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Das Studentenleben kann sehr hart sein. Neben zahllosen Partys, langweiligen Vorlesungen und endlosen Seminaren stehen regelmäßige Klausuren an, die es zu bestehen gilt.

Als sich die Lerngruppe der Spieler zu einem spätabendlichen Treffen im Lansdale Language Arts Center der East Texas University (ETU) zusammenfindet, ahnen die Teilnehmer jedoch nicht, in welche Schwierigkeiten sie dies bringt. Wird es den Charakteren gelingen, einen Geist zur letzten Ruhe zu betten? Oder werden Sie ein Unheil entfesseln, dass Ihnen alles abverlangen wird? Und werden sie ihre Klausur bestehen?

Inhalt

Achtung! Die kommende Rezension enthält Spoiler!

Class Ring ist ein klassisches Teenie-Horror-Abenteuer. Die Lerngruppe der Charaktere erregt die Aufmerksamkeit des Geistes einer jungen Frau. Ein alter Jahrgangsring ist aber das Einzige, was den Charakteren als Anhaltspunkt zur Verfügung steht. Gehen sie diesem Hinweis nach, führt er sie nicht nur zu einem jahrzehntealten Verbrechen, sondern konfrontiert sie mit einem jahrhundertealten Übel, das nicht nur die East Texas University bedroht.

Das erste Kapitel fasst das gesamte Abenteuer in wenigen Seiten zusammen und erklärt den modularen Aufbau der einzelnen Kapitel. Anschließend wird der Einstieg in die Handlung für die Spieler beschrieben. Sie erhalten darüber hinaus noch einige über das Gebäude kursierende Gerüchte. Einige davon taugen selbst als Ansätze für neue Abenteuer, andere sind komplett erfunden. Insgesamt beginnt das Abenteuer sehr vielversprechend, durch die Geschichten rund um das Zentrum und die eingeführten Charaktere erscheint das Umfeld lebendig.

Im zweiten Kapitel werden die Möglichkeiten der Spieler beschrieben, ihre Ermittlungen aufzunehmen. Es handelt sich dabei um eine Übersicht, welche Information sich an welcher Stelle verbirgt. Auch die Nichtspielercharaktere werden beleuchtet. Wer weiß was? Wie ist das grundlegende Verhalten den Spielern gegenüber? An dieser Stelle wird auch auf kampagnenrelevante Persönlichkeiten eingegangen, die für das Abenteuer wichtige Spuren liefern können. Eine Kontaktaufnahme ist aber nicht zwingend notwendig und eine Einführung durch das Abenteuer geschieht nicht. Die für das Abenteuer relevanten Charaktere und Spuren liefern genügend Informationen, das Puzzle zusammenzusetzen.

Haben die Charaktere alle Rätsel gelöst und sich einen Aktionsplan zurechtgelegt, können sie mit der eigentlichen Geisterjagd beginnen. Dieses Kapitel ist das Ausführlichste des Abenteuers. Es enthält eine vollständige Beschreibung des Universitätsgebäudes und unterschiedliche Spukszenen, die von gruseligen Erscheinungen bis hin zu klassischen Poltergeist-Attacken reichen.

Eine Besonderheit von ETU ist, dass die Charaktere Techniken einsetzen können, die auch von realen Geisterjägern eingesetzt werden. Zum Beispiel können sie ein Tonband laufen lassen, um geisterhafte Stimmen aufzunehmen, oder sich mit Fotos und Kameraaufzeichnungen auf Spuren ruheloser Geister zu machen.

Dieses Kapitel steht und fällt mit dem Spielleiter und dem Willen der Gruppe, sich auf das Abenteuer einzulassen. Die dargestellten Situationen können unheimlich intensiv sein und auch die geforderten Furchtproben sind gerade für Savage Worlds-Verhältnisse nicht ohne. Ohne Einsatz von allen Seiten kann dieser Teil aber auch sehr schnell zu einer lahmen Schnitzeljagd werden, der praktisch jeder Nervenkitzel fehlt.

Haben sich die Charaktere gegen die Heimsuchung des Language Centers gestemmt und den Leichnam zur Ruhe gebettet, ist der Spuk aber noch nicht vorbei. Die Charaktere haben mit ihren Nachforschungen ein uraltes Übel entfesselt. Ein erfahrener Geisterjäger kontaktiert die Gruppe und sucht ihre Unterstützung, den wortwörtlichen Teufel wieder in die Kiste zu packen. Genretypisch kommt es während eines mächtigen Rituals zum letzten Gefecht, das den Charakteren alles abverlangen wird.

