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Egal ob es draußen stürmt oder die Hitze droht, Resinfiguren zu schmelzen: Im Tabletop-Bereich gibt es dennoch immer etwas Neues. Hauptthema des Sommers dürfte das Erbe von Warhammer Fantasy sein, um welches sich inzwischen drei Systeme streiten. Doch auch bei News-Dauerbrenner Dust Tactics gibt es wieder einmal Neuigkeiten, wie auch bei Warmachine/Hordes und Infinity. Und nicht zuletzt gibt es auch zum noch verhältnismäßig unbekannten Drakerys etwas zu berichten.

Dust Tactics: Ein paar Neuigkeiten

Trotz gefundenem Kompromiss zwischen dem bisherigen Vertrieb Battlefront Ltd. und Entwickler Dust Studio sind beide Seiten sich nicht wieder freundlich gesinnt. Zumindest wissen wir nun, wer eigentlich die Markenrechte an Dust besitzt: Dust Sudio Ltd. Diese sahen sich letzten Monat genötigt, den Besitz der bekannten Marke klarzustellen und mit Urkunde des United States Patent and Trademark Office zu belegen.

Urkunde des Dust Studio zeigt: Uns gehört Dust!
Urkunde des Dust Studio zeigt: Uns gehört Dust!

Abseits des Geplänkels gibt es aber auch wieder Neues zum Spiel selbst. So sind die neuen, ab August erhältlichen Starterboxen „Taskforce Tanya“ (Söldner) und „Kampfgruppe von Stein“ (Blutkreuz) vorbestellbar. Die Boxen enthalten je einen Helden, einen Kampfläufer und einen 5-Personen-Trupp, sowie alles weitere zum Spielen, wie Würfel, Geländestücke et cetera. Im Gegensatz zu den reinen Papiermatten der drei vorherigen Starterboxen wird die neue Matte aus Vinyl sein, was dem etwas „billigen“ Eindruck früherer Veröffentlichungen entgegenwirkt und das Produkt deutlich aufwertet.

Ersichtlich wird auch das neue Design: Beige scheint die neue Hauptfarbe zu sein, und das gesamte Design entspricht einer an Comics angelehnten Retro-Optik, die hervorragend zum Setting passt. Das enthaltene Regelheft führt überdies Änderungen zu den bisherigen Regeln ein und ist generell einsteigerfreundlicher gehalten: So müssen Helden und Piloten nun zu Spielbeginn einer Truppe angeschlossen werden beziehungsweise in einem Fahrzeug sitzen. Im Laufe des Spiels können sie zwar wieder auf eigenen Pfaden wandeln, ein erneutes Anschließen an eine Truppe bzw. Einsteigen in ein Fahrzeug ist jedoch nicht mehr möglich. Auch die Sichtlinienregelung wurde (erneut) überarbeitet und entspricht nun wieder der etwas einfacheren Regelung der ersten Spielversion. Auch das Hinzufügen einer Spielübersicht am Heftende kommt insbesondere Neulingen zugute.

Der Inhalt des Blutkreuz-Starters im Überblick
Der Inhalt des Blutkreuz-Starters im Überblick

Apropos Regeln: Aus gut vernetzten Kreisen hört man von einer deutschen Übersetzung eben dieser, an der bereits gearbeitet werden soll.

Fantasy: Age of Sigmar vs. Kings of War vs. Warthrone

Aus dem Zweikampf um die legitime Nachfolge des eingestellten Warhammer Fantasy Battles wird ein Dreikampf: Warthrone, das lange angekündigte Fantasy-Massen-Tabletop aus dem Hause Avatars of War, ist endlich als Regelwerk erhältlich und steht zum Download bereit. Auf den gut 30 Seiten finden sich alle Regeln, um Schlachten zu schlagen, inklusive einer Schnellübersicht am Ende des kostenfreien PDF-Dokuments.

