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Für Viehzucht und für Ackerbau
Gibt’s bei den Göttern eine Frau
Auch Kräutern und der Heilkunst
Erweist die Göttin ihre Gunst
Ihr wisst schon, wen ich meine
Die gnäd’ge Herrin Peraine

Für die unkundigen Leser, die mit dem Pantheon der Zwölfgötter nicht vertraut sind, halte ich es für angebracht, dass wir die Götter um einen Einblick in das Handeln und Wandeln ihrer Schwester Peraine bitten.

Die Gebende oder die Gütige, wie Peraine auch genannt wird, ist die Göttin der Fruchtbarkeit, der lebenden Erde und ihrer Pflanzen, sie ist die Göttin des Ackerbaus, der Viehzucht und der Heilkunst. Die Priesterschaft, die im Auftrag Peraines durch die Welt reist, versucht die Kranken und das Land zu heilen und den Gebärenden zur Seite zu stehen. In vielen aventurischen Dörfern stehen blumengeschmückte Schreine zu Ehren der Herrin Peraine, die von Geweihten betreut werden, welche als Dorfheiler agieren oder für die Sicherstellung fruchtbarer Ernten und reiner Nahrung zur Göttin beten. Die berühmtesten Orden der Perainekirche sind der Heilerorden der Therbûniten und der Dreischwesterorden, welcher sich um das Wohlergehen der Menschen und Ländereien sorgt, die von den Heptarchen geschändet wurden.

Inhalt

Was wurde hier gesät? Schon auf den ersten Seiten des Buches wird klar, dass sich diese Publikation von ihren Vorgängern abhebt. Das Inhaltsverzeichnis passt sich den speziellen Gegebenheiten an, die das Leben als Perainegläubiger mit sich bringt. Konkret bedeutet das, die Kapitel wurden dem Zyklus der Jahreszeiten angepasst und durch einige Seiten ergänzt, die das Spielen eines Perainegeweihten und den Umgang mit der Göttin im Spiel erleichtern sollen.

Nach einem kurzen Vorwort des Autors, der nicht nur darauf hinweist, dass es sich bei dem vorliegenden Gebetsbuch um ein „in Aventurien weit verbreitetes Büchlein“ handelt, sondern auch um ein „für Laien“ verständliches Werk, welches „in weiten Teilen […] als aventurische Quelle gewertet werden kann“, schließt sich ein Geleittext an, der die Perainekirche als „Kirche der Tat“ und nicht der Worte preist. Dennoch werde ich – im Namen der Herrin Hesinde – einige Worte über den Inhalt und die Kirche verlieren.

Frühling lässt sein blaues Band …

Peraine - Diana Rahfoth
Peraine – Diana Rahfoth

Im ersten Kapitel werden dem Leser die Aspekte der Göttin näher gebracht. Fruchtbarkeit, Heilkunst, Bescheidenheit, Fleiß und Mission stehen dabei im Mittelpunkt. An dieser Stelle stechen besonders die Merksätze und/oder Bauernregeln ins Auge, die auch im weiteren Verlauf des Buches immer wieder erscheinen. „Der Acker taugt nur so viel, wie der Bauer“ und „Auch ein kleiner Brunnen löscht den Durst“, sind nur zwei von einer Fülle an Lebensweisheiten, die dieses Buch zu bieten hat.

Das zweite Kapitel führt in die Jahreszeiten und den Saatkalender ein. Dieser ist gut strukturiert, ebenfalls mit sinnhaften Sprüchen bestückt und allem Anschein nach ebenso anwendbar wie sein irdisches Pendant.

Mit dem dritten Kapitel beginnt der Jahreszyklus und somit der Frühling, der auch in Aventurien die Zeit der Aussaat und somit die Zeit der Pflanzen ist. In detaillierten Beschreibungen erfährt der Leser von den „Heiligen Feldpflanzen“, zu denen Weizen, Äpfel, Arangen, Lauch, Zwiebel und Knoblauch gezählt werden. Sowohl die Feldpflanzen als auch die spätere detaillierte Auflistung von Heilkräutern lässt sich inhaltlich aber auch in früheren Publikationen, namentlich in der Zoo-Botanica Aventurica, im Quellenband Handelsherr und Kiepenkerl oder im älteren Herbarium Aventuricum (DSA 3) aus der Box Drachen, Greifen, Schwarzer Lotos, wiederfinden. Stimmungsvoll wird das Kapitel abgerundet mit Gebeten und Liedern zur Saatzeit und ingame-tauglichen Texten zum Saatfest.

