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Über 70 Romane hat Sir Terry Pratchett in seinem 66-jährigen Leben verfasst und sich in den letzten Jahren mit Hilfe einiger Freunde bemüht, all die Geschichten zu erzählen, die noch in seinem Kopf herumspukten. Denn 2007 erkrankte er an Alzheimer. Von da an war es ein Rennen gegen das Vergessen, seine Werke fortzuführen.

Seine Werke

Die Scheibenwelt ist wohl Pratchetts bekannteste Schöpfung. Sie ruht auf dem Rücken von vier gigantischen Elefanten, die wiederum auf dem Panzer der titanischen Schildkröte „Groß A’Tuin“ stehen, welche auf ewig die Weiten des Alls durchschwimmt. Eine Welt voller Magie und Märchen, die wahr werden. Skurril und bizarr. Voller Helden und alternder Barbaren, Magier, Trolle und Elfen und doch voller Parallelen zu unserer runden Erde. Diese fand auch in einigen seiner späteren Romane Erwähnung. Als Konstrukt der dortigen Magier, die erfahren wollten, wie es wohl wäre, wenn es keine Magie und kein Narrativium auf einer Welt gäbe. Sie beobachteten das Treiben auf unserem Planeten und griffen manchmal sogar ein, wenn Katastrophen drohten. Diese philosophischen, wissenschaftlich wertvollen und höchst unterhaltsamen Romane schrieb Sir Terry Pratchett in Zusammenarbeit mit den Wissenschaftlern Ian Stewart und Jack Cohen. Die Autoren befassen sich in ihnen mit dem Bewusstsein, der Zeit und der menschlichen Natur im Angesicht der Wunder des Kosmos.

Verborgene und besondere Welten waren sein Steckenpferd. Sein erster Roman, Die Teppichvölker, war im Grunde schon ein Vorläufer für die Scheibenwelt. Die Nomen-Reihe erzählte von einer verborgenen Gesellschaft kleiner Wichtel, die in einem Kaufhaus leben und der Menschheit voller Staunen und Angst gegenüberstehen.

Die meisten seiner Werke enthielten einen manchmal unterschwelligen, bisweilen auch deutlich gesellschaftskritischen Unterton. Er kommentierte geistreich die Schöpfungen der Gesellschaft in all ihren Facetten, ob gut oder schlecht. Und er führte uns immer wieder durch den Zerrspiegel seiner Schöpfungen vor Augen, wie seltsam wir uns doch eigentlich benehmen. Wie sinnlos und bizarr doch viele unserer Bräuche und Traditionen ebenso wie moderne Eigenheiten und Errungenschaften sind. Der Perspektivenwechsel, der uns durch die Augen anderer auf unsere Welt blicken lies, lehrte den Leser viel über sich selbst und die menschliche Natur.

In seinen letzten Büchern befasste Sir Terry Pratchett sich zusammen mit Stephen Baxter mit der Möglichkeit, in parallele Welten innerhalb des Multiversums zu reisen und was wir daraus machen würden. Leider wird diese Reihe nun wohl unvollendet bleiben.

Auch anderen Medien blieb er nicht fern. Beinahe alle seine Romane sind als Hörbücher verfügbar und viele wurden sogar als Theaterstücke adaptiert. Erst kürzlich trat er zusammen mit Neil Gaiman zusammen in der englischen Hörspiel-Adaption ihres gemeinsamen Romans Ein gutes Omen in Nebenrollen auf. Die beiden Autoren verband eine tiefe Freundschaft.

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Sir Terry , sein Humor und Tod

Das Jenseits ist für jeden anders. Es ist geprägt von dem, was man mit sich nimmt, und auf jeden wartet das, was er glaubt verdient zu haben. So ungefähr beschreibt Sir Terry Pratchett das „Leben nach dem Tod“ in seinen weltberühmten Scheibenwelt-Romanen. Dort war „TOD“ eine Person. Eine Verkörperung dessen, wie sich die Mehrheit der Menschen den Gevatter vorstellte. Ein großes Skelett in dunkler Robe, mit einer Sense und einer dröhnenden, nach tiefen Grüften klingenden Stimme. Doch nicht ohne Humor und ohne Verständnis für die tieferen Zusammenhänge zwischen Leben und Tod. Auch wenn das Verhalten der Menschen ihn oft verwirrte, so nahm er sich doch für jeden persönlich Zeit.

Und auch Sir Terry nahm sich Zeit. Er war bekannt dafür, jede Menge Zeit mit seinen Fans zu verbringen, bevor ihn seine Alzheimer-Erkrankung stark einschränkte. Sein unvergleichlicher Humor und seine unbändige Lebensfreude machten ihn zu einem besonderen Menschen. Wenngleich er, laut Aussage Neil Gaimans, auch sehr wütend werden konnte und diese Wut auf die Fehler der Menschheit dazu nutzte, seine Kreativität zu befeuern.

Er verstand es wie kein Zweiter, Persönlichkeiten zu erschaffen, die dem Leser im Gedächtnis blieben: Rincewind, der schlechteste Zauberer des Universums, ist wohl jedem Fan ans Herz gewachsen. Auch die Hexen Oma Wetterwachs, Nanny Ogg und Magrat Knoblauch, Kommandeur Mumm von der Stadtwache von Ankh-Morkpork, der größten Stadt auf der Scheibenwelt; Korporal Karotte, Angua, Grinsi Kleinpo und Detritus der Troll. Erzkanzler Ridcully und seine Magische Fakultät, der Bibliothekar. Tiffany Weh und die Nac MacFeegle. Die Igors. Gaspode, der sprechende Hund. Maurice der Kater und seine gebildeten Ratten und viele, viele mehr.

Es gab keine „Nebenfiguren“ in seinen Romanen. Jede hatte eine eigene und unverwechselbare Persönlichkeit. Und jedem von ihnen legte er Worte in den Mund, die vor Witz und Heiterkeit sprühten, bisweilen tiefe Einsichten ermöglichten, doch nie den moralischen Zeigefinger erhoben. Der Charme seiner Werke war es, kritisieren zu können, ohne dass es weh tat. Man las einen Satz, der sich über das Verhalten der Menschen mokierte und dachte darüber nach, was da falsch lief. Man hinterfragte. Und Sir Terry ermutigte seine Leser und auch Andere dazu.

Erst kürzlich trat er in seinem Heimatland Großbritannien als Autor einer Dokumentation über Sterbehilfe in Erscheinung, deren deutlicher Befürworter er war.

Die letzten Tweets seiner Tochter über Sir Terrys offiziellen Account lauteten:

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„NUN ENDLICH, SIR TERRY, MÜSSEN WIR GEMEINSAM GEHEN.“

Terry nahm Tods Hand und folgte ihm durch die Türen und hin zur schwarzen Wüste unter der endlosen Nacht.

Ende.

Die Hand des letzten Freundes aller Menschen, der niemals richtet und niemals urteilt. Er ist einfach da und begleitet die Seele dorthin wo sie hin gehört.

Wir wünschen eine gute Reise durch die Unendlichkeit, Sir Terry. Wir werden sie niemals vergessen und dank ihnen das Lachen niemals verlernen.

Artikelbild: Terry Pratchett Facebook-Fanpage

 

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