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Vampire Live ist ein Paradebeispiel dafür, dass Charaktere gegeneinander arbeiten und versuchen, sich gegenseitig auszustechen. Aber auch in anderen Rollenspielen ist das Gegeneinander der Charaktere ein Bestandteil des Spiels, der für viel Spannung sorgen kann. Die Charaktere der SL sind dabei keine Ausnahme und können wirklich formidable Gegner sein, zumal sie sich oft in sehr mächtigen Positionen befinden. So jemanden zu übertrumpfen, verspricht einen ungeheuren Zuwachs der eigenen Macht.

Umso ärgerlicher ist es, wenn einfach kein Plan Erfolg hat und das Gefühl zurück bleibt, dass z.B. eine SL ihre Machtposition und Offplay-Wissen ausnutzt, um den eigenen Charakter unbesiegbar zu machen. In einigen Fällen mag das auch zutreffen, meistens ist dies aber eine einseitige Herangehensweise. Denn nur, weil dein Charakter gegen einen SL-Charakter vorgehen kann, heißt das nicht, dass du einen Anspruch darauf hast, auch Erfolg zu haben.

Schwarze Schafe

Schwarze Schafe gibt es überall. Das sind Spielleitungen, die immer eine Ausrede finden, weshalb eine Intrige gegen ihren Charakter nicht funktioniert, und ihr Offplay-Wissen über Spielercharaktere eiskalt ausnutzen. Das sind aber ebenso Spieler, in deren Augen das Auflauern mit einem Knüppel hinter der Tür eine hochkomplexe Intrige darstellt oder eine dreimonatige Planung als langfristig zählt.

Schwarze Schafe verderben den Spielspaß. Sie schummeln bewusst, sind bockig und gehen kein Stück auf andere Charaktere ein. Mit schwarzen Schafen will niemand spielen, und das ist der richtige Weg: ignorieren und sich denen zuwenden, mit denen man Spaß hat. Um schwarze Schafe soll es hier aber nicht gehen, sondern um diejenigen, die fälschlicherweise für solche gehalten werden.

Das Problem mit Endgegnern

Ein Endgegner definiert sich darüber, dass er neben den Helden die mächtigste Figur im Spiel ist und erst nach einem mühsamen Weg zu ihm hin erfolgreich angegangen werden kann. Sauron und Voldemort sind z.B. klassische Endgegner. Das Problem ist die umgekehrte Schlussfolgerung, die manchmal daraus gezogen wird: ein sehr mächtiger Charakter, der gegen einen ist, ist ein Endgegner und muss folglich besiegt werden können.

Andere Charaktere als Endgegner zu betrachten, suggeriert, dass man am Ende gegen sie gewinnen wird, da man selbst der Hauptcharakter in der eigenen Geschichte ist. Das ist ein Stück weit verständlich, schließlich will niemand einer von vielen Hauptcharakteren und nur eine kleine Leuchte sein. Da im Rollenspiel aber genau das der Fall ist, entsteht an dieser Stelle immer wieder Konflikt. Schließlich kann nicht jeder der Hauptcharakter sein, der am Ende siegreich aus allem hervorgeht, zumal es in fortlaufenden Geschichten niemals ein endgültiges Ende gibt.

Herr der Ringe oder Game of Thrones?

Meist sind es grundlegend unterschiedliche Vorstellungen davon, in welchem Stil eigentlich gespielt wird, die zu Frustration führen. Vampire Live bewegt sich z.B., was Verrat und Intrigen angeht, nahe an Game of Thrones. Problematisch wird dies, wenn ein Spieler irgendwo doch davon ausgeht, am Ende zu gewinnen und die Gegner niedergerungen zu haben, sich also eher in einem Prinzip wie im Herrn der Ringe bewegt: Nachdem der Krieg gegen Sauron gewonnen ist, hören die Konflikte auf und der Sieger kann seinen Sieg genießen.

Bei Game of Thrones nimmt das Hauen und Stechen hingegen kein Ende und jeder aufgegangene Stern beginnt schon wieder zu fallen, kaum dass er seinen Zenit erreicht hat. Und die meisten erreichen ihren Zenit nicht einmal. Fürs Vampire Live und ähnlich konfliktgeladene Settings ist Game of Thrones ein realistischeres Szenario, da es sehr gnadenlos zeigt, dass nicht jeder gewinnt und selbst der Sieger früher oder später untergehen wird. Und so mancher, der sich für gerissen wie Tyrion Lannister oder Littlefinger hält, führt seine Intrigen eher wie Ned Stark durch.

Warum deine letzte Intrige nicht funktioniert hat

Davon ausgehend, dass deine SL kein schwarzes Schaf ist, ist die Antwort einfach: Du warst nicht gut genug. Diese Erkenntnis ist im ersten Moment nicht schön, hilft aber, es in Zukunft besser zu machen. Vielleicht hast du dich übernommen oder nicht alles bedacht. Vielleicht haben dich deine Verbündeten verraten oder du hattest nicht genug Verbündete.

Eine gute SL wird sich nicht absichtlich dumm stellen, nur damit ein Spieler mit seinen Plänen Erfolg hat. Ein schlechter Plan ist und bleibt ein schlechter Plan. Sicherlich kann man manchmal ein Auge zudrücken, aber gegen einen SL-Charakter mit viel Macht vorzugehen ist nun einmal auch keine leichte Übung.

Du hast dich übernommen

Als junger Vampir von wenigen Jahren einen jahrhundertealten Ahnen zu besiegen, ist kein leichtes Stück Arbeit, zumal ein so alter und erfahrener Vampir wahrscheinlich mehr als genug Sicherheitsmaßnahmen für genau solche Fälle hat. Der kleinste Fehltritt kann ziemlich finale Folgen haben.

Um mit einem solchen Vorhaben erfolgreich zu sein, bedarf es einer gründlichen und langfristigen Planung, wobei gründlich nicht „eine halbe Stunde darüber nachgedacht“ und langfristig nicht „in drei Monaten ist es vollbracht“ bedeutet. Je größer der Machtunterschied zwischen dir und deinem auserkorenen Gegner ist, desto sorgfältiger und vorsichtiger solltest du planen.

