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Dracula ist das Urbild des Vampirs, und jeder moderne Blutsauger muss sich dem Vergleich mit ihm stellen. Bram Stokers Roman gehört zu den Klassikern der Horrorliteratur und prägt durch einen ganz eigenen und meist unerreichten Gruselfaktor.

Gemeinsam mit seinen zwei Mitstreitern Yvonne Wagner und Tim Fitzler plant Stefan Deutsch nun, den Urvampir persönlich auf eine Con zu holen, und das auch noch auf hoher See. Gefangen auf einem Segelschiff werden die Charaktere die letzte Fahrt der Demeter wenn schon nicht über-, dann zumindest erleben. Denn eins steht fest: Niemand wird die Ereignisse überstehen, die sich auf dem Schiff zutragen. In drei Akten wird so erzählt und erlebt, wie Dracula selbst dafür verantwortlich sein wird, dass jeder Passagier sein Ende findet.

Auf Operation Brainfuck stellt Stefan diesen außergewöhnlichen Con vor. Für alle, die keinen Platz mehr ergattern konnten, gibt es aber Hoffnung: Im März 2016 ist eine zweite letzte Fahrt geplant, dieses Mal mit internationaler Beteiligung.

Interview

Teilzeithelden: Hallo Stefan. Zuerst einmal danke, dass du dir die Zeit für ein Interview nimmst. Immerhin sitzt du gerade im sonnigen Tansania. Eure Seite gibt einen spannenden Einblick in die Con. Aber wie würdest Du ihn in wenigen Worten beschreiben? Was macht die Con so besonders?

Stefan: Die kürzeste Beschreibung ist Dracula und Segeln. Gespielt wird auf einem 44 Meter langen Segelschiff auf der Ostsee. Wir spielen ein Stück aus dem Roman Dracula, das im Buch zwar beschrieben ist, allerdings nur über das Logbuch des Kapitäns. Man weiß nicht genau, was dort passiert, außer dass niemand es überlebt hat. Deshalb eignet sich das fantastisch als Spielszenerie. Es ist eben Horror und Segeln.

Teilzeithelden: Das klingt schon mal spannend und insbesondere nach Horror für die Leute, die seekrank werden.

Stefan: <lacht> Ja, das ist natürlich beim Segeln so. Man kann zwar Tabletten nehmen, die machen einen üblicherweise aber auch ein bisschen müde. Wenn man weiß, dass man schnell seekrank wird, nimmt man natürlich eher nicht teil. Bei einem Schiff dieser Größe ist es aber eigentlich ungewöhnlich seekrank zu werden. Im Notfall gibt es Ingwertee, der hilft. Dazu denkt man im Oktober und November an Stürme, aber die See ist dann in der Regel ruhiger als im Frühjahr. Es gibt also gute Chancen, das zu überleben.

Teilzeithelden: Gut zu wissen. Ihr seid jetzt auch schon voll ausgebucht. Der Ansturm auf die Plätze war ziemlich groß.

Stefan: Ja, wir sind für dieses Mal schon komplett ausgebucht. Das ist wirklich toll.

Teilzeithelden: Was erhoffst du dir von der Con?

Stefan: Ich habe mein letztes größeres LARP vor 5 Jahren gemacht, deshalb war es mir wichtig wieder ein LARP zu machen, statt nur zu spielen und darüber zu reden. Außerdem wollte ich wieder einmal segeln gehen. Ich finde Die letzte Fahrt der Demeter spannend, weil es als Konzept noch nicht bespielt wurde.

Teilzeithelden: Warum gerade auf einem Schiff?

Stefan: Eine Con auf einem Schiff hat einen besonderen Reiz. Du hast dort diese Enge, du hast Isolation, du kannst nicht flüchten, du hast einen festen Tagesablauf durch das Segeln… Das sind alles Dinge, die diese Con noch einmal besonders machen, auch im Gegensatz zu einem Horrorcon an Land. Als Spieler ist eine spannende Erfahrung, weil man automatisch diesen Druck hat, Konflikten nicht aus dem Weg gehen zu können.

