall, aber den gängigen Möglichkeiten entspricht es nicht. Viele andere Anwendungen oder Spielbücher machen vor, dass sich Seiten auch „ziehen“ lassen oder Würfel wirklich über das Display rollen können. Und dann noch die potentiell erweiterten Optionen in der Landscape-Darstellung – hier geht auf Smartphone wie auch auf dem Tablet nur klassisch Hochkant. Der Funktionsumfang entspricht gefühlt dem Stand von vor 10 Jahren. Interessant dabei ist, dass dem uns bereitgestellten Pressematerial eine Kurzbeschreibung des StoryQuest-Systems beiliegt, in der die Geschichte von Markus Heitz integriert wurde. Dabei scheint es sich um einen generischen Rahmen für Abenteuerbücher zu handeln (die StoryQuest A-Books nennt), der einen deutlich größeren Funktionsumfang bietet, als Die Zwerge nutzt. Das muss nicht grundlegend gut sein (siehe Lone Wolf), aber ein wenig mehr Dynamik dürfte es für meinen Geschmack gerne sein.

Preis-/Leistungsverhältnis

Das Abenteuer kostet für Android 4,75 EUR, für iOS und KindeFire 3,99 EUR. Für die vom Hersteller angekündigte Version für FirefoxOS ließ sich leider kein Preis auffinden.

Für diesen Preis erhält man den Umfang eines etwa 250 Seiten dicken Buches – das entspräche dem gedruckten Original. Zum Vergleich nehme ich einfach mal Band 2 von der Einsame Wolf (Feuer über den Wassern), das in meiner Ausgabe (Goldmann Verlag von 1984) etwa 120 Seiten hat und aktuell in der Version vom Mantikore-Verlag für 14,95 EUR zu haben ist (bei Mantikor sind es allerdings 320 Seiten … größere Schrift?).

So oder so ist der Preis für das App-Abenteuerbuch also mehr als angemessen. Bedenkt man dazu, dass die gedruckte Ausgabe derzeit vergriffen (oder bei Amazon gebraucht für etwa 25,- EUR zu haben) ist, handelt es sich bei der App um ein echtes Schnäppchen.

Die harten Fakten:

  • Plattform: Android, iOS, KindleFire und FirefoxOS
  • Entwickler: Questor GmbH, Pegasus Spiele
  • Erscheinungsdatum: 1. Oktober 2014
  • Sprache: Deutsch
  • Preis: Android 4,75 EUR, für iOS und KindeFire 3,99 EUR, FirefoxOS k.A.
  • Bezugsquellen: s. Plattform

 

Fazit

Alles in allem fühlt sich Die Zwerge – Die dritte Expedition wie ein richtiges Abenteuerbuch an. Es ist schnell und kurzweilig und kommt, auch wenn es für moderne Smartphone konzipiert wurde, ohne große technische Raffinessen aus – im Guten wie leider auch im Schlechten. Dazu hat es einen Preis, der im Vergleich zu gedruckten Exemplaren auf jeden Fall überzeugt.

Vergleicht man den Preis demgegenüber allerdings mit anderen Spiele-Apps, wiegt dieser deutlich schwerer, geradezu klobig. Knapp 4 Euro ist für ein Spiel, das sich schnell durchspielen lässt, ein hoher Preis und auf dem Markt gibt es eine Vielzahl von Spielen, die für weniger Investition mehr leisten. Von dem Blickwinkel aus ist das vorliegende Abenteuerbuch etwas für Fans des Genres oder des Autors, und es wird sicherlich schwer sein, sich mit dem Preis darüber hinaus zu etablieren – was dem Werk nicht gerecht wird.

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Daumen4Maennlich

Artikelbilder: Questor GmbH

 

3 Kommentare

  1. Ouh ja, das Ding hatte mich bereits auf der RPC letztes Jahr angesprochen und ich mochte bereits die Bücher von Markus Heitz zu seinen Zwergen. Dass nun die App raus ist, freut mich umso mehr. Meine Freundin ist sogar in den Bann der Bücher gefallen und hat sich das Brettspiel dazu gekauft. Jetzt wird natürlich auch die App geholt. ;)

    Vielen Dank vor allem auch für deine Meinung in dem Artikel – der hilft einem auch sehr weiter!

    Liebe Grüße,

    Chris von int.ent news Nachrichten

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