Geschätzte Lesezeit: 5 Minuten

Miguel O’Hara ist zurück. Aber anstelle die Geschichte des ersten Bandes weiterzuführen, wo es um den Verkauf von Spiderslayer-Bots an Terroristen ging, verknüpft sich Band #02 von Spider-Man 2099 mit der großen Rahmenhandlung der Spiderverse-Erzählung. So verwundert es auch nicht, dass der Originaltitel des ersten übersetzten Bandes dieser Sammelausgabe Edge of Spiderverse ist.

Federführend bei der Geschichte ist Peter David, der auch Hulk, Captain Marvel, Spider-Man, Wolverine, X-Factor, sowie einige Folgen für Star Trek und Babylon 5 geschrieben hat.

Handlung

Ganze sieben Seiten dauert es, bis der erste Spider-Man, dieses Mal aus Erde-98120, von Morlun getötet wird. Mitten im Avengerstower dieser Welt, wo Captain America und Wolverine (in ihren alten Kostümen!) erfolglos versuchen, den Angreifer aufzuhalten. Auf Erde-6375 indes versucht ein anderer Spider-Man, hier Miguel O’Hara in einer weiteren Inkarnation, andere Spideys zu finden, lockt damit aber auch Morlun her.

Moment – Morlun ist doch tot? Nein, ist er nicht und damit mächtiger denn je. Auf Erde-616 spürt „unser“ Miguel jeden Tod eines seiner „Geschwister“ der anderen Welten und versucht dem nachzugehen. Dabei wird er Zeuge eines dieser Tode durch ein Dimensionsportal. Mit der Leiche eines seiner Geschwister auf den Armen muss er nun irgendwie zusehen, Peter Parker zu finden. Dieser hat im Übrigen wieder sechs Arme, wie einst in den 70ern.

Das ist dann auch der Auftakt für eine wilde Reise – in die Zukunft des Jahres 2099, also eigentlich Miguels Heimatzeit, in die verwüstete Schutzzone der Spinnen und noch an andere Orte. An allen Orten kommt es zu großen Entscheidungen und spannenden Momenten. So zum Beispiel, wenn die Sinistren Sechs in ihrer Steampunk-Variante der retofuturistischen Erde-803 gegen die Helden antreten. Oder wenn sie Leopardon finden, den Spider-Man-Mecha aus einer japanischen TV-Serie ebenfalls der 70er Jahre. Oder wenn Punisher (2099) zu Hilfe kommt und mit einem Titan-Baseballschläger auf Morlun einprügelt.

Ob Morlun und die Inheritors besiegt werden? Nein, aber der Grundstein dazu wird in diesem Band gelegt.

Beinhaltet sind die US-Originale Spider-Man 2099 5-8, Spider-Verse 2 (III, IV).

Charaktere

Lady Spider rockt total
Lady Spider rockt total

Lady Spider ist die eigentliche Hauptrolle in diesem Comic, wird doch ihr Wesen stark aufgebaut und nimmt sich Autor Peter David genug Zeit, ihr Persönlichkeit einzuhauchen. Ihr Wortwitz und ihre Intelligenz erinnern stellenweise an einen Tony Stark, jedoch ohne dessen Arroganz. Allzu schön ist dann auch, dass sie May mit Vornamen heißt, wie Peter Parkers Tante, bei der eben jener aufwuchs.

Miguel O’Hara ist mehr Mittel zum Zweck, weiß zwar immer wieder mit Rat und Tat zu helfen, verblasst aber schlicht gegen Stil und Würde der Spinnendame. Und der sechsarmige Spider-Man ist mehr eine Randnotiz.

Morlun selbst als Antagonist kann zwar durch Brutalität und Effektivität wirken, hat aber nicht mehr als seinen Hunger zu bieten.

Zeichenstil

Sowohl Rick Leonardi als auch Will Sliney bevorzugen klare Formen mit deutlich erkennbaren Lichtflüssen, wobei erstgenannter Zeichner eher zu Minimalismus neigt. Gerade Muskelpartien aber wollen Leonardi besonders gut gelingen. Ich vermisse jedoch optisch ausgefallene und einprägsame Panels. Die Panels mit Biss sozusagen.