Selbstüberschätzung

Hybris hat schon so manchen Charakter zu Fall gebracht. Ebenso der Glaube, dass die anderen doch keine andere Wahl haben als zu erkennen, dass du Recht hast. Regelmäßig geübte Selbstkritik macht zwar nicht unbedingt Freude, verlängert aber unter Umständen das Leben des eigenen Charakters. Wenn du deine Schwächen kennst, kannst du mit ihnen arbeiten, während es dir eher früher als später Probleme machen wird, wenn du sie verleugnest.

Vielleicht hast du beim nächsten Mal mehr Erfolg, wenn du deine Stärken herausstellst und einen Mitverschwörer findest, mit dem du dich ergänzt.

Du wurdest verraten

Es heißt nicht umsonst, dass du dein Glück an niemanden hängen sollst, der weniger zu verlieren hat als du. Wähle deine Verbündeten mit Bedacht aus und behalte sie im Blick. Es ist schon so mancher Charakter gestürzt, weil er sich der Treue seiner Verbündeten sicher war, und es für ausgeschlossen hielt, dass sie sich gegen ihn wenden könnten. Stelle dir selbst die Frage, ob es für deine Verbündeten lohnender sein kann, dich an euren Gegner zu verraten, als an deiner Seite zu stehen, und was du ihnen bieten oder androhen kannst, um einen Verrat zu verhindern. Lerne deine Verbündeten und Untergebenen kennen und wisse, wie sie ticken. So kannst du vermeiden, ihnen unbewusst vor den Kopf zu stoßen, denn das Gefühl beleidigt zu werden treibt viele zum Verrat.

Du hast dich verraten

Sei ehrlich zu dir selbst: Warst du vielleicht zu auffällig und hast deinem Gegner ungewollt Hinweise gegeben? Hast du damit geprahlt, was du planst oder was du bereits erreicht hast, und es wurde von den falschen Leuten gehört? Oder gab es einen Trottel in deinem Umfeld, der es weitererzählt hat ohne zu wissen, was er damit anrichtet?

Denk daran, dass auch ein SL-Charakter eins und eins zusammenzählen kann. Wenn folgende Punkte auf dich zutreffen, hast du dich vermutlich selbst verraten:

  • dein Charakter ist seit Monaten oder sogar Jahren dafür bekannt, dass er gegen den einen SL-Charakter wettert.

  • dein Charakter beginnt sich mit den Feinden des SL-Charakters zu treffen und Dinge zu besprechen.

  • die Ambitionen deines Charakters aufzusteigen und Macht zu häufen sind bekannt, ebenso dass er über Leichen geht.

 

Auch plötzliche Verhaltensänderungen machen misstrauisch. Um nicht auf die Nase zu fallen, sei dir der Wirkung bewusst, die du auf andere hast und arbeite damit.

Können und dürfen heißt nicht müssen

Gegen einen SL-Charakter angehen zu können und zu dürfen, darf nicht damit gleichgesetzt werden, es auch tun zu müssen oder sogar ein Anrecht auf Erfolg zu haben. Sich dies zu verinnerlichen, ist ein wichtiger Schritt fort von Frustration. Das heißt im Umkehrschluss natürlich nicht, dass du eh nichts anfangen musst, weil du keinen Erfolg haben wirst. Gerade ein intrigenreiches Spiel besteht aus mehr als direkten Angriffen.

Mitunter ist es auf dem Weg nach oben die besseren Entscheidungen, einen mächtigen Charakter nicht frontal anzugehen, sondern gute Miene zum bösen Spiel zu machen und sich anzudienen, bis man unverzichtbar geworden ist. Der sichere zweite Platz ist sehr oft deutlich gesünder als der wackelige erste, der mitunter gar nicht erreicht wird. Statt mit all denen zu konkurrieren, die mit dem Kopf durch die Wand wollen, probiere mal den Weg des Höflings. Du wirst erstaunt sein wie viel über die Mechanismen der Macht lernen kannst, wenn du sie aus nächster Nähe beobachtest, statt ins kalte Wasser zu springen. Und nicht zu vergessen: Als rechte Hand wirst du genau die Informationen über deinen Vorgesetzten bekommen, die du später für seinen Sturz brauchst.

Fazit

Nicht jeder SL-Charakter ist als Endgegner für die Spieler konzipiert. Manchmal sind sie auch normale Charaktere, so wie dein eigener. Natürlich kannst du gegen sie vorgehen – auf eigenes Risiko. Vielleicht hast du Erfolg, vielleicht aber auch nicht. Denn nur, weil du gegen sie vorgehen kannst, heißt das nicht, dass du auch ein Anrecht auf einen Sieg hast. Wenn du scheiterst, warst du vielleicht einfach nicht gut genug, und solltest dich für einen vielversprechenderen Weg zur Macht entscheiden.

Artikelbild: carlofornitano66 (c) fotolia.de

 

25 Kommentare

  1. Wenn dreimonate Planung und Spiel zu rein gar nichts führen ist das meines Erachtens durchaus ein Grund wieso LARP für mich weiterhin unattraktiv bleibt. Zumal es im Grunde egal ist ob dann drei oder sechs Monate, für die länger in der Gruppe sind sind die Aktionen von neuen immer „kurzfristig“ bzw. „schnell über das Knie gebrochen“. Weil die Neuen gar nicht soviel Zeit hatten.

    • Es gibt ja auf jeden Fall einen Unterschied zwischen „es passiert gar nichts“ und „ich besiege den mächtigsten SL-Charakter“. Nach meiner Erfahrung setzen sich sehr viele zu hohe Ziele für zu kurze Zeit und stellen sich in ihren IT Intrigen nicht so gut an, wie sie selbst glauben.
      Ob ein Plan, der über drei Monate hinweg durchgeführt wird, kurzfristig ist oder nicht, hängt auch immer ein bisschen davon ab, was genau das Ziel ist und wie regelmäßig die Gruppe spielt. Beim Vampire Live, wo eine Gruppe im Schnitte einmal im Monat spielt, kostet es durchaus ein halbes bis ein Jahr aktives Spiel, um eine merkliche Änderung in der öffentlichen Wahrnehmung zu einem Thema herbeizuführen. Durch eine solche Vorbereitung sind die Effekte dafür auch nachhaltiger.

