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Das neueste Erweiterungsbuch fügt sich gut in die Serie ein
Das neueste Erweiterungsbuch fügt sich gut in die Serie ein

Vor rund einem Jahr, am 4. Mai 2014, stellten wir euch Dreadball vor. Das von Mantic Games veröffentlichte Sci-Fi-Sportspiel in der Welt von Warpath und Deadzone machte mit einem einfachen Grundprinzip und sehr unterschiedlichen Teams von sich reden und konnte einige Spieler finden. Damals berichteten wir euch über die grundlegenden Spielmechanismen und stellten die damals zwölf vorhandenen Teams bzw. Völker vor. Inzwischen haben sich mit dem jüngst erschienen Season 4 Erweiterungsbuch fünf weitere dazu gesellt. Auch einige neue Regeln sind wieder hinzugekommen. Nach über einem Jahr ohne Erweiterungen sind die Erwartungen und die Spannung natürlich groß. Statten wir dem Stadion der Zukunft einen erneuten Besuch ab.

 

 

 

 

Season 4 – Das Regelbuch

Nach zwölf Teams, einem chaotisch-lustigen Mehrspielerableger, Giganten, Cheerleadern und Trainern ist die Frage: Fällt denen noch etwas Neues ein? Die Antwort ist kurz und lautet „ja“! Detailänderungen, neue Teams, sieben neue MVPs, ein paar neue Fertigkeiten, und tatsächlich etwas wirklich Frisches: „Achievements“, ein ganz neues Element im Spiel. Und erstmals auch Fans, die das Spielfeld stürmen.

Fans

Fans und Cheerleader mit Mantics Studiobemalung
Fans und Cheerleader mit Mantics Studiobemalung

Diese können als Alternative zum Fan-Check von den Spielern selbst ins Spiel gebracht werden. Ein solcher wurde durch erfolgreiche Aktionen ausgelöst, die auch Erfahrungspunkte gewährten: Schwere Verletzungen und Tötungen, sowie erfolgreiches punkten mit erhöhter Schwierigkeit. Für einen Fan-Check würde nun eine Karte gezogen werden, auf der sich bis zu drei Punkte befinden, die gesammelt werden können. Sind diese zusammen, gibt es einen Bonuswürfel. Mit Season 4 kann man nun stattdessen die Begeisterung der Fans dadurch darstellen, dass man ein oder zwei Fans aufs Spielfeld bringt. Am Ende jedes Spielzugs können die Fans anstelle des Schiedsrichters bewegt werden und sind ansonsten passiv.

Aber sie können im Weg stehen, und so kann es durchaus zu Interaktionen mit ihren Helden kommen. Die Spieler auf dem Feld können, sobald sie ein angrenzendes Feld betreten, aus folgenden Optionen wählen:

  • den Fan slammen – die brutalste Art, gerade auch, da ein Fan kaum Verteidigung hat. Wird der Fan ausgeknockt, folgt ein sogenannter Crowd-Check.
  • Ausweichen – eine einfache Ausweichen-Probe, um sich am Fan vorbei zu bewegen. Bei Misslingen bleibt der Spieler stehen.
  • Autogramm geben – einfach so, ohne Probe. Spielerisch vielleicht wenig Nutzen, aber dafür gibt es auch einen Crowd-Check.

 

Der Crowd-Check

Und was ist nun dieser Crowd-Check? Er ist ein vergleichender Würfelwurf mit grundsätzlich drei Würfeln (auf die 5+), zu der pro Cheerleader im Spiel ein extra Würfel kommt. Von denen können übrigens mittlerweile bis zu sieben im Spiel sein. Da beim Crowd-Check nur der Gewinner der vergleichenden Probe, also mitunter auch der Gegner, etwas gewinnen kann, werden Cheerleader potentiell wertvoller für das eigene Spiel. Zu gewinnen gibt es normale Fan-Checks, sofortige Extrawürfel und mitunter sogar einen Erfahrungspunkt.

Achievements

Relevanter fürs Spiel sind die neuen Achievements. Diese stellen eine neue Form der Belohnung dar, die tatsächlich sehr häufig vorkommt und insofern eine bedeutende Neuerung darstellt.

