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Mittlerweile gibt es für so ziemlich jedes Rollenspiel dort draußen einen eigenen instrumentalen Score. Klangwerk heißt das Album, das für Dungeonslayers erschienen ist. Es wartet mit 21 Tracks auf, welche die unterschiedlichsten Stimmungen bedienen. Also alles, was eine „altmodische“ Rollenspielgruppe so braucht um ihr Spiel passend zu untermalen. Oder?

Vorweg muss ich sagen, das ich Dungeonslayers noch nie gespielt habe und auch mit seiner Welt Caera nicht vertraut bin. Somit werde ich wahrscheinlich so manchen Track-Titel missdeuten, dessen Bezeichnung einem eingelesenen Spielleiter sicher mehr sagt als mir. Jeder, der also Geschehnisse und Orte aus den entsprechenden Regelwerken kennt, hat einen klaren Vorteil.

Tracks

Track 01: Bucht von Ardell

Was zunächst sanft und geheimnisvoll mit tiefen Flötenklängen beginnt, schlägt um in ein treibendes Getümmel aus Trommeln, Streichern, Posaunen und Chören. In meiner Fantasie wird hier ein Strand erstürmt, oder es findet zumindest ein hitziger Kampf in der Brandung statt. Leider ist das Intro mit 20 Sekunden ein wenig zu kurz geraten, als dass der Spielleiter es zum Untermalen eines Hinterhaltes nutzen könnte. Schade.

Track 02: Hauch der Eismaid

Sanfte Streicher und eine Harfe vermitteln ein Gefühl von klirrender, jedoch nicht bedrohlicher Kälte. Trompetentöne und verhaltene Chöre sowie ein leises Glockenspiel und eine Flöte verstärken die Stimmung. Ein hörbarer Wind, der clever in das Stück eingebaut wurde, fegt über die Gruppe von frierenden Helden hinweg und lässt die Schneeflocken tanzen, während sie voran stapfen. Die Kälte setzt ihnen zu, doch noch ist nichts verloren. Die verschneite Landschaft bietet ein atemberaubendes Panorama. – Gefällt mir.

Track 03: Celmas Fall

Wind fegt über ein Schlachtfeld. Männer marschieren und Pferde wiehern nervös. Dann prallen die Armeen aufeinander und die Schlacht beginnt. Soldaten schreien und Waffen klirren. Untermalt wird all dies von harten Trommeln, Hörnern, Posaunen, Streichern und einer klagenden, weiblichen Stimme. Ab und an klingt auch das widerliche Geifern einer Bestie durch das Getümmel.
An und für sich ein sehr gutes Stück um eine Schlacht zu untermalen. Nur sind mir persönlich manche Passagen etwas zu sanft gehalten und das wahre Chaos einer tobenden Schlacht kommt nur wenig zur Geltung. Aber vielleicht kann man dieses Stück auch benutzen, um die Erzählung einer längst vergangenen Schlacht durch einen NSC zu untermalen. Das nahezu pathetische Ende würde sehr gut dazu passen.

Track 04: Nachtwache

Wer kennt es nicht? Die Gruppe lagert irgendwo in der Wildnis und dem eigenen Charakter fällt es gerade sehr schwer, seine Pflicht zu erfüllen und die Augen in der Nacht offen zu halten. Das Knistern des Feuers, das Zirpen der Grillen und das leise Quaken der Frösche des nahen Flusses tun ihr übriges. Langsam fallen die Augen zu und der Charakter driftet in einen seltsamen Traum. Ein schönes, stimmungsvolles Stück. Mal nicht das typische „Nachtangriff“-Szenario. Ein langsamer, dumpf getrommelter Herzschlag und ätherische Synthesizer Klänge verweben sich zu hervorragender Traum-Untermalung.