Avatars of War dürfte vielen Fantasy-Spielern bereits als Hersteller qualitativ hochwertiger Hartplastik-Miniaturen zu fairen Preisen bekannt sein, weniger jedoch als Regelschreiber. Zwar gab es zuvor bereits ein Tabletop-Regelwerk aus dem Hause (Arena Deathmatch), welches jedoch eher wenig Verbreitung fand. Stattdessen waren die erschienen Miniaturen bei vielen Käufern beliebt als alternative Modelle für eben jenes Warhammer Fantasy, dessen Erbe nun noch offen ist. Wenig überraschend daher, dass Warthrone sich offen anschickt, Spielern zu vermitteln: Hier kannst Du deine alte Armee weiterspielen. Von den derzeit neun verfügbaren Armeelisten sind vier sogar ganz offen als Armeelisten anderer Systeme gekennzeichnet – dreimal Warhammer Fantasy und einmal Kings of War. Die von Fans erstellten Listen sind von Avatars of War geprüft und entsprechend der fünf originalen Listen ausbalanciert. Ein interessantes Konzept, dem sicher noch einige weitere Armeelisten folgen werden.

Age of Sigmar, die Nachfolge des „alten“ Warhammers, spaltet weiter die Spielerschaft. Die vollständigen Regeln, welche lediglich vier Seiten umfassen, sind gratis erhältlich, wie auch „Warscrolls“ für alle bisherigen Modelle. Befürworter des Systems freuen sich über entschlackte, eingängige Regeln und berichten von äußerst unterhaltsamen Spielen im Freundeskreis, ohne dabei auf Armeemaximierung zu achten.

Hier setzt jedoch auch die Kritik der anderen Tabletopper an: Durch den Wegfall von Punkten, ohne irgendeinen Ersatz für Spielbalance, ist ein ausgeglichenes Spiel nur schwer möglich. Games Workshop setzt wohl auf die Fairness der Spieler, selbst für ausgeglichene Spiele zu sorgen. Umstritten sind zudem einige Sonderregeln, welche einige der klassischen Modelle erhielten, die mehr an Munchkin als an ein düsteres Fantasyspiel erinnern. So gibt es Boni für „stimmige“ Dinge, wie einen längeren Bart als der Gegner, bis hin zu abenteuerlich-abstrusen Regeln. Beispiel? „Wenn du in deiner Heldenphase so tust, als würdest du auf einem imaginären Pferd reiten, darfst du bis zu deiner nächsten Heldenphase misslungene Trefferwürfe für den Averland Runefang wiederholen. Wenn du dabei auch noch mit deinem imaginären Pferd Gespräche führst, darfst du zusätzlich misslungene Verwundungswurfe für den Averland Runefang wiederholen.“ So gesehen beim Charakter Marius Leitdorf (Imperium).

Herzstück der neuen Box sind die Miniaturen
Herzstück der neuen Box sind die Miniaturen

Da es aber, wie erwähnt, kein absolut ausgeglichenes Spiel gibt, könnte man sich mit seinem Gegner natürlich darauf einigen, derartige Regeln zu ignorieren. Oder natürlich nur noch mit neuen Figuren spielen: Diese erhalten (bisher?) keine „lustigen“ Sonderregeln.

Unbestritten ist dagegen die Miniaturenqualität in der 100 EUR teuren Grundbox: Kaum eine Firma, die Games Workshop im Bereich (Hart-)Plastik das Wasser bieten kann. Ganze 47 Figuren stecken in der Box, zudem nebst Messstäben, Würfeln und Regeln auch ein 96-seitiges Buch, welches in die Hintergründe einführt und auch eine kleine Kampagne beinhaltet.

Wer gerne weiter gehen möchte, kann auch bereits das erste Hardcover-Buch erwerben: Auf 264 Seiten finden sich Hintergrund und Szenarien, mit deutlichem Schwerpunkt auf die auch in der Starterbox enthaltenen Gruppierungen „Stormcast Eternals“ und „Khorne Bloodbound“. Das Buch ist zum Preis von 65 EUR erhältlich.

