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Nach langer Vorankündigung, Betaphase und Verzögerungen war es letzte Woche soweit: Die 5. Edition des erfolgreichsten deutschen Rollenspiels, Das Schwarze Auge (DSA), ist endlich erschienen. Pünktlich zum 20. Jubiläum der RatCon, ihrerseits Hausconvention des Herausgebers Ulisses Spiele. Ob die RatCon hierdurch zu einer „Das Schwarze Auge 5 ist da!“-Veranstaltung verkommt? Mitnichten. Obwohl der entsprechende Banner den eigentlichen Con-Banner in den Schatten stellte, war das Programm üppig gefüllt und der Besuch auch für jene, welche mit DSA nichts anzufangen wissen, lohnenswert. Nichtsdestotrotz war Das Schwarze Auge sehr präsent, wie natürlich auch die anderen Spiele des Verlags – so sehr, dass wir dem Thema DSA5 und Ulisses-Neuheiten einen eigenen Artikel widmen.

Trotz Ferienzeit war die Stadthalle Unna gut besucht und begrüßte die Besucher bei trübem Wetter bereits vor dem Eingang mit einem kleinen Zeltlager. Umstritten dürfte für den einen oder anderen Tagesbesucher der Eintritt gewesen sein. Dieser war gestaffelt nach Anreisetag. Wer bereits Freitag Abend kam, musste 15 EUR zahlen, am Samstag 10 EUR, und am Sonntag 5 EUR. Wer beispielsweise nur am Samstag auf die Con wollte, musste so trotzdem 10 EUR und den Eintritt für Sonntag quasi mitbezahlen. Klassische Tageskarten gab es somit nicht. Was es dagegen gab: Geschenk-/Werbetüten, die man direkt am Einlass erhielt. Darin befanden sich nebst vielen Flyern unter anderem auch alle fünf Bände der DSA-Roman-Serie Der Kristall von Al’Zul, ein „Zocker-Poker“, ältere Ausgaben von Perry Rhodan und Perry Rhodan Neo sowie ein Charakterbogen für DSA5 mit exklusivem „RatCon 2015“-Aufdruck.

Neuigkeiten beim Uhrwerk Verlag

Als einer der größten Aussteller (und Stände) war auch der Uhrwerk Verlag wieder auf der RatCon vertreten. Neben dem DSA-Ableger Myranor stachen vor allem Space 1889, Fate und Splittermond hervor, wie auch die überall am Stand verteilten Promo-Würfel für letztgenanntes Spiel.

Im Gespräch mit Verlagsleiter Patric Götz gab es dann auch einiges zu erfahren an Neuerscheinungen und bald kommenden Produkten:

Fate

Eis & Dampf, das Steampunk-Setting für Fate
Eis & Dampf, das Steampunk-Setting für Fate

Zuallererst natürlich der neuste Setting-Band für Fate, welcher auf den Namen Eis & Dampf hört und auf der gleichnamigen Anthologie und dem Roman Die zerbrochene Puppe von Judith und Christian Vogt basiert. Das über 200 Seiten starke Buch entführt die Spieler in eine frostigee Steampunk-Welt und punktet schon beim ersten Blick mit liebevollen Details wie einem Daumenkino auf den Seiten.

Für dieses Jahr stehen bei Fate zudem die deutschen Übersetzungen von The Deck of Fate und der Toolbox, welche aktuell ins Layout geht, noch an.

DSA/Myranor

Ebenfalls als Vorabverkauf auf der Convention gab es die in dieser Woche erscheinende Abenteuer-Anthologie Schatten über Daranel für Myranor, welche komplett in der namensgebenden Stadt spielt.

Im Zeitraum September/Oktober wird dann der Band über Zauberwerke das Licht der Welt erblicken, welches der letzte relevante Band mit DSA4-Regeln sein wird. Ab dem kommenden Jahr wird auf das neue DSA5 umgesattelt – bis dahin sollen aber noch vier weitere Myranor-Bücher auf Basis der 4. Edition erscheinen.

