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Wie bereits in den Vorjahren befand sich der Tabletop-Bereich in Halle 2, die zuweilen liebevoll „die Nerd-Halle“ genannt wird. Gemeinsam mit LARP, Rollenspiel und Comics als Schwerpunkt, fanden sich die meisten Aussteller dort in guter Gesellschaft. Allerdings nicht alle. In diesem Jahr war erstmals Halle 7 mitbelegt. Und in dieser fanden sich ebenfalls einige Aussteller mit Miniaturen, wie auch Rollenspiele, so dass diese neue Halle wie ein recht buntes Potpourri wirkte. Übersehen haben wir sie glücklicherweise dennoch nicht.

Halle 2

Games Workshop und Mantic

Beginnen wir mit dem, was viele im Vorfeld überrascht haben dürfte: Games Workshop ist zurück auf der SPIEL! Nicht nur indirekt mit einem Forgeworld-Stand (bei dem es sehr häufig sehr leer war), sondern tatsächlich mit einem eigenen Messeauftritt. Wer sich jedoch auf Demos oder Neuheiten gefreut hat, wurde enttäuscht: Der Stand zeigte lediglich Age of Sigmar, mit Schwerpunkt auf die Grundbox. Es gab bemalte Modelle hinter Scheiben und darüber hinaus nichts. Auch an diesem Stand war es auffällig ruhig.

 

Auch der wohl größte Konkurrent um die Spielerschaft des vergangenen Warhammer Fantasy, Mantic, war vor Ort. Wie bereits in den Vorjahren jedoch mit einem äußerst kleinen Stand, der durchaus leicht zu übersehen war. Neben ein wenig Kings of War wurde hier vor allem das bald erscheinende Miniaturen-Brettspiel Dungeon Saga vorgestellt.

 

Warehouse Games

Etwas Neues gab es auch beim Fantasy Warehouse respektive Warehouse Games. Neben Wolsung, SAGA und anderen Spielen sowie Zubehör gab es auch Produkte von Vesper-On Games zu sehen. Nicht einmal einen Monat ist es her, seit die Iserlohner bekannt gaben, den deutschen Vertrieb für Carnevale übernommen zu haben. Wir haben die Gelegenheit genutzt, uns einmal neue Modelle und das tatsächlich äußerst schön gestaltete Regelbuch anzusehen.

 

Entdeckt haben wir zudem einen Prototyp der Grundbox zu Home Raiders. Dieses neue Tabletop von Vesper-On wurde vor einigen Monaten per Kickstarter finanziert und ist ein 1:1-Spiel. Man spielt dabei kleine Aliens und andere Völker, die in unserer Welt bzw. Realität angekommen sind und sich dort bekriegen. Ein unaufgeräumter Tisch ist hierbei das Ideal – voller Flaschen, Bücher und Krimskrams! Eine interessante Idee. Die Figuren sind dabei, im Vergleich zu gängigen 28-25-mm-Miniaturen ein gutes Stück größer.

 

Wolsung und Infinity-Gelände

Wenig verwunderlich, gab es Wolsung auch bei Micro Art Studio. Die Firma hinter dem Spiel hatte neben Infinity-Gelände auch wieder sehr ansehnliche Spielplatten für Wolsung dabei, die wie schon in den Vorjahren beeindruckten.

 

Infinity-Gelände gibt es inzwischen aber nicht mehr nur von Micro Art. Auch einige andere Hersteller haben mittlerweile passendes Sci-Fi-Gelände im Sortiment, das speziell für das beliebte Corvus Belli-Tabletop entwickelt wurde. Eine dieser Firmen ist Laughing Jack Games & Scenery aus Mülheim, die sich dieses Jahr erneut in Essen zeigte und dabei Besuch mitbrachten: Die Cosplayerin Yashia ist innerhalb der Infinity-Community für ihre diversen Cosplay-Umsetzungen von Infinity-Modellen bekannt.

 

Verlag Martin Ellermeier und Prodos Games

Eine weitere Firma, die Gelände für Infinity produziert, ist War Mage Games aus Delmenhorst. Sie nicht mit einem eigenen Stand vertreten, als Bestandteil des Standes vom Verlag Martin Ellermeier aber dennoch dabei, wie auch Miniature Scenery / CNC Workshop aus Australien. Hingucker des Verlags-Stands waren aber wieder die Demoplatten für Dropzone Commander.

 

Gegenüber fand sich direkt der Stand von Prodos Games, dessen Spiele hierzulande vom Verlag Martin Ellermeier vertrieben werden. Neben einer großen Warzone-Platte gab es auch Alien vs Predator zu sehen, spielen und erwerben.

