Geschätzte Lesezeit: 9 Minuten

Seit ihren frühen Erfolgen mit dem ersten Matrix-Film und V wie Vendetta, tun sich die Wachowski-Geschwister schwer, Filme in die Kinos zu bringen, die Kritiker und Zuschauer zu Jubel anregen würden. Cloud Atlas hat diverse kleinere Auszeichnungen gewonnen und auch mehr eingespielt, als er gekostet hat, aber im Heimatland des Blockbuster-Kinos war das Ergebnis so schlecht, dass der Film gemeinhin als Flop gewertet wird. Und von Speed Racer brauchen wir gar nicht erst zu reden. Aber wirklich schlecht waren die Filme der beiden eigentlich auch nie.

Als dann im letzten Jahr die ersten Trailer für Jupiter Ascending in den Kinos liefen, war zumindest bei mir die Hoffnung groß, mal wieder einen echten Science-Fiction-/Action-Film im Kino bewundern zu dürfen. Doch als der Film dann plötzlich ohne Angabe von Gründen um einige Monate verschoben wurde, machten sich erste Zweifel breit. Denn eigentlich konnte das nur bedeuten, dass der Film bei Testgruppen so sehr durchgefallen war, dass nachgebessert werden musste.

Nichtsdestotrotz wollte ich mir den Film nicht entgehen und euch nicht mit der Frage alleine lassen, ob es sich lohnt, den Film anzuschauen.

Story

Jupiter Jones (Mila KunisBlack Swan, Ted) ist eine illegale Einwanderin in den USA und verdient ihr Geld als Putzfrau. Die Sterne bei ihrer Geburt (unter anderem der titelgebende Jupiter im Aszendenten) sagen ihr ein großes Schicksal voraus. Aber derlei Astrologie hält sie selbst für ausgemachten Unsinn. Und sie hasst ihr Leben.

Doch eines Tages ändert sich alles. Denn es stellt sich heraus, dass sie exakt die gleichen Gene hat wie die verstorbene Patriarchin der Abrasax-Familie. Einer Familie von interstellaren Adligen, denen unter anderem die Erde gehört.

Dank ihrer Gene gilt Jupiter als Reinkarnation eben dieser Patriarchin, was das Machtgefüge in der Familie ernsthaft zu verändern droht. Entsprechend haben alle drei Erben ihre eigenen Ziele mit Jupiter und entsenden verschiedene Agenten, um diese Pläne in die Tat umzusetzen.

Einer dieser Agenten ist Cain Wise (Channing Tatum21 Jump Street, G.I. Joe), ein Lykantant – also ein genetisch gezüchteter Mensch, der einige Aspekte von Wölfen besitzt und als perfekter Jäger gilt.

Über den Verlauf der Geschichte freunden sich diese beiden ungleichen Hauptfiguren an und müssen gemeinsam allerhand Widrigkeiten bestehen. Alle drei Erben der Abrasax-Familie versuchen, ihre eigenen Pläne durchzusetzen und Jupiter muss entscheiden, wem sie vertrauen kann und wer sie nur benutzen will.

Die Geschichte ist relativ komplex und wirkt dabei nicht immer bis zum Ende durchdacht. Die Welt, die durch Effekte und Geschichte geschaffen wird, ist an vielen Stellen ungewohnt und dadurch interessant. Leider kommt sie aber in diesem Film etwas zu kurz und so bleiben viele Fragen offen, da sie nicht wirklich gut durchdacht zu sein scheint. Warum ist die Heimatwelt, auf der Jupiter ihr Erbe einfordern muss, plötzlich eher im Stile von Steampunk als Science-Fiction? Und warum kann ein Unterarmschild problemlos den Beschuss von Waffen abhalten, die noch Sekunden zuvor mit wenigen Schüssen ein ganzes Raumschiff  zerstören konnten? Warum hatte das Schiff dann nicht solche Schilde?