Splittermond

Als letzte Neuheit für Splittermond war die kürzlich erschienene Einsteigerbox sehr präsent. Die Spieler dürfen sich aber auch schon für die nächste Zeit auf weitere Publikationen freuen. So ist der von Vielen sehnlichst erwartete Ausrüstungsband Mondstahlklingen inzwischen beim Drucker und wird noch in diesem Monat erscheinen. Auch der Monsterband Bestien & Ungeheuer schreitet voran und wird nächste Woche ins Layout gehen, wo sich die Abenteuer-Anthologie Unter Wölfen bereits befindet. Auch die zweite Abenteuer-Anthologie, An den Küsten der Kristallsee, wird schon bald den Weg dorthin finden.

Deponia

Deponia, das Rollenspiel
Deponia, das Rollenspiel

Bereits einen Schritt weiter, beim Drucker, ist das Rollenspiel zum erfolgreichen Point’n’Click-Adventure Deponia, welches im September als 240-seitiges Werk in Vollfarbe erscheinen wird. Hierfür sind jedoch zunächst noch keine Erweiterungen geplant.

13th Age

Im Gegensatz dazu wird es für 13th Age Erweiterungsbände geben. Zumindest The Book of Loot darf in noch in diesem Jahr erwartet werden, möglicherweise auch noch 13 True Ways. Laut Patric gibt es einiges, was bereits fast fertig ist.

Space 1889

Für Space 1889 sollen in diesem Jahr auf jeden Fall noch ein oder sogar zwei Abenteuerbände erscheinen, und – bei gutem Gelingen – im Dezember der Mars-Quellenband.

Dungeonslayers

Ein neues Abenteuer gibt es auch für Dungeonslayers, welches voraussichtlich nächsten Monat erscheinen wird. Hierbei wird es sich um ein „Piraten-Zombie-Abenteuer“ handeln, welches von Thomas Römer geschrieben wurde. Des weiteren wird es wahrscheinlich noch in diesem Jahr die Veröffentlichung eines Spielleiterschirms geben.

Engel

Auch Engel-Spieler dürfen sich freuen. In der nächsten Woche erscheint der letzte Ordensbuch-Reprint (Urieliten), womit nach längerer Zeit endlich wieder alle vier Ordensbücher verfügbar sind.

Tharun und CONTACT

Zudem wird es im weiteren Verlauf des Jahres noch einen Abenteuerband für Tharun geben, sowie der Waffen- und Austrüstungsband für CONTACT. Hierfür gibt es jedoch noch keinen näheren Termin.

Weitere Aussteller

Neben dem Uhrwerk Verlag und Gastgeber Ulisses waren selbstredend auch andere Verlage und Aussteller anwesend. An kleineren Ständen im Eingangsbereich präsentierten sowohl Mantikore als auch Prometheus Games ihre aktuellen Produkte, wobei letztere diese jedoch nicht verkauften – hier wurde nur vorgestellt und präsentiert.

Rollenspiels Next Topmodel? Der „Sherlock-Bär“
Rollenspiels Next Topmodel? Der „Sherlock-Bär“

Einen größeren Stand hatte die Redaktion Phantastik, die mit ihrem Verlagsmaskottchen „Sherlock-Bär“ punktete. Der süße Teddy durfte sich häufig fotografieren lassen und somit wie ein Topmodel fühlen. Der Kleinverlag hatte ansonsten vor allem sein Detektiv-Rollenspiel Private Eye im Angebot, zu dem in Kürze der neunte Abenteuerband erscheinen wird. Apropos: Die deutsche Übersetzung des Wolsung-Grundregelwerks wird sich leider noch etwas länger hinziehen. Eine Veröffentlichung im nächsten Jahr ist nicht als sicher anzusehen.