Der dritte Anwärter im Bunde, Kings of War, enttäuschte zuletzt ebenfalls ein wenig mit seinen Gratis-Regeln. So finden sich im online verfügbaren Regelwerk keine Szenarien, und die Armeelisten erschienen nur auf rund 70 % gekürzt. Ein Testspiel ist so zwar möglich, für vollständige Spiele ist das Grundregelwerk, welches im August erscheinen wird, jedoch unabdingbar. Die bisherige Philosophie des Spiels, sämtliche Regeln gratis anzubieten, scheint damit ad acta gelegt.

So sieht das finale Buch dann aus
So sieht das finale Buch dann aus

Dennoch scheint Hersteller Mantic Games vom Ende des Branchenprimus Warhammer Fantasy zu profitieren: Bisherige Stimmen in der Community sind überwiegend positiv, und immer wieder liest man von früheren Warhammer-Spielern, die sich das Regelbuch vorbestellt haben. Mantic selbst bestätigte auch, dass das Interesse an Kings of War seit dem Aus für Warhammer massiv angestiegen sei. Inzwischen gibt es auch hierzulande erste Turnierorganisatoren, die nun anstelle von Warhammer mit Mantic’s Fantasy-Tabletop ihre Turniere bestreiten.

Drakerys: Einige Neuigkeiten

Auch in Frankreich sitzen Tabletop-Firmen, wie man am Beispiel Drakerys sieht. Das Tabletop aus dem Hause Don’t Panic Games ist deren erstes Werk und wurde vor gut einem Jahr, am 25. Juni 2014, über Kickstarter finanziert. Die Veröffentlichung hat sich seitdem von März diesen Jahres auf den Dezember verschoben, jedoch nimmt sie langsam konkrete Formen an.

Die ersten Bilder sehen schick aus
Die ersten Bilder sehen schick aus

So soll das Regelwerk, welches in Englisch und Französisch erscheinen soll, nahezu fertig sein, so dass erste Entwurfsbilder veröffentlicht wurden.

Ebenfalls lassen sich erste Produkte im Webshop des Hersteller vorbestellen, einschließlich Starterarmeen für alle vier Fraktionen (Menschen, Elfen, Zwerge, Orks). In den Boxen, die jeweils 60 USD kosten, werden sich neben einigen Miniaturen unter anderem auch Marker, Fraktionswürfel und das Regelwerk befinden. Zum Preis von 90 USD lässt sich zudem ein 2-Spieler-Starterset erwerben, welches neben Regeln und Spielzubehör die Miniaturen der Ork- und Menschen-Starterarmeen beinhaltet, sowie zwei fraktionsunabhängige Elementarfiguren.

Der Inhalt des 2-Spieler-Starters
Der Inhalt des 2-Spieler-Starters

Um Einsteigern ins Hobby einen leichten Einstieg zu bieten, werden alle Miniaturen der Box bereits fertig zusammengebaut und zudem in der Hauptfarbe ihrer Fraktion erscheinen. Zusätzlich erhältliche Miniaturen dagegen werden nicht zusammengebaut veröffentlicht, und als Zusatz diverse Ausrüstungs- und Kopfoptionen bieten. Als spielerische Besonderheit nutzt Drakerys eine Zeitlinie, anhand derer geklärt wird, wann welcher Spieler am Zug ist: je nach Komplexität einer Aktion wird der Marker eines Spielers mehr oder weniger weit vorbewegt. Bei einer besonders komplexen Handlung könnte dies bedeuten, dass der Gegner seinerseits mehrere Aktivierungen nutzen kann – abhängig davon, wie aufwändig diese ausfallen. Ein interessanter Ansatz, der an die Tickleiste aus Splittermond erinnert.

