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Vom 20.-22. November diesen Jahres findet in der Jugendherberge Freusburg der MittelPunkt 2015, Deutschlands LARP-Konferenz, unter dem Thema „Mit der Morgenröte nach OZ“ statt. Einmal im Jahr treffen sich hier interessierte LARPer, die über neue Charakterkonzepte, Ideen für LARPs oder den Bau von Requisiten in Theorie und Praxis reden wollen. Es gibt Vorträge, Diskussionsrunden, Mini-LARPs, Workshops zu den verschiedensten Themen und auch eine Preisverleihung für das deutsche LARP (den F.R.E.D.) finden im Rahmen der Veranstaltung statt. Seit mehreren Jahren sieht man allerdings auch immer dieselben Gesichter auf dem MittelPunkt. Frisches Blut scheint rar gesät. Eine Entwicklung, die angesichts der stetig wachsenden Beliebtheit des Hobbys seltsam anmutet. So haben die Veranstalter des MittelPunktes 2015 sich aufgemacht, herauszufinden, was man in der Community von ihrer Veranstaltung hält und wie man das gegebenenfalls ändern kann.

Keine Anzugträger und lange Vorträge

Schnell stieß man auf zwei Probleme: Entweder die Befragten kannten den MittelPunkt gar nicht, oder sie sahen ihn als Treffpunkt für die versnobte „LARP-Elite“ und Akademiker, die lieber unter sich blieben. Der MittelPunkt hatte also ein massives Image-Problem, an dem man arbeiten musste. Zuallererst hieß es daher , mit Vorurteilen aufzuräumen. Der MittelPunkt ist eine Konferenz, und allein dieser Begriff löst bei vielen Leuten bereits eine Zurückhaltung aus. Er klingt ernst, seriös und sich selbst zu wichtig nehmend, vor allem in einem Hobby, das die Leute ausüben um Spaß zu haben. Man möchte dort nicht in ewig langweiligen Vorträgen sitzen und sich anhören, was man alles falsch macht.

Doch das ist auch gar nicht, was beim MittelPunkt passiert. Ja, es gibt Vorträge. Diese sind allerdings zu spannenden Themen über neue Con-Konzepte oder bieten praktisches Wissen für LARP-Veranstalter. Es gibt Workshops, etwa, wie man mit Elektro-Bausätzen Requisiten baut, Filmvorführungen von LARP-Dokumentationen, es gibt jede Menge Zeit sich mit Freunden auch außerhalb eines LARPs einmal zu treffen und zu plaudern oder ein Bier zu trinken. Oder man nutzt die Gelegenheit, um in einem der angebotenen Mini-LARPs einfach mal für einen kurzen Zeitraum aus der eigenen Haut zu schlüpfen. Zeitgleich ist jeder dazu aufgerufen, selbst am Programm mitzuwirken und Programmpunkte anzubieten um so sein Wissen und seine Meinung mit den anderen Anwesenden (und dank dem Internet gerne auch mit der Welt dort draußen) zu teilen. Der Hauptaspekt des MittelPunktes ist damit der Austausch der LARPer untereinander. Denn nur dadurch generiert man neue Ideen und kommt selbst weiter. Und nur durch neue Einflüsse brodelt man nicht in seinem eigenen Saft. Die Stärke des Hobbys ist die Vielfalt, die es bietet. Und genau diese ist es auch, die beim MittelPunkt vertreten sein soll. Ein gebündeltes Wochenende voller Vielfalt, Ideen, interessanten Leuten, alten und neuen Freunden.

Jedes Jahr steht der MittelPunkt zudem unter einem anderen Motto, welches sich von der Gestaltung der Programmhefte, der Betitelung von Räumen und einer Kostümparty am Samstagabend konsequent durchzieht. 2013 war es beispielsweis der wilde Westen, 2014 Hollywood. Dieses Jahr sind es moderne Märchen („Auf der Morgenröte nach OZ“, so der Untertitel der Veranstaltung dieses Jahr) , was allein schon ein kleines Anzeichen für die Modernisierung des Konzeptes gewertet werden kann.

Eine Anerkennung unter Freunden

Mit dem F.R.E.D. feiert die deutsche LARP-Szene sich ein wenig selbst. Der DLRV vergibt jedes Jahr diesen Preis in der Tradition der Oscars an LARP-Konzepte, die besonders liebevoll und/oder innovativ sind. F.R.E.D. hat hierbei eine Doppelbedeutung. Zum einen ist es ein Akronym das für „Fortschrittliche Rollenspiel-Entwicklung in Deutschland“ steht und damit auch direkt das Ziel des Preises schildert, zum anderen ist es eine Ehrung an Fred Schwohl, einen mittlerweile verstorbenen Vorreiter der deutschen LARP-Szene, ohne den es weder den MittelPunkt noch irgendeine Großcon in diesem Ausmaße geben könne. Ihm zu Ehren hat der Preis die Form einer kleinen, goldenen, ihm nachempfundenen Statue.

Die Auszeichnung ist nicht mit einem Preisgeld dotiert, aber dennoch sind die Preisträger jedes Jahr stolz darauf, diese Statue mit Heim nehmen zu können. Es ist ein Zeichen der Wertschätzung unter Freunden, dass man etwas gut gemacht hat. Er soll zeitgleich zeigen, was alles Interessantes und Neues im deutschen LARP geschehen ist und Leute dazu anregen, sich mehr Gedanken über eigene Projekte zu machen, um in Zukunft auch eine der goldenen Freds mit Heim nehmen zu können. Der F.R.E.D. wird in verschiedenen Kategorien vergeben. Unter anderem werden Idee, Ausstattung, Medien, Team, Nachwuchs- und Familienförderung sowie Bildungs- und Weiterbildungskonzepte geehrt. Die Jury des F.R.E.D. besteht aus einem wechselnden Team von erfahrenen Live-Rollenspielern und Live-Rollenspielveranstaltern. Das Bewerbungsformular zum F.R.E.D. kann man hier finden.

Warum das alles?

Entgegen der Meinung von vielen LARPern sind die MittelPunkt-gänger eben keine eingeschworene Gruppe, die gern unter sich bleibt. Im Gegenteil sind sie sogar sehr offen gegenüber neuen Gesichtern und Meinungen. Sie wollen nicht nur sich selbst helfen und sind auch nicht die oft herbeizitierte „LARP-Elite“. Sie wollen lernen und ihren Wissensschatz erweitern, sich austauschen, neue Leute kennenlernen und von coolen Con-Konzepten hören oder selbst welche entwickeln. Sie wollen aber auch ihr Wissen weitergeben und so für alle Interessierten ermöglichen, für sich und andere ein besseres LARP zu machen, an dem alle Beteiligte Spaß haben.

Dafür benötigt es aber eben auch neue Blickwinkel auf alte und neue Probleme. Außerdem macht es einen Heidenspaß, neue Leute kennenzulernen, die im besten Fall voller Enthusiasmus für das Hobby sind und einem selbst vielleicht wieder ein Stück mehr anregen, das Hobby zu lieben. Ein reger Austausch ist also das Ziel und daher muss gezeigt werden, dass der MittelPunkt eben keine graue Theorie ist, sondern ein bunter Topf voller Überraschungen und tollen Erfahrungen.

Artikelbilder: Nabil Hanano; Drachenfest 2014, Diemelstedt | © 2015 NRA Endzeit Larp – die Neue Rote Armee | Mittelpunkt Larpkonferenz – eine Veranstaltung des DLRV e.V.

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