Die Geburt der Idee

Teilzeithelden: Du organisierst die Con ja nicht alleine, sondern zusammen mit zwei Mitstreitern. Wie habt ihr euch getroffen, und wie seid ihr auf die Idee gekommen zusammen eine so ungewöhnliche Con zu organisieren?

Stefan: Yvonne kenne ich schon ein paar Jahre. Wir hatten uns eigentlich getroffen, um über ein ganz anderes Projekt zu sprechen. In einer Gesprächspause habe ich gesagt, dass ich unbedingt mal eine Horrocon auf einem Segelschiff machen will. Ich dachte erst an Cthulhu, aber das hat mich selbst nicht überzeugt. Yvonne sagte nur „Dracula“. Und damit war eigentlich schon alles klar.

Tim kenne ich auch schon ziemlich lange, seit bald 20 Jahren. Mit ihm war ich schon öfter segeln und habe auch schon Cons mit ihm gemacht.

599px-Datt_högeste_unde_öldeste_water_recht_TitelTeilzeithelden: War es eine Herausforderung, ein passendes Schiff für die Con zu finden, und musste bei der Pippilotta viel Überzeugungsarbeit geleistet werden?

Stefan: Das erste Mal in meinem Leben gesegelt bin ich auf diesem Schiff, und das war ein LARP. Der gar nicht ungewöhnliche Teil ist, dass das Schiff seit über 10 Jahren für LARP verwendet wird. Die sind meistens so klein wie Die letzte Fahrt der Demeter es auch ist, weil halt nicht mehr Leute draufpassen, und sind, soweit ich weiß, bisher ausschließlich Piraten-LARP gewesen. Für Horror ist die Pippilotta bisher noch nicht genutzt worden.

Da Tim und ich die Pippilotta kennen und Skipper und Bootsleute offen für LARP sind, hat sich das Schiff für Die letzte Fahrt der Demeter angeboten. Da auch Schulfahrten darauf stattfinden, ist die Crew es gewohnt, mit ungewöhnlichen Situationen fertig zu werden und mit absoluten Landratten zu arbeiten.

Teilzeithelden: Ihr wollt den Vampiren im LARP eine neue Facette geben, ohne dabei Vampire Live zu spielen. Welche Nuance fehlt den Blautsaugern in deinen Augen bisher im LARP?

Stefan: Vampire Cons gibt es haufenweise, und auch Vampire im Fantasy-LARP habe ich schon oft erlebt. Aber dass jemand auf die Idee gekommen wäre Dracula zu bespielen, das kannte ich noch nicht. Für mich ist das eine spannende Herausforderung. Was uns reizt, ist auch der Gothic-Horror-Aspekt des 19. Jahrhunderts. Da ist einfach eine Menge drin: Die Moderne kollidiert mit dem Mystizismus; du hast Wissenschaftler, aber auch dieses unsterbliche Wesen, das Blut saugt und alles andere als wissenschaftlich ist. Diese Gegensätze finde ich total spannend.

Teilzeithelden: Das klingt so, als ob ihr mit diesem Horror des Unbekannten spielen wollt. Euer Vampir ist kein Monster, dem man nachts auflauert und mit dem Schwert draufschlägt, oder zu dem man tagsüber in die Krypta schleicht und einen Pflock reinrammt.

Stefan: Das kann man ja versuchen. Aber ja: Im Gegensatz zum Vampire Live spielt man keinen Vampir und das Innere der vampirischen Gesellschaft, sondern man spielt die Furcht vor dem Vampir und diese Unsicherheit und ebenso Schrecken und Angst. Und im Gegensatz zu Vampiren im Fantasy-LARP steht auf der letzten Fahrt der Demeter der durchgängige Horror im Vordergrund. Man weiß, dass dort ein Vampir an Bord ist, der quasi unbesiegbar ist. Es geht wirklich um die Angst vor dem Unbekannten, auch ein wenig um die Angst vor dem Monster im Menschen.

