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Plast Craft Games ist eine kleine spanische Geländefirma, neben der Herstellung ihres eigenen Geländes sind sie auch offizieller Geländepartner mehrerer anderer Spielsysteme. So produzieren sie eine japanisch-historischen Reihe für Kensei und auch zwei Reihen für Infinity. Hier besprochen wird das Set Gebäude von Bourak (Bourak Building Set).

(Ver-)Packung

Das Paket ist 12 x 21 x 6 cm hoch und besteht aus einer Pappschachtel mit einem Pappumschlag. Auf der Vorderseite ist ein Bild der fertigen und bemalten Gebäude zu sehen und auf der Rückseite befindet sich die Bauanleitung.

Für eine Packung, die auf dem vorderen Bild verspricht zwei Gebäude von einer Breite von 23 x 23 cm und 23 x 14 cm zu beinhalten, wirkt die Packung sehr kompakt. Wie kompakt, zeigt der Größenvergleich mit der zuverlässigen und bildhübschen Odaliske Safira.

Versiegelt ist das Ganze lediglich mit drei Streifen Tesafilm. Unterstützt von der Papphalterung, genügt dies völlig, um ein unerwünschtes Aufklappen zu verhindern. Sehr minimalistisch, aber effektiv. Finden wir gut, kein überflüssiger Müll.

Ein Blick hinein zeigt, wie dicht alles gepackt ist, vielleicht verbergen sich doch zwei so große Gebäude darin.

Aufgeklappte Packung
Aufgeklappte Packung

Die Bögen mit Schaumkarton stapeln sich hoch, dazwischen findet man eine Tüte mit Resin-Teilen und ein paar Stücke Wellpappe.

In meinem Paket ist alles in astreinem Zustand, an der Transportpackung gibt es demnach nichts auszusetzen.

Die Resin-Stücke sind alle einzeln verpackt und benötigen nur wenig bis gar keine Behandlung, um nutzbar zu sein. Allerdings leiden sie unter dem typischen Resin-Problem und sind alle etwas unterschiedlich. Was noch für Probleme sorgen sollte. Die Pappe ist Pappe, sauber abgeschnitten und einsatzbereit.

Die Bögen aus Schaumkarton sind auf der Rückseite mit einer Folie beklebt, die man entfernen muss, um alles aus dem Rahmen lösen zu können. Die Folie löst sich problemlos und das Basteln kann beginnen.

Zusammenbau und Anleitung

Vor dem Zusammenbau muss man, wie eben angedeutet, die einzelnen Komponenten aus den Rahmen lösen. Hierbei ist zu empfehlen, immer nur die gerade benötigten Teile herauszuholen, denn ansonsten kann man sehr schnell den Überblick verlieren.

Der Schnitt ist in den meisten Fällen tief genug, dass man die einzelnen Komponenten ohne große Probleme herauslösen kann. Nur an manchen Stellen sollte man ein Bastelmesser bemühen, um sicherzugehen. Selbst ohne Schneiden reißen die Teile aber nicht sehr viel ein. Hier ein Beispielbild, was bei maximaler Gewaltanwendung geschah.

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Man käme also selbst ohne ein Bastelmesser zurecht. Ein eindeutiger Pluspunkt für die Handlichkeit des Bausatzes.

Die Anleitung ist, wie bereits erwähnt, auf der Rückseite der Packung zu finden. Für manche Augen mag sie auch recht klein sein, also ist evtl. eine Lupe angesagt. Auf der Packung ist schön dargestellt, welches Teil welche Nummer hat.

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Die Anleitung arbeitet ausschließlich mit Bildern, also Ikea nicht unähnlich. Dankbarerweise ist die Anleitung generell übersichtlich gehalten und wenn man nicht sofort drauflosklebt, ohne vorher geguckt zu haben, wie herum ein Teil eingebaut werden muss, kommt man auch nur in wenige Schwierigkeiten.

Welche Teile in welcher Reihenfolge wohin kommen, ist klar erkennbar und auch die Ausrichtung der jeweiligen Komponenten ist gut zu sehen. Es gibt aber kleine Ausnahmen dazwischen, daher erhält die Anleitung ein generelles Plus mit zwei Einschränkungen.

Die erste Einschränkung ist die ausschließliche Nummerierung auf der Packung. Diese lässt einen manchmal drei bis vier Mal schauen, ob man auch wirklich das richtige Teil gefunden hat. Weiterhin verwirrend ist, dass ab und an dieselben Teile verschiedene Nummern haben. Dies ist wahrscheinlich darauf zurückzuführen, dass hier zwei Gebäude in einer Box sind, die ansonsten einzelne Anleitungen haben. Es verwirrt einen trotzdem.