Trotz dieser Diskrepanzen ist die Geschichte insgesamt gut gelungen und es fällt leicht, ihr zu folgen. Sie ist in weiten Teilen jedoch relativ durchschaubar und weist kaum unerwartete Wendungen auf.

Darsteller

Die Darsteller in diesem Film liefern sicherlich keine Meisterleistung ab. Dafür sind die Charaktere insgesamt zu eindimensional und es ist nur wenig Charakterentwicklung zu beobachten. Einzig Jupiter Jones entwickelt sich im Verlauf der Geschichte weiter. Die anderen Figuren zwar nicht, sie sind aber hinreichend variantenreich, um durch ihre Eindimensionalität keine zu große Langeweile aufkommen zu lassen.

Die gelungenste Darstellung des Filmes ist wieder einmal ein Bösewicht: Belam Abrasax (Eddie RedmayneLes Misérables, Die Säulen der Erde) ist von der ersten Sekunde an überaus hassenswert und wird damit seiner Rolle als finaler Gegner des Films mehr als gerecht.

In einer kleinen Nebenrolle ist übrigens Monty Python-Legende Terry Gilliam zu sehen.

Inszenierung

Wo Geschichte und Darsteller einiges vermissen lassen, lässt die Inszenierung kaum Wünsche offen. Der gesamte Film ist ein Augenschmaus an Effekten, die Szenerien hochglanzpoliert und divers. Auch die Maske ist durchaus gelungen und es gibt allerlei interessante Figuren zu sehen. Gut, der Film ist in 3D und das ist wie eigentlich immer so überflüssig wie ein Kropf, aber abgesehen davon kann ich an der Optik des Filmes wenig finden, was mir missfällt. Allenfalls vielleicht die bereits oben erwähnte Steampunk-Einlage, die nicht so recht ins restliche Bild passte.

Es gibt Raumkämpfe, Explosionen, Duelle mit futuristischen Waffen und auch den ein oder anderen Nahkampf zu bestaunen. Und das alles mit durchaus sehenswerten Designs und Effekten und untermalt von passender und eindringlicher Musik.

Sicherlich sind die Effekte keine Offenbarung wie einst bei Matrix, aber sie ziehen den Zuschauer gelungen in die Welt des Films.

Erzählstil

Die Geschichte wird weitestgehend aus der Sicht von Jupiter Jones erzählt. Und da diese genauso wenig über die Welt des Films weiß wie der Zuschauer, lernen wir in etwa dem gleichen Tempo wie sie diese Welt erst kennen.

An ein paar Stellen muss dann aber doch auf andere Perspektiven zurückgegriffen werden, um die Geschehnisse befriedigend zu erklären.

Abgesehen von diesen Szenen, die teilweise parallel zu anderen Szenen liegen, ist die Erzählung komplett linear und verzichtet auf Rückblenden und ähnliches.

Preis-/Leistungsverhältnis

Der Film ist mal wieder nur in 3D im Kino zu finden. Dadurch werden die Kinokarten etwa 50% teurer als sie es sein müssten. Und wieder einmal wird dafür kein großartiger Mehrwert geliefert. Gut, es wird auch weitestgehend auf aufdringliche 3D-Effekthaschereien verzichtet, aber sinnvoll erschien mir 3D in diesem Film eigentlich nicht.

Dennoch bekommt man für sein Geld ein Effektspektakel geboten, dem der heimische Bildschirm nur zum Teil gerecht werden würde.

Trailer

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Fazit

Jupiter Ascending ist sicherlich kein Meisterwerk. Die Welt ist interessant, aber die vielen und langen Actionsequenzen lassen zu wenig Zeit, sie wirklich hinreichend aufzubauen. Die Charaktere sind eindimensional und entwickeln sich im Verlauf der Handlung kaum fort. Dennoch weiß der Film, zu unterhalten. Die Action ist gut inszeniert und die Effekte gelungen.