Bisher gab es Belohnungen für bestimmte herausragende Aktionen in Form von Fan-Checks (s.o.) durch doppelt so viele erwürfelte Erfolge wie notwendig.

Achievements werden nun aber durch andere herausragende und schwierige Leistungen verdient. Die Zauberzahl hierbei ist (wie bei fast allem im Spiel) die Drei:

  • drei Felder in Folge ausweichen,
  • drei Felder über den Bewegungswert hinaus laufen (wird pro Feld schwieriger),
  • neun Felder weit erfolgreich werfen (je drei Felder erhöhen die Schwierigkeit),
  • einen umherirrenden Ball mit drei Erfolgen fangen,
  • und beim Slammen und Ballabnehmen die vergleichende Probe mit dreimal mehr Erfolgen als der Gegner absolvieren.

 

Insbesondere Letzteres kommt gar nicht so selten vor. Schließlich ist das Slammen (und mögliche Töten) der gegnerischen Spieler ein Hauptaspekt für viele, und da es öfter zu vergleichenden Würfen wie beispielsweise fünf Würfel auf 3+ gegen zwei Würfel auf 4+ kommt, sind dreimal so viele Erfolge relativ häufig.

Neben der Option, die Achievements im Ligaspiel zu vermerken und mit Sonderpreisen oder -Erwähnungen zu honorieren, gibt es natürlich auch „echte“ Belohnungen. Hierzu wird wieder eine Karte gezogen, und je nachdem, was auf dieser zu finden ist, können unter anderem Extrawürfel und Erfahrungspunkte erlangt werden.

Das Vorhandensein dieser Regelerweiterung führt schnell zu einem etwas anderen Spiel. Der Zufallsfaktor wird zwar etwas gesteigert, man spielt aber vor allem anders und vielleicht auch gewagter, um Achievements sowie die möglichen Extras zu erlangen. Da es jedes Spiel und jedes Team betrifft, ohne gesonderte Anschaffungen wie Trainer oder Cheerleader, ist dies die bisher wohl gewaltigste Änderung des Spiels, welche ganz neue Impulse verleiht.

Auch neue MVPs wie diese drei dürfen nicht fehlen und bereichern die Ligaspiele um mehr Auswahl
Auch neue MVPs wie diese drei dürfen nicht fehlen und bereichern die Ligaspiele um mehr Auswahl

 

Das Regelbuch selbst

Das vollfarbige Softcover hat 48 Seiten und ist nur auf englisch erhältlich, zu einem Listenpreis von 14,99 EUR. Durch die Neuerungen eine sehr empfehlenswerte Anschaffung für Dreadball-Spieler, die sich auch ohne die vorherigen Erweiterungen (Season 2 und Season 3) nutzen lässt.

Die neuen Teams

Wie gewohnt kommen mit einer neuen Season auch neue Teams. Diesmal sogar fünf an der Zahl, also eines mehr als bisher. Dieses Extrateam ist auch erstmals ein Volk, welches nicht dem Warpath-Universum entliehen ist.

Man merkt, dass Mantics Figurenqualität generell zunimmt, wie man auch gleich bei den Fotografien der Originale sehen kann. Obwohl die meisten Figuren diesmal aus einem Guss sind, wirken sie im Vergleich zu den ersten Teams merklich schärfer im Detailgrad und auch lebendiger. Nur das Material ist noch immer anstrengend und schlecht zu bearbeiten. Zudem sind auch einige Ausreißer vorhanden, die negativ herausstechen.

Alle neuen Manschaften bestehen aus acht Figuren, gemäß dem Startteam. Zudem enthalten alle Manschaften diesmal zwei liegende, verletzte Spieler, wie man sie bei früheren Teams aus den Erweiterungsboxen kannte. Die Teams in der Übersicht:

Sphyr

Die amphibienartigen Sphyr stammen vom Planeten Sphyria, der einst fast vollständig von Ozeanen bedeckt war. Nach einem Fehler der allmächtigen Corporation wurde Sphyria zu einem Wüstenplaneten. Während sich viele dem Widerstand anschlossen, erkannten Einige, dass Informationen und finanzielle Mittel die beste Hilfe für ihre Vergeltungspläne sind. Und Dreadball bietet potentiell Zugang zu beidem.