Die AvP-Modelle sind, wie von Prodos gewohnt, hervorragend modelliert.
Die AvP-Modelle sind, wie von Prodos gewohnt, hervorragend modelliert.

Guild Ball

In der gleichen Ecke fand sich auch ein Neuzugang der Spielemesse: Steamforged Games mit seinem Fantasy-Sportspiel Guild Ball. Nach der Finanzierung über Kickstarter vor rund anderthalb Jahren ist das Team weiter aktiv dabei, das Spiel voranzubringen. Die Regeln lassen sich übrigens gratis herunterladen.

chlankes Spiel: Mehr als sechs Figuren pro Team werden in der Regel nicht gebraucht.
Schlankes Spiel: Mehr als sechs Figuren pro Team werden in der Regel nicht gebraucht.

Warlord Games

Veteranen im Tabletop-Bereich sind dagegen Warlord Games. Nachdem es im letzten Jahr nur Bolt Action zu sehen gab, fanden sich dieses Jahr auch kleine Demotische für Beyond the Gates of Antares, dessen Starterbox nächsten Monat erscheinen soll (wir berichteten). Zudem wurde Terminator Genisys von Riverhorse Games, der Firma von Regelautor Alessio Cavatore, gezeigt und verkauft. Dies jedoch scheinbar nicht zu erfolgreich, denn das erst vor einigen Wochen erschienene Tabletop wurde am Sonntag an Händlerständen bereits ab 35 EUR „verramscht“ (statt 95 EUR Listenpreis). Auch Warlord Games selbst verkaufte das Bundle mit Spielmatte am Sonntag für schmale 50 EUR statt für 85 EUR wie tags zuvor. Der Listenpreis der Box darf jedoch durchaus, gemessen am Inhalt, als überhöht gelten. Ob das Spiel dennoch lohnenswert ist, werden wir uns beizeiten einmal genauer ansehen.

Einer der sehr kleinen Demotische für Beyond the Gates of Antares.
Einer der sehr kleinen Demotische für Beyond the Gates of Antares.

Freebooter’s Fate

Ein Messeveteran ist auch das Team von Freebooter Miniatures. Wie bekannt, stilecht in Gewandung, hob sich das nette Team positiv von dem Großteil der Mitbewerber ab. Neben der Messefigur, die dieses Jahr ein kleines Diorama war, gab es druckfrisch die neueste Spielerweiterung für Freebooter’s Fate zu erwerben: Tales of Longfall #2 – Corporate Piracy.

Enthalten sind unter anderem neue Figurenprofile und eine kleine Kampagne aus vier Szenarien.

Auffällig anders war eine der drei Demoplatten: jede Menge Wasser, nur unterbrochen von ein paar kleinen Inseln – eine Meeresplatte? Ja, tatsächlich! Im nächsten Jahr wird es eine Erweiterung geben, die das Spiel optional ziemlich ändert, und hier probegespielt werden konnte. Hierfür wird es verschiedene Boote geben, in denen jeweils drei Modelle Platz finden, die eine festgelegte Ausrichtung haben. Das Boot kann einmal pro Runde aktiviert werden, wobei ein bis drei Modelle darauf mit diesem zusammen aktiviert werden. Diese können ihre Aktionen für Manöver (Boot um bis zu 90° drehen) oder rudern (Bewegung des Bootes in gerader Linie nach vorne) ausgeben. Lediglich eine der bis zu sechs Aktionen darf eine andere Handlung sein. Alternativ können die nicht mit dem Boot gemeinsam aktivierten Modelle natürlich auch separat aktiviert werden und normal agieren. Das Boot darf dabei jedoch nicht benutzt werden. Hierdurch ergeben sich einige spannende neue Spielweisen. So können Boote gerammt werden, Figuren gelangen schneller nach vorne und wer aussteigt, schwimmt im Meer – was durchgängig Deckung gibt. Wir sind ziemlich gespannt, wie es sich im nächsten Jahr dann ausführlich spielt.

 

Weitere Aussteller

Als weitere Aussteller in Halle 2 waren unter anderem Kraken Wargames mit ihren Spielmatten und Hitech Miniatures mit vielen schönen Modellen für Maler und als alternative Modelle anderer Systeme anwesend. Auch Plastic Soldier waren vor Ort und präsentierten ihr Brettspiel The Great War.

The Great War dürfte vor allem Freunde von Spielen zum 1. Weltkrieg ansprechen.
The Great War dürfte vor allem Freunde von Spielen zum 1. Weltkrieg ansprechen.