Eine Etage höher, beim Festsaal, fanden sich all jene Aussteller, die nicht dem Rollenspiel zugehörig sind, sowie einige der anwesenden Künstler. Wobei „nicht dem Rollenspiel zugehörig“ eigentlich noch zu weit gefasst ist – alle dortigen Aussteller ließen sich dem Genre Tabletop zuordnen. Neben Szenegrößen wie Magabotato und bekannten Verlagen wie Martin Ellermeier, welcher Dropzone Commander, Warzone: Resurrection und das neue Alien vs Predator im Gepäck hatte und auf Spieltischen anbot, waren auch kleine Verlage wie Dollinger & Stein vertreten. Letztgenannte mit ihrem generischen System Pb-12.

 

Für schöne Spieltische ausrüsten konnte man sich ebenfalls: Wahlweise mit Science-Fiction-Bausätzen bei War Mage Games oder komplett fertigem Fantasy-Gelände von Tabletop-Modellbau. Und wer einfach nur schön bemalte Figuren oder Büsten in größerem Maßstab suchte, wurde am Stand von Animädelz und Robotz fündig.

 

Turnier, Spiele, Workshops

Selbstverständlich konnte auch einiges gespielt werden. Egal wo man entlang ging, es fanden sich immer Spielrunden in der Nähe. Nicht verwunderlich, wenn man sich die riesige Infowand mit Spielrundenaushängen ansah, an welcher nahezu immer reges Gewusel vorzufinden war. Mag auch gefühlt jede zweite Rollenspielrunde zu DSA in der einen oder anderen Form/Edition gewesen sein – es waren allemal genug andere Runden zu finden, die von Spielautoren, Supportern oder Privatpersonen angeboten wurden.

Jede Menge Runden – und das am ruhigeren Sonntag!
Jede Menge Runden – und das am ruhigeren Sonntag!

Eingeschränkter dagegen das Angebot im Bereich Tabletop: Hier gab es (neben oben genannten) kaum mehr als die Ulisses-Systeme Infinity und Warmachine/Hordes zu spielen, wenn auch auf vielen Tischen.

Auch bei sonstigen Spielen war das Feld eher spärlich gesäht: Neben den neuen beziehungsweise kommenden Ulisses-Spielen Orkensturm und Aventuria fanden sich nur noch ein bis zwei Handvoll weiterer Spiele. Neben Erfolgsspielen wie Zombicide oder Krosmaster Arena gab es aber zumindest auch das eine oder andere weitgehend unbekannte Spiel anzuspielen wie Doomtown Reloaded, ein Living Card Game im Wilden Westen.

Für einige beliebte Spiele fanden dafür aber auch ein paar interessante Turniere statt. Und nicht nur „irgendwelche“, sondern durchaus besondere, die sich von der Masse an Turnieren abheben können: So unter anderem der Regional West für Krosmaster Arena, ein „Pandemic Survival“ genanntes Qualifikationsturnier zur Weltmeisterschaft von Pandemie und das „Supermasters“ von Warmachine/Hordes, in welchem es einen von lediglich zwei außeramerikanischen Teilnahmeplätzen beim kommenden Warmachine Weekend in den USA zu gewinnen gab.

 

Nicht zuletzt – und für einige sicher ein wichtiger Grund, auf die Con zu gehen – fanden auch wieder einige Workshops statt. Womit in den meisten Fällen jedoch eher ein Vortrag mit Fragerunde gemeint ist. Neben vielen, sehr vielen Panels rund um DSA gab es solche auch zu ein paar anderen Rollenspielsystemen wie Fate oder HeXXen 1733 sowie einige interessante Vorträge abseits von Rollenspielen und ganze 14 Autorenlesungen. Auch nicht rollenspielende Freunde der Phantastik konnten hier auf ihre Kosten kommen.

