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Actionstar Vin Diesel jagt in seinem neusten Abenteuer als unsterblicher Hexenjäger die Geschöpfe der Unterwelt vom düsteren Mittelalter bis ins moderne, pulsierende New York City. Das actionreiche Fantasy-Spektakel lockt mit einem ordentlichen Cast bis in die Nebenrollen. Die spannende Frage war, ob The Last Witch Hunter mehr zu bieten hat, als seine oft all zu trashigen Genre-Vertreter (u. a. Der siebte Sohn, Der letzte Tempelritter, Hänsel & Gretel Hexenjäger).

Hoffnung machte in diesem Zusammenhang, dass das Drehbuch 2010 auf der so genannten Blacklist stand. Das ist eine Liste der unter Hollywood-Produzenten beliebtesten, bisher unverfilmten Skripte. Das Paket aus Haudegen Vin Diesel und prominenten Schauspielkollegen samt guten Drehbuch sieht nach einem guten Omen aus. Ob die postmoderne Hexenjagd im Kino begeistern kann, erfahrt ihr in unserer folgenden Filmkritik.

Story

Im finsteren Mittelalter gelang es dem Krieger Kaulder (Vin Diesel) dem Treiben der niederträchtigen Hexenkönigin (Julie Engelbrecht) ein Ende zu bereiten. Doch dafür zahlte er einen hohen Preis. Die Oberhexe verfluchte ihren Bezwinger zu ewigem Leben. Ein Umstand, der zunächst verlockend klingt, in der Praxis führt Kaulder jedoch seitdem ein eher trostloses Leben als Einzelgänger. Sein einziger Antrieb ist fortan der Dienst als Hexenjäger für die klerikale Bruderschaft von Axt und Kreuz.

Gute 800 Jahre später gibt es für die Kirche immer noch reichlich zu tun. Ein Friedenspakt mit der Bruderschaft, der es verbietet, schändliche Magie gegen Menschen einzusetzen, sorgte dafür, dass die Hexen und ihre Anhänger in modernen Großstädten wie New York unerkannt unter den Bürgern leben können. Geht ihr magisches Wirken zu weit, liegt es an Kaulder, im Auftrag der Bruderschaft, die Dinge wieder gerade zu rücken. Unterstützt wird der Hexenjäger auf seinem jahrhundertelangen Weg von einer ganzen Reihe priesterlicher Ratgeber, deren Name stets Dolan lautet. Als der 36. Dolan (Michael Caine), zu dem Kaulder eine sehr enge Verbindung hat, ermordet wird, muss der 37. Dolan (Elijah Wood) in große Fußstapfen treten. Das dunkle Vorzeichen verstrickt Kaulder und seinen Gehilfen in turbulente Ereignisse. Dabei treffen sie auf die junge Hexe Chloe (Rose Leslie). Die ungleiche Gruppe muss sich bald einer epischen Herausforderung stellen. Denn die Schergen der Hexenkönigin drohen, die Menschheit erneut zu unterwerfen.

Darsteller

In Interviews gab Vin Diesel an, dass der Film ihm half, den tragischen Tod seines engen Freundes Paul Walker zu verarbeiten. An anderer Stelle „outete“ er sich gar als Rollenspieler. Die Filmfigur sei an seinen eigenen Dungeons and DragonsCharakter angelehnt. Ob Vin Diesel damit den Traum vieler Rollenspieler lebt oder das alles einfach nur geschicktes Marketing ist, wird wohl ein Geheimnis bleiben.

Fakt ist, die unangefochtene Hauptfigur des Filmes ist die bullige Gestalt des Hexenjägers Kaulder. Vin Diesel verleiht dem klerikalen Kämpfer spielend die notwendige Präsenz, agiert gewohnt wortkarg, dafür bekannt schlagkräftig und lässt immer eine Prise Selbstironie einfließen. Harte Kerle – im Idealfall Einzelgänger – auf der Leinwand darstellen, darin hat der markante Action-Star ohnehin schon reichlich Übung. Auf dem Feldzug gegen das Hexenpack hat Kaulder noch ein paar Nebenfiguren im Schlepptau.

Hier ist der Cast von The Last Witch Hunter durchaus gelungen. Michael Caine als alter Freund und Ratgeber Vater Dolan (Nr.36), Elijah Wood als dessen unbedarfter Schüler Dolan (Nr.37) und selbst Newcomerin Rose Leslie als junge Hexe Chloe – alle liefern eine solide Darstellung ab und sind passend zu ihren Rollen besetzt. Zweifelsohne stehen ihre Figuren jedoch im Schatten der Erzählung um den titelgebenden Hexenjäger und dessen Kampf in Vergangenheit und Gegenwart. Als Oberhexe braucht sich in Sachen glaubhafter Boshaftigkeit auch die noch unbekannte deutsche Schauspielerin Julie Engelbrecht nicht zu verstecken. Vielmehr darf man von der Figur jedoch nicht erwarten. An tiefgründigen Gegenspielern mangelt es (gerade in der Fantasy-Genre) aber ohnehin den meisten Werken.