Teilzeithelden: Also dreht es sich auch um den Bezug zur Persönlichkeit der Charaktere. Die Spieler kommen vielleicht nicht direkt an eigene Grenzen, sollen sich aber mit dem Thema Monster im Menschen auseinandersetzen.

Stefan: Ja, und das ist auch typisch für Gothic-Horror. Du hast dabei immer diesen Konflikt, diesen Byronic Hero (Anm.: der Byron’sche Held ist eine Art des Antihelden): jemanden, der zu Gut und Böse fähig ist und eigentlich das Gute tun will, aber nur das Böse erreicht. Als Beispiel könnte man Dr. Jekyll und Mr. Hyde nennen.

Wie groß ist das Ganze?

Teilzeithelden: Mit 28 Spielerplätzen wird die letzte Fahrt ein relativ kleiner Con. Hättet Ihr den Con auch größer aufgezogen, wenn ihr ein größeres Schiff gefunden hättet, das für LARP zur Verfügung steht? Oder findet ihr gerade die Dynamiken in einer kleinen Gruppe spannend, wo ein Charakter nicht die Möglichkeit hat auszuweichen und gezwungen ist, sich auch mit den Charakteren auseinanderzusetzen, die er nicht wirklich mag?

Stefan: Ich weiß tatsächlich nicht, ob wir es auf einem größeren Schiff gemacht hätten. Mehr Spielerplätze sind für ein Spiel natürlich einfacher, was die Finanzierung angeht. Es ist aber auch der Aspekt, dass Horror in kleinen Gruppen besser funktionieren kann. Wenn man nur ein paar Leuten in einer kleinen Gruppe misstraut, ist man schon relativ auf sich allein gestellt. Man kann sich natürlich Verbündete suchen. Aber man ist mit wenigen Leuten auch in der Lage etwas zu bewegen und ebenso etwas zu blockieren. Das ist eine Spieldynamik, die ich auch sehr spannend finde. Und dazu kommt, dass auf einem größeren Schiffe diese Enge vielleicht nicht mehr gegeben wäre, die sehr zum Horror des Spiels beiträgt.

Das stellt uns natürlich auch vor logistische Herausforderungen. Man hat auf einem Schiff ja nicht die Möglichkeit, noch einmal eine Location im Wald vorzubereiten, oder hat noch einen zusätzlichen Raum zur Verfügung. Das geht auf der Pippilotta aber zum Glück ganz gut, da es dort einen Bereich gibt, den wir als SL-Bereich nutzen können, der von den anderen Schlafplätzen entfernt ist.

Teilzeithelden: Habt Ihr auch NSC auf der Con, und wenn ja, wie viele?

Stefan: Faktisch gibt es drei NSC und das sind wir als Orga. Davon abgesehen, gibt es keine weiteren Darsteller, die noch dabei sind. Mehr NSC brauchen wir auch nicht, da das Spiel auf drei Faktoren basiert: Dracula, das Segeln als strukturierenden und auch beschränkenden Faktor und Player vs. Player. Das heißt, es wird Charaktere geben, die aufgrund unterschiedlicher Motivation gegeneinander arbeiten. Es ist ja auch in Horrorspielen immer ein klassisches Motiv, dass man auch Leute hat, die auf der dunklen Seite sind. Daher rührt dann das gegenseitige Misstrauen. Aber Dracula wird auftauchen, auch wenn es keine NSC gibt. Wie auch immer das passieren wird.

Teilzeithelden: Was können denn die Spieler von diesem Con für sich erwarten? Sie spielen ja keine Charaktere, die sie hinterher noch woanders spielen können. Es scheint ja schon sehr final für sie zu sein, wenn das Schiff schließlich im Hafen einläuft.

