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Jetzt, wo es immer mehr auf den großen Marvel-Reset zugeht, werden die Geschichten größer, umfangreicher und noch epischer. Das neue Crossover zwischen Avengers & X-Men behandelt den Kampf der vereinten Superheldenkräfte gegen Red Onslaught. Dieser Ausgeburt des Hasses entstand nach einer Welle drastischer Zwischenfälle: Cyclops tötete Professor Xavier, Red Skull bemächtigte sich des Gehirns des Professors. Der faschistische Red Skull indes inhaftierte Mutanten und Andersmenschen auf Genosha, einer Insel. Dort wurde er von Magneto getötet, doch dadurch wurde nur das Chaos heraufbeschworen. In einer Explosion wurde Red Skull zu Red Onslaught, einem telepathischen Titanen, der Wellen des Hasses in alle Richtungen aussendet. Abgefahren? In der Tat!

Handlung

Steve Rogers ist alt. Als das Supersoldatenserum aus seinem Körper schwand, war er nicht mehr fähig, Captain America zu sein. Sam Wilson, bekannt aus den Filmen als Falcon, wurde der neue Cap. Daher kann Steve auch nur als begnadeter Taktiker koordinieren, als die Avengers sich in dem von Pflanzen überwucherten Los Angeles dem Uraltgegner Plantman stellen. Doch irgendwas geht grundsätzlich schief, denn plötzlich beginnen sich Wasp, Iron Man, Thor, Vision und Hulk gegenseitig zu bekämpfen. In allen bricht Hass auf die anderen aus. Erst mit der Hilfe von Starks Technologie können sie sich wieder fangen. Und als sie feststellen, dass überall auf der Welt Hass und Gewalt ausbrechen, wechselt der Ort der Handlung.

Havoc, Scarlet Witch, Rogue und Magneto stehen einer gigantischen Kreatur gegenüber, die dabei ist, in ihrem Hass die Mutanteninhaftierungs-Insel Genosha einzuäschern und alles zu töten, was sich bewegt. Der Kampf sieht nicht gut aus. Als Magneto Quentin Quire (ein weiterer Omega-Stufe-Mutant, wieder aufgetaucht in Infinity), Cyclops und Genesis befreit, wendet sich das Blatt nur temporär. Dann aber erscheint der Cyborg Ahab und greift die Verteidiger an. Als Red Onslaught dann auch noch Wanda übernimmt und sich damit ihrer realitätsformenden Kräfte bemächtigt, sieht alles nach einem erneuten Decimation-Event aus. Doch Rogue kann sie noch im allerletzten Moment stoppen. Viel hilft das allerdings nicht.

Weswegen sich dann aber X-Men, Inhumans, Uncanny X-Men, Stephen Strange und sogar Deadpool, Doctor Doom, Carnage und alle möglichen anderen Gestalten einmischen, soll hier nicht verraten werden. Möglicherweise hängt es mit dem Auftauchen zweier Adamantium-Sentinels zusammen. Oder mit etwas, was Tony Stark während des Civil War getan hat und bislang geheim hielt?

Charaktere

Genau genommen steht kein Charakter in diesem Comic in erster Reihe. Tony Stark, Magneto und Doctor Strange bekommen kurze, genauere Szenen. Der Rest geht jedoch in furiosester Action unter, das ist aber hier nicht negativ gemeint. Viel eher bekommt fast jeder Held und Antagonist kurze, intensive Momente, um seine oder ihre charakteristischen Kräfte einzusetzen.

Das Gewirr an Akteuren wird zwischenzeitlich so groß, dass es fast schwer fällt, Schritt zu halten. Manchmal geschah es sogar, dass ich von einem Panel, welches durch Bewegungsunschärfe nicht direkt zu erkennen war, wieder zurückgehen musste, um zu verstehen, wer nun gerade was tut. Das ist stellenweise etwas zu viel des Guten, auch wenn es im Gesamtkontext gefällt.