Sliney hingegen setzt Akzente durch Details und strahlende Lichteffekte, so zum Beispiel, wenn Morlun in einem Energiefeld festgehalten wird. Das knallt und macht Laune. Auch sind seine Figuren viel reicher an Konturen, was sie lebendiger wirken lässt. Besonders Bewegungsstudien erlangen so eine gewisse innewohnende Energie und beschleunigen den Lesefluss.

Preis-/Leistungsverhältnis

12,99 EUR für ein Tie-In zu einer großen Rahmenhandlung – das würde ich zunächst als zu hoch empfinden, jedoch bringt besonders Lady Spider ein besonderes Leseerlebnis, das den Comic zu einem Fest macht. Miguel selbst wirkt dagegen fast etwas farblos. Die Verarbeitung ist, wie von Panini gewohnt, hochqualitativ.

Geht es also um den Spaß beim Lesen, ist der Preis angemessen. Immer im Auge behalten muss man aber, dass der Comic eine Seitengeschichte erzählt und es in der normalen Spider-Man-Serie weiter geht.

Erscheinungsbild

SPIDERMAN2099SONDERBAND2_Softcover_931Gleich drei verschiedene Varianten des Spinnenhelden zeigen sich in tiefroter Beleuchtung. Morluns Fratze schwebt drohend über allem. Papier und Haptik des Bandes entsprechen dem üblichen Panini-Standard.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Panini Comics
  • Autor(en): Peter David, Will Sliney
  • Zeichner(in): Antonio Farbela et al
  • Erscheinungsjahr: 2015
  • Sprache: Deutsch
  • Format: Softcover
  • Seitenanzahl: 108
  • Preis: 12,99 EUR
  • Bezugsquelle: Amazon

 

Bonus/Downloadcontent

Hier geht Panini nach dem bekannten Habitus vor und liefert die originalen, wie auch Variant-Cover der US-Ausgaben. Des Weiteren bringen kleine Infokästen am Anfang und am Ende wertvolle Randinformationen.

Ist die Geschichte bereits so schon spritzig und wendungsreich, sind die Zugaben am Ende des Comics wirklich großartig und zeigen andere Geschichten aus dem Spiderverse mit besonderen Zeichenstilen. Da wäre zum einen Anarcho-Spider-Man, gezeichnet von Sheldon Vella und Der Geist der Straße, gezeichnet von Francisco Herrera. Beide Kurzcomics bestechen durch ihren ganz eigenen Stil.

Fazit

Als Seitenhandlung zum Gesamtwerk des Spiderverse brauchte ich als Leser, der eben jenes Gesamtwerk nicht kennt, einige Seiten, um mich zu orientieren. Bald aber war mir die Grundgeschichte der die Spider-Men in allen Universen jagenden Sippschaft von Morlun klar und ich konnte die Lektüre genießen. Den Ansatz, dass sich ein Feind von der Lebensenergie des Spinnentotems ernährt, gefällt mir gut.

Besonders das Hin- und Herspringen durch verschiedene Inkarnationen der Erde (98120, 6375, 616, etc.) ist es, das den Band so lesenswert macht. Dazu kommt noch die einfach großartige Lady Spider: eine weibliche Variante der Spinne aus einem Steampunk-Universum! Morlun als Übergegner ist eine wirklich harte Nummer. Da wirkt es willkommen, dass Punisher in einer nur wenige Panels messenden Zwischenszene zu Hilfe kommt.

Und während schon harte Action viele Blattseiten dominiert, nimmt sich Peter David gekonnt Zeit, die Charaktere zu entwickeln. Schade ist nur, dass die Spider-Man 2099-Comics bislang immer Seitenereignisse thematisierte und noch keine richtige eigene Geschichte hat.

Grundsätzlich gilt hier auch wie beim ersten Band: Entspannt zurücklehnen, lesen und Spaß haben!

Daumen4Maennlich

Mit Tendenz nach oben

Artikelbilder: Panini Comics

 

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein