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Mit Totes Land kommt das Debut von Autor Mario H. Steinmetz auf den Markt, welches wiederum der Auftakt einer Trilogie ist. Einigen Liverollenspieler-Kreisen ist Mario nicht unbekannt. Dass er darstellen kann, ist bewiesen. Aber kann er auch schreiben?

Die Totes Land-Serie spielt in Deutschland zu Zeiten einer Zombie-Apokalypse und bringt direkt zu Anfang eine gelungene Überraschung mit sich.

Story

Die Freunde Sabine und Markus liegen in einem Schützengraben und haben mit ihrem Leben abgeschlossen. Sie sind mit anderen Kameraden die letzte Verteidigungslinie gegen die Legionen der Untoten. Doch als die Horden der Feinde durch die Waldgrenze wanken, wird das Spiel unterbrochen. Was der unbedarfte Leser als echten Teil des Untergangs begriffen haben könnte, entpuppt sich als LARP.

Doch leider wird aus dem Spiel bald blutiger Ernst. Eine „Krankheit“, die anfangs nicht näher spezifiziert ist, außer, dass sie wie eine Grippe beginnt, verwandelt die Menschen in rasende blut- und fleischgierige Kreaturen. Markus‘ Gedanken gelten nur seiner über alles geliebten Freundin in Speyer und so versucht er, dorthin zu kommen, zu Anfang begleitet von Sabine. Schon auf den ersten Seiten muss der erste Bekannte dran glauben. Überall in Deutschland ist mittlerweile der Ausnahmezustand deklariert worden und die Bundeswehr ist ausgerückt, um die Bevölkerung vor dem inneren Feind zu schützen.

Es beginnt eine wahre Odyssee durch Deutschland, um von jenseits Berlin nach Speyer zu kommen, zuerst begleitet von Sabine, dann von anderen. Damit klassifiziert sich der Roman als Horror-Roadmovie. Dabei ist der Anti-Held Markus stets auf der Flucht vor den ehemaligen, nun bestialischen, Menschen, die sich sogar teilweise organisieren.

Ein Anti-Held ist Markus aus vielen Gründen, schläft er doch recht schnell mit Sabine, während an sich die Motivation für die Reise seine Liebe zu Anette ist. Auch ist seine Wortwahl oftmals recht barsch und viele Entscheidungen kaltblütig und abgezockt. Letzteres erscheint angesichts der Apokalypse wohl dann doch logisch. Immerhin wirken die vielen „harten Ausdrücke“ ziemlich authentisch.

Auf der nicht immer aus eigenem Willen eingeschlagenen Route kommt es zu einigen Zwischenepisoden wie unter anderem der Aufenthalt in einem Lager der Bundeswehr oder einer Szene an der Elbe. Einige dieser Begebenheiten erscheinen aus dem Kontext gerissen und fast wirkt es so, als wären im Mittelteil Seiten geschunden worden. Nichts gegen detailreiche Umschreibungen, die lebendige Bilder im Geist erzeugen, doch das hier zieht sich und wirkt repetitiv.

Erst am Ende zieht das Tempo nochmal ordentlich an und gibt einen Ausblick auf den zweiten Band, verbunden mit einem üblen Cliffhanger. Hier erfährt man auch mehr über die wahren Ursprünge der Zombie-Mutation.

Schreibstil

Während die Geschichte noch Potential hat, lässt der Schreibstil den Leser immer wieder straucheln. Das beginnt mit den vielen Schreibfehlern, die das Lektorat nicht eliminiert hat und geht hin bis zu fehlenden Buchstaben, fehlenden Kommata oder gar komplett unverständlichen Sätzen.

Auch bei den Dialogen hapert und holpert es, oft wirken sie nicht nur arg stereotyp, sondern gar gestelzt und abgehackt. Man hat zwar immer wieder das Gefühl, es hätten echte Menschen als Vorbild für die Akteure gedient, dann aber agieren die Handlungsträger schlichtweg unlogisch, sogar im Fall einer Apokalypse. Es mag im Horror-Genre üblich sein, dass die Rollen in ihr Verderben laufen, aber hier wirkt es aufgesetzt.

Der Wechsel von hartem und pointiertem Schriftausdruck in der Mitte des Buches, welcher sich in zu viele Details verliert, ist auch eher gewöhnungsbedürftig. Er hätte durch Kürzung oder Aufrechterhaltung des vorherigen Stils vermieden werden können.

Ärgerlich sind dann eher noch kleinere Logikfehler, die bei einem unendlichen Asthmaspray und dem folgelosen Bad in der bitterkalten Elbe beginnen und sich mit vielen kleinen Ungereimtheiten fortsetzen.

Preis-/Leistungsverhältnis

In der broschierten Ausgabe beträgt der Listenpreis 14,95 EUR, als digitale Kindleversion zahlt man 9,99 EUR. Wirken das Cover und der Klappentext noch sehr interessant, ist der Roman selbst eher im unteren Mittelfeld gelegen, was den Lesespaß angeht. In Summe habe ich die Lektüre nicht genossen und sehe den Preis daher als zu hoch an.

Erscheinungsbild

Totes Land 1 Steinmetz Mantikore VerlagHandwerklich ist nichts zu bemängeln am Roman. Das Cover spricht mit seiner rotbraunen Optik an, das Papier hat eine gute Haptik und auch der gewählte Schriftsatz ist angenehm.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Mantikore Verlag
  • Autor(en): M.H. Steinmetz
  • Erscheinungsjahr: 2014
  • Sprache: Deutsch
  • Format: Broschiert, Kindle
  • Seitenanzahl: 507
  • ISBN: 3939212563
  • Preis: 14,95 EUR (broschiert), 9,99 EUR (Kindle)
  • Bezugsquelle: Amazon

 

Bonus/Downloadcontent

Uns ist kein weiterer Download-Content bekannt.

Fazit

Eigentlich ist die Geschichte um den kaltschnäuzigen LARPer Markus, der von einem Endzeit-LARP kommt und in eine echte Zombie-Apokalypse stolpert, charmant und bietet Potential. Auch die Idee, diesen Ansatz mit einem Roadmovie zu verbinden, hat etwas.

Die Zurschaustellung Deutschlands im Ausnahmezustand ist glaubhaft und intensiv, hier kann das Buch durch gute Beschreibungen punkten. Diese gleiten jedoch in der Mitte des Buches ins Langatmige ab.

Leider hapert es an der Ausführung, vor allem in Form der immer wieder auftretenden Tipp- und Lektoratsfehler, die das Leseerlebnis doch merklich schmälern. Dass noch Logikfehler oben drauf kommen, schmerzt dann nur noch.

100 Seiten weniger und die Geschichte wäre stringenter gewesen, wäre nicht in Längen abgedriftet und hätte damit auch weniger Fehler gehabt. Der Cliffhanger macht die Trilogie wieder interessant, aber zwischendurch war das Lesen bisweilen qualvoll. Immerhin gibt es am Ende Indizien, dass das Ausbrechen der Mutation doch wohl mehr ist als eine einfache Seuche.

Hoffen wir, dass Steinmetz im Band 2 die Kurve bekommt, denn Potential ist da.

Daumen2maennlich

Artikelbilder: Mantikore Verlag

 

3 Kommentare

  1. Ich finde die Idee hört sich schon grauenhaft an. Ein LARPer der von einem Zombie LARP kommt, gelangt direkt in eine Zombie Apoakalypse.
    Das ist schon fast so schlecht das es wieder…. nein das wird nicht gut.

    Danke das du dich da durch gequält hast. Ich war nämlich tatsächlich neugierig.

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