      Einiges kann sicherlich auch mit kurzfristigen Plänen erreicht werden, aber soweit ich es bisher erlebt habe haben meist diejenigen Erfolg, die längerfristig planen.

  2. SL´s oder wie wir sie in Rolle nennen, LS – Leitende Spieler haben z.b. alle ein „dunkles Geheimnis“, das man in Erfahrung bringen kann, wenn man gut genug ist. Das versetzt die Spieler in die Lage sich die „Machposition“ zu erspielen.
    Leider denken viele Spieler noch, das man ihnen den Erfolg vors Zelt schaufelt.
    Um Spieler nicht zu enttäuschen, werden die Dinge noch oft auf Sieg gebogen. Schließlich haben sie viel Geld bezahlt um unterhalten zu werden. Das „play to lose“ und/oder erschwerte Dinge viel mehr Reiz haben, ist man in der Szene nicht gewohnt.

  3. Ein Problem im Vampire Live und gerade auch in der Katharsis ist, dass die Spielleitungen nicht bereit sind, diese ersten Positionen aufzugeben. Oder gab es in den letzten zehn Jahren bei Euch auch nur einen Prinzen oder Ahnen der nicht unter Kontrolle der Spielleitung stand? Die Spieler der Katharsis können einfach nicht so dermaßen unfähig sein, dass sie es bis heute nicht geschafft haben auch nur einen Spieler-Prinzen zu etablieren.

    • Wir hatten in den letzten zwei Jahren zwei Spielerfürsten, einer davon war ein Ahn. ;)
      Es gibt und gab ein paar Ahnen, die keine SL sind, aber eng mit der SL zusammenarbeiten, damit das Verständnis für diese machtvolle Position gegeben ist.

      Es pauschal als Unfähigkeit aller Spieler hinzustellen, wenn es keinen Spielerfürsten und/ oder -ahnen gibt, halte ich für etwas oberflächlich. Es gibt tatsächlich sehr viele Spieler, die absolut kein Interesse daran haben, so eine Position einzunehmen, weil sie genau wissen, wie viel Arbeit und Ärger das IT bedeutet. Sie konzentrieren sich stattdessen auf ihre individiuellen Charakterziele, die ja nicht zwangsläufig sind, die Spitze der kainitischen Gesellschaft zu werden.

      Wenn sich ein Spieler und sein Charakter wirklich hervortun, kann er auch bis an die Spitze kommen. Das setzt aber auch voraus, dass er IT gut genug ist, sich das zu erarbeiten (was auch gerade erst der nicht-Ahnen-Fürst geschafft hatte), und er OT bereit ist, sich intensiv mit dieser Position und Verantwortung auseinanderzusetzen. Viele (nicht alle), die über die Jahre versucht haben an die Spitze zu kommen, sind in die im Artikel genannten Fallen getappt und wollten nicht sehen, dass sie IT doch nicht so genial intrigiert haben, wie sie dachten.

  4. Hand aufs Herz: Die beiden Spieler-Prinzen waren doch Unfälle und die Spielleitungen eher misstrauisch?

    Genau, die Spieler der Katharsis als unfähig hinzustellen ist wirklich sehr oberflächlich, aber genauso oberflächlich ist es, die Spielleitungen als so dermaßen fähig hinzustellen, dass sie Ahnen und Prinzen spielen sollten, weil sie so fundamentale Einblicke ins Spiel haben. ;)

    Ich glaube nicht, dass Spieler kein Interesse an dem Aufwand oder den Mühen haben und daher davor zurückschrecken höhere Würden anzustreben. Es liegt eher an Texten und Reden wie diesen hier, die Spieler von dem MEHR abschrecken. Deine Texte sind wunderschöne Beispiele und Aufforderungen dafür, dass Spieler Dinge nicht tun sollten, weil sie nicht die Einblicke haben, es nicht darstellen können, sich besser zurückhalten oder die Hürden und Anforderungen eh so hoch sind, dass sie den Ärger und den Aufwand lieber lassen sollten. Sprich: Sie sind Propaganda für den Erhalt der Oberschicht und den Status Quo.

    • Hand aufs Herz: Wenn ich Dir sage, dass ich beide Spielerfürsten sehr gemocht habe und gerade das Abtreten des nicht-Ahnen mir IT wie OT sehr weh getan hat, wirst Du mir eh nicht glauben, weil es nicht in Dein Weltbild der Katharsis Chronik passt, oder?

      Es geht mir weder darum, alle Sielleitungen zu Heiligen zu machen, noch darum alle Spieler für unfähig zu erklären. Es gibt schwarze Schafe auf beiden Seiten, was ich auch im Artikel geschrieben habe. Worauf ich mit diesem Artikel hinaus will ist die Erfahrung, die ich in den letzten elf Jahren immer wieder gemacht habe: Dass manche Darsteller dazu neigen, Ahnen und Fürsten wie Endgegnerzu betrachtet und den Schummel-Vorwurf auspacken, wenn sie mit einem Putschversuch keinen Erfolg haben. Kurz gesagt: Das Recht, gegen jeden Charakter agieren zu können, heißt nicht, dass man das Recht auf Erfolg hat.

      Ich habe von Dir inzwischen viele Vorwürfe darüber gelesen, dass die Spielleitungen in der Katharsis die Spieler kleinhalten, ohne dass einmal ein konkretes Beispiel genannt wurde. Ich weiß nicht, ob Du in der Katharsis spielst/ gespielt hast, oder ob Du Deine Informationen von anderen (ehemaligen?) Spielern hast, da ich Dich nicht kenne.
      Wenn Du bei uns spielst und offenbar so unzufrieden bist, rede bitte mit einer SL Deiner Wahl darüber. Gerne auch mit mir. Wenn Du bei uns gespielt hast und gegangen bist, weil Dir das Spiel nicht gefällt, behalte bitte im Hinterkopf, dass andere es anders wahrnehmen als Du und damit genauso richtig liegen. Wenn Du Deine Informationen von Dritten hast, gib uns bitte eine ehrliche Chance, indem Du ein paar Mal bei uns spielst, statt Deine Meinung auf Hörensagen aufzubauen, oder denke zumindest daran, dass die Meinung dieser Dritten eben das ist: eine Meinung, keine absolute Wahrheit.