Track 05: Die Wüste von Shan Zasar

Langsam zieht die Karawane dem Sonnenuntergang entgegen. Der größte Teil der Strecke liegt hinter ihnen und die sengende Sonne verschwindet hinter den Dünen. Alle sind erschöpft und bald wird das Nachtlager aufgeschlagen.
Trommeln, Streicher und Duduks bilden hier den Großteil der Klangkulisse ab. Dazu fließt ein leiser Chor ein und Zimbeln setzen einen langsamen Takt über dem recht schnellen Grundrhythmus.

Beinahe klassisches „Tausend und eine Nacht“-Feeling.

Track 06: Freisturmtanz

Marktplatz, Festivität, oder ähnliches. Ein netter, kurzer, mittelalterlich angehauchter Tanz. Zimbeln, Trommel, Leier und Alt-Flöte. Ein bisschen arg kurz vielleicht.

Track 07: Geisterreiter von Aik-Amokan

Eine Gruppe schattenhafter Gestalten zieht in einiger Entfernung an den Helden vorbei. Trauen sie sich an die geisterhaften Erscheinungen heran?

Ein Glockenschlag, unheimliches Heulen, leises Wiehern und seltsamer Gesang, langsam donnernde Trommeln und knarrendes Gebälk, gepaart mit düsterem Kehlkopfgesang. Ja, durchaus zum Gruseln geeignet.

Track 08: Erinnerungen an Nai Antell

Streicher, Streicher und nochmals Streicher. Ab und an eine Posaune und hier und da eine leise, dumpfe Trommel. Dieses Stück erinnert fatal an die Soundtracks einiger 80er-Jahre-Fantasy-Streifen und/oder Computerspiele. Klar, diese haben bisweilen schon Kultstatus erreicht, aber leider wird das hier nicht klappen. Uninspiriertes Sample-Gedudel.

Track 09: Tempel von Aldomer

Die Helden stehen vor dem Ziel ihrer Queste. Die riesigen Türme des düsteren Tempels ragen vor ihnen auf und das Portal zu seinem Inneren erscheint ihnen wie der Eingang zu einer düsteren Vorhölle, bedrohlich und mysteriös.
Eine eindringliche, einfache Piano-Melodie, unterlegt mit schönen Streichern, Posaunen und tollen gruseligen Effekten. Ein sich langsam in den Vordergrund drängender Rhythmus vermittelt Dringlichkeit und schürt Angst, der schöne Break gen Ende tut sein übriges. Klasse!

Track 10: Die letzten Tage von Lorin

Vögel zwitschern, Glocken rufen zur Andacht. Doch etwas Bedrohliches liegt in der Luft, während die Mönche ihren Gebetsgesang anstimmen. Ein tiefer Basston liegt unter den Samples. Dann donnern plötzlich Kriegstrommeln und der Gesang wird jäh verzerrt und hallend. Die Vögel zwitschern weiter, während das Unheil, begleitet von harten, verzerrten Gitarrenriffs und Donnerhall, über das Kloster/die Stadt hereinbricht! Unheilvolles Flüstern übertönt die Chöre und die Mönche verhallen in der Ferne. Wow! Was für ein tolles Stück!

Track 11: Freie Lande

Ein typischer „Heile Welt“-Track. Alles ist sonnig, hübsch und friedlich. Die Helden reiten/laufen langsam durch grüne Wiesen und Wälder, vorbei an freundlichen Bauern und deren Vieh. Fast erwartet man, Kinder durch die Felder hüpfen zu sehen.
Der Track könnte allerdings auch als Thema einer kleinen, freien Stadt herhalten, um erst einmal einen Eindruck von der pastoralen Szenerie zu gewinnen – bevor der Spielleiter die Spannungskurve langsam steigen lässt. Hübsch anzuhören, aber nichts Besonderes.

Track 12: Die Tiefen des Kynbur

Wind heult und langsam und bedrohlich nehmen die Streicher eine Melodie auf. Klagender Gesang ertönt und bedrohlich wummernde Trommeln unterstreichen Posaunen und Oboe, die langsam und getragen von Trauer und Einsamkeit künden. Dann ändert das Stück die Richtung und wird noch bedrohlicher, wuchtiger, heldenhafter.