Auch Ulisses Spiele waren mit einem großen Stand vertreten. Hierfür verweisen wir euch auf unseren gesonderten Artikel.

Für all die vielen, schönen Modelle benötigt man natürlich auch passende Optionen für Lagerung und Transport – auch hierfür wurde wieder etwas angeboten. Neben Feldherr waren dieses Jahr auch Battle Foam aus den USA wieder in Essen vertreten, nachdem der Messeauftritt im letzten Jahr kurzfristig abgesagt wurde. Auswahl an Schaumstoff war also wieder vorhanden.

Halle 7 und weitere

GCT und Awaken Realms

Wie bereits eingangs erwähnt, fanden sich in der „neuen“ Halle 7 auch vereinzelte Tabletop-Stände. So beispielsweise GCT Studios, die ihr etabliertes Nischensystem Bushido zeigten, als auch ihr Miniaturen-Brettspiel Rise of the Kage.

 

Ebenfalls in Halle 7 waren Awaken Realms. Neben futuristischen Modellen gab es auch das noch nicht veröffentlichte The Edge zu sehen und zum Messepreis vorzubestellen.

 

Gelände

Auch Gelände für den Spieltisch fand sich in der neuen Halle. Konkreter die Firma FelixScenery, die mit ansehnlichem Pappgelände erstmals in Essen war, und EpixHaven, die, ebenfalls erstmalig in Essen, fertig bemaltes Resingelände anbot.

 

Mechabrick

Auffallend anders zeigte sich Mechabrick. Das „Roboter-Kampfspiel“ sieht nicht nur nach Lego-Gelände aus, sondern wurde auch als voll kompatibel mit diesem beworben. Die Roboter selbst bestehen aus einigen Einzelteilen und sind, passend zur Gesamtoptik, sehr schlicht. Dennoch faszinierend anders!

 

Weitere Aussteller und Miniaturenbrettspiel

In Halle 1 war dieses Jahr zudem wieder Battlefront mit Flames of War anwesend, gemeinsam mit Gala Force 9.

Zuletzt waren auch noch Titan Forge vertreten – und zwar gleich mit zwei Ständen. In Halle 1 zeigte man vor allem seine (neuen) Miniaturen, während in Halle 7 vorwiegend das erst kürzlich über Kickstarter finanzierte Brettspiel Lobotomy angespielt werden konnte.

 

Eine Brettspielfigur vom Conan-Prototyp. Ein hervorragender Detailgrad!
Eine Brettspielfigur vom Conan-Prototyp. Ein hervorragender Detailgrad!

Generell waren ziemlich viele Miniaturenbrettspiele zu sehen. Eine Entwicklung, die uns sehr freut, wenngleich es einzelne Qualitäts-Ausreißer nach unten gab. Schön war auch zu sehen, wie sehr sich die Qualität weiterentwickelt – die Figuren einiger Brettspiele sehen inzwischen derart gut aus, dass man sie sich durchaus auch als Tabletop-Modelle vorstellen könnte.

Vermisst

Während Games Workshop sich wieder blicken ließ, waren einige größere und bekannte Hersteller wie auch Systeme wieder nicht dabei. Zu nennen wären da unter anderen Spartan Games, die aktuell mit dem Tabletop zu Halo ein großes Eises im Feuer haben. Ebenso Wyrd Games, die mit Malifaux in Form eines Rollenspiels weiter voranschreiten und einer erst vor kurzem erschienenen Zwei-Spieler-Starterbox. Für beide Firmen wäre die Messe ein guter Ort zur Präsentation dieser Neuheiten gewesen. Wobei Letztere zumindest auch massiv vom amerikanischen Dock-Arbeiter-Streik betroffen sind.

Vermisst haben wir auch wieder Ziterdes, die uns früher mit schönem, fertig bemaltem Gelände begeistert haben. Auch Megalith Games (Godslayer) zeigten sich dieses Jahr nicht. Nachdem einer der beiden Gesellschafter die Firma dieses Jahr verlassen hat und entsprechend Sorgen über die Zukunft des Systems entbrannt sind, hat man somit die Gelegenheit verpasst, sich den deutschen Spielern als weiterhin höchst lebendig zu zeigen. Sorgen bereitete uns dieses Jahr auch Dust Tactics. Auch dieses System war nicht zu finden, was jedoch weniger verwunderlich ist. Im Vorjahr war man durch den damaligen Vertrieb Battlefront präsent – nach den öffentlichen Streitereien der ehemaligen Partner zeigte Battlefront dieses Jahr aber natürlich nichts mehr aus der Welt von Paolo Parente.