Das Abenteuer schließt mit einem Anhang, der Stat-Blöcke und Handouts enthält. Leider sind die Handouts nicht grafisch aufgehübscht, sondern einfache Textblöcke. Möchte man seinen Spielern also einen authentischen Zeitungsartikel liefern, muss man leider selbst Hand anlegen.

Das Abenteuer ist sehr gut strukturiert und bleibt trotz fehlendem Inhaltsverzeichnis übersichtlich. Um die wichtigsten Punkte der jeweiligen Kapitel zu unterstreichen, schließt jedes Kapitel mit einer Checkliste für den Spielleiter. Diese dient der Übersicht, welche Erkenntnisse aus der Szene gewonnen werden können, und ist gerade für neue Spielleiter ein wertvolles Werkzeug.

Preis-/Leistungsverhältnis

Für den stolzen Preis von 19,99 USD erhält man einen sehr schönen Band mit einem klassischen Teenie-Horror-Plot. So hübsch das Cover auch ist, der Inhalt rechtfertigt diesen Preis leider nicht. Selbst der Players Guide des gesamten Settings kostet weniger. Allerdings ist das Abenteuer momentan für knappe sechs Dollar zu haben, was es zu einem echten Schnäppchen macht. Angemessen wäre ein Preis zwischen zehn bis zwölf Dollar.

Erscheinungsbild

ETU Class Ring Savage Worlds CoverDas Abenteuer im PDF-Format weist eine hohe Qualität auf. Das Layout ist ordentlich gewählt, der Seitenhintergrund interessant, ohne das Schriftbild dabei zu stören. Die PDF ist in Ebenen eingeteilt, um einen druckerfreundlichen Ausdruck ohne Hintergrund zu ermöglichen.

Das generelle Schriftbild ist sehr gut, die Kontraste ordentlich. Ein paar Schreibfehler stören allerdings das Gesamtbild.

Das Abenteuer verfügt über kein Inhaltsverzeichnis und auch Lesezeichen sucht man vergebens.

Das Artwork ist sehr gelungen und die bereit gestellten Lagepläne überzeugen durch eine übersichtliche Gestaltung. Leider sind in den Plänen auch Spielleiterinformationen eingezeichnet, was die Verwendung als Handout ausschließt.

Insgesamt hinterlässt das Abenteuer einen guten Eindruck.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Pinnacle Entertainment Group
  • Autor(en): Ed Wetterman
  • Erscheinungsjahr: 2014
  • Sprache: Englisch
  • Format: PDF
  • Seitenanzahl: 32
  • ISBN: keine
  • Preis: 19,99 USD (derzeit reduziert 5,99 USD; März 2015)
  • Bezugsquelle: DriveThruRPG

 

Fazit

Class Ring ist ein spannendes Abenteuer für ETU. Die geschilderten Spuk-Szenarien reichen von leicht verstörend bis absolut angsteinflößend und sorgen bei richtiger Vermittlung unheimliche Spielmomente mit Gänsehautgarantie.

Das Abenteuer verknüpft mitunter aber sehr viele kleine, nicht miteinander in Verbindung stehende Elemente zu einem Ganzen. Der Hauptplot ist interessant, wirkt aber etwas dünn geraten und durch zusätzliche Geistbegegnungen in die Länge gezogen.

Da ein großer Teil des Abenteuers investigativer Natur ist, hängt es auch von der Kreativität der Spieler ab, ob und wann die Charaktere an die jeweiligen Informationen kommen. Die in Deadlands Noir vorgestellten Sonderregeln zur Recherche können sich auch für dieses Abenteuer als nützlich erweisen.

Es existieren auf jeden Fall unterschiedliche Möglichkeiten, sich Zugang zu wichtigen Informationen zu verschaffen. Trotz des modularen Aufbaus des Abenteuers besteht aber gerade für Neulinge die Gefahr, das Abenteuer sehr sequentiell ablaufen zu lassen. Proaktive Charaktere sind für dieses Abenteuer ein Muss. Sind die Spieler nicht an dem Abenteuer und der merkwürdigen Schönheit interessiert, wird es für den Spielleiter schwer, die Spieler wieder einzufangen. Der investigative Einstiegsteil kann, bedingt durch eine fehlende Zeitkomponente, sehr schleppend verlaufen, insbesondere wenn die Spieler in Richtungen ermitteln, die nicht beschrieben wurden.

Insgesamt ein gutes Abenteuer, das aber aufgrund der angesprochenen Schwächen zu Längen neigt.

Daumen4Maennlich

Artikelbilder: Pinnacle Entertainment Group

 

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