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Einen spezifischen Soundtrack zu einem Rollenspiel zu erstellen ist keine einfache Sache. Hat doch jede Spielrunde ihre ganz eigenen Vorstellungen, wie die Atmosphäre im eigenen Spiel sein soll und welche Art von Musik zu ihnen persönlich passt. Die einen bevorzugen es authentisch, die anderen suchen düstere Klänge, wiederum Andere haben es lieber, wenn epische Hybridmusik mit Rock-Einflüssen die Kämpfe ihrer Helden untermalt. Ralf Kurtsiefer wagt sich hier an teils authentische, teils atmosphärische Musik heran, welche die Wege der Helden und Begebenheiten innerhalb der Welt Splittermonds untermalen soll. Wir haben uns das Werk einmal angehört.

Tracks

Track 01 “Spiel auf zum Tanz” (2,55 min.):

Tavernen-Atmosphäre, Lachen und das Klirren von Krügen und Gläsern. Dann setzt relativ typische, mittelalterliche Spielmannsmusik ein. Flöte, Trommel, Zimbel und Laute spielen eine kleine, fröhliche Tanzmusik, die sicherlich hervorragend genutzt werden kann, um eine Festivität in der Spielgruppe zu untermalen.

Track 02 “Die Paläste von Ultia” (2,25 min.):

Wiehern, Pferdegetrappel und das Rattern einer Kutsche, dann spielt ein Spinnet auf und Streicher untermalen zusammen mit einer Pauke die flotte Melodie. Eine Trompete setzt ein und spielt das etwas getragene Leitmotiv, das im Verlauf von einer Oboe übernommen wird. Gen Ende übernimmt ein Glockenspiel die Melodie.
Einsetzbar, um die Verlockungen einer größeren Stadt zu beschreiben, oder eben einen Palast.

Track 03 “Jenseits des Feenwaldes” ( 3,11 min. )

Ominöse, mystische (synthetische) Klänge dringen bedrohlich an unser Ohr. Streicher zerren an den Nerven und ein dumpfer Bass dröhnt. Geräusch-Effekte wie Blubbern und leise Rufe/Schreie tragen zur unheimlichen Atmosphäre bei. Eine erkennbare Melodie stellt sich erst recht spät ein und schwingt sich alsbald zu mystisch-rituellen Höhen auf, nur um dann wieder zu verschwinden und leise auszuklingen.

Was lauert dort in der Dunkelheit hinter dem Wald der Feen? Welche Gefahr verbirgt sich tiefer im Dickicht?

Track 04 “Marsch der Furgand” (1,33 min.):

Strenge Streicher, dumpf und kräftig begleitet von einer Posaune. Melancholische Chöre und harte Trommeln. Ich stelle mir einen Flüchtlingstreck vor, welcher langsam aber stetig vor den aufsteigenden dunklen Wolken des Krieges in der Ferne flieht.

Track 05 “Verheerte Lande” (2,41 min.):
Was der Krieg übrig ließ. Oder die Folgen einer magischen Katastrophe.

Grillen zirpen, doch langsam legt sich etwas anderes über die Nacht. Unheimliche Geräusche und Stimmen erklingen in der Finsternis. Es zischt und knackt, ist das Sprache? Welch üble Kreaturen lauern dort im Dunkel?

Track 06 “Sommer in Wintholt” (1,03 min.):
Vogelgezwitscher, summende Insekten, Aufnahmen aus der Natur. So einfach geht das.

Track 07 “Das Erbe der Dracurier” (5,28 min.):
Die Naturgeräusche aus dem vorherigen Track werden von einer sanften, leicht heroischen Melodie übertönt. Streicher, Posaunen und Flöte vermitteln das Gefühl sonnendurchfluteter Ruinen und uralter Wunder. Die Gruppe stößt auf eine versunkene Stadt inmitten des Waldes.

Track 08 “Valhanis‘ Prüfung”(4,45 min.):

Stelle Dich der Finsternis! Überlebe!

Dieses Stück hat eine nur rudimentäre Melodie, welche düster und bedrohlich daherkommt. Klassische Versatzstücke des Horror-Samplings vermischen sich zu einem finsteren, bösen Brei aus Geräuschen, die der Gruppe die Haare zu Berge stehen lassen werden!

Sehr schöne, fiese Atmosphäre!

Track 09 “Die Welt blickt nach Ioria” (2,21 min.):
Loria, Zentrum der Macht und der Kultur. Dreh- und Angelpunkt geschichtlicher Ereignisse. Erhabene Türme ragen majestätisch in den Himmel, Karawanen gehen ein und aus. Alles erscheint friedlich, doch unter der Fassade verbirgt sich auch etwas Dunkles, Altes, Mächtiges.

