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Mit Dust to Dust erschien 2011 das erste Supplement für die 20th Anniversary Vampire: The Masquerade Edition. Es handelt sich hierbei um die Weiterführung eines der ersten Settings, namentlich Ashes to Ashes, welches seinerzeit für die erste Edition erschien. Es bringt das Setting von Gary, einer Vorstadt von Chicago, auf den neuesten Stand. Hier wird nun die deutsche Übersetzung besprochen. 2015 wurde das Abenteuer im Rahmen des V20D-Crowdfundings von Ulisses Spiele übersetzt.

Inhalt

Wir befinden uns in Gary, einer sterbenden Vorstadt von Chicago in den USA. Die menschliche Bevölkerung verlässt wegen mangelnder Attraktivität des Wohnsitzes, zusammenbrechender Industrie, damit einhergehend weniger Arbeitsplätze und schlechten sozialen Dienstleistungen zunehmend die Stadt.

Gleichzeitig werden dadurch die Jagdgründe für die Vampire immer schlechter, also verlassen auch diese die Stadt. Verbleibend sind Modius, ein Toreador der siebten Generation und Fürst der Stadt, Juggler, sein Anarchen-Brujah-Kontrahent und einige andere unbedeutende wenige Vampire, die, sofern nötig, vom Spielleiter in das Setting eingebaut werden können.

Neu eingereist ist Maria DiMatto, eine Giovanni, deren Business das Drehen von Horror-/Zombie-Filmen in heruntergekommenen Städten ist. Wildcard ist ein bereits von früheren Publikationen bekannter Vampirjäger, der in mehreren Staaten der USA gesucht wird, Sullivan Dane – dazu gesellen sich Lazlo Varga, ein menschlicher Nekromant, der bei einer Schießerei ums Leben kam und dank eines abgehaltenen Rituals nun als Untoter sein Dasein fristet und Jean Lisle, eine Samedi, die jedoch als Asche gefangen in einer Urne im Besitz von Lazlo Varga ist.

Die Spielercharaktere können auf verschiedenen vorgeschlagenen Wegen in die Stadt kommen und sich auf die Seite des einen oder anderen NSC schlagen oder ihre eigenen Agenda umsetzen. Jeder der NSC hat seine eigenen Ziele, die allesamt nicht sonderlich gut für die Stadt sind — Maria DiMatto will den Moment erleben, in welchem die Seele der Stadt stirbt und ein großes Ritual vollführen, welches permanent die Grenze zwischen Geisterwelt und realer Welt durchbricht.

Sullivan Dane will jeglichen Vampir aus der Stadt tilgen. Lazlo Varga will die Asche der Samedi nutzen, um sich eine Legion an Zombiesklaven und Kultisten heranzuzüchten. Juggler will Mordius ausschalten und Gary zu einem „Anarch Free State“ erklären und hofft damit, die Camarilla-Hochburg Chicago, die keinen Fürsten hat, zu Fall zu bringen. Mordius will Juggler ausschalten und Gary zu einem Mekka der Vampire, einer Stadt der Nacht, machen.

Aus diesem Geflecht ergeben sich einige interessante Handlungsstränge und Szenen, die jedoch sehr frei gestaltet sind und daher lose verbunden werden können oder neben der persönlichen Agenda der Spielercharaktere herlaufen. Die Story ist ungewohnt frei, verläuft nach dem Motto „Alles kann, nichts muss“, daher ist das Quellenbuch auch in die genaue Beleuchtung der einzelnen Szenen aufgeteilt und bietet keine lineare Geschichtsführung.

Aus diesem Grund würde ich das Setting eher erfahrenen Spielleitern ans Herz legen, denn der lose Geschichtsaufbau bedarf in meinen Augen einiger Kenntnis von Techniken beim Aufbauen einer Story. Eigenleistung ist also durchaus nötig.

Preis-/Leistungsverhältnis

Ich denke, dass das Setting gut ausgearbeitet ist und ohne weiteres verwertbar. Der Preis ist durchaus fair, denn das, was wir für das Geld bekommen, kann ohne weiteres viele Spielabende füllen. Der Band stellt einen guten Hintergrund für eine interessante Stadt zur Verfügung, die etwas weitab der pulsierenden Metropolen und ihrer (un)lebendigen Vampir-Population ist.

Erscheinungsbild

Staub zu Staub V20 Ulisses CoverLook & Feel ist gezielt auf das gewohnte Erscheinungsbild anderer VtM-Veröffentlichungen ausgerichtet, das Cover ist vollfarbig, der Text in zwei Spalten gesetzt und wie bekannt von einem Zierrahmen umflossen. Mit 58 Seiten hat es einen angenehmen Umfang und ist damit schnell in kurzer Zeit durchzulesen. Ein einblendbares Inhaltsverzeichnis schafft Komfort.

Die Illustrationen sind von wechselnder Qualität, orientieren sich aber wieder mehr an der 2nd Edition von VtM und sind also öfter gezeichneter Natur, denn Photo-Art.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Ulisses Spiele
  • Autor(en): Matthew McFarland
  • Erscheinungsjahr: 2015
  • Sprache: Deutsch
  • Format: Softcover
  • Seitenanzahl: 58
  • ISBN: –
  • Preis: 6,99 EUR
  • Bezugsquelle: Ulisses Ebooks

 

Fazit

Das Setting gefällt und ist durchdacht. Es macht an einigen Stellen klar, wie sehr es eine Farce ist, wenn zwei alte Kontrahenten sich um eine untergehende Stadt streiten, wirft durch den sterblichen Nekromanten eine interessante Wendung in die Story und ist überaus gut spielbar. Allerdings beinhalten einige Stationen im Laufe der Handlung gehöriges Potential für einen Maskeradebruch allerhöchster Güte.

Wie bereits aus früheren Publikationen bekannt bei Vampire, stellen Schaubilder die Personengeflechte dar, das hilft dem SL sehr.

Ich begrüße auch den losen Aufbau der Geschichte und die damit einhergehende Freiheit bei der Erschaffung des persönlichen Gary der Spieler. Verbunden mit dem fairen Preis und der guten Spielbarkeit gebe ich daher eine unbedingte Kaufempfehlung.

Daumen4Maennlich

Artikelbilder: Ulisses Spiele

 

2 Kommentare

  1. Erstmal vielen Dank für die umfassende Rezension – und dann noch ein Vampire Produkt, sehr schön. Wie immer bekommt man beim Lesen „nur“ der Rezension nicht denselben Eindruck wie bei der Lektüre des Buches selbst, das lässt sich ja nicht vermeiden. Daher meine Frage: Als Stadt, die in den letzten Zügen liegt, macht Gary schon mal einen guten Eindruck als Setting. Aber die von dir beschriebenen NSC`s… ich weiß nicht… das Ensemble macht auf mich einen irgendwie ziemlich trashigen B-Movie Eindruck? Mir fällt es da etwas schwer die einzelnen Charaktere ernst zu nehmen – besonders zusammen betrachtet.

    • Wirkt auf den ersten Blick tatsächlich so. Allerdings ist der Aufbau der Geschichte geschickt genug, dass es eben nicht zu einem wirren Zoo bunter Gestalten wird. Die Geschichte würde vermutlich mit etwas Eigenleistung auch funktionieren, wenn man einen der NSC weglassen würde.

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