      Ich sehe ehrlich gesagt keinen Zugewinn darin, unsere Diskussion von dem Artikel über Ahnendarsteller zu wiederholen, da wir dort gesehen haben, dass wir sehr unterschiedliche Positionen zu einigen Themen haben. Letzten Endes gibt es ja genug verschiedene Gruppen und Chroniken mit unterschiedlichen Spielstilen, dass jeder das Spiel finden kann, das ihm gefällt. Wer in der Katharsis nicht gücklich wird ist ja nicht gezwungen zu bleiben.

  5. Mir fehlt bei Deinen Artikeln schlicht die Objektivität. Das meiste was Du schreibst, bezieht sich auf die Katharsis und das Vampire Live dort. Wenn jetzt ein externer Besucher Euer Spiel bewerten würde, dann wäre da einfach mehr Glaubwürdigkeit drin. Du bist halt nicht wertneutral. Böse Zungen nennen das auch Schleichwerbung oder netter formuliert: PR-Artikel. Ist auch ok, wenn Teilzeithelden das mag. Ist in etwa so, als würden die Macher von CoM, EE oder DF hier ihre Blogbeiträge darüber posten, wie cool ihre Veranstaltungen sind. Im Moment bist Du einfach nur die (in-)offizielle Pressesprecherin der Katharsis.

    Nimm den Katharsis-Anteil aus Deinen Beiträgen. Berichte mal über von Dir besuchte andere VL-Spiele. Lass mal jemanden zu Wort kommen, der von Außen auf Euer Spiel blickt. Guter Journalismus sollte wertneutral sein. Das bist Du einfach im Moment nicht.

    • An dieser Stelle muss ich dann doch eingreifen. Fraukes Artikel sind sicher meinungsgetrieben und wir als Multimeinungsplattform forcieren diesen Ansatz auch. Davon auszugehen, dass wir Allgemeingültigkeit einfordern, ist kurzsichtig und zeugt davon, sich nicht mit uns zu Genüge auseinander gesetzt zu haben.

      Ich selbst war SL in der Chronik Eins für eine Domäne, habe rund 50 Spieler koordiniert und war auch Clanskoordination für Haus und Clan Tremere deutschlandweit und habe in diesem Rahmen Tremere von rund 15 Domänen koordiniert und kenne daher ganz viele verschiedene Spielansätze.

      Und ich muss (leider?) Frauke in vielen Punkten zustimmen. Sicher kennt sie nicht alle Varianten des Spiels – wer könnte das schon ? – aber hat uns oftmals von einem gesunden Spielansatz überzeugen können.

    • @Roger: Müssen wir uns auf das Niveau von Zahlen absinken lassen? Dann hätte ich nämlich mehrere Events im Jahr mit jeweils deutlich über 100 Teilnehmern im Angebot und dazu mehr als ein Jahrzehnt (eher schon fast zwei) Vampire Live in verschiedensten Gruppen und Konstellationen. Aber das müssen wir doch nicht oder?

      Und auch eine redaktionelle Multimeinungs-Plattform muss sich ans UWG halten. ;)

      Fraukes Ansatz ist ja auch nicht völlig falsch. Nur sagt mir meine langjährige ;) Erfahrung in Spieler- und Mitarbeitermotivation: Sag Deinen Leuten nicht, was sie nicht können. Hilf ihnen ihre Träume und Ziele zu erreichen. Unterstütze sie, wo sie möglicherweise Unzulänglichkeiten oder Ausbildungsdefizite haben – aber demotiviere und drücke sie nicht runter.

      Herrschaftswissen, tiefere Einsichten, mehr Erfahrung, bla bla bla: Fraukes Artikel sind voll davon. Sie stellt die Spielleitung auf eine höhere Stufe und sagt den Spielern was sie im Gegenzug alles nicht können und sollen. Und das sie es auch nicht wollen sollen, weil ja so viel Arbeit und Aufwand damit verbunden ist. Das sie sich mit dem kleinen Spiel und dem Verlieren können begnügen sollen. Das hält Spieler klein. Das ist Führung vom hohen Ross herunter und das mag ich einfach nicht und halte ich für kontraproduktiv für das ganze Genre, das sowieso einen sehr schlechten Ruf (u.a. genau aus den genannten Gründen) hat. Das läuft modernen Führungsstilen und auch modernen LARP-Konzepten entgegen.

    • Ich denke, jeder von uns dreien – Du, Roger und ich – haben eine langjährige Erfahrung im Vampire Live, die uns dahingehend geprägt hat. Und ich stimme Dir auch zu, dass es wichtig ist die Spieler zu motivieren etwas zu wagen, damit sie wirklich teilhaben am Spiel. Aber das war nicht der Hauptfokus dieses Artikels (oder in einigen anderen, die Du kritisierst).

      Meine persönliche Erfahrung und die anderer SLs in meinem Umfeld ist, dass eine gewisse Gruppe Spieler dazu neigt davon auszugehen, dass wenn jeder gegen jeden (und damit auch der Spieler gegen die SL) spielt, sie dadurch ein Anrecht auf Erfolg haben und den alten Schummelvorwurf auspacken, wenn sie nicht gewinnen. Zum Teil ist es Selbstüberschätzung der eigenen Fähigkeiten, Fehleinschätzung des angegangenen Gegners oder auch die mangelnde Bereitschaft, sich wirklich in eine Sache hineinzuknien. Denn ja, da sind wir uns wahrscheinlich einig: Gegen einen mächtigen Charakter vorzugehen ist verdammt harte Arbeit (egal ob Spieler oder SL). Wäre es einfach, wäre der andere nicht mächtig. Und um Kalif anstelle des Kalifen zu werden braucht es einfach eine Weile.