Stefan: Tatsächlich ist das Einzige, was feststeht, dass keine lebende Seele in London ankommt. Also Dracula ist allein auf dem Schiff und niemand hat überlebt, der an Bord ist. Ob die Leute an Bord während der Fahrt ins Wasser gesprungen oder auf andere Art und Weise geflüchtet sind, weiß man halt nicht, das hängt von den Spielern ab und vom Spielverlauf. Es wird garantiert auch Charaktere geben, die es nicht überleben, und wir denken, dass das die Mehrheit werden wird. Wir werden nicht herumlaufen und Todesstöße verteilen, das wird im Wesentlichen durch die Spieler selbst gesteuert.

Wir spielen mit der Opferregel, das heißt im Endeffekt kann jeder Spieler für sich selbst entscheiden, ob etwas seinen Charakter tötet oder nicht.

Teilzeithelden: Was macht Ihr mit den Spielern, die ihren Charakter vor dem Ende der Cons verlieren? Bekommen die eine andere Rolle, oder schauen sie sich das Ende gemütlich von einem OT-Platz aus an?

Stefan: Wir haben dafür eine etwas ungewöhnliche Lösung. Im Prinzip ist es ausgeschlossen, dass vor dem letzten Akt ein Charakter stirbt; einfach indem wir per Spielregeln definieren, dass in den ersten zwei Tagen niemand stirbt. Das hat organisatorische Gründe, aber auch dramaturgische. Das Spiel soll sich zu einem Höhepunkt hin entwickeln und die Spannung soll sich steigern. Wenn direkt jemand stirbt, ist das nicht nur für den Spieler selbst blöd, sondern nimmt auch für die anderen die Luft raus, da die Angst vor der unbekannten Gefahr dann schon einen konkreten Anlass hat. Dann beschäftigen sich alle mit dem Toten statt mit der Angst vor dem Tod.

Und das alles läuft mit der Opferregel. Das heißt, wenn jemand entscheidet, dass etwas so bescheuert oder so heftig war, dass sein Charakter schon im ersten Akt das Zeitliche segnet, haben wir eine neue Rolle für die Person. Das ist natürlich immer etwas schwierig, da der Spieler mehr weiß, als sein neuer Charakter wissen würde. Da werden wir dann schauen, dass wir das so regeln, dass es für den Spieler nicht blöd ist. Wir spielen aber sowieso mit recht offenen Karten. Zwar gibt es Geheimnisse, aber der Spielablauf an sich ist ja nicht geheim. Von daher wird das kein Problem sein.

Teilzeithelden: Ich finde es schön, dass dadurch, dass das Ende der Charaktere festgelegt ist, die Spieler ohne den Druck spielen können, auf alle Fälle überleben zu müssen, um die nächste Con besuchen zu können. So kann der Weg zum Charaktertod sehr intensiv erlebt werden.

Stefan: Genau. Die Idee ist auch, sich zu überlegen, wie wäre es denn besonders passend für diesen Charakter zu sterben oder wahnsinnig zu werden, oder welches Schicksal er oder sie auch immer erleidet. Dann kann man darauf hinspielen und schauen, was mit dem Charakter passiert, und wie die Ereignisse ihn zerreißen könnten. Dadurch kann man es sehr viel mehr genießen. Das funktioniert nicht immer und nicht für jeden, aber ich persönlich habe damit sehr gute Erfahrungen gemacht.

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Ein Spiel in drei Akten

Teilzeithelden: Du sprachst von den Akten. Damit habt ihr eine sehr ungewöhnliche Struktur für eine Con gewählt. Wie genau wird das funktionieren?