Zeichenstil

Rick Remender stampft hier eine Crossovergeschichte aus dem Boden, die sich gewaschen hat. In meiner bisherigen Comicleser-Laufbahn habe ich wenig derart Episches gelesen, auch wenn ich schon die großen Kämpfe in Infinity überwältigend fand.

Da tut es fast gut, dass die Panels von Adam Kubert nicht überstilisiert und zu voll von Details sind. Fast schon erinnert der Zeichenstil an die mittleren 90er Jahre und das ist gut so. Klare Formen, nicht zu viel Lichtspiel, dafür jedoch gewaltig viel Farbe. Elemente in weiterer Entfernung vom Betrachter als die nahen erhalten weniger Details, wirken fast nur noch wie Konturen. Immer wieder erhellen gleißend helle Lichteruptionen von angewandten Kräften die Panels. Das Ganze in Summe unterstützt die Epik des Comics sehr gut, macht ihn fast zu einem einzigartigen Erlebnis.

Preis-/Leistungsverhältnis

Der Comic ist ein 68-seitiges Feuerwerk purer Action, nur minimal unterbrochen durch Zwischenszenen oder Erinnerungen. Das Aufgebot an Akteuren ist so hoch, dass man a) die Helden kennen muss (manchmal fallen keine Namen) und b) viele Panels nochmal lesen muss. Definitiv kein Stoff für Anfänger, dafür aber eines der epischsten Geschehnisse der Marvel-Geschichte. Die 5,99 EUR scheinen dafür angemessen zu sein, auch wenn die gängige Reaktion kein „Wie toll, das muss ich nochmal lesen!“ sein wird, sondern ein „What the f….“.

Erscheinungsbild

Axis 2 Panini Marvel TeaserDas Frontcover deutet bereits den Epik-Faktor an, der sich im Inneren verbirgt. Oben die Helden, angeführt wieder einmal von Iron Man aka Tony Stark, ein lichtdurchflossenes Logo, darunter Red Onslaught in einer Welle von Feuer. Papier und Haptik entsprechen dem üblichen Panini-Standard.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Panini Comics
  • Autor(en): Rick Remender
  • Zeichner(in): Adam Kubert
  • Erscheinungsjahr: 2015
  • Sprache: Deutsch
  • Format: Softcover
  • Seitenanzahl: 68
  • Preis: 5,99 EUR
  • Bezugsquelle: Amazon

 

Bonus/Downloadcontent

Auch hier geht Panini nach dem bekannten Habitus vor und liefert die originalen, wie auch Variant-Cover der US-Ausgaben. Des Weiteren bieten kleine Infokästen am Anfang und am Ende wertvolle Randinformationen.

Fazit

Heiliger Bockmist, geht das ab! Da geben sich Helden um Helden die Klinke in die Hand und bekommen tüchtig eins aufs Maul. Scarlet Witch ist kurz davor, einen weiteren M-Day auszulösen und dann mischen sich X-Men, Inhumans und so ziemlich alles, was Rang und Würde im Marvel-Universum hat, in den Kampf gegen Red Onslaught ein. Sogar Feinde wie Magneto, Carnage und Doctor Doom sind dabei. Wohin soll das alles nur führen?

Und genau da beginnt das Problem der vierteiligen Miniserie. Sie beginnt mit einem Knall, der von hier bis Latveria scheppert und setzt dabei auf einem Level an, das in den nachfolgenden Bänden nur schwer getoppt werden können wird. Oder versucht sich hier Marvel an einem Dragonball-ähnlichen Endkampf, der sich über volle vier Bände hinzieht? Wir werden es sehen.

Axis #01 macht Spaß, gelesen zu werden und es ist ein Fest, den Akteuren bei ihren Kräften zuzusehen. Immer wieder wird etwas Neues, noch gefährlicheres, aus dem Hut gezaubert und der Kampf geht in eine weitere Runde.

Spaß ja, aber letztendlich vielleicht doch zu viel des Guten mit zu vielen Akteuren zu Lasten der Übersicht.

Daumen4Maennlich

Artikelbilder: Panini Comics

 

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