      Mich persönlich demotivieren solche Texte nicht. Ich gehöre zu den Leuten, die sich gerneim Vorfeld gründlich informieren, ehe sie ein neues Projekt beginnen. Und dazu gehören auch die Risiken und Nebenwirkungen. Für mich ist es wesentlich unangenehmer, nur Motivationsreden zu hören, mich ins Gefecht zu stürzen und dann voll auf die Nase zu fliegen, weil mir niemand wirklich gesagt hat, wie gefährlich und schwierig es sein wird. Die Erwähnung der Gefahr zu scheitern hat bei mir denselben Effekt wie ein Warnschild vor giftigen Schlangen in Australien: Ich bin aufmerksamer und vorsichtiger, verzichte deshalb aber nicht auf die Erkundung des Landes. Für mich sind solche Texte wichtig, weil sie dazu verleiten, sich auch mit den unangenehmen Aspekten eines Themas zu beschäftigen und darüber zu lernen.

      Aufzusteigen ist im Vampire Live kein Hexenwerk, aber durchaus ein Stück Arbeit. Schon allein, weil ein paar andere viel Zeit in das Hobby investieren und damit schnell einen Vorsprung gegenüber den Spielern haben, die nur einmal im Monat oder seltener spielen. Um andere zu führen oder zu übertrumpfen wird meist ein Satz Fähigkeiten benötigt, den manche sich nicht aneignen wollen: Die realistische Einschätzung der eigenen Fähigkeiten (macht nicht immer Spaß), das Eingehen auf andere Charaktere, Geduld und Hartnäckigkeit, Menschenkenntnis…

      Ich habe in den letzten Jahren immer wieder Spieler mit ihren IT Plänen scheitern sehen, weil sie sehr verbohrt in ihrer Sicht auf das Spiel waren. Die Möglichkeit, dass sie vielleicht nicht so gut waren wie sie dachten, kam überhaupt nicht in Betracht, stattdessen war ihr Scheitern der Beweis dafür, dass die SL geschummelt hat. Bei solchen Spielern helfen Motivationsreden meiner Erfahrung nach nicht weiter sondern führen eher dazu, dass sie sich veralbert fühlen, weil die SL sie einerseitsmotiviert und andererseits (in ihrer Wahrnehmung) jeden ihrer Pläne scheitern lässt.
      Auf der anderen Seite habe ich in den letzten Jahren viele Spieler erlebt, die solche Hinweise IT wie OT dankbar aufgenommen und zum Anlass genommen haben, sich näher mit Machtmechanismen zu beschäftigen. Bei all diesen Spielern schätze ich die Offenheit, sich mit einem Thema auseinanderzusetzen und nicht auf der eigenen Meinung zu beharren. Wir hatten in den letzten Jahren auf fast jedem Brunch nach dem Spiel Diskussionen um Spielmechanismen, die allen Beteiligten viel gebracht haben. Und es ist schön zu sehen, wie sie mit Überlegung und Geschick die Positionen erarbeiten, die sie für sich haben wollen.

  6. Ich spiele weder bei Katharsis, Chronik eins oder einer anderen deutschen LARP Chronik habe jedoch einen Eindruck gewonnen der sich weitestgehend mit dem von Jenny deckt.

    Das heißt Spieler werden klein gehalten. Sie erreichen keine hohen Ämter und haben das auch gar nicht zu wollen. Weil sie die Arbeit und Koordination nicht leisten können. Überhaupt sind die Spieler nicht nur nicht gewillt eine Intrige zu machen, sondern intellektuell gar nicht dazu in der Lage eine Intrige zu ersinnen. Der aller größte Teil ist dumm und wird daher zurecht abgeschmettert.
    Überhaupt klingt durch das die Spielleitung ja auch eigene Charaktere haben. Also weniger NSC sondern SCs die von der SL geführt werden. Wo es ein Eigeninteresse gibt und wo es den OT Wissensvorsprung hinsichtlich der Intrigen gibt.

    Wenn das nicht hilft wird halt wieder mal das hohe Lied darauf gesungen das die Spieler (d.h. die anderen) doch bitte die Freude am verlieren entdecken sollen.

    Wegen der extrem coolen Metaplot Aktion, wo man Spieler echt was bewegen läßt, überlege ich gerade doch nach Las Vegas zum Vampire-LARPen zu fliegen. Auf ein deutsches LARP habe ich nach solchen Artikeln ehrlich gesagt nicht die geringste Lust.

    • Wenn Dir mein Artikel die Motivation auf deutsches LARP nimmt, tut mir das sehr Leid. Das war sicher nicht mein Ziel.

      Ich weiß, dass das angesprochene Thema schnell polarisiert. Das zeigt sich gerade wieder. Bis zu einem gewissen Grad ist das gut, da man sich so mit anderen Meinungen auseinander setzt. So langsam wird es in meinen Augen zu extrem, vielleicht formuliere ich aber auch nicht deutlich genug.
      Mein Punkt ist die Anspruchshaltung mancher Spieler, gefälligst gegen SL Charaktere zu gewinnen, wenn sie die Möglichkeit haben, gegen diese zu agieren. Ich bin in den letzten zehn Jahren immer wieder Darstellern begegnet, die sich betrogen fühlten, wenn ihre Intrigen nicht erfolgreich waren, und die absolut nicht einsehen wollten, dass ihre Pläne einfach nicht gut waren. Bestes Beispiel: Ein Charakter plant zusammen mit zwei anderen, einen vierten Charakter endgültig aus dem Weg zu räumen. Einer der beiden Mitintriganten wird seit Jahren von Hauptverantwortlichen schlecht gemacht und als fünftes Rad am Wagen behandelt, weshalb sich dieser Charakter entscheidet die Seiten zu wechseln und den Charakter zu warnen, gegen den etwas geplant wurde. Für denjenigen, der das alles initiiert hatte, ging es entsprechend unschön aus. Problem: Der Spieler war nicht davon abzubringen zu glauben, dass im Off geschummelt wurde, weil er keinen Fehler in seinem Plan sehen wollte.