Wer sich also durch ein Effektfeuerwerk vor Science-Fiction-Hintergrund berieseln lassen möchte, wird mit dem Film seinen Spaß haben. Wer jedoch komplexe Charaktere oder eine besonders einfallsreiche Geschichte erwartet, sollte sich nach einem anderen Film umsehen.

Mich persönlich freut an der Stelle, dass endlich mal wieder ein Science-Fiction-/Action-Film in die Kinos kommt, der weder Fortsetzung noch Remake ist. Die Charaktere und Geschichte sind allemal besser als bei Transformers 4 und die Effekte sind es ebenfalls. Schade, dass die stumpfen Roboter- Transformer aber so viel mehr Erfolg hatten.

Die zweite Meinung

Von Sebastian Meusel

ACHTUNG, SPOILER!

Spoiler

Der Film ist ein modernes Aschenputtel-Märchen vom Aufstieg einer kleinen Putze zur galaktischen Herrscherin und Besitzerin der Erde. Die Story ist geradlinig und einfach, die Charaktere teils eindimensional, aber unterhaltsam. Gerade einige der Nebenfiguren, wie zum Beispiel Jupiters gieriger Vetter und die intriganten Berater der Adligen, fand ich besonders gut besetzt und dargestellt.

Visuell ist der Film ein Fest. Ein Augenschmaus an CGI und Action. Und selbst das Sounddesign hat sich positiv in meine Erinnerung geschlichen. Ein Wolfsmensch, dessen Handfeuerwaffe im wahrsten Sinne des Wortes „bellt“, ist meiner Meinung nach ein sehr gelungener, kleiner Gag. Der elefantenartige Navigator des Polizeiraumschiffes, der nervös zu trompeten anfängt, als es brenzlig wird und die herrlich skurrilen Amtsgespräche in dem zuvor schon erwähnten Steampunk- Abschnitt, sorgen für gelungenes Schmunzeln. Wobei ich diesen Abschnitt gar nicht so fehl am Platze fand wie Holger. Er passt meiner Meinung nach sehr wohl in das Gesamtbild des Films, stellt er doch die etwas heruntergekommene Mittelklasse dieses Universums dar. Wo in den Palästen des Adels alles blitzt und glitzert, sind dort die teils sehr ähnlichen Vorrichtungen schon älter, verbrauchter und „benutzter“. Wie aus einem anderen Jahrhundert eben. Diese Leute haben nicht die Cutting-Edge-Hightech der Superreichen zu ihrer Verfügung, was auch die teils sehr skurrilen Gestalten im Hintergrund der Büros verdeutlichen. Sie müssen mit älteren Dingen vorliebnehmen, ganz so wie bei uns auch. Ich denke, dieses Mittel wurde gewählt, um den Klassenunterschied zu verdeutlichen.

Was die Nebencharaktere angeht, so beschleicht mich auch das Gefühl, dass sich einige freche, kleine Hommagen an Flash Gordon (1980) eingeschlichen haben. Die Kostüme der Palastwachen sind einfach zu abgefahren und die Hochzeitsszene enthält auch ein mehr als deutliches Kopfnicken zum Klassiker.

Allerdings sind auch mir einige Ding sauer aufgestoßen. Es hatte für mich stark den Anschein, dass manche Handlungsstränge unter dem Schneidetisch landeten. Zum Beispiel wird immer wieder ein Zwischenfall erwähnt, welcher zu Caines Degradierung und Ausschluss aus dem Militär führte, bei dem er einen Adligen angegriffen und tödlich verletzt haben soll. Gespräche deuten wiederholt darauf hin, dass Caine manipuliert wurde. Erklärt er Jupiter doch sogar selbst, dass es eine Technologie gäbe, die das Kurzzeitgedächtnis lösche. Wundert sich dann aber wiederholt, dass er sich an besagten Zwischenfall nicht erinnern kann.