Der Sommer folgt, es wachsen Tag und Hitze …

Unter dem Schlagwort „Sommer“ verbirgt sich im Peraine-Vademecum zunächst einmal die Jahreszeit der Pilgerreisen. Wie die Störche, welche die Sendboten der Göttin sind, so ziehen auch die Pilger Peraines durch Aventurien. In diesem Kapitel wird erklärt, warum die Pilger reisen und welche Pilgerwege sie nehmen, auf wessen Spuren sie wandeln und welche Heiligtümer der Göttin sie besuchen. Von den Quellen von Ilsur, dem neuen Zentrum der Kirche und den Hainen von Anchopal wird dort geschrieben.
Jeder Pilger kennt die Heiligen der Kirche oder lernt sie im Laufe seiner Reise kennen. Besonders hervorgehoben ist hier die Familie Phraisop, welche den Glauben aus dem fernen Güldenland nach Aventurien gebracht haben soll. Dem kundigen Leser wird eine Ähnlichkeit des Namens zum myranischen Optimatenhaus Phraisopos nicht entgangen sein.
Aber auch andere Heilige, wie zum Beispiel Therbûn von Malkid, der Gründer des berühmten Heilerordens oder Theria ni Ulghain, deren heilkräftiger Honigtiegel der Stadt Honingen ihren Namen verlieh, finden ihren Platz im Vademecum. Neben dem Honinger Tiegel gibt es selbstverständlich noch andere Talismane, die der Perainekirche heilig sind, diese werden ebenfalls im Sommerkapitel beschrieben. Mit angemessenen Ritualen, Liturgien und Gebeten für die Pilgerreise und einem Hinweis auf die Wichtigkeit der Missionierung schließt dieses Kapitel ab.

Dies ist des Herbstes leidvoll süße Klarheit …

Mit dem Herbst kommt die Erntezeit und mit der Ernte auch Gebete, Lieder und Segen zum Erntedank. Mit nur acht Seiten gehört der Herbst zu den kürzesten Kapiteln des Büchleins und dennoch birgt er einiges an Potenzial. Die ausführliche Beschreibung des „Festes der eingebrachten Früchte“ zum Beispiel lädt auffallend dazu ein, Teil eines Abenteuerplots zu werden.

Wohl ist der Winter die schlimmste Zeit …

Kapitel Nummer sechs steht ganz im Zeichen der Gesundheit und der Heilkunst. Neben Einblicken in die Geburtshilfe und die Viehgesundheit beinhaltet es ein kleines Herbarium der wichtigsten Heilkräuter Aventuriens. Wie bereits weiter oben beschrieben, sind aber auch hier die Inhalte bereits bekannt und liefern keine interessanten Neuerungen. Wohl aber neu sind die Rituale, Gebete und Lieder zur Heilung, die als stilistisches Mittel wunderbar ins aktive Spiel eingebunden werden können. Hier findet sich auch der „Therbûnitische Eid“, der von Heilern vor der Göttin geschworen wird. Die Ähnlichkeit zum irdischen hippokratischen Eid ist nicht von der Hand zu weisen. Ebenfalls in diesem Kapitel findet die berühmte „Storchenmaske“ Erwähnung, welche einige Seiten weiter sogar abgebildet ist. Auch dieses medizinische Hilfsmittel hat ein irdisches Pendent, welches als Pestmaske aus dem dunklen Mittelalter bekannt wurde.