      Es gibt in der Katharsis eine ganze Menge Spieler, die sich sehr einflussreiche Positionen erarbeitet haben. Sie haben Ämter, die sie sich verdient oder gekauft haben, sind Lieblinge von Ahnen und/ oder Fürsten oder so nützlich, dass die Mächtigen nicht wirklich ohne sie können. Und diese Spieler Charaktere durchkreuzen damit oft genug Pläne von SL Charakteren. Aber eben nicht in diesem Endgegner-Denken, dass man einen Plan macht und hinterher den anderen endgültig besiegt hat.
      Ganz ehrlich: Wer mit der Haltung „Ich will seine Position, also hau ich weg, das passt schon“ ans Spiel geht, handelt sehr eindimensional und muss sich hinterher nicht wundern, wenn es unschöne und endgültige Konsequenzen für seinen Charakter gibt. Denn wenn er mit seinem Plan Erfolg hatte, wird es genug andere geben die alles daran setzen werden nicht das Exempel zu schaffen, dass es ungestraft bleibt einfach so einen politischen Gegner umzuhauen. Dadurch macht man sich nämlich auch selbst sehr angreifbar.

      Der berüchtigte Vorsprung an Wissen, den eine SL hat, erledigt sich übrigens schneller als gedacht. Sicher, man kennt den Hintergrund eines Charakters, und vielleicht noch ein paar Verknüpfungen. Aber zum einen vergisst man die unglaublich schnell wieder, nachdem man im Laufe der Zeit viele Charaktere entwickelt hat. Und zum anderen hilft es Dir rein gar nichts zu wissen, wie der Hintergrund eines Charakters aussieht, wenn Du keine Ahnung hast, mit wem er jetzt aktuell gegen Dich intrigiert.

    • Jenny trifft bisher perfekt welche Wirkung der Artikel sowie jener mit der Aufforderung zum Freude am Verlieren auf mich hat.

      Das heißt die Artikel richten sich ausschließlich an Spieler, gerade solche die neu anfangen oder sich in geringeren Position im Spiel befinden, und zeichnet diese nahezu ausschließlich schwarz.
      Den Artikel nach zu Folgen wird kaum ein gutes Haar an den Spielern gelassen. Es werden Vorgaben gemacht welche Ziele man haben sollte. Die Forderung kommt auf die Freude am Verlieren zu finden. Der Eindruck ist das es aus der Perspektive einer Spielerin bzw. Spielleitung geschieht welche sich durchaus die Ziele setzen darf und die dadurch das die Spieler sich dem verlieren hingeben die Freuden des Gewinnen nimmt. Dessen einen mächtigeren Charakter zu haben der andere unter ihrer Fuchtel hat. Natürlich in der Lage die Intrigen zu bewerten und zu durchschauen.

      Aus der Perspektive eines neuen Spieler fehlen mir dort völlig die positiven Aspekte die für eine Beteiligung beim einem LARP, den Mut zu einem LARP zu gehen, sprechen.
      By Night Studios locken mich derzeit nach Las Vegas in dem sie ein LARP versprechen in dem Spieler etwas bewegen können. Man kann als Spieler über das „Ach und Weh“ der Unbahängigen Allianz entscheiden. Man muss dafür kein langjähriger Spieler sein, man muss dafür keinen persönlichen Charaktertest vor Spielern bestehen die länger spielen als man selbst, es gibt nicht die Aufforderung sich seelisch so einzustellen das man Spaß am verlieren hat.
      Sie gestalten eine Einladung, bieten den Teilnehmern gleiche Bedingungen, stellen Spaß in Aussicht in dem sie die Spieler befähigen etwas zu bewegen, nicht nur zu zuhören sondern mitzumachen.
      Natürlich ist damit Arbeit verbunden. Wenn ich dort mitspielen will muss ich noch irgendwie heraus bekommen wie ich aus mir – einer 1,67m kleinen Person mit eher runden Gesicht wohl netten Augen und Aschblonden Haaren sowie einer 35 Jahre lang gepflegten Ignoranz von Makeup – irgendwie eine Giovanni mache. Es wird aber schon irgendwie gehen und es ist nicht so das dort in der Einladung steht „Arbeitet wenn ihr Spaß haben wollt“.

      Bei einem deutschen LARP kann ich mir ausrechnen das es mit dem Giovanni nichts wird. Vermutlich wird man mir als neuen Spieler nahelegen einen Ghul zu spielen. Bei dem dann ein anderer Spieler einen an der unsichtbaren Leine führt.
      Vielleicht auch einen Standard-Clan Andere Anfänger berichteten das sie in Koblenz in eine Gruppe eingestiegen sind, eine Blutsbankbesitzerin, eine Toreador spielen wollten und dann auf ihrem ersten (und einzigen) LARP Abend angewiesen wurde eine Zeichnung an einer Uniwand für 15-30 Minuten anzustarren. Wegen Kunst-Verzückung und so.
      In dem Kontext bestätigt deine Hinweise ziemlich den Eindruck das man als neuer Spieler zu einem LARP geht und die Rolle im Grunde „Fußabtreter“ ist. Das man darüber hinaus auch keine Ambitionen haben sollte daran bei der nächsten handvoll Spielsitzungen etwas zu ändern. Schließlich freuen sich schon ältere Spieler wenn sie einen Status wie „Liebling eines mächtigen NSC“ bekommen. Was auf mich wirklich nur begrenzt reizvoll wirkt. Ein wenig, um es mit FanFiction Terms zu vergleichen, als wäre die eigene Ambition Lieblingsspielzeug einer Mary Sue zu werden.

      Hinsichtlich der SL so wird diese, zumindest soweit ich das mitbekam, durchaus über Einflussbewegungen allgemein Downtime Aktionen sowie Aktionen, Charakterentwicklungen mittels Punkten und dergleichen informiert. Mitunter auch im Spiel wenn man einen Bereich aufsucht zu der man im richtigen Leben nicht unbedingt hingehen kann oder diverse Aktionen unternimmt. Zumindest war das auf dem V20 Europe LARP so auf dem ich in Belgien spielte.

      Das ganze geschieht vor den ganzen anderen Problemen, Herausforderungen die man mit bekommt.
      Das heißt ich habe Diskussionen im Netz gesehen wo man von Spielern die einen Giovanni spielen ernsthaft verlangt für die Rolle italienisch zu lernen oder es im Grunde sein zu lassen. Etwas das mir in englischen Foren noch nicht aufgefallen ist.
      Das heißt ich habe Diskussionen im Netz gesehen wo man die „fette Elfen“ Diskussion mit „hässlichen Toreadoren“ oder „billigen Requisiten“ – da ging es um ein improvisiertes Diadem aus Pappe – hat. Die Diskussion gibt es im englischen Bereich auch. Nur mit dem Unterschied das man dort für Toleranz wirbt wenn jemand sich Erscheinungsbild 5 holt und man ihn eher bei 1 bestenfalls 2 einordnen würde.

