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Seit The Walking Dead als Comic bereits Erfolge feierte und eine noch größere Fangemeinde als TV-Serie errang, sind Zombies aus dem modernen Entertainment nicht mehr wegzudenken. Viele junge Zeichner und Autoren versuchen daher mit eigenen, frischen Ideen und mehr oder minder originellen Konzepten auf diesen Wagen aufzuspringen. Das Indie-Comic Portland Underground, das von Plem Plem Productions als Download vertrieben wird, bemüht sich Anlauf zu nehmen. Mal sehen, ob es den Sprung auch wirklich schafft.

Handlung

Der Barbesitzer Bud öffnet eines Morgens die Tür und findet seinen Freund Johnny schwer verletzt und blutend auf dem Treppenabsatz zu seiner Kellerkneipe „Portland Underground“.

Er hievt den Ohnmächtigen erst einmal in den Schankraum und weckt ihn auf. Als dieser zu schreien beginnt, verhindert er dies mit dem Hinweis: „Sie werden Dich hören.“

Der arme Kerl wird nun in den hinteren Bereich der Kneipe geschleppt, wo eine kleine Mikro-Brauerei das Herzstück des Geschäfts bildet. Ärgerlicherweise hat Bud seine Schlüssel auf dem Tresen liegen gelassen und muss somit noch einmal in den Schankraum zurückkehren, mit der Ermahnung an den Schwerverletzten, sich nicht vom Fleck zu bewegen. Nachdem er zurück ist, wirft er den Mann, um den er sich eben noch gekümmert hat, recht unzeremoniell in einen kleinen Raum und fragt ihn über dessen letzte Nacht aus. Johnny wurde überfallen, von Leuten, die er zunächst für Junkies hielt, doch hat es den Anschein, dass beide Männer mehr hinter der Sache vermuten. Nachdem Bud erfahren hat, was er wissen wollte, tötet er den Verletzten mit einer Axt.

Inzwischen ist sein Barkeeper Michael eingetroffen und wundert sich, wo sein Chef ist und weshalb die Tür offensteht. Eine kleine Klischee-Schrecksekunde später übernimmt er den Laden von seinem Chef, der sich mit „Ich muss mal kurz weg.“ entschuldigt. Kurz darauf treffen die ersten Stammgäste ein und ein feuchtfröhlicher Abend beginnt.
Was niemand ahnt, Johnnys Blut ist in einen der Bierkessel gelangt und hat die viel gerühmte Hausmarke verseucht.

Das Unheil nimmt seinen Lauf.

Charaktere

Es ist die erste Ausgabe einer Serie, somit ist über die Charaktere noch nicht allzu viel zu sagen, außer, dass Bud ein ziemlich kalter Fisch ist und Barkeeper Michael wie ein Mädchen schreit.

Ich gehe davon aus, dass die Charakterentwicklung in kommenden Ausgaben noch weiter vorangetrieben wird. Es wird jedoch deutlich, dass Bud mehr über die Hintergründe der Zombies weiß und sich schon seit Längerem auf einen Ausbruch dieser Seuche vorbereitet. Er hat Johnny „in diese Scheiße hinein gezogen“ und es hat den Anschein, dass auch Johnny recht genau wusste, worauf er sich einlässt.

Zeichenstil

Die Tuschezeichnungen von Chris Kohler sind wirklich gut. Die Details seiner Zeichnungen sind ein Augenschmaus und auch Mimik und Gestik der Charaktere sind wirklich super in Szene gesetzt.

Einzig bei der Dynamik hapert es noch ein wenig. Als z.B. der schwer angeschlagene Johnny in der Brauerei stolpert, wirkt das ein wenig hölzern. 

Preis-/Leistungsverhältnis

Da es sich um einen Indie-Comic handelt, kann man nicht dieselben Maßstäbe anlegen wie bei einem großen Verlag, und daher sage ich, dass 4,90 EUR für einen Schwarz/Weiß-Download von 36 Seiten zwar etwas happig, aber vertretbar sind.

Erscheinungsbild

Portland Underground Plem Plem Productions 1 CoverDas Cover zeigt Bud, Michael und Johnny an der Theke der Bar durch eine zerborstene Scheibe hindurch.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Plem Plem Productions
  • Autor(en): Daniel Vandermohlen
  • Zeichner(in): Chris Kohler
  • Erscheinungsjahr: 2014
  • Sprache: Deutsch
  • Format: Comicformat
  • Seitenanzahl: 36 (incl. Cover)
  • Preis: 4,90 EUR
  • Bezugsquelle: Plem Plem Productions

 

Bonus/Downloadcontent

Eine kleine Zweitstory ist auf fünf Seiten angegliedert. Sie spielt in einer utopischen „Soviet Planetary Union“ des Jahres 1969. Die Sagengestalt Väterchen Frost bekommt ein neues, krasses Gewand verpasst. Es scheint der Auftakt zu einer weiteren Serie zu sein.

Fazit

Ultrabrutal, sehr gut gezeichnet, aber leider nicht wirklich packend. Zu wenige Informationen lässt uns der Autor sehen. Und zu wirr ist die Erzählweise, um sich wirklich in die Story und die Charaktere hineinzufühlen. Zum Beispiel wird deutlich gezeigt, wie Bud die Vordertür der Kneipe wieder verschließt und sogar einen Riegel vorlegt, nachdem er Johnny aufgelesen hat. Als Michael eintrifft, steht die Tür aber ohne jeden Grund wieder offen. Auch hätte es der Dramaturgie sicher nicht geschadet, ein wenig mehr Information über Bud zu erhalten. So kommt er doch reichlich unsympathisch und eiskalt herüber.

Ein paar Seiten mehr hätten sicher gut getan. Offene Fragen am Ende eines Heftes sind gut, aber es dürfen nicht zu viele sein. Nach diesem Heft bleibt der Leser komplett ratlos zurück. Was, zumindest bei mir, den Drang mehr zu erfahren nicht gerade erhöht. Ich kann verstehen, dass der Autor seine Geschichte auf seine eigene Weise erzählen will, jedoch ist es niemals gut, den Leser einfach mitten hineinzuwerfen und keinerlei Hinweise zu geben, was eigentlich vor sich geht. Außer dass es Zombies gibt, von denen offenbar kaum jemand außer Bud etwas weiß. Die Seuche über das Bier verbreiten zu lassen, ist allerdings wieder ein origineller und fieser Kniff.

Daumen3maennlich

Artikelbilder: Plem Plem Productions

 

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