Heile, heile Segen …

Medicus Utensilien - Diana Rahfoth
Medicus Utensilien – Diana Rahfoth

Die abschließenden Kapitel befassen sich überwiegend mit dem liturgischen Wirken der Perainepriester und den Wundern der Göttin, die ihre Heiligen in der Vergangenheit in ihrem Namen wirkten. Besonders die Heilung gefährlicher Krankheiten, wie der Roten Keuche oder der Zorganpocken, ist für die Perainekirche von großer Bedeutung.
Die Hierarchie der Kirche wird ebenso thematisiert, wie die verschiedenen Orden und Strömungen, die teilweise unterschiedlicher nicht sein könnten. Diese und die Seiten zur Ausgestaltung eines Geweihten sind besonders wertvoll für Spieler und Spielleiter von entsprechenden Helden oder NSCs, bieten sie doch ganz neue Ansatzmöglichkeiten zur Darstellung eines Geweihten.

Die als Vakatseite bezeichnete, letzte Seite ist vermutlich der zwanghafte Versuch, dieses Buch auf 160 Seiten zu bringen, wie es bei den anderen Vademeci bislang der Fall war. Das gesamte Gebetsbuch enthält allerdings fünf dieser Vakatseiten für weitere Notizen und ist somit ausreichend mit leeren Notizseiten gefüllt.

 

 

Preis-/Leistungsverhältnis

Das Peraine-Vademecum ist mit 160 Seiten bei einer knappen Größe von DIN A6 nicht besonders groß, aber für die gebotene Qualität ist der Preis von 14,95 EUR für die gebundene Ausgabe durchaus akzeptabel.

Erscheinungsbild

Peraine Vademecum DSA CoverDas Vademecum wartet mit einem grünen Einband im Leder-Look auf und fügt sich hervorragend in die Reihe der aventurischen Gebetsbücher ein. Den stabilen Einband prägt das Symbol des Storches und der Ähren, wie es als Zeichnung auch im Inneren des Buches vermehrt zu finden ist. Sowohl Coverillustrator Tristan Denecke als auch Innenillustratorin Diana Rahfoth tragen durch ihre ansehnlichen Abbildungen zum authentischen Flair des Breviers bei, wie auch die matten, auf alt getrimmten Seiten. Die geringe Schriftgröße ist dem kleinen Format geschuldet und deshalb verzeihbar.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Ulisses Spiele GmbH
  • Autor(en): Niklas Forreiter
  • Erscheinungsjahr: 2015
  • Sprache: Deutsch
  • Format: 11,6 x 15,7 cm
  • Seitenanzahl: 160
  • ISBN: 978-3-95752-199-6
  • Preis: 14,95 EUR gebundene Ausgabe, 7,95 EUR für die PDF
  • Bezugsquelle: Amazon.de, Ulisses Ebooks, Sphärenmeister

 

Bonus/Downloadcontent

Boni oder Downloadcontent sind, wie bei allen bisherigen Vademeci, leider nicht vorhanden.

Fazit

Was bringt uns die Ernte? Goldener Weizen oder doch nur Runkelrüben? Der natürlich-grüne Look, die stimmungsvollen Ingame-Texte und die hübschen Illustrationen sind bei mir auf fruchtbaren Boden gefallen. Wenngleich auch dieses Vademecum eher etwas für Spieler von entsprechenden Geweihten ist und nicht jeder Spielleiter oder Spieler ein Peraine-Vademecum benötigt, so ist dieses Werk doch in seiner Gesamtheit überzeugend.

Zudem kann es durch die enthaltenen Informationen, wie Erntekalender oder Heilkünste, auch Spielern von anderen Professionen, wie Bauer oder Medicus, hilfreiche Dienste leisten und ist damit breiter aufgestellt als seine Vorgänger. Wer darüber hinwegsehen kann, dass viele der Feldpflanzen und Heilkräuter an anderer Stelle bereits beschrieben sind, der erhält mit diesem Buch eine Sammlung von Liedern, Gebeten und Ritualen, die das Spiel angemessen ergänzen. Nicht nur aufgrund der naturnahen Göttin, hat diese Publikation einen grünen Daumen verdient.

Daumen4Maennlich

Arti­kel­bil­der: Ulis­ses Spiele

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