    • Ich glaube, wir haben da sehr verschiedene Herangehensweisen und Anforderungen an das Spiel; oder aber wir meinen das gleiche und reden gründlich aneinander vorbei. Bei mir entsteht der Eindruck, dass Du meinen Artikel und meine Antworten überkarikierst, bzw. mir die Fehler von Gruppen vorwirfst, die ich nicht einmal kenne. Aber das ist wie gesagt nur mein Eindruck.

      Ich will nicht bestreiten, dass es diese absoluten Negativbeispiele gibt, die Du aufführst. Mir sind sie bisher zum Glück erspart geblieben. Ich kann in diesen Punkten nur für die Katharsis sprechen, aber
      – wir zwingen keinen Neuspieler, als Ghul anzufangen. Viele wollen das von sich aus, um einen Eindruck vom Spiel zu bekommen; andere steigen gleich mit einem Charakter ein. Manche starten als Ghul und werden im Spiel geschaffen.
      – kriegt bei uns niemand die Anweisung, wegen Nachteil xy jetzt gefälligst für Zeitraum z folgende Sache zu tun. Ich kann nicht ausschließen, dass andere Gruppen so etwas tun, in der Katharsis ist mir das noch nicht begegnet. Wenn eine SL das Gefühl hat, dass ein Spieler vollkommen an seinem Clan/ Charakter vorbeispielt, wird sie sich zwischen den Spielen die Zeit nehmen das Thema anzusprechen und zu erfahren, weshalb der Spieler seinen Charakter auf diese Weise spielt oder nicht spielt. Mir ist bisher noch nicht untergekommen, dass jemandem vorgeschrieben wurde, wie er was wann zu tun hatte.

      Darüber hinaus: Ich kenne Vampire Live mit einem starken DKWDDK Anspruch. Wenn jemand einen Charakter spielen will, seit seiner Geburt in Frankreich aufgewachsen ist, sollte der Spieler auch französisch sprechen oder einen guten Grund haben, weshalb sein Charakter das nicht kann. Ich weiß, dass man so ziemlich alles mit Punkten abbilden kann (Einfluss x, gutes Aussehen y und so weiter), aber ich muss sagen, dass dieser Punkteansatz im Live auf mich wirkt, als würde man die tollen und im Prinzip nicht darstellbaren Charaktere einer Pen&Paper Runde unbedingt in Live holen wollen. Am Live gefällt mir gerade der Anspruch, sich selbst mehr anstrengen zu müssen als „nur“ Punkte zu verteilen.

      In meinen Augen gehört es zum Vampire Live dazu die Bereitschaft mitzubringen zu verlieren. Die Darstellung einer kaputten, bösartigen Kreatur, die im ständigen Widerstreit mit ihrer eigenen Bestie steht, passt in meinen Augen nicht mit dem Anspruch zusammen, gewinnen zu wollen. Man kann Vampire Live nicht „gewinnen“. Man kann sehr viel bewegen und erreichen oder Siege feiern, ohne Frage. Aber in mein Verständnis eines Vampirs gehört die Tragik seines definitiven Untergangs.

      Ich habe im Artikel und in den Kommentaren darunter schon einige Male aufgeführt, an welche Art Spieler sich dieser Artikel richtet, deshalb wiederhole ich es hier nicht. Ich finde es schade, dass der Eindruck entsteht, Neuspieler wären Fußabtreter. Dem ist absolut nicht so.
      Ich finde es ebenfalls schade, dass Ziele wie „sich mit einem mächtigen Charakter gut stellen“ so schlecht geredet werden. Ich kann aus eigener Erfahrung und vielen Beobachtungen sagen, dass dies ein exzellenter Weg an die Spitze sein kann. Langfristige Pläne heißen übrigens nicht, dass monatelang gar nichts passiert, sondern dass man über einen langen Zeitraum hinweg verdammt viel zu tun hat. Für eine vielschichtige Machtpolitik (sofern man diesen Aspekt intensiv ausspielen will) ist es in meinen Augen unabdingbar ein bisschen mehr um die Ecke zu denken. Ich kann da nur Machiavellis Fürsten empfehlen, oder auch die Bücher von Robert Greene. Macht allein damit gleichzusetzen, dass man jeden anderen Charakter auch wegklatschen können muss, und dies nicht zu können als Machtlosigkeit hinzustellen ist vor dem Hintergrund einer komplexen, harten Vampirgesellschaft sehr oberflächlich gedacht.

      Abschließend kann ich nur sagen, dass ich Dir mit Deiner Giovanni viel Spaß in Las Vegas wünsche. Es ist doch gut, dass es viele verschiedene Gruppen mit ebenso vielen verschiedenen Spielstilen gibt – so ist für jeden was dabei.

  7. Hallo Frauke,

    und wir drehen uns im Kreis. Deine Texte sind ja nicht grundlegend falsch. Vielleicht solltest Du Dir nur einmal die Frage stellen, warum Katharsis Spieler Katharsis Spielleiter-Charaktere als Endgegner ansehen oder warum Katharsis Spieler demotiviert sind, weil sie sich kontinuierlich an Katharsis Spielleiter-Charakteren eine blutige Nase holen. Und warum möglicherweise nach zwei Spieler-Prinzen wieder nur Spielleiter-Charaktere auf dem Thron sitzen.

    Betrachte Dir jetzt noch einmal Deine Texte. Hier und bei Euch auf der Homepage. Dazu vielleicht noch die Konstellation Eurer Spielleiter-Charaktere (Spielleiter-Prinz und zwei Spielleiter-Ancillae die zum Prinzen gehören) und dann frage Dich wie eingangs erwähnt, warum die Katharsis Spieler Euch Katharsis Spielleiter als Endgegner sehen und als unangreifbar empfinden.

    Oder stell Dir die Frage, warum man Vampire Live Spielern erzählen muss, dass die VL Spielleitungen nicht der Feind sind.

