von Thomas Nihil
Mark Kelly ist ein freiberuflicher Künstler, der hauptsächlich im Horror-Genre arbeitet. Er steht laut eigener Aussage auf glitzer-freie Vampire, Geister und Dämonen, besonders dann, wenn sie die erste Runde ausgeben. Als Illustrator, Grafiker und Art Director für I Am Zombie, dem bald erscheinenden Spiel von Make-Believe Games,steht er uns in unserer Interviewreihe mit dem Entwicklerteam als nächster Gesprächspartner zur Verfügung.
Teilzeithelden: Hallo Mark. Wie geht es dir?
Mark: Bin zwar sehr beschäftigt, aber es geht mir prächtig.
Teilzeithelden: Mark, ich kannte deine Arbeiten schon aus anderen Publikationen und war überrascht, als ich im Internet deine Illustrationen für I Am Zombie gesehen habe. Wie kam es zum Kontakt und der Zusammenarbeit mit Mark Rein*Hagen?
Mark: Durch Zufall und Glück, würde ich sagen. Ich habe damals für ein eigenes Projekt einige „Horror/Grindhouse“-Illustrationen angefertigt und eine davon auf meinem Deviantart-Account gepostet. Aus dem Nichts heraus habe ich eine Nachricht von Make-Believe Games erhalten, in der ich gefragt wurde, ob mein Artwork für ein neues Horror-Spiel von Mark Rein*Hagen benutzten werden dürfte. Da ich Fanboy von Vampire: The Masquerade bin, könnt ihr euch meine Reaktion sicherlich vorstellen. Sie fiel ungefähr so aus: „Heilige Sch****, ist das geil!“ Ich habe natürlich zugesagt, wurde quasi zum „hauseigenen Grafiker“ und bin seitdem konstant an der grafischen Umsetzung des Spiels beteiligt gewesen.
Kurz vor dem Durchbruch
Teilzeithelden: Kannst du den Lesern, die deine Arbeiten bislang nicht kannten, kurz erzählen, wie du zur Kunst gefunden hast und wie aus dir ein professioneller Illustrator wurde?
Mark: Eigentlich hatte ich fast zwölf Jahre lang eine Auszeit von der Kunst genommen. Erst in den letzten Jahren habe ich meinen Fokus nach und nach wieder auf die Kreativität gerichtet.So plötzlich sich die Gelegenheit für I Am Zombie auch ergab, war es meine bislang umfangreichste und längste Arbeit und einer der grössten Schritte hin zur professionellen Karriere. Ich bin an dem Punkt, an dem ich versuche, mit meiner Kunst in der Industrie durchzustarten. Mehr Illustrationen werden also hoffentlich bald folgen.
Teilzeithelden: Für welche Verlage hast du bislang schon gearbeitet?
Mark: Die meisten meiner vorherigen Arbeiten waren Titelseiten für Romane selbstständiger Autoren. Zuletzt habe ich die Clans in V20 Dark Ages für Onyx Path Publishing illustriert. Darüber hinaus habe ich einige Illustrationen für die spanische Auflage von Vampire: The Masquerade 20th Anniversary Edition und einiges an Vampirmotiven für das Vampire: Elder Kindred Network beigesteuert. Hier und da hatte ich noch weitere Aufträge.
Teilzeithelden: Wenn man sich deine Illustrationen anschaut, fällt sofort der düstere Horroraspekt ins Auge. Was genau fasziniert dich so sehr an diesem Genre?
Mark: Ich fühle mich davon einfach angezogen. Klingt jetzt sehr kitschig, aber so ist es einfach. Von realer Gewaltdarstellung und allem Bösen, das die Menschheit so begeht, fühle ich mich angewidert. Ich bevorzuge es, meine Inspiration aus den dunklen Ecken meiner eigenen Vorstellungskraft heraus zu locken.
„Toxploitation“ als neuer Look
Teilzeithelden: Auf der offiziellen Facebookseite für I Am Zombie konnte ich bereits Unmengen an Bildern sehen. Mir fiel eine visuelle Kontinuität aus Farben, Layout bis hin zu Motiven auf. War dies das beabsichtigte grafische Konzept?
Mark: Anfangs nicht. Die Idee für diesen „Grindhouse“-Stil kam mir in der Testphase der Spielkarten. Damals war ich von den bisherigen Ideen nicht angetan. Als ich anfing an ihnen zu arbeiten, wurde mir die Ausrichtung schnell bewusst und von da an wuchs dieser Stil zum visuellen Konzept des gesamten Produkts an.