Und wer angesichts der vielen schön bemalten Miniaturen bei den Tabletop-Turnieren auch einmal das Wagnis Bemalen angehen wollte, konnte sich das Basiswissen durchgängig im Festsaal aneignen, unter professioneller Aufsicht und mit der selbst bemalten Miniatur als Erinnerung zum mitnehmen.

Unter Aufsicht konnte man sich in die Kunst des Miniaturen-Bemalens einführen lassen
Unter Aufsicht konnte man sich in die Kunst des Miniaturen-Bemalens einführen lassen

 

Sonstiges

Auch außerhalb der Halle konnte man sich die Zeit vertreiben: Ohne Eintritt zahlen zu müssen, ließ sich der kleine mittelalterliche Markt besuchen und auf der geräumigen Wiese fanden Partien des spaßigen Nerf-Spiels Zombiecalypse sowie des immer weiter boomenden Jugger statt. Zweiteres entstammt ursprünglich dem Film Die Jugger – Kampf der Besten, erfreut sich inzwischen jedoch weltweit einer derartigen Beliebtheit, dass es inzwischen Vereine, Sachbücher und Meisterschaften zu diesem schnellen und actionreichen Mannschaftssport gibt.

 

Im Gegensatz zu einigen anderen Cons durfte auch das Catering zufriedenstellen im Hinblick auf den Geldbeutel. „Wucherpreise“ waren nicht vorhanden, stattdessen war alles angebotene, von Frühstück (4,50 EUR) über Kuchen (ab 1,50 EUR) bis hin zu Pommes (2 EUR) und Pizza (ab 3,50 EUR) preislich fair – das kennt man leider auch anders.

Nicht zuletzt Erwähnung finden soll derjenige, welcher sich für die Hallendurchsagen verantwortlich zeigte. Der Mann hatte hörbar Spaß und amüsierte die Besucher nicht nur mit „trockenen“ Durchsagen, sondern passenden Kommentaren à la „Es werden noch Zombies für Zombiecalypse gesucht – da sollte es an diesem Sonntag morgen einige von geben!“.

Einziger kleiner Wermutstropfen war die Organisation der Tombola. Ihre Eröffnung wurde zwar angekündigt, zumindest am Samstag jedoch fand keine Losverkäuferin ihren Weg auf die 1. Etage. Und ein Verkauf am Stand selbst war nicht erlaubt, selbst wenn dort gerade Verkäufer mit Lostrommeln standen. Da es durchaus einiges zu gewinnen gab, dürfte dies bei dem einen oder anderen für Frust gesorgt haben.

Jede Menge Preise zu gewinnen
Jede Menge Preise zu gewinnen

 

Fazit

Insgesamt fand ich die RatCon überaus harmonisch. Dies lag gerade auch an der wirklich freundschaftlichen, lockeren Atmosphäre – noch auf keiner anderen Con ist es mir passiert, schon einige Minuten vor Erreichen der Convention freundlich begrüßt zu werden im Vorbeigehen, nur weil ich auch ein weißes Bändchen am Armgelenk trug.

Auch Warteschlangen, fehlender Platz zum Spielen oder zeitliche Verzögerungen sind mir nie untergekommen. Dafür ein großes Lob an die Orga und die Beteiligten, die hiermit für alle spürbar gute Arbeit geleistet haben – auf ein Wiedersehen im nächsten Jahr, ich freue mich!

Fotografien: RatCon 2015, Unna, Michael Fuchs

 

6 Kommentare

  1. Hi,
    ich hab oben durchaus einmal am Samstag eine Losverkäuferin gesehen – hat uns sogar angesprochen :) (und auch am Samstag) – es könnte aber gut sein, dass die Ratz-Fatz ausverkauft waren.

    • Tja, am Samstag hatte ich gar nichts von den Losverkäufen mitbekommen aber am Sonntag wagten sich gleich zwei Verkäuferinnen in den Raum der Drachenzwinge wo ich gerade in einer Spielrunde saß

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