Stefan: Wir haben festgelegt, dass es drei Akte gibt, die von Donnerstagmittag bis Freitagmittag, von Freitagmittag bis Samstagmittag und von Samstagmittag bis Spielende gehen. In den verschiedenen Akten gelten verschiedene Spielregeln. Im ersten Akt kann einem Charakter im Prinzip nicht viel passieren, im zweiten Akt kann man sich verletzen, aber eigentlich nicht sterben und im dritten Akt kann man eigentlich nicht überleben.

Teilzeithelden: Und ihr habt nicht nur drei Akte, sondern auch drei Arten von Charakteren: Protagonisten, Assistenten und Freigeister. Was hat es damit auf sich?

Stefan: Wir haben diese drei Charakterkategorien oder Rollentypen gemacht, um darauf einzugehen, wie die Leute von unserer Seite aus ihr Spiel gestaltet haben wollen, also wieviel Freiraum und wieviel Anbindung sie haben wollen. Je nach gewählter Kategorie wird ein Spieler von uns mehr oder weniger in den Plot eingebunden. Protagonisten sind z.B. direkt eingebunden, während Freigeister sich ganz frei bewegen können, dafür aber auch nicht viel Input von uns bekommen. Von den Anmeldungen her zeigt sich, dass das Mischungsverhältnis gut passt.

Teilzeithelden: Hattet ihr da eine Zahl im Kopf, dass es wenigstens X Protagonisten werden müssen, damit die Con funktioniert?

Stefan: Wir hatten im Kopf, dass es wenigstens drei bis sechs werden sollten, auch um das Spiel anzutreiben, damit wir als SL nicht das Spiel anschieben müssen. So geben wir mehr in Spielerhände, wie sich das Spiel entwickelt, was den Spielern wesentlich mehr Spaß bringen wird. Ich hätte mit mehr Freigeistern gerechnet, aber von den Protagonisten her entspricht es ziemlich genau unseren Erwartungen.

Teilzeithelden: Welche Erwartungshaltung sollen denn die Spieler mitbringen?

Stefan: Das klingt jetzt ein bisschen blöd, aber die Bereitschaft sich zu fürchten, ist schon wichtig. Wir können von niemandem erwarten, dass man sich fürchtet, aber dass man offen ist, sich in Situationen zu begeben, die Angst machen. Also sich zum Beispiel irgendwo hineinzuschleichen, wo es dunkel ist.

Die Bereitschaft, sich auf Klischees einzulassen, ist auch wichtig. Sich auf Dinge einzulassen, die nicht vernünftig sind, ist da sehr wichtig. Wenn es niemand tut, tut es niemand, aber es ist natürlich viel cooler, wenn es jemand tut. So kann man unter Umständen auch für andere Leute Situationen erzeugen, die etwas mit Horror zu tun haben. Da geht man eben mal alleine in den Keller.

Teilzeithelden: Alleine mit der einzelnen Kerze und im Nachthemd auf den Dachboden…

Stefan:<lacht> Genau, genau! Das sind Horrorklischees, die muss man eigentlich nutzen. Aber im Ernst: Wir haben ein paar Ideen, dass es für Spieler Sinn macht, das zu tun. Beispielsweise muss man auf dem Schiff Ankerwache halten, wenn man vor Anker liegt, um sicherzustellen, dass der Anker sich nicht löst. Das heißt, man sitzt im Zweifelsfalle nachts nicht nur als Charakter, sondern auch als Spieler alleine da und wacht. Man hält vielleicht auf manchen Cons Wache, aber hier ist es tatsächlich notwendig, dass es getan wird. Nachts alleine auf einem Schiff Wache halten kann schon gruselig sein, wenn man weiß, dass ein Vampir unterwegs ist. Da kann man noch einen draufsetzen und zum Beispiel während der Wache alleine eine Runde über das Schiff drehen.

Und was braucht man alles?