Teilzeithelden: Deine Bilder und das Design für dieses Spiel erinnern mich stilistisch an die Filmplakate von Death Proof oder Planet Terror. Wieso hast du einen solchen Stil gewählt?
Mark: Es ist ein Stil und ein „Vibe“, auf den ich abfahre und die Ästhetik war einfach ideal für I Am Zombie. Hübsch und glattpoliert? Nein, danke! Ich finde, es passt einfach zum Setting, und ich bin auch sehr zufrieden damit.
Teilzeithelden: War deine Herangehensweise für dieses Projekt dieselbe wie bei allen anderen zuvor auch?
Mark: Bei der Arbeit daran musste ich einiges anders angehen. Mein gewöhnlicher Workflow wurde davon quasi überrollt. Ich bin eh anpassungsfähig und lerne schnell, hehe.
Teilzeithelden: Da ich Musiker bin, interessiert es mich immer, ob andere Künstler gerne Musik hören, um sich inspirieren zu lassen. Wie ist es bei dir? Welche Musik hörst du gerne bei der Arbeit?
Mark: Die meiste Inspiration bekomme ich durch Musik und unter der Dusche. Ich versuche es zu vermeiden, auf andere Künstler aus dem Horror-Genre zu schauen, es sei denn, es ist ein Rollenspiel, das ich lese, um es selbst zu spielen. Wahrscheinlich deshalb, weil ich gerne unbeeinflusst bleiben mag, solange ich meinen eigenen Stil noch finden muss.
Der Gamer in uns
Teilzeithelden: Die unvermeidliche Frage eines Nerds: Bist du privat auch ein Gamer?
Mark: Japp. Ich spiele seit vielen Jahren. Es begann bei mir mit etwa acht oder neun Jahren mit der 2nd Edition von Warhammer Fantasy Battle. Später bin ich zu ernsteren Systemen wie Rolemaster, Spacemaster, Cyberpunk 2020 oder Cthulhu gekommen. So um ’93 oder ’94 herum bin ich dann auf Vampire: The Masquerade gestoßen und spiele es, neben anderen World Of Darkness-Linien, immer noch gerne.
Nebenher spiele ich auch leidenschaftlich PC- und Videospiele und habe dabei bestimmt über tausend Stunden Call of Duty (CoD) und Battlefield gezockt. Bin ein großer Fan von „Sniper Mods“ für CoD und ich war selbst als Modder sehr aktiv.
Irgendwo dazwischen finde ich noch die Zeit, um Karten- und Brettspiele zu spielen. Spacehulk ist für mich das beste Brettspiel, das je gemacht wurde. Muahahaha! Ich habe eine große Sammlung an Spacehulk-Kram.
Teilzeithelden: Im letzten Jahrzehnt hat sich in der Spiele-Industrie viel verändert. Print-on-demand, PDF-Dateien und Crowdfunding sind mittlerweile fast Standard. Was hältst du so davon?
Mark: Ich stehe total auf Crowdfunding und finanziere regelmäßig mit. Hauptsächlich für Rollenspiele. Es ist toll zu sehen, dass kreative Ideen auf diese Weise finanziert werden können, ohne dass viel Kontrolle abgegeben werden muss.
Teilzeithelden: Wo können wir mehr von deinen Arbeiten sehen? Hast du eine Website, die man besuchen sollte?
Mark: Ihr könnt meine Arbeiten auf meiner Facebook-Seite Grim Ventures sehen und mir dort gerne einen Kommentar hinterlassen.
Teilzeithelden: Ich kann mir vorstellen, dass du ein sehr beschäftigter Mann mit einem straffen Zeitplan bist. Wie können interessierte Auftraggeber an dich herantreten und was sollten sie dabei beachten?“
Mark: Ich bin natürlich immer heiß auf Kunst und interessiert an neuen Aufträgen. Wenn ihr mit mir deshalb in Kontakt kommen wollt, schreibt mir eine private Nachricht auf meiner Facebook-Seite.
Teilzeithelden: Mark, danke dir für deine Zeit und dieses Interview.
Mark: Kein Problem. Hat mich gefreut.
Artikelbilder: Make Believe Games
Über den Autor
Nihil ist leidenschaftlich lärmender Gitarrist in diversen Bands wie Ibyss oder PaPerCuts . Nach zwanzig Jahren Würfelglück steht er immer noch auf Shadowrun, Earthdawn und auch die alte, wie auch neue WoD. Neben seinem Studium der Medienwissenschaften betreut er seit drei Jahren die PR und Promotion für Aktionen des Krefelder KrähenNetz e.V. einschliesslich des jährlichen KrähenCon und neuerdings auch sein eigenes Projekt Nihil Media.
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