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Die Sowjetunion ist auf dem Zenit ihrer weltpolitischen Macht, doch gehen Gerüchte von einer übermächtigen Waffe um. Einer Superwaffe, die angeblich in der Lage sei, den kalten Krieg endgültig zu Gunsten des Ostblocks zu entscheiden. In Amerika nimmt man diese Gerüchte zwar durchaus ernst, aber erst, als sich Josef Stalin persönlich mit dem Mann aus Stahl zeigt, wird klar, dass die Bedrohung real ist.

Handlung

In Amerika herrscht helle Aufregung, nachdem die Meldung durch die Presse ging und vom Weißen Haus bestätigt wurde. Die Russen haben einen „Supermenschen“! Mit unverwundbarer Haut, Laser- und Röntgenaugen, unglaublicher Kraft und Geschwindigkeit und auch noch fähig zu fliegen! Das kann man natürlich nicht auf sich sitzen lassen und so beruft Präsident Eisenhower den fähigsten Wissenschaftler der Welt auf dem Plan – Lex Luthor.

Und dieser beginnt sofort einige reichlich exzentrische Pläne zu schmieden, um der Bedrohung durch Superman Herr zu werden. Unter anderem erschafft er „Bizarro“ und diverse andere Superwesen, die jedoch allesamt keine Chance gegen den Stählernen haben.

Dieser jedoch ist gar nicht so sehr von kommunistischem Gedankengut „verdorben“, wie man denken könnte. Denn trotz seiner „roten Erziehung“ ist er dennoch ein integrer und guter Mann. Ebenso, wie er in seiner Originalfassung die amerikanischen Werten ideal verkörpert, so tut er dies auch mit denen des Kommunismus. Er ist der Held des Volkes und will sich nicht von der Partei instrumentalisieren lassen. Auch wenn er ihr gegenüber loyal ist und Genosse Stalin als Freund schätzt. Er rettet ohne Vorurteile Leben auf beiden Seiten des Eisernen Vorhangs, verhindert weltweit Katastrophen und macht keinen Unterschied zwischen den Menschen.

Von den Russen dafür kritisiert und von den Amerikanern misstrauisch beäugt, setzt er sich trotzdem immer wieder durch, bis sich auf beiden Seiten perfide Intrigen gegen den Helden bilden und Erfolge zeigen. Sogar Batman wird von Supermans Feinden als Werkzeug benutzt.

Und ebenso wie Green Lantern, Wonder Woman und einige andere alte Bekannte, ist auch der dunkle Ritter in dieser Welt nicht so, wie wir ihn kennen.  Als Superman dann noch einen seiner größten Feinde unterschätzt und einen gewaltigen Fehler begeht, ist es beinah zu spät. Und nur noch ein Mann auf Erden kann helfen. Jemand, mit dem niemand gerechnet hätte.

Charaktere

Trotz der Erziehung durch Werte, die den amerikanischen diametral gegenüberstehen, ist Superman noch immer Superman. Er ist ein Held, er will den Menschen helfen. Er will die Welt verbessern. Er handelt zum Wohle aller. Doch wie man weiß, ist der Weg zur Hölle mit guten Absichten gepflastert.

Lex Luthor ist, wie immer, egoman und extrem intelligent. Er ist mit Lois Lane verheiratet und Berater des Präsidenten in Sachen Superman. Vollkommen wahnsinnig und unberechenbar. Und vielleicht gerade dadurch befähigt zum Sieg?

Lois Luthor steht überraschenderweise unter dem Pantoffel ihres Ehemannes. Ihre Rolle ist relativ klein. Sie bemüht sich als Lex‘ Gewissen zu fungieren und seine irren Pläne im Zaum zu halten, doch scheitert immer am übergroßen Ego ihres Mannes. Zwar begegnen sich Superman und sie einmal und es funkt mächtig, doch stehen da gewisse, unüberwindliche Hindernisse zwischen ihnen. Und es gibt eine andere Frau in Kal-Els Leben.