Auch weitere bekannte Vertreter des Hobbys hätten wir gerne gesehen. Namentlich beispielsweise Outlaw Miniatures (Wild West Exodus), Pulp Monsters (Pulp City) oder Zenit Miniatures (Nemesis, Kensei). Alle drei hatten erst in diesem oder letztem Jahr aktive Kickstarter laufen, deren Auslieferung noch folgt oder erst vor einigen Monaten erfolgt ist. So oder so, es wäre sicher interessant gewesen.

Im Vergleich zum Vorjahr haben uns auch Soda Pop Miniatures gefehlt. Zwar gab es einzelne Anwesende mit Ninja DivisionShirts (Ninja Division ist das gemeinsame Unternehmen von Soda Pop Miniatures und Cipher Studios), allerdings nur, um bei Ulisses Demos für deren Brettspiel Super Dungeon Explore zu geben. Von ihrem Anime-Tabletop Relic Knights gab es dieses Jahr leider nichts zu sehen. Auch Wrath of Kings hätten wir gerne gesehen. Cool Mini or Not war zwar indirekt präsent mittels ihrer Brettspiele, deren deutsche Versionen bei Asmodee erscheinen – von ihrem letzten Tabletop war jedoch, wie auch von Dark Age, nichts zu erblicken.

Auch Wizkids, bekannt für HeroClix und Attack Wing, scheint sich nicht mehr sehen lassen zu wollen. Nachdem die Firma im letzten Jahr seine großen europäischen Events in ein Hotel verlagerte, gab es in diesem Jahr nicht einmal das. Aufgefallen ist uns zudem, dass Attack Wing äußerst preisgünstig verkauft wurde. Um nicht zu sagen verramscht. So gab es beispielsweise große D&D-Drachen für 9 EUR, Star Trek-Schiffe für 5 EUR und Starterboxen für 17 EUR (Star Trek) beziehungsweise 19 EUR (D&D). Dies liegt massiv unter üblichen Preisen, auch unter vernünftigen Sonntag-Abend-Messepreisen. Es scheint, dass Attack Wing hierzulande weit weniger ankommt als einige Händler dies vermutet haben.

Fazit

Hat sich der Messebesuch auch dieses Jahr wieder gelohnt für Tabletopper? Ja, wenn auch eingeschränkt. Eine weitgehende Anwesenheit der großen Branchenvertreter war wieder nicht gegeben und bei einigen Ausstellern gab es zudem wenig zu sehen und zu spielen. So wirkten einige Stände mehr wie Verkaufsstände mit kleinem Spielbereich. Was natürlich legitim ist, den Mehrwert des Messebesuchs jedoch schmälert. Wer im letzten Jahr vor Ort war, dürfte auch die eine oder andere Platte wiedererkannt haben.

Dennoch gab es viele Aussteller und Demoplatten, so dass man sich bei weit gefächertem Interesse durchaus mehr als einen Messetag nur mit Tabletop beschäftigen konnte. Auch interessante Neuheiten konnten betrachtet und gespielt werden, so dass der eigentliche Zweck einer Messe ebenfalls Erfüllung fand.

Ja, der Messebesuch hat sich wieder gelohnt. Aber Luft nach oben ist dennoch! Und für das nächste Jahr hoffen wir, dass die Aufteilung sich wieder etwas dahingehend ändert, dass verwandte Aussteller auch in Nähe zueinander zu finden sind.

Fotografien: Michael Fuchs

 

3 Kommentare

  1. Godslayer hat das einzig richtige gemacht dieses Jahr. Finanzen auf die wichtigen Baustellen fokusiert und die bisherigen Probleme angegangen. Ein Messeauftritt wäre da nur unnötige Geldverschwendung gewesen. So kann man sich für das nächste Jahr besser aufstellen, wieder Goodwill zurückgewinnen und dann mit einem sauberen Schnitt zurückkommen.

    ST Attack Wing ist schon seit einiger Zeit tot, spätestens seit die Balance völlig aus dem Ruder lief und das Organized Play für Europa nur sehr halbherzig unterstützt wurde. Aus dem Grund dürfte auch Asmodee die Übersetzung aufs Abstellgleis geschoben haben. D&D Attack Wing war von Anfang an eine Totgeburt. Allei schon das Layout war max. Prototypenlevel, für ein Endkundenprodukt aber absolut indiskutabel. Die maue Qualität der Minis bei den Preisen dürfte sein Übriges getan haben.

    Wild West Exodus dürfte auf dem europ. Markt nicht mehr groß Fuß fassen können, was auch teilweise mit der unüblichen Figurengröße zusammenhängen dürfte. Die Nische hat zudem Malifaux schon fest in Beschlag.

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