Die Sphyr haben einen klaren gemeinsamen Stil in der Optik
Die Sphyr haben einen klaren gemeinsamen Stil in der Optik

Spieltechnisch sind die Sphyr den Menschen sehr ähnlich, besitzen sie doch quasi gleiche Werte. Allerdings haben sie eine etwas höhere Bewegung und besitzen einen Schwanz, der Angriffe in ihren Rücken erschwert. Als Ausgleich fangen sie im Vergleich mit weniger Extrawürfeln und Karten an.

Brokkr

Die Brokkr stammen aus dem Volk der Forge Fathers, sind aber emotionaler und leidenschaftlicher als ihre bekannten Verwandten aus höheren Gesellschaftsschichten. Klassischerweise verrichten sie ihre Dienste in Minen und anderen Orten, von denen die klassischen Forge Fathers sich fern halten. Allerdings ist macht gerade ihre Leidenschaft und Unbändigkeit sie auch zu ausgezeichneten Dreadball-Spielern.

Die Brokkr gehören zu den schönsten Modelle von Mantic
Die Brokkr gehören zu den schönsten Modelle von Mantic

Wie ihre Verwandten sind sie recht langsam, aber zäh. Nicht nur die Guards können nicht umgestoßen werden, sondern keine Figur dieses Teams, das macht die Brokkr sogar noch zäher. Dabei sind alle Brokkr trotz dieser Fähigkeit und ansonsten gleichem Profil genauso teuer wie ihr Forge-Father-Pendant. Die Guards, die nun exakt gleich sind, werden sogar günstiger. Das macht die Brokkr klar zum besseren Zwergenteam. Forge Fathers der ersten Season, die schon immer als eher schwach und schwer zu spielen galten, dürften damit zukünftig noch weniger gespielt werden. Schließlich können die Brokkr alles genauso gut oder besser.

Rebellen

Die Rebellion, zu der neben Menschen auch diverse Alien-Völker zählen, kämpft offen gegen die Corporation. Wie kommen sie zu Dreadball, dem Sport der Corporation-Welten? Für die Mächtigen steht dahinter das Ziel, die Rebellion zu kontrollieren und vom Helden-Mythos zu befreien. Es sind keine unfehlbaren Kämpfer für Freiheit, sondern auch nur Lebewesen, die dahinsterben. Und für die Rebs? So wie Dreadball aus einem Held einen Niemand machen kann, kann es auch andersherum gehen, und die Rebellen zu ungeahnter Popularität führen.

Die zusammengewürfelten Rebellen sind durchaus ansehnlich und wirken lebendig
Die zusammengewürfelten Rebellen sind durchaus ansehnlich und wirken lebendig

Im Spiel präsentieren sich die Guards von den Werten her als mäßig, glänzen aber dafür mit der Fähigkeit, bei einem nicht erfolgreichen Slam direkt im Anschluss gratis einen weiteren Versuch zu starten. Ebenso die Striker: Sie besitzen solide Werte, sind recht flink, und haben hilfreiche Fähigkeiten. Noch interessanter werden die Rebellen bei der Position der Jacks, da sie hier gleich zwei unterschiedliche Arten ins Spiel bringen. Der günstigere Jack zeigt sich wendig und recht gewöhnlich, während die teurere Version zwar durchschnittlich(-menschliche) Werte vorzeigt, dafür aber wie ein Guard eine volle Bewegung vor einem Slam durchführen darf. Und darüber hinaus dann nicht nur einen, sondern zwei Bonuswürfel erhält. Und mit einer grandiosen Bewegung von sieben, wo doch fast alle bisher vier bis sechs hatten, sollte das sehr häufig der Fall sein.

Hobgoblins

Die Hobgoblins zählen zu den unbeliebtesten Völkern des Universums. So sind sie vor allem für ihre mangelnde Hygiene bekannt, aber auch für Rücksichtslosigkeit und Freude an Explosionen. So sind sie kaum für etwas nützlich, außer für die illegalen Dreadball-Spiele im Untergrund, bei denen auch einige Explosionen gang und gäbe sind. Einige Hobgoblins wurden dabei sehr gut und erfolgreich, so dass ihre Teilnahme an offiziellen, sanktionierten Spielen für beide Seiten interessant wurde.