Die hübsch gestaltete Zeitlinie erinnert vom Prinzip an Splittermond
Die hübsch gestaltete Zeitlinie erinnert vom Prinzip an Splittermond

 

Und sonst so?

Die deutsche Übersetzung der 3. Regelversion von Infinity schreitet voran. Im Downloadbereich von Ulisses Spiele sind inzwischen acht Kapitel zum Download verfügbar. Geneigte Spieler dürfen sich weiterhin auf die Suche nach Fehlern machen und diese im Community-Forum o12 posten, damit am Ende eine möglichst runde und fehlerfreie Version auf den Markt kommt. Dafür ist auch die neuerliche Verschiebung um einen weiteren Monat verkraftbar. Das Buch soll nun im September erscheinen.

Nach der erfolgreichen 2-Spieler-Starterbox erscheint darüber hinaus für das Spiel in Kürze eine weitere große Box, die ebenfalls nebst Miniaturen mit Spielplan und Pappgelände bestückt ist: Das „USAriadna Army Pack“ führt eine neue Sektorarmee für Ariadna ein und ist äußerst gut bestückt: Neun Miniaturen (eine davon exklusiv für Vorbesteller), vier Gebäude und sechs Container aus Pappe, Würfel, Marker und ein dreisprachiges Heft (unter anderem deutsch) mit Regeln sowie drei neuen Szenarien. Angekündigt ist die Box für August zu einem Listenpreis von 89,95 EUR.

Der Box-Inhalt auf einen Blick
Der Box-Inhalt auf einen Blick

Auch das zweite etablierte Tabletop im Vertrieb von Ulisses, Warmachine/Hordes, erhält bald Zuwachs. Hordes: Vernichtung heißt das nächste Buch, welches für Oktober angekündigt ist und die Geschichte der Eisernen Königreiche weiter schreibt. Natürlich werden auch diesmal wieder einige neue Modelle eingeführt. Die deutschsprachige Softcover-Ausgabe wird 24,95 EUR kosten.

Fans der Eisernen Königreiche erwartet aber auch schon im August etwas Neues, abseits von Figuren: Mit „The Undercity“ erscheint ein kooperatives Brettspiel für zwei bis vier Spieler, welches für den stolzen Preis von 94,99 EUR vorbestellbar ist. Dafür erwartet die Käufer allerdings auch eine ordentliche Menge Inhalt: Neben Würfeln, Kampagnenheft und Spielbrett sind je über 200 Marker und Karten enthalten sowie ganze 44 Figuren. Wer sich vorab schon einen Eindruck vom Spiel machen möchte, kann bereits die englischen Regeln gratis herunterladen und sich einlesen.

Artikelbilder: Genannte Produzenten

 

5 Kommentare

  1. Also von einer „Enttäuschung“ zu sprechen, weil es von Mantic die Grundregeln sowie gekürzte Armeelisten (zu allen bisher offiziellen Armeen im Übrigen) kostenfrei zum Download gibt, finde ich ehrlich gesagt arg übertrieben. Zumal vorher alle Regeln, alle Armeelisten samt der magischen Gegenstände während der Open Beta offiziell einsehbar waren. Testspiele waren noch vor dem Release der zweiten Edition problemlos möglich.

    Mantic hat – zumindest dem Anschein nach – viel Arbeit in die zweite Edition gesteckt. Die Community und deren Feedback wurde in großem Umfang in die Spielentwicklung mit einbezogen und man hat auch via Social Media (eigener Blog bzw. Facebook) stets für große Transparenz über den aktuellen Status gesorgt.

    Natürlich ist auch bei Mantic nicht alles perfekt, aber das oben klingt fast so, als wäre der jetzige Erfolg purer Zufall und man hätte seitens des Herstellers im Grunde nichts dafür getan. Man hätte meiner Meinung nach den Absatz über Kings of War ruhig etwas positiver schreiben können.

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