Glocken und tiefe Bässe, vermischt mit leicht verzerrten Chören, Zimbel und Stimme lassen ein orientalisches Feeling aufkommen, das jäh von dunklen Gesängen und Donnerhall unterbrochen wird.

Track 10 “Abendstimmung” (2,07 min.):

Wie schon bei Track 06 werden hier typische Naturgeräusche wiedergegeben. Grillen zirpen, Frösche quaken, Eulen rufen und in der Ferne hallen unheimliche Geräusche wider …

War das ein Wolf, oder ein Mensch? Oder Schlimmeres?

Track 11 “Nacht über dem Jadeband” (3,46 min.)

Erneut wird die Stimmung und Soundkulisse des vorangegangenen Stückes aufgegriffen und ausgebaut. Über die nächtlichen Geräusche legt sich nun eine getragene Melodie aus Posaunen und Streichern.

Bedrohlich wabert Nebel aus dem Boden empor, hat sich dort etwas bewegt?!

Was sind das für seltsame Lichter dort?

Track 12 “Die Ruinen von Gotor” (1,26 min.):

Ein plötzlicher Gewittersturm bricht über die Helden herein und mit einem Mal schlägt unmittelbar vor ihnen ein Blitz ein. So schnell wie der Sturm kam, so ist er auch wieder verschwunden.

Einmal mehr werden Naturgeräusche sehr effektiv eingesetzt.

Track 13 “Entsatz für den Aldentrutz” (2,36 min.):

Grad als der Sturm sich verzieht, erspähen die Helden Ruinen im Dunst des Regens. Unheimlich und doch von altertümlicher Schönheit. Wagen sie sich hinein?

Die Melodie baut sich langsam und stetig zu einem harten Höhepunkt hinauf, leise Glocken und tiefe Streicher vermitteln eine unheimliche Stimmung. Der stetig plätschernde Regen liegt über den einsetzenden Chören wie ein Leichentuch. Kurz bricht die Sonne durch die dunklen Wolken und eine Flöte kündet von besseren Tagen, dann jedoch bahnt sich die Dunkelheit erneut ihren Weg.

Track 14 “Nyrdfinger Requiem”(2,11 min.):

Gemischte Chöre künden vom Tod eines Helden. Ein herrlich getragenes Klagelied.

Track 15 “Die Schattenwand”(4,10 min.):

Streicher und ein weiblicher Chor in einer an- und abschwellenden Melodie. Für mich persönlich etwas zu klischee-”gruselig”, um tatsächlich zu wirken. Ähnliches hat man einfach schon zu oft gehört.

Track 16 “Unter dem Splittermond” (2,30 min.):

Wohl so etwas wie der Titeltrack des Albums. Bestrebt, heroisch und episch zu wirken, hat er nur teilweise Erfolg. Zwar klingt das Ganze nicht schlecht, jedoch sind mir zu viele Tempi- und Taktwechsel im Stück. Kurz getragen, dann für wenige Sekunden episch brachial, nur um wieder in sanfte, ruhige Klänge zu wechseln, mit ätherischen Chören, die wiederum abgelöst werden von Rhythmustrommeln.

Track 17 “Unter dem Sand der Surmakar” (2,03 min.):

Ein Duduk tönt kurz auf, Percussions klappern und Streicher setzen ein. Eine tiefe Flöte spielt das Haupthema an, begleitet von Trommeln und Percussions. Später übernehmen Streicher und Hörner die Melodie. So muss ein “Wüsten-Track” klingen. Heldenhaft und dynamisch. Angelehnt an die Musik des nahen Ostens und mitreißend.

Track 18 “Die Klöster des Auin” (2,50 min.):

Einflüsse buddhistischer und fernöstlicher Musik sind nicht zu leugnen. Eine Erhu (chinesische zweiseitige Geige) und Kehlkopfgesänge lassen den Hörer unweigerlich an Gebäude im ewigen Eis hoher Berggipfel denken. Klasse!

Track 19 “Piraten der Jadesee” (1,42 min.):

Fernöstlich angehauchte Trommelrhythmen über dunklen Gongklängen, Meeresrauschen und unheimlichen Geräuschen. Kurz und knackig, sicher gut zu nutzen bei einer Konfrontation mit ebendiesen Piraten.

Track 20 “Große Konjunktion” (2,32 min.):

Mystisch und sanft fließt die Melodie dahin. Wieder bilden Streicher den Hauptteil des Stückes und Flöte und Oboe wechseln sich ab, bis Chöre einsetzen um für die nötige epische Stimmung zu sorgen. Diesen Track kann ich mir gut vorstellen, um ein magisches Ritual oder eben ein großes Naturschauspiel zu untermalen.