    Und ganz plump: Vielleicht liegt der Fehler auch ganz einfach bei Euch als Spielleitern?

    • Hallo Jenny,

      hör bitte (endlich!) auf zu verallgemeinern. Du liest schon wieder in meinen Text, der sich allgemein auf eine Sorte Spieler bezieht hinein, dass alle Katharsis Spieler so sind und diese Sorte Spieler ausschließlich in der Katharsis zu finden ist. Das steht so nirgendwo im Artikel; wenn Du für deine Meinung nur argumentieren kannst indem Du den Text so verdrehst und verallgemeinerst lasse es bitte einfach. Wenn Du die LARP Erfahrung hast, die ich bei Dir vermute, wissen wir beide, dass es diese Sorte Spieler in jeder LARP Gruppe gibt.

      Und höre bitte mit den lehrerhaften Anweisungen auf, wie ich meine Texte zu lesen und zu verstehen habe. Dein Eindruck ist Dein Eindruck und per se nicht falsch, aber Du verkennst, dass Deine Meinung und Interpretation nicht die einzig wahre ist. Aber so formulierst Du: von oben herab als die Person die verstanden hat, wie das Spiel funktioniert, und es mir erklären muss.

      Ich persönliche finde Deinen Ansatz, dass das Spiel nur gut ist, wenn Spieler in den machtvollen Positionen sitzen, ziemlich flach, zumindest wenn es eine Bewertung von Außen ist. Nicht grundlegend falsch, aber eben zu pauschal um das Spiel von Außen zu beurteilen. Es reduziert Vampire Live darauf, Prinz, Ahn oder was auch immer zu werden und ignoriert, dass das Spiel auch dann erfüllend sein kann, wenn man diese Positionen nicht hat (und vielleicht auch gar nicht anstrebt). Oder ist es schwer zu fassen, dass nicht jeder Charakter Kalif anstelle des Kalifen werden will?

      Ich weiß nicht, wer Du bist, und woher Du Dein Wissen über die Katharsis nimmst. Du klingst für mich, als hättest Du einmal bei uns gespielt und dann, vielleicht nach einer unschönen Trennung, aufgehört zu spielen, oder als hättest Du unzufriedene Bekannte, die bei uns spielen. In beiden Fällen weiß ich nicht, was genau Du über unser Spiel weißt, aber es kommt mir persönlich sehr gefäbt vor. Denk bitte daran, dass deine Meinung richtig ist – als Deine Meinung. Nicht mehr. Das heißt aber auch, dass jeder andere mit seiner Meinung für sich Recht hat, ohne das irgendwer eine allgemeingültige Wahrheit besitzt.

      Es gibt so viele verschiedene Ansätze und Spielstile für Vampire Live, dass jeder mit ein wenig Suchen die Gruppe findet, die zu ihm passt. Bei Dir ist es offenbar nicht die Katharsis. Ich hoffe, dass Du für Dich die Gruppe findest, in der Du Spaß hast.

    • Deine Beispiele beziehen sich nur auf die Katharsis Frauke und vermutlich auch Deine Erfahrungswelten bzgl. Vampire Live. Daher muss ich annehmen, dass Ihr diese Probleme in der Katharsis mit Euren Spielern habt. Ich kenne die Probleme mit „diesen Spielern“ auch und ich kenne die Probleme mit „diesen Spielleitungen“. Nur beginnt der Fisch meist vom Kopf her an zu stinken, wenn ich mal in die Redewendungen greifen darf. Und gerade Vampire Live ist und war seit jeher voller schwieriger Persönlichkeiten in allen und besonders in gehobenen Positionen. Diese schwierigen Persönlichkeiten haben zu dem schlechten Image von Vampire Live geführt.

      Deine Reaktion auf meinen lehrerhaften Post (ja, das war er tatsächlich) lässt mich leider befürchten, dass die Botschaft mit der Selbstreflektion nicht angekommen ist. Es sind nicht immer die Anderen, die alles Falsch machen Frauke. Und wenn man seit mehr als einem Jahrzehnt diese Probleme hat (und die hat nicht nur die Katharsis), liegt es vielleicht nicht an den vermeintlichen Verursachern (hier „diese Sorte Spieler“).

      Spieler sollen ihr Verhalten, ihre Spiel- und Sichtweise ändern. Du lehnst das als Spielleitung aber bisher konsequent ab. Jeder soll da spielen, wo er glücklich wird. Und damit sind wir schon wieder da, dass Du Dich rein auf die Katharsis beziehst und andere Meinungen in Deinem „allgemeinen“ Posting ablehnst.

      Vielen Dank für Deine Ausführungen und Deine Artikel. Ich lese sie durchaus mit Interesse, zeigen sie mir doch ein weiteres Bild von Vampire Live auf und manchmal kann ich sogar was daraus mitnehmen. Allerdings wirst Du wohl auch in Zukunft damit leben müssen, dass ich meinen Senf dazu geben werde, wenn ich der Meinung bin, dass Du Euer Spiel als zu allgemein gültig hinstellst. Und einen lehrerhaften Rat noch: Geh mal raus und erlebe andere Welten. Sei mal über einen längeren Zeitraum Spielerin. Erweitere Deinen Horizont.

  8. Echt mal. Ich hab schon nach den ersten drei Kommentaren meine Haare raufen müssen. Könnt ihr diese kleinen „Mein LARP ist aber besser und ich habe voll mehr Erfahrung und damit Recht, ätschibätsch“-Gespräche nicht irgendwo anders halten? Ist ja nur noch peinlich. Jetzt weiß ich wieder, warum ich nach ein paar Vampire-Larps schreiend davongelaufen bin …

  9. Die Artikel sind für mich mit der Grund wieso ich bisher nicht zu einem Vampir-LARP in Deutschland war.
    Oder zu einem anderen LARP in Deutschland, wenn das relevant ist.

    • Definitiv die Artikel. Die ich dank Mailabo vor den Kommentaren lese. Zumal ich hier den ersten Kommentar schrieb.

      Wobei, nur als Anmerkung, aus den Artikeln nicht ersichtlich ist das es sich? nur auf eine Chronik bezieht bzw. auf welche.

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