Die Gruppe steht vor einer schweren Entscheidung und die Zeit drängt!

Viele der Stücke korrespondieren zu Orten in der Spielwelt.
Viele der Stücke korrespondieren zu Orten in der Spielwelt.

Track 13: Die Rebellen von Kait
Die Musik vermittelt zunächst durch die unter anderem gezupften Streichinstrumenten, Trommeln, Flöten, Steel Drum Percussions und heroischen Posaunen den Eindruck einer etwas klischeehaften Rebellentruppe. Fröhliche Kerle, die im Wald leben und von den Reichen stehlen, bzw. darauf hinarbeiten, das Regime zu stürzen. Aber durch die Trommeln kommt auch ein etwas ernsterer, militanterer Ton ins Spiel. Schön.

Track 14: Ankunft in Metritch

Aufgrund der Musik und in Unkenntnis des Settings dieser Stadt, vermute ich, dass es sich nicht unbedingt um eine Hauptstadt handelt, sie aber ein (arkanes?) Geheimnis birgt, das den Spielern noch einige Probleme bereiten wird. Ein sehr schöner Stimmungswechsel von pastoral und friedlich, über leicht sonderbar zu brachial und bedrohlich.

Track 15: Im Land der Söldnerprinzen

Herausforderungen und reiche Schätze erwarten jeden, der sich unter dieser Musik ins Abenteuer wirft! Schnelle Trommeln und asiatisch angehauchte Flötenklänge begleitet von dezenten Streichern und schönen Vocals bilden ein sehr stimmungsvolles Gerüst zum Auftakt einer neuen Chronik, oder für die Vorstellung eines wichtigen NSCs.

Track 16: Weisungen von Ynnari

Düstere Prophezeiungen und dunkle Magie, tiefe Kavernen in denen die Finsternis regiert:
Oboe, Fagott und Streicher sowie dezente Chöre bilden zusammen mit schönen Hintergrundeffekten eine durchaus stimmungsvolle Klangkulisse. Sicher gut einzusetzen im oben genannten Zusammenhang.

Track 17: Die Wartenden von Nieneim

Wieder ein schön düsteres Stück. Mir gefallen besonders die sehr leise eingespielten Chöre, die sich stark im Hintergrund halten und schon fast unbewusst auf das Ohr treffen. Kontrabass und Posaunen bilden eine schwere, bedrohliche Atmosphäre. Geprägt von Trägheit und der Unausweichlichkeit des Schicksals.

Track 18: Bal Darac

Thema eines Kriegsfürsten? Markante Männerchöre und wuchtige Trommeln, ein Dudelsack und Hammerschläge! Eine gewaltige Armee zieht am Horizont auf! Krieg ist unvermeidlich! Helden werden gebraucht!

Track 19: Hohen Kron

Ätherische Stimmen und teils schnelle, dann wieder sanfte Streicher, ein leises Glockenspiel. Sehr schön arrangiert.

Eine übernatürliche Macht greift ins Geschehen ein, oder die Gruppe begegnet einem Wesen von sehr großer Macht, das entweder neutral ist, oder auf ihrer Seite steht. Gefällt mir.

Track 20: Die üblichen Abenteurer

Ein generisches Titelthema für die Abenteurergruppe zu komponieren, das hat sich meines Wissens nach noch niemand getraut. Aber es ist durchaus gut gelungen.

Das Stück kommt ein wenig wie die Titelmusik einer Serie daher. Heroisch und aufbauend, eingängig und Stimmungsvoll. Fast wirkt es, als wäre es absichtlich in zwei Teile geteilt, in Titel- und Endmelodie des Abends. Nette Idee.

Track 21: Endkampf

Jetzt geht es zur Sache! Donnernde, brachiale Trommeln und Posaunen! Schneller Rhythmus und krachende Effekte. Die Zeit drängt und der Gegner ist von großer Macht! Lasst es uns angehen!