Track 21 “Drache gegen Phönix” (2,11 min.):

Einmal mehr wird Kehlkopfgesang sehr effektiv eingesetzt, um die Grundstimmung des Stückes zu setzen. Die folgenden Trommeln deuten auf Konflikt und Härte, die Kiai (Kampfschreie) und das metallische Geräusch einer Klinge führen unweigerlich den Kampf vor Augen. Ein Duell zweier Krieger, kann hiermit hervorragend untermalt werden.

Track 22 “In den Tiefen Esmodas” (3,58 min.):

Unheimliches Knacken und Knarren, Blubbern und Rauschen. Dumpfes Dröhnen, verzerrte Echos …

So klingen die finsteren Tiefen des Meeres. Und niemand weiß, was dort unten lauert.

Unheimlich, gruselig und spannungsgeladen.

Track 23 “Die Entscheidung” (2,18 min.):

Schlachten-Getümmel oder Kampf gegen eine riesige Bestie. All solches lässt sich mit diesem Action-Track untermalen. Eine Entscheidungsschlacht wird geschlagen und die Spieler stehen an vorderster Front! Epische Posaunen und Trommeln, Hörner und Chöre, alles was ein solches Stück braucht.

Track 24 “Nachtlied für Prinzessin Yi” (2,40 min.):

Eine leichte, melancholische Piano- und Flöten-Melodie. Gen Ende durch dumpfe Bässe in die traurige Stimmung verschoben.

Womöglich ist die Prinzessin von Albträumen geplagt oder verzehrt sich nach einem Liebsten.

Emotionalität

Die Tracks vermitteln größtenteils die gewünschte Atmosphäre und sind sicherlich vielseitig einsetzbar. Einige wenige Ausnahmen sind leider zu beklagen, doch sind auch diese zumindest gut anzuhören.

Verwendbarkeit

Es findet sich hier eine Vielzahl von Stimmungen, wie sie ein kreativer Spielleiter in seinen Runden mit Sicherheit hier und da einzusetzen weiß. Settings in orientalischen Ländereien finden hier hervorragende Untermalung. Wenngleich manche Stücke auch, für meinen Geschmack, zu kurz geraten sind.

Preis-/Leistungsverhältnis

Für 17,95 EUR bekommt man eine schöne, stimmige Musiksammlung. Absolut angemessener Preis.

Erscheinungsbild Cover/Verpackung

Splittermond Musik Cover Ralf Kurtsiefer Orkpack UhrwerkDas Cover zeigt ein einsames Hochplateau inmitten einer grünen Landschaft. Davor ein steinernes Tor und darüber fliegen drachenähnliche Wesen.

Die harten Fakten:

  • Komponist: Ralf „Orkpack“ Kurtsiefer
  • Erscheinungsjahr: 2015
  • Format: CD
  • ISBN: 978-3958670204
  • Preis: 17,95 EUR
  • Bezugsquelle: Amazon

 

Bonus/Downloadcontent

Das Booklet enthält 6 kleine Abenteuer-Ideen und passende Musik-Vorschläge zu diesen.

Fazit

Einer der Abenteuervorschläge aus dem Booklet
Einer der Abenteuervorschläge aus dem Booklet

Die in diesem Werk gebotene Musik ist vielseitig einsetzbar und von der Umsetzung her meist gut gelungen. Meine einzigen beiden Kritikpunkte sind die Folgenden:

Ich hätte mir manche Stücke länger und sozusagen ausführlicher gewünscht. Gerade „Die Entscheidung“ ist, um es effektiv in einer Runde einzusetzen, sehr kurz geraten.

In einer hektischen Kampfsituation beginnt ein Stück, das sich bereits nach solch kurzer Zeit wiederholt, schnell an den Nerven der Spieler zu zerren und das nicht in der der Spielsituation angemessenen Weise. Ein längeres Stück, mit weniger Rhythmus- und Melodiewechseln bietet sich da eher an. Da erfahrungsgemäß ja ein solcher Kampf am Tisch bisweilen Stunden dauern kann, in der Welt jedoch vielleicht gerade 2,18 Minuten.

Auch missfällt mir der teils recht deutlich zu erkennende Einsatz von elektronischen Samples und Loops. Natürlich lassen sich unheimliche Geräusche nicht so einfach hervorbringen, aber müssen es gerade Synthesizer-Klänge sein?

Und leider sind auch die Streicher, Chöre und Bläser recht oft als elektronisch erzeugt zu erkennen. Was das Hörvergnügen, zumindest für mich, etwas schmälert.

Die Idee mit den Abenteuer-Vorschlägen im Booklet finde ich klasse!

Daumen4Maennlich

Artikelbilder: Uhrwerk Verlag
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

 

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