Inszenierung

Für viele dürfte Regisseur Breck Eisner noch kein geläufiger Name sein. Tatsächlich ist er für den Regiestuhl von The Last Witch Hunter auch nur zweite Wahl. Der erfahrenere Kollege sprang ab, dass Drehbuch bekam auch einen neuen Autor und so kann man Eisner am Ende immerhin, aller Verzögerungen zum Trotz, eine mehr oder weniger brauchbare Umsetzung attestieren. Technisch ist der Film solide. Das Aha-Erlebnis bleibt jedoch aus.

Bei den Schwächen bedient sich der Film an so manch anderem Vertreter des Fantasy-Genres. Die Geschichte will zu viel erzählen. Zwar verzichtet man auf all zu verworrene Zeitsprünge bei der immerhin 800 Jahre alten Hauptfigur und konzentriert sich dankenswerterweise auf die Darstellungen der Gegenwart und mittelalterlichen Vergangenheit, jedoch wirkt das heraufbeschworene epische Finale dann doch zu schnell erzählt. Warum muss es so oft immer gleich um das große Ganze (Rettung der Welt) gehen?

Regisseur Eisner und sein Team lassen sich durchaus Zeit, den Charakter des Hexenjägers Kaulder als auch die Idee, dass Hexen unerkannt in der modernen Welt leben, einzuführen. Leider entgleitet dem Regisseur hierbei auch die Dramaturgie und der Film verliert sich in der ein oder anderen unbedeutenden Szene. Das eigentliche Finale ist in der Folge dann deutlich zu kurz geraten. Zwar ist der Showdown voll gestopft mit Elementen, die krampfhaft einen epischen Kampf um alles oder nichts erzwingen wollen, jedoch geht die Rechnung am Ende nicht auf. Hier hätte man entweder beim ganzen Film gleich in einer Zeitebene bleiben sollen oder dem kampferprobten Hexenjäger einen anderen Gegenspieler samt bodenständiger, wenn gleich nicht weniger interessanter, Mission als Herausforderung spendieren können.

Passenderweise ist leider auch der dumpf hämmernde Soundtrack von Steve Jablonsky nur Mittelmaß. Vom Klang her fühlte man sich zu oft an seine Kompositionen zur Filmreihe mit den bunten Blechrobotern erinnert. Natürlich gibt es auch den ein oder anderen Funken zwischen dem stattlichen Recken und seiner hübschen Begleitung, eine aufgesetzte Romanze bleibt dem Zuschauer jedoch glücklicherweise erspart. Die Action-Szenen sind aufgrund der schleppenden Erzählung recht rar gesät. Einzelne Effekte wissen zwar zu gefallen, so richtig mitkämpfen kann man dann aber als Zuschauer doch nicht. Die üblichen Actionfallen lässt auch The Last Witch Hunter nicht gänzlich aus und präsentiert teils viel zu hektisch geschnittene Auseinandersetzungen oder lässt Protagonisten und Filmzuschauer im Dunkeln stehen.

Erzählstil

Los geht der Action-Spaß im düsteren Mittelalter. Im Mittelpunkt steht jedoch der Schlagabtausch in der Gegenwart in den urbanen Landschaft New York City. Um die Geschichte des Hexenjägers zu erzählen bedient man sich diverser, manchmal thematisch schön umgesetzter, Rückblicke in die Erinnerungen Kaulders. Als Bonus gibt es zum Finale hin auch einen Ausblick auf die drohende Zukunft. Dank klar unterscheidbarer Visualisierung der Zeitebenen behält der Zuschauer hier aber stets den Überblick.Wie schon angesprochen blickt die Hauptfigur unfreiwillig auf eine lange Lebensspanne zurück.

Trailer

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Fazit

Plakat The last Witch Hunter Vin DieselVin Diesel als brachialer Hexenjäger? Der große Wurf gelingt leider nicht. Der Actionstar kommt als The Last Witch Hunter mit gewohnt minimalistischer Mimik und umso kraftstrotzender Präsenz daher, völlig rund wirkt das Paket jedoch nicht. Die restliche Schauspielriege ist namhaft besetzt, was sich dann auch in der soliden Umsetzung der Rollen zeigt. Erwähnenswerte Besonderheiten bleiben hier jedoch auch. Dem Prädikat „Actionspektakel“ wird The Last Witch Hunter jedoch nicht ganz gerecht. Zu schleppend inszeniert Regisseur Breck Eisner die Erzählung, zu hektisch geschnitten präsentiert sich die Mehrheit der raren Action-Sequenzen und der Showdown zum Ende verspricht zwar den großen epischen Knall, wird jedoch viel zu schnell abgearbeitet.

Der Film platziert sich in der Summe zwar dennoch knapp vor unzähligen trashigen Genre-Vertretern. Eine filmisch richtig gelungene Hexenjagd bleibt dem modernen Kinogänger aber weiterhin verwehrt. Vielleicht gibt es für Vin Diesels Hexenjäger aber noch eine zweite Chance. Ein Sequel sei bereits im Gespräch und die erdachte Welt ist glücklicherweise noch längst nicht ausgeschöpft. Vielleicht lernt man an dieser Stelle auch dazu und gestaltet das nächste Abenteuer dann besser. Luft nach oben hat die Erzählung rund um den Charakter Kaulder alle mal.

Daumen3maennlich

Artikelbilder: Concorde Film

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