Leider ist auch dieses Stück für meinen persönlichen Geschmack etwas zu kurz.

Exklusiv liegt dem Soundtrack ein Abenteuer bei
Exklusiv liegt dem Soundtrack ein Abenteuer bei

Emotionalität

Die Meisten der Stücke verstehen es, eine sehr schöne Stimmung aufzubauen, trotz eines großen Defizits auf das ich noch zu sprechen kommen werde. Daher schon einmal hier: Meine Hochachtung an die Macher.

Nur ein Stück hat mich wirklich enttäuscht. „Erinnerungen an Nai Antell“ kommt so generisch und langweilig daher, dass es einfach keinen Spaß macht, es anzuhören. Im krassen Gegensatz zu allen anderen Stücken auf diesem Album wirkt es unüberlegt und uninspiriert. Was wahrscheinlich traurig und melancholisch klingen sollte, wirkt einfach nur platt, wie Fahrstuhlmusik. Da kommt so gar keine Emotion auf.

Verwendbarkeit

Fast alle Stücke sind sehr gut verwendbar. Ob nun im Setting, für das sie geschaffen wurden, oder in jeder anderen Fantasy-Welt.

Preis-/Leistungsverhältnis

Für 12,99 EUR bekommt man eine volle Ladung sehr guter Fantasy-Stimmungsmusik. Und noch dazu ein kleines Abenteuer.

Erscheinungsbild Cover/Verpackung

Dungeonslayers Klangwerk Soundtrack Uhrwerk Verlag CoverDas Cover der CD zeigt die klassische Dungeon-Crawl-Abenteurergruppe, im Kampf mit Untoten und Skeletten. Elfische Magierin, menschlicher Bogenschütze und Zwergenkrieger.

Die harten Fakten:

  • Komponist: Ralf Kurtsiefer
  • Erscheinungsjahr: 2015
  • Format:Audio CD
  • Spieldauer
  • ASIN: 978-3958670082
  • Preis: 12,99 EUR
  • Bezugsquelle:Amazon

 

Bonus/Downloadcontent

Das Booklet enthält ein exklusives Kurzabenteuer für Charaktere der Stufen 5-8 von Andreas Melhorn.

Fazit

Ein schönes Werk, das sicherlich viel Spaß und Stimmung am Rollenspiel-Tisch mit sich bringt.
Beinah alle Stücke lassen sich auf die eine oder andere Weise in einer Fantasy-Runde verwenden und bieten eine sehr gute Klangkulisse, die sich durch Einfallsreichtum und geschickt eingesetzte Samples von anderen Werken ihres Genres abhebt.

Aber das Sampling ist es leider auch, was die Suppe ein klein wenig versalzt. Mir ist bewusst, dass sich nicht jeder ein volles Orchester (oder auch nur ein halbvolles) leisten kann, um seine musikalischen Träume zu verwirklichen. Daher werde ich auch keinen Punkteabzug in der Gesamtwertung geben. Doch ist in einigen Stücken leider nur allzu deutlich hörbar, dass computergenerierte Instrumente und Voice-Samples verwendet wurden. Das geht besser, da bin ich sicher.

Alles in allem jedoch ist es den Komponisten gelungen, eine wirklich tolle, stimmungsvolle Klangkulisse auf die Beine zu stellen, die ihresgleichen sucht. Mit diesem Werkzeug ein solch beeindruckendes „Klangwerk“ zu schaffen, ist nicht einfach und verdient daher Respekt und eine positive Wertung!

Daumen5maennlich

Artikelbilder: Uhrwerk Verlag

 

2 Kommentare

  1. Kurz zu Track 03…….wegen den Sanften Tönen…..Ich wollte so ein bisschen zum Ausdruck bringen das ne schlacht eigentlich eine Traurige Angelegenheit ist. Aber deine Sicht der dinge ist natürlich vollkommen berechtigt….ist nur zur Erklärung :-)

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