Die Miniaturen der Hobgoblins und ihres Hulks fallen im Vergleich etwas ab
Die Miniaturen der Hobgoblins und ihres Hulks fallen im Vergleich etwas ab

Hobgoblins sind, wie zu erwarten, grundsätzlich sehr schwach. Ihre Jacks und Striker sind den Menschen wertemäßig ähnlich, aber in der einen oder anderen Form schlechter. Ihre Fertigkeit, alle sechs angrenzenden Felder für Modifikatoren wie ihre drei Felder in der Front zu behandeln, gleicht das eher nicht aus. Dafür schicken die kleinen Spieler einen herausragenden Guard ins Feld: Den „Hulk Guard“. Dieser ist nicht nur sehr kräftig, sondern darf sich auch über drei Fähigkeiten freuen, die unter anderem Extrawürfel für Rüstungsproben gewähren.

Marsianer

Das erste Team, das nicht aus Mantics Warpath-Universum stammt, sind die Marsianer. Im Zuge des Mars Attacks!-Tabletop veröffentlichte Mantic auch ein entsprechendes Marsianer-Team für Dreadball. Und dieses ist nun als fünftes Team im neuen Erweiterungsbuch zu finden. Nach Ankunft einer kleinen Flotte im alternativen Universum von Warpath und Dreadball stellen sie mit Erschrecken fest, dass ihr alter Feind, der Mensch, hier das Universum erobert hat und kontrolliert. Mit ihrer kleinen Flotte können sie unmöglich das Universum erobern, aber wenn sie die Welt von innen infiltrieren, durch das fast religiöse Dreadball-Spektakel? So war der Plan gefasst, auf diese Weise mit der Eroberung zu beginnen. Und schließlich sind Krieg und Blutvergießen ihre Natur – und was zeichnet Dreadball aus, wenn nicht das?

Die bekannten Marsianer aus Mars Attacks! geben sich die Ehre mit Mantics Studiobemalung
Die bekannten Marsianer aus Mars Attacks! geben sich die Ehre mit Mantics Studiobemalung

Mit Sechser-Bewegung recht flink, sind ihre restlichen Werte allesamt durchschnittlich bis schlecht. Zudem sind sie fragil, wodurch bei Rüstungsproben immer ein Erfolg gestrichen wird. Ein schwieriges Team, welches die hohe Startzahl an Extrawürfeln bitter nötig hat.

Fazit

Mit Season 4 entwickelt Mantic das Spiel geschickt weiter und schenkt ihm eine ganz neue Dynamik. Auch die jüngsten Teams können überzeugen, fügen sie sich doch gut in die bisherige Linie ein und punkten zudem durch eine überwiegend gute Optik. Mit einem Listenpreis von 22,49 EUR (Marsianer 19,99 EUR) sind sie auch preislich äußerst fair. Von einigen Schwächen abgesehen, lassen sich Teams und Buch für bestehende Spieler sehr empfehlen. Aber auch neue Spieler dürfen hier nach Erwerb des Grundspiels schon zugreifen.

Für Fans, die alles haben wollen oder damit liebäugeln, verkauft Mantic derzeit auch wieder ein Komplettpaket. Dieses enthält neben dem Erweiterungsbuch auch die vier regulären neuen Mannschaften (keine Marsianer), die sieben MVPs (beim Einzelkauf aufgeteilt in zwei Boxen zu je 22,49 EUR) und die Box mit Fans und Cheerleadern (siehe Bild oben; Listenpreis 24,99 EUR). Die „Complete Collection“ ist exklusiv im Mantic-Shop zu einem Preis von 119,99 EUR erhältlich, was einer Ersparnis von 55,93 EUR bzw. 31,8 % entspricht.

Auf die nächsten Erweiterungen muss übrigens nicht wieder über ein Jahr gewartet werden: Season 5 und 6 werden noch in diesem Jahr erscheinen und ebenfalls wieder vier neue Teams mit sich bringen. Zudem freut sich der geneigte Spieler über den mittlerweile erschienen Ableger Dreadball Xtreme. In diesem eigenständigen Spiel wird die raue, brutale und unsanktionierte Untergrundvariante gespielt. Eine Rezension hierzu werden wir euch in Kürze liefern.

Artikelbilder: Mantic Games
Fotografien: Michael Fuchs

 

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