Auch diverse andere Neben- und Hauptcharaktere des DC-Universums tauchen in der Geschichte auf, in teils bizarrer, aber immer unterhaltsamer Variante. Sie alle aufzuzählen, würde den Rahmen dieses Artikels sprengen.

Zeichenstil

Das Zeichnerteam Dave Johnson, Andrew Robinson, Kilian Plunkett und Walden Wong bringt die Story rund um den „roten“ Superman genial auf die Seiten. Zwar unterscheiden sich ihre Stile nicht sonderlich von einander, doch ergibt dies einen guten Gesamteindruck. Das Werk scheint aus einem Guss und erschreckt nicht, wie in manch anderen Sammelbänden, durch krass unterschiedliche Stile.

Bisweilen farbenfroh, bisweilen düster, passt sich der Stil den Stimmungen hervorragend an und zieht den Leser in seinen Bann. Ein Kunstgriff ist auch, dass der Stil sich der Zeitlinie der Geschichte anpasst. So beginnt der Band mit Stil, Bildern und einer Panel-Aufteilung, die durchaus etwas an die Comics der 50er Jahre erinnert und schließt mit hochmoderner Bildführung ab. Hervorragend gemacht!

Preis-/Leistungsverhältnis

16,99 EUR sind für einen 172-seitigen Band und vor allem dieser Qualität ein absolut angemessener Preis.

Erscheinungsbild

GENOSSESUPERMANSOFTCOVER_Softcover_420Dick und fest kommt das Softcover daher. Mit einem tollen Titelbild, das an alte Sowjet-Propaganda-Poster erinnert, es ist in Rot und Grau gehalten. Die Rückseite ziert ein Portrait des Helden.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Panini
  • Autor(en): Mark Millar
  • Zeichner(in):  Dave Johnson, Andrew Robinson, et al
  • Erscheinungsjahr: 2014
  • Sprache: Deutsch
  • Format: Comicformat
  • Seitenanzahl: 172 (incl. Cover)
  • Preis: 16,99 EUR
  • Bezugsquelle: Amazon

 

Bonus/Downloadcontent

Auf 17 Seiten werden im hinteren Teil des Buches Skizzen der Zeichner präsentiert, die den Erschaffungsprozess der verwandelten Figuren aufzeigen. Kostümproben und Posen für die Cover und Werbung runden das Buch ab.

Fazit

Ein Super-Buch!

Comic-Superstar Mark Millar erschuf 2003 unter DCs Elseworlds-Label eine waghalsige und vor allem glaubwürdige Geschichte. Nun liegt sie endlich in einem schönen Sammelband auch auf Deutsch vor.

Und diese Story hat es in sich. Millar hat sich wirklich Gedanken gemacht, wie sich die Werte des Kommunismus auf ein Wesen mit Supermans Stärken und Schwächen auswirken würden. Die unbenannten Bauern, bei denen der außerirdische Held in der Ukraine aufwuchs, vermittelten ihm nicht nur die Werte der Partei, sie lehrten ihn zum Glück auch Nächstenliebe und Demut. Im Grunde durchaus wie die Kents, nur eben mit anderen politischen Ansichten. Daher weigert sich der Held des Volkes auch zunächst, nach Genosse Stalins Tod die Parteiführung zu übernehmen. Doch als er sich des Elends bewusst wird, in das die Fehlplanung der letzten Jahrzehnte das Volk der Sowjetunion gestürzt hat, entschließt er sich doch dazu, die Führung des Landes zu übernehmen. Mit überwältigendem Erfolg, der das Antlitz der Welt dauerhaft verändert. Doch ist er sich seiner Überlegenheit allzu sicher und vernachlässigt eine Gefahr, die direkt unter seinen Augen stetig an Macht gewinnt. Schlussendlich kann ihn nur jemand retten, der ihm ebenbürtig ist.

Superman wurde vom einfachen Arbeiter aus der Kolchose zum größten Helden und Anführer seiner Zeit, der unermesslich tief fiel, um die Welt zu retten. Wer ihm zur Hilfe eilt und auf welch brillante Weise die Geschichte endet – das lest lieber selbst. Es lohnt sich!

Daumen5maennlich

Artikelbilder: Panini Comics

 

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