Die zweite Einschränkung ist, dass es bei beiden Gebäuden jeweils eine Stelle gibt, an der die vorgegebene Reihenfolge nicht empfehlenswert ist. Hier wurde beim Schreiben der Anleitung nicht gut nachgedacht.

Die erste dieser beiden Stellen ist beim Observationsturm zu nennen, dort ist das Einlegen des Bodens in den Turm schwierig.

Laut Anleitung einfach reinschieben und gut ist. Leider kann man das weder von oben, hier ist der Turm zu stark verjüngt, um das zu erlauben, noch von unten tun, hier ist der Weg von unten zu lang für die Finger. Generell kann man auch nicht leicht von unten in den Turm greifen, um zu manövrieren, dafür ist der Zugang nicht breit genug. Also muss man den Boden entweder einbauen, bevor die letzte Wand drankommt oder man muss die Plattform einschneiden und knicken, damit sie hineinpasst. Ersteres ist besser, muss man aber halt vorher wissen – daher aufgepasst.

Beim Garten ist es nicht so dramatisch, aber auch ärgerlich. Nachdem man zwei Seiten der rundlichen Außenwände angeklebt hat, sollen die letzten komplett gebaut und dann drangeklebt werden. Leider wird man so selten ein gerades Ergebnis erzielen, da einem der Halt fehlt, die Ecken richtig auszurichten. Es ist daher empfehlenswert, erst die Ecken an die bereits bestehenden Wände zu kleben, bevor man die Wände anbringt. Der Test bei der letzten Wand zeigt, dass es andersherum wirklich besser funktioniert.

Material, Biege- und Klebfähigkeit

Die meisten Sachen sind aus zwei Millimeter dünnem PVC-Schaum. Was zuerst wie ein Nachteil klingt, wird in der Praxis doch zu einem stabilen Konstrukt. Plast Craft nutzt das Material zu seinem Vorteil, denn neben der leichten Schneidbarkeit ist es vor allem die Biegsamkeit, die Plast Craft sich zu Nutze macht. Mit ein wenig Kleber und Druck kann man das Material durchaus gebogen fixieren. Dies eröffnet viele Designmöglichkeiten, die MDF verwehrt bleiben.

Das Zurechtschneiden ist ebenfalls einfach, da die Oberfläche wenig Widerstand bietet. Man muss nur darauf achten langsam zu arbeiten, denn nachdem der erste Widerstand überwunden ist, schneidet man schnell durch das Material. Daher auf Finger und zu schnelles Schneiden achten.

Sekundenkleber ist natürlich notwendig, um das Material zu verkleben und wird hier auch seinem Namen gerecht. Es bindet sehr schnell ab und man hat nur wenig Zeit Korrekturen vorzunehmen. Eine vorherige Trockenpassung ist also auf jeden Fall zu empfehlen. Hier ist auch Vorsicht geboten, denn wenn einmal ein Teil klebt, ist es schwer wieder abzubekommen. Ist also schon eine Hälfte einer langen dünnen Komponente fixiert, muss man mit Kraftaufwendungen bei der anderen Seite vorsichtig sein. Ansonsten reißt das Material schnell ab und man hat ein zerbrochenes Stück. Manche dünne Komponenten sind mehrfach in der Box vorhanden, dennoch sollte man sich nicht darauf verlassen, ein Ersatzteil zu haben.

Wenn man ein Stück verkehrt angeklebt hat, dann sei empfohlen, es mit einem Skalpell wieder abzuschneiden. Wenn der Kleber getrocknet ist, kommt man mit einer schmalen Klinge recht gut zwischen die meisten Stellen. Ein wenig motorische Feinkontrolle erledigt den Rest für eine nur minimale Beschädigung.

Die Biegefähigkeit ist, wie schon erwähnt, oftmals gut genutzt. Gerade gelieferte Paneele lassen sich leicht an die gekrümmten Wände u.ä. angleichen ohne zu brechen. So werden ansonsten schwer zu gestaltende Formen ermöglicht.

Die Komponenten passen gut zusammen, beinahe alle Paneele oder Decken haben entweder Schlitze oder Überstände, die ineinandergreifen und auch passen. Um die genannten Überstände zu verdecken, werden sehr viele Blendpaneele verbaut, die unschön anzusehende Lücken verdecken.

Das ist grundsätzlich eine gute Idee, da dies ein viel harmonischeres Endbild ergibt, welches weniger von der Illusion preisgibt, ein Modell vor sich zu sehen. Jedoch sind diese Blendstücke meist sehr klein, was zu Problemen beim Kleben führen kann. Die Oberfläche klebt zwar gut, nimmt Kleber aber schlecht auf, daher bleibt er an der Oberfläche. Bei solch kleinen Klebeflächen wie den Blenden quillt er auch gerne mal aus der Seite heraus und, nun ja, wir alle hatten schon klebrige Finger, aber hier muss man sich auf eine Menge davon einrichten. Ist etwas trickreich. Das zweite „Problem“ ist die schiere Menge der Blender, beim Garten z.B. kommt man allein auf 24 Blender. Das bedeutet eine Menge zusätzlicher Arbeitsschritte.