Teilzeithelden: Sollten die Spieler sonst noch an etwas denken?

logo_demeter_NeuStefan: Warme Kleidung sollten sie mitbringen, und auch die Bereitschaft zum Segeln. Das Schiff funktioniert nur, wenn man mit genug Leuten daran arbeitet.Es viele Aufgaben: vom Messing polieren zum Klo putzen übers Segel setzen bis hin zum Anker lichten. Man kann sogar am Steuer dieses Dreimasters stehen, was ein unglaubliches Gefühl ist. Wenn jemand sagt, dass an einem Mast die Segel gesetzt werden müssen, müssen sich genug Leute dafür finden. Sonst geht’s nicht. Aber wenn jemand auf eine Segelcon fährt, gehen wir mal davon aus, dass die Person auch segeln will.

Teilzeithelden: Aber es gibt auch genug Aufgaben für Landratten, die noch nie ein Segel gesetzt haben?

Stefan: Das Tolle ist, dass du immer eine Anleitung kriegst. Man lernt das sehr schnell; das ist nicht so kompliziert wie ein Einhand-Segler. Und dadurch, dass viele anpacken, funktioniert das super. Klar, es gibt immer mal einen Punkt, an dem es nicht funktioniert, aber so ein großes Schiff verzeiht einem auch ein paar Dinge.

Teilzeithelden: Wie viele Spieler, die sich angemeldet haben, haben denn schon Segelerfahrung?

Stefan: Ich glaube, das Verhältnis ist ungefähr 50:50. Da spielt auch die persönliche Einschätzung mit rein. Wir haben einen Spieler, der 20 Jahre lang Marineoffizier war und vollkommene Segelneulinge. Es ist super, wenn man zusätzlich zur Mannschaft noch Leute mit Erfahrung hat. Wenn das Schiff voll belegt ist, kann man sich schon mal vor Aufgaben drücken, aber wenn sich alle drücken, geht es nicht mehr voran.

Teilzeithelden: Ich kann mir gut vorstellen, dass gerade diejenigen, die noch keine Erfahrung mit dem Segeln haben, das alles ausprobieren wollen.

Stefan: Wann hat man sonst schon die Gelegenheit, das alles auszuprobieren? Es ist ein Großsegler, das heißt du hast diese unglaublich großen Segel, die du hochziehst. Das ist zwar anstrengend, macht aber auch Spaß.

Teilzeithelden: Wenn du Großsegler sagst, klingt das für Landratten wie mich nach einem sehr großen Schiff. Wie groß sind denn da jetzt die Kabinen?

Stefan: Es gibt verschiedene Kabinengrößen, aber im Prinzip spielt sich das auf wenigen Quadratmetern ab. Zumindest zum Schlafen. Es gibt mehrere Kabinen in verschiedensten Größen mit bis zu 10 Betten. Aber es gibt große Bereiche, in denen man sich aufhalten kann; sowohl draußen als auch unter Deck im großen Essensbereich.

Teilzeithelden: Kannst du dir vorstellen, so etwas noch einmal zu organisieren?

Stefan: Es wird im März 2016 einen internationalen Re-Run geben.

Teilzeithelden: Es ist auf jeden Fall kein einmaliges Projekt, das man durchzieht und sich dann anderen Dingen zuwendet.

Stefan: Ich werde natürlich auch andere Sachen machen. Diese zwei Runs haben unterschiedliche Aspekte.

Teilzeithelden: Wie ist das mit der Sicherheit auf hoher See?

Stefan: Es gibt eine Sicherheitseinweisung. Und natürlich ist es schon etwas anderes als auf einer Burg: Man muss den Leuten schon sagen, dass es keine gute Idee ist, nachts von der Reling zu pinkeln. Das ist die Haupttodesursache für männliche Segler. Da fällst du von Bord und keiner hört dich mehr. Deshalb machst Du auch keine Nachtwache komplett alleine.

Teilzeithelden: Nach all diesen Informationen sind wir auf jeden Fall gespannt, wie die erste letzte Fahrt der Demeter verlaufen wird. Vielen Dank für das Gespräch!

Artikelbilder: Operation Brainfuck

 

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