Die Tochter von Caines altem Vorgesetzten (Sean Bean) leidet offenbar an einer Krankheit, einem Fehler in ihrem Gen-Code. Dies wird zwar benutzt, um den alten Soldaten zu erpressen, aber weiter wird darauf nicht eingegangen. Schade. Jupiters Aufenthalt bei der mittleren Tochter des Hauses Abrasax schien mir ebenfalls Lücken aufzuweisen. Ansonsten wäre sie nur ein „Information Dump“ und gerade den Wachowskis traue ich zu, so etwas tunlichst zu vermeiden. Ich denke, in einigen Monaten wird ein Director‘s Cut auf DVD und Blu-Ray auf den Markt kommen, der dann vermutlich eine recht große Überlänge hat, aber einige offene Fragen klärt.

Meiner Meinung nach kann der Film mehr, als ihm erlaubt wird. Vermutlich ist er, weil er bei den Testscreenings als zu lang empfunden wurde, zusammengeschnitten worden und hat so viel von seiner eigentlichen Tiefe eingebüßt. Was ich sehr bedauerlich finde. So bekommen wir im Kino ein 3D-Märchen mit netten Versatzstücken zu sehen. Popcornkino, das zwar opulent, schön und unterhaltsam daher kommt, aber leider nicht komplett überzeugt.

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Daumen4Maennlich

Artikelbilder: Warner Bros. Pictures

 

15 Kommentare

  1. Sehr coole Kritik, aber eine kleine Anmerkung: Jupiter kann höchstens eine Matriarchin (mater = lat. Mutter) sein, da ein Patriarch (pater = lat. Vater) stets männlich ist. Aber ansonsten eine top Rezension, wie ich sie bei euch gerne lese! :D

  2. Wenn ich das Fazit so lese, dann dürfte der Daumen im besten Fall gerade noch die Waagerechte halten ;-) Außer tollen Effekten bleibt ja nicht viel. Und das es keine Transformers sind. Wenn ich der persönlichen Meinung des Rezensenten noch meine eigene dazustellen darf: Beim Lesen des Handlungsüberblicks kann ich nur die Hände über dem Kopf zusammenschlagen! Die Story ist dermaßen schal und an den Haaren herbeigezogen, gruselig.

  3. Ja, das mit dem Matriarch und Patriarch hat mir auch Kopfzerbrechen bereitet. Aber im Deutschen gibt es das Wort „Martriarch“ nicht sondern nur das Matriachat, daher habe ich dann Patriarch als geschlechtsneutrales Familienoberhaupt genommen, auch wenn das in der realen Vergangenheit stets Männer waren, die diesen Titel trugen.

    Den Daumen leicht nach oben gibt es neben den Effekten einfach auch für die Tatsache, dass der Film versucht, etwas neues zu sein und kein Aufwärmen bereits bekannter Reihen. Aber ja, ich war mir unsicher, ob es 3 oder 4 werden sollten. Am Ende bin ich dann aus genanntem Grund bei 4 gelandet.

  4. Ich war mit dem Film sehr zufrieden, ich habe genau das bekommen, was der Trailer versprochen hat und wenn man ihn schon mit Matrix vergleichen möchte, so war er doch um einiges besser als Matrix 3. ;)

  5. Kostüme gut. Bildgewalt in Ordnung.

    Story? Welche? Dieser Rotz? Also…das war eine Beleidigung. Grauselig. Zum Glück habe ich dafür kein Geld an der Kinolasse gelassen.

    William Shatner wollte wohl die Rolle des Villains nicht, weil selbst ihm das Overacting zu viel war.
    Die Plotlöcher waren so groß, dass man mit dem Todesstern hätte hindurchfliegen können. Und das Ende…war da kein Geld mehr da?

  6. Optisch war der Film ziemlich gut. Stellenweise evtl. etwas zu überladen aber es hielt sich in Grenzen. Der Story konnte ich nichts abgewinnen. Spannung baute sich wenig bis gar nicht auf und die Leistung der Schauspieler hat leider nicht meinen Geschmack getroffen. Sehr schade eigentlich.

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