Passgenauigkeit

Die Passgenauigkeit ist generell hoch, aber manchmal gerade bei den kleineren Teilen, entstehen Überstände.

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Es kommt nicht häufig vor, ist aber ärgerlich. Beim gezeigten Beispiel musste knapp ein Zentimeter Material weggeschnitten werden. Das ist eine Stelle, an der Plast Craft noch an der Genauigkeit arbeiten kann. Alle vorgesehenen Klebeflächen greifen ebenfalls gut ineinander.

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Lediglich die Resin-Teile machen hier keinen guten Eindruck. Resin-typisch ist jedes Teil etwas anders, daher haben alle letztlich eine leicht andere Ausrichtung nach dem Ankleben. Zudem gibt es keinerlei Anhaltspunkte, Haltepunkte oder Schablonen, in welcher Höhe die Stücke nun angebracht werden müssen. Das ist sehr ärgerlich, da gerade bei diesen kleinen Teilen Regelmäßigkeit die Illusion eines echten Gebäudes trägt. Hier muss man noch nachbessern.

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Bespielbarkeit

Anbei einige Bilder mit Infinity-Miniaturen. Da die Bourak-Reihe als offizielles Gelände vermarktet wird, war zu testen, wie gut es zu den Miniaturen passt.

Die Modelle finden gut Deckung und die fertigen Stücke blockieren viele Sichtlinien. Der große Fußabdruck der beiden Gebäude ist sehr hilfreich, um Feuerlinien zu blockieren, zugleich lassen sie aber einige interessante Sichtlinien zu. Man sollte seine Modelle also nicht zu sehr in Sicherheit wähnen. Die Innenteile sind mit den Fingern recht gut zu erreichen, hier helfen besonders die beiden abnehmbaren Deckenteile der Gebäude. Jedoch gilt ein wenig Vorsicht, denn das geringe Gewicht des Materials erleichtert ein unabsichtliches Verrücken.

Das einzige wirkliche Manko ist die fehlende Möglichkeit, in den Turm hinein zu gelangen, aber das ist nur ein kleines.

Bemalung

Ein schneller Test mit Sprühfarbe zeigt das Material als farbfreundlich. Eine einfache Behandlung mit der Spraydose genügt für eine ordentliche Farbschicht. Die Details verschwimmen bei einfacher Grundierung ebenfalls nicht, hier muss man es schon drauf anlegen, diese mit Farbe zu verdecken. Die endgültige Bemalung ist natürlich eine Frage der persönlichen Vorliebe, eine Grundschicht an Farbe empfehlen wir aber, denn die weiße Farbe des Materials ist nicht sehr ansehnlich.

Preis-/Leistungsverhältnis

Wie immer variieren die Preise für das Produkt. Im Mittel liegt dieser bei etwa 35 EUR. Die beiden enthaltenen Gebäude sind auch einzeln erhältlich und kosten dann zusammen etwa 39 EUR. Viele Online-Händler liegen bei 30 – 32 EUR – für die Größe der fertigen Geländestücke ist das ein fairer Preis.

Die harten Fakten:

  • Anbieter: Plast Craft Games
  • Produktnummer: Inf017
  • Preis: 30-35 EUR (34,60 EUR offizieller Preis bei Plast Craft)
  • Bezugsquelle: Einzelhandel

 

Fazit

Zwar ist der Zusammenbau zuweilen frustrierend, und das Material erlaubt nur wenige Fehler, aber im Gesamten bleibt ein guter Eindruck.

Das Material wird intelligent genutzt, um selten gesehene Formen zu gestalten und ist dabei einfach zu transportieren und leicht. Lediglich die Größe macht den späteren Transport etwas unangenehm.

Die Bauanleitung ist größtenteils ausreichend, aber nichts für Anfänger, weil viele Teile gerade zusammen- oder angeklebt werden müssen, ohne dass es eine Richtschiene dafür gibt. Ebenso wird viel Kleber an den Fingern bleiben, wenn man nicht sehr genau aufpasst.

Der Preis ist angenehm niedrig für Gelände dieser Größe, natürlich muss man die Arbeitszeit dazurechnen. Insgesamt ein empfehlenswertes Produkt, man sollte sich nur im Klaren sein, wie viel Arbeit auf einen zukommt.

Daumen3maennlich

Abgebildetes Gelände & Artikelbild: Plast Craft Games
